Beiträge von Decimus Artorius Corvinus

    Im selben Moment, als er seine Frau sah, ging ihm soviel durch den Kopf. Dass er sein Cubiculum etwas ordentlicher in Schuss hätte halten können. Dass er sich morgen in aller Frühe den Bart etwas stutzen lassen könnte, denn im Moment sah er eher aus wie ein Philosoph als wie ein Geschäftsmann. Und dann dieser Bauch an Hypathia... er nahm einmal an, es lag nicht am guten Essen der Küstenstadt. Und er lächelte.


    Jauchzend kam der kleine Wirbelwind angeflogen und klammerte sich an Corvinus Bein, kurz danach kam das größere Ebenbild und schmiegte sich an seine Brust, während er ihr den Kuss zärtlich gewährte. Den unhektischen Wink mit der rechten Hand schien Ioannis richtig zu verstehen, denn er machte sich auf in Richtung Cubiculum, hoffentlich um es aufzuräumen.
    "Oh, den Grund für die Freude habe ich schon gesehen, meine Liebste. Ich muss zugeben, es hat mich für drei Lidschläge sprachlos gemacht."
    Er lächelte in ihr Gesicht, strich über ihre Wange und hauchte ihr noch einen Kuss auf die Lippen. "Aber.. wir sollten uns vielleicht langsam setzen. Willst du etwas trinken? Oder essen? Die Reise muss lang gewesen sein und sicher anstrengend. Wie.. wie geht es dir, wie geht es euch? Bei Merkur, ich habe viel zu viele Fragen an euch. Und dein Rücken kommt auch noch dran.", plauderte er lächelnd und deutete auf eine der Klinen, um sich hinzusetzen.

    "Du veralberst mich."
    "Nein, Herr."
    "Sie ist wirklich da?"
    "Ja, Herr."
    "Nicht wirklich?"
    "Doch, Herr."
    Corvinus blinzelte Ioannis an und richtete in zwei flinken Bewegungen sein gelocktes Haar, damit es ordentlich aussah. Er sah an seiner Tunika hinab und strich die Brotkrümel vom dunkelweißen Stoff weg - man sollte vor seiner Liebsten doch ordentlich aussehen.
    "Meine Frau wartet also tatsächlich im Atrium auf mich?"
    "Nein Herr, eine deiner sieben Liebhaberinnen." Nicht der kleinste Anflug von Humor, nicht einmal ein Schmunzeln.
    "Ioannis..."
    Der Sklave grinste seinen Herren an und reichte ihm einen Wasserkrug, damit er wieder ein wenig sein Gesicht benetzen konnte.
    "Gute Güte, ich habe sie sicher fünf Monate lang nicht mehr gesehen. Viel zu lange."
    "Ja, Herr. Du siehst hervorragend aus, Herr."
    "Ähh..? Ah. Danke. Meinst du, ich bin präsentabel genug für sie?"
    "Ganz sicher, Herr."
    "Du musst aber nicht in jedem Satz 'Herr' sagen, Ioannis."
    "Ich weiß, Herr."
    Ein theatralisches Seufzen, dann löste sich Corvinus von seinem Stuhl und begab sich durch das Peristylum in den Mittelgang und von dort, flankiert von Ioannis, gen Atrium. Tatsächlich, da stand sie, seine dunkelhaarige Göttin, Ioannis hatte nicht gelogen. Seine Augen klebten förmlich an ihr. Ioannis hatte nicht gelogen. Aber er hatte etwas verschwiegen.
    "Hypathia! Cara! Es freut mich so sehr, euch beide zu sehen. Habt ihr es in Misenum nicht mehr ausgehalten?"

    Corvinus konnte ein Pfeifen unterdrücken, unter anderem, weil er den Mund voll hatte mit Fisch. Aber seine Augen wurden groß und er nickte Avitus zu, er freute sich außerordentlich für ihn. Crassus wollte tatsächlich als Präfekt der Prätorianergarde abtreten? Das hätte er sich nicht gedacht. Crassus wirkte immer wie jemand, der seine Berufung mochte. Zumindest auf Corvinus. Also, ein Cousin als Prätorianerpräfekt... hui. Moment - verdammt. Da hieß es wohl Mühe geben, immerhin wollte er auch Hypathia etwas bieten. Und wenn sein Vetter Prätorianerpräfekt wurde und Imperiosus vielleicht bald Tribun wird... dann war Corvinus am unteren Ende der Familienleiter. Mhr.
    Wahrscheinlich wäre es unhöflich gewesen, Avitus jetzt schon zu gratulieren, denn Crassus schlug Avitus dem Kaiser nur vor, er beförderte ihn nicht selbst. Auch wenn eine Empfehlung von Crassus wahrscheinlich den Ausschlag gab, der einen Mann wie Avitus zum Präfekten machen würde.
    Musste Corvinus nun in die Politik gehen? Seine Betriebe schließen, fett und faul und Senator werden. Oh ihr Götter. Hoffentlich nicht.
    "Ein großer Tag!", erwiderte er dann laut und prostete mit seinem Weinkelch Avitus und dann Crassus zu. Fürwahr. Das war wirklich ein großer Tag.

    Ahh, Meeresfrüchte. Wie daheim, in Misenum. Der Fisch war köstlich, das sah man Corvinus sogar an, auch wenn er sonst versuchte, sich nicht viel anmerken zu lassen. Das Angebot von Crassus an Avitus überraschte ihn, wusste er ja nicht, dass Avitus alter Patron verschollen war. Aber so fügte sich langsam alles zusammen. Corvinus wischte sich über den Mund und sah zwischen Crassus und Avitus hin und her. Dem Handschlag der beiden begegnete er mit einem gehobenen Pokal, aus dem er Wein trank und dann wieder weiter vom Fisch aß.. bis Crassus begann, seine Pläne offenzulegen und Corvinus sich fast am Fisch verschluckte. Crassus wollte verreisen? Wollte er Avitus kurzfristig zum Prätorianerpräfekten machen? Und was hatte Corvinus dabei zu tun? Ah, vermutlich war er das Mittel zum Zweck, weil er sein Klient... Moment. Nein. Er hätte Avitus auch so einladen können. Ein Essen unter Präfekt und Tribun wäre nichts außergewöhnliches. Mhm. Corvinus wölbte die Brauen und besah sich Avitus. Dann Crassus. Dann wieder Avitus. Da war was im Spiel und Corvinus war nicht scharfsinnig genug, das herauszukennen. Pfuideibel. Das gefiel ihm ganz und gar nicht.
    "Oder als Rosenzüchter.", warf der Artorier grinsend ein.

    Wirklich guter Wein, dachte sich Corvinus, als er aus dem Kelch nippte und beinahe neidisch den Nachgeschmack einwirken ließ. Sein eigener Wein war keinesfalls schlecht, aber mit dem Setiner konnte er sich keinesfalls messen. Diese Kannellierungen. Diese Säulen. Und diese ganzen Mosaike. Ein paar davon haben ja auch meine Jungs gelegt, wenn ich mich recht erinnere. Corvinus folgte Avitus und Crassus und ließ seinen Blick schweifen. Bis er im Triclinum angelangte, sich ebenso wie Avitus auf einer Kline niederließ und die Straußeneier betrachtete. Eigentlich schmeckten ihm Eier nicht, keine Ahnung warum. Aber das konnte sein Gastgeber nicht wissen, darum kämpfte er sich durch wie bei einem jeden Gastmahl, bei dem er empfangen wurde. Er setzte sein höflichstes Lächeln auf und kostete herzhaft von dem Straußenei. Wenigstens schmeckt es gut genug, um es nicht ausspucken zu müssen.
    "Wirklich köstlich.", log er höflich und nahm einen weiteren Bissen, das Lächeln verging ihm dabei nicht.
    Als Avitus endlich hervorbrachte, was beiden auf der Seele lag, nickte er seinem Vetter zu und sah zu Crassus.

    Corvinus nippte an seinem Becher und sah mit amüsiert gerunzelter Stirn zwischen Avitus und Imperiosus hin und her. Avitus war also bei den Prätorianern, wie er richtig vermutet hatte. Imperiosus war bei der Legio I, soweit er das verstanden hatte. Und sein Sohn geht zu den Cohortes Urbanae. Und Vetter Reatinus ist laut letzten Gerüchten aus Germanien mittlerweile Praefectus Castrorum.
    "In welcher Legion ist eigentlich kein Artorier vertreten?", fragte Corvinus mit einem Schmunzeln. Eigentlich schade, dass so wenige in der Privatwirtschaft oder im öffentlichem Amt beschäftigt waren. Das hieß, weniger verwandtschaftliche Beziehungen für Corvinus. Naja, man konnte nicht alles haben.
    "Ah, erfreulich. Das heißt, ich kann in den nächsten Wochen viele Verwandte kennenlernen. Ich wollte ohnehin einmal eine Reise durch mehrere Provinzen unternehmen, um einmal alle Artorier kennengelernt zu haben. Eigentlich bin ich kein sehr familiärer Mensch... aber kennen würde ich doch gerne alle."

    Corvinus war überrascht. Naja, nicht wirklich sehr, aber doch ein wenig überrascht. Vor allem über die herzliche Geste. Dass Crassus der Luxus langsam überdrüssig wurde, das konnte er verstehen. Und dass er sich über den Korb freute, freute auch Corvinus - es geschah selten genug, dass er das richtige Geschenk verschenkte. Bei Crassus Geste sah er sich im Raum herum und wollte lieber gar nicht wissen, wie lange er würde arbeiten müssen, um sich ähnliche Ausstattung und Einrichtung leisten würde können. Das war auch ihm zuviel Pomp. So hob er beim Trinkspruch auch den Becher und nickte den beiden zu.


    "Auf unsere Familien.. und auch - auf uns." Mit einem verschmitzten Lächeln trank er dann von seinem Becher. Wären nicht alle Frauen der Familie vergeben, würde er glatt vermuten, Crassus hätte sich in eine seiner Verwandten verliebt und wollte sich nun bei Avitus und Corvinus die 'Erlaubnis' einholen, sie zu ehelichen. Aber das konnte nicht sein. Was war es dann? Corvinus hielt Crassus keineswegs für einen unherzlichen Menschen, aber es war einfach.. ungewohnt. Und bei einem Abendessen mit zwei Prätorianern, sollte man da nicht etwas vorsichtig sein?

    Corvinus trug ebenso nur eine Tunika, keine Toga. Sie war, wie Crassus Tunika, ziemlich schlicht gehalten, aber besaß dennoch eine eigene Eleganz. Generell trug Corvinus kaum Zeugnis von Prunk und Luxus.. das einzige, was Schmuck nahe kam, war eine Kette aus kleinen Holzperlen in allen möglichen Blautönungen, die um seinen Hals baumelte. Der Bart war einigermaßen gestutzt und das Haupthaar doch eher.. gelockt und stürmisch. Aber etwas anderes kannte man von Corvinus auch gar nicht. Dafür trug er einen Korb in seiner rechten, wie ihn normal nur die Bauernweiber trugen.


    "Zum Gruß, Caecilius Crassus. Deine Einladung ist mir eine Freude und ich möchte mich auch entschuldigen, längere Zeit nichts von mir hören zu lassen. Es ist doch ein kleiner Umweg, von Misenum nach Rom." Corvinus schmunzelte und neigte den Kopf, ehe er das Leinentuch vom Korb zog. "Ich dachte, ich bringe uns ein paar Freuden, zur Feier der Vinalia rustica* mit. Als da wären jede Menge Weintrauben von meinen Weinbergen, eine Amphore Wein, Oliven und Schafskäse. Und Fladenbrot, gebacken von meiner Frau." Corvinus sah Crassus mit einem breiten Schmunzeln an. "Ich hoffe, du bist von der Bescheidenheit meines Geschenkes nicht entsetzt."


    [SIZE=7]*Ich nehm als Tag mal den Dienstag und das waren immerhin die Vinalia rustica. Ich hoffe, das ist für euch i.O. *g*[/SIZE]

    "Prächtig. Ioannis freut sich sicher über eine neue Tunika.. und Cinya kann ruhig das Kleid behalten, das sie... hat.", sagte Corvinus und nickte beipflichtend, während er sich gemütlich zurücklehnte und das stützende Gefühl der Rückenlehne zu genießen begann. "Uns ist es wirklich wundervoll ergangen in den letzten Monaten. Wie du vielleicht mitbekommen hast, habe ich meine.. Vorteile daraus gezogen, den Abschluss des Villenbaus in Misenum koordiniert zu haben. So dass auch eine Villa für uns Artorier abgefallen ist - ein kostspieliges Unterfangen - wo Hypathia im Moment unsere Tochter Cara aufzieht. Nach meiner Berufung in die Curie von Misenum ging es auch mit den Aufträgen für Bauwerken immer besser und momentan.. habe ich doch viele Baustellen in Kampanien. Dabei wollte ich eigentlich immer Advocatus werden, als mir verwehrt war, zur Legio zu gehen.", meinte er grinsend und nippte an seinem Becher. "Es schmerzt mich zwar fürchterlich, dass ich Hypathia soviel allein lassen muss, aber dafür bekommt sie, wenn ich daheim bin, umso mehr Zuwendung. Und außerdem kann sie unterdessen unsere Sklaven herumschubsen. Sie genießt das sicher."
    Ein zweites Seufzen des Artoriers.
    "Wer lebt eigentlich momentan in diesem Domus, abgesehen von euch beiden? Es wirkt hier so still, kein Kindergelächter, dass die Säulengänge erfüllt.. andächtige Stille, sieht man einmal von dem bisschen Straßenlärm ab, das hier hereindringt."

    Mit gehobener Braue sah Corvinus zu seinem Vetter und strich sich durch den Vollbart. "Meinst du, da sind mehrere?" Was Crassus wohl vor hatte, ahnte der Artorier immer noch kein bisschen. Crassus hatte das Talent, jemanden in dem Gefühl zurückzulassen, er hätte viel gehört, wusste aber noch immer genausoviel wie zuvor. Eine gute Eigenschaft, für einen Präfekten der Prätorianer. Corvinus hatte sich in seine beste Kleidung geworfen, die für einen wohlhabenden Mann immer noch erschreckend einfach gehalten war. Für eine Toga, deren Falten ständig zu verrutschen drohten, für eine Tunika, deren leuchtendes Weiß ständig zu verdrecken drohte, war der Bauherr einfach viel zu aktiv.

    Corvinus schüttelte lächelnd den Kopf und hebte abwehrend eine Hand. "Keine Sorge, du wirkst auch ziemlich eingespannt. Als Centurio wird man wahrscheinlich sehr viel zu tun haben. Ich beneide dich, wirklich. Der Weg des Militärs wäre auch mir der Liebste gewesen, doch war es meine frühe Liebe zu meiner Frau, die dies zu verhindern wusste. Wenn ich etwas für dich tun kann, dann sag es einfach." Auch wenn er ihn kaum kannte, er war Familie - und damit über alle Zweifel erhaben. Deswegen konnte er ihm unbedenklich ein solches Angebot machen.


    "Ach, den Rest können wir uns nachher auch ansehen." Dankend nahm Corvinus auf dem Sessel Platz und hob erstaunt die Brauen. Dieser Crassus. Der wusste auch fast immer, wo er unterwegs war.. wahrscheinlich der Vor- und Nachteil, wenn man ein Klient des Prätorianerpräfekten war.
    "Dieser Crassus.", wiederholte er, sagte es diesmal aber und schmunzelte dabei. "Was für ein Zufall. Aber sicher, solange kann ich in Rom bleiben. Wenn ihr hier Unterkunft für mich und meine beiden Sklaven hättet, die mich begleiten? Eigentlich brauche ich nur einen Tisch und drei Schlafstätten."
    Ein merkwürdiger Gedanke, mit dem Tribun und dem Präfekten der Prätorianer ein gemütliches Treffen abzuhalten. Immerhin waren das zwei der mächtigsten Männer in Rom. Und Corvinus... naja. Er baute, er ließ bauen... aber mit Macht hatte das nicht viel zu tun. Der höchste Posten, den er immer noch bekleidet... er war Decurio in Misenum. Etwas kleines feines, was ihm durchaus gefiel. Am liebsten hätte er die ganze kleine Stadt unter sein Patronat gestellt. Irgendwas wollte Crassus, da war er sich ganz sicher. Das war ein Mann, der nichts ohne Grund tat, immerhin kannte er ihn schon lange genug dafür.

    Griechischer Zweig. Ein Mundwinkel Corvinus musste unwillkürlich zucken und bildete ein Schmunzeln auf den Lippen des stattlichen Artoriers. Wie das schon klang... als wäre sein Großvater nach Griechenland gezogen, um sich mit dem Erbgut der Hellenen zu vermischen. Oder, salopper gesagt, als wollte er dort nur der Fleischeslust fröhnen und viele Nachkommen machen.


    "Ja.", sagte Corvinus, mit einem minimalistischen Lächeln, zwinkerte Imperiosus dann aber zu. "Das heißt aber nicht, dass du griechisch mit mir reden musst, werter Vetter. Ich glaube, ich kann deinem Latein folgen." Dann grinste er leicht und klopfte ihm beschwichtigend auf die Schulter, um die Selbstironie zu verdeutlichen.
    "Die Reise? Ach, die Via zwischen Misenum, Neapolis und Roma ist ziemlich angenehm, um mit einer Kutsche zu fahren. Es holtert und poltert, aber das haben Reisen mit Kutschen eben so an sich. Vielleicht sollte ich mir einen Streitwagen kaufen und ein wenig umbauen."


    Dann kam Avitus - und Corvinus fühlte sich sichtlich wohler. Endlich ein Gesicht, das ihm vertraut war, das er zumindest wirklich kannte.
    "Zum Gruße, Avitus!", rief er aus, schmunzelte und betrachtete dann seinen Vetter, die Geste erwidernd. "Ich hörte von deinen Versetzungen, unter anderem. Ich nehme an, Crassus ist immer noch Praefectus bei den Praetorianern?" Mit einer schwungvollen Geste bedeutete er auf die Wände und die Säulen und drehte sich um die eigene Achse.
    "Oh, die Domus ist großartig. Ich versuche ständig, irgendwelche Mängel zu suchen, aber mir wollen keine ins Auge stechen. Prächtige Säulen, wundervolle Mosaiken, von denen manche meiner Vorarbeiter etwas lernen könnten.. sogar die Wandbemalung ist wirklich gelungen. Schade finde ich nur, dass ihr mich bisher nie in meiner Villa in Misenum besuchen kamt. Allein schon die Classis wäre ein paar Blicke wert. Aber genug von mir... wie geht es euch?"

    Nach einem Schluck Wein besah er sich die Mosaike und was man daran verbessern könnte. Vielleicht war es das exzentrische Benehmen eines Baumeisters, aber das störte Corvinus an sich selbst am wenigsten. Gerade als er meinte, ein störendes Detail im Mosaik ausgemacht haben zu können, während er noch immer auf seine beiden Sklaven wartete, überraschte ihn ein Mann. Eine Braue hob sich etwas, also setzte er erst einmal den Wein ab und betrachtete Imperiosus. Der Mann kam ihm bekannt vor.


    "Salve. Mein Name ist Decimus Artorius Corvinus und ich warte auf die Söhne meiner Tanten, die Herren dieses Hauses."
    Wenigstens der Ianitor hatte ihn wiedererkannt, wahrscheinlich von einem seiner flüchtigen Besuche in Rom. Wäre Medeia doch hier. Er fühlte sich unwohl. Im Domus der Familie, behandelt wie ein Fremder. Dabei hatte er doch mit den meisten lange genug gelebt, in der alten Casa.
    "Du kannst Artorius Imperiosus und Artorius Avitus gerne Bescheid geben, dass ihr Vetter auf sie wartet. Sollten sie mich nicht kennen... mhh. Dann sag, dass der ehemalige Architectus von Italia hier auf sie wartet."
    Irgendwie hatte er die Toga wohl einfach ausgeblendet... aber er selbst trug ja auch keine.

    Im Atrium



    Nachdem der Ianitor ihn freundlicherweise durchließ, trat Corvinus durch den Gang in das Atrium ein. Wirklich hübsch, alles sehr solide gebaut und äußerst spielerisch verziert. Hätte glatt von ihm sein können. Hoffentlich hatten nicht Avarus und seine Schergen hier gebaut, sonst müsste man ganz rasch wieder mit einer Renovierung rechnen. So sehr in Gedanken versunken, über Bauformen, Bautechniken und die verschiedensten verspielten Anordnungen von Mosaiken, schlenderte er in das Atrium, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Mit Medeia konnte er hier wohl nicht rechnen, nachdem sie nach Ägypten floh. Der Ianitor hatte etwas von Avitus und Imperiosus gesagt, das hatte Corvinus beruhigt. Die beiden waren wohl ebenso unverwüstlich wie er selbst. Auf Avitus war er sogar ein wenig stolz, er war Tribun bei den Prätorianern, wie er gehört hatte. Sehr beachtlich. Corvinus musste mit Crassus einmal über Avitus sprechen, der wohlgeformte Römer war ja doch von recht neugieriger Natur.


    "Menas, Menas...", murmelte er nachdenklich vor sich hin. Der Name kam ihm bekannt vor. Leider konnte er sich nur Namen von Hassfeinden und von engen Verwandten wirklich gut merken, alles andere ging an ihm vorbei, ohne zur Kenntnis genommen zu werden. Immerhin war man ja doch eine recht verstreute Familie. Gemütlich setzte er sich auf eine der Klinen, schenkte sich etwas Wein in einen Becher ein und hing mit den Gedanken an den Kannelierungen der Säulen.

    Corvinus schien ein wenig zerstreut mit seinen Gedanken und sortierte sich selbst, wollte sich gerade beim Sklaven bedanken, was aber nur mit den Worten "Ich danke..." begann, denn dann war der Sklave auch schon wieder weg. Jetzt fehlte eigentlich nur noch Medeia, umgeben von sechs griechischen Lustsklaven und das "traute Heim" wäre wieder ein trautes Heim. Hach. Wie sehr hatte er es nicht vermisst.