Beiträge von DIVUS IULIANUS

    Der Kaiser bemerkt das Zögern des Quaestor Principis und wirft erst einen Blick auf Tiberius Durus, dann auf Flavius Gracchus.


    "Ich denke, wir müssen vor dem Quaestor Consulum keine Geheimnisse in dieser Angelegenheit haben. Sollte es aber länger dauern, möchte ich ihn nicht unnötig aufhalten, so dass er sich gerne jetzt schon entfernen darf, wenn er möchte."

    Der Kaiser kann den Ergeiz und die Motivation des jungen Patriziers durchaus verstehen und nachvollziehen, doch in diesem Fall musste er eine klare Linie vertreten.


    "Wie stellst du dir das vor? Es reicht in diesem Fall keine einfache Sondererlaubnis für deine Kandidatur. Ich müsste dich zuvor in den Senat berufen wo du auch deinen Amtseid ablegen musst. Zum einen ist dies mit deiner noch ausstehenden Emanzipation nicht vereinbar und zum anderen würde es auch kein gutes Licht auf dich als zukünftigen Praetor werfen, wenn du durch ein solches Vorgehen zu deiner Kandidatur kämst. Ich denke nicht, dass die Wähler einen Kandidaten wählen, der einige Tage zuvor erst in den Senat berufen wurde und dann auch noch unter solchen Umständen. Ich denke, dass ich dir in diesem Fall nicht helfen kann."

    "Wenn du mir keine Nachrichten diesbezüglich zu überbringen hast, dann habe ich auch keine. Der Praefectus Annonae ist dir unterstellt. Von den Aedilen wurde auch nichts an mich heran getragen.


    Seit wann sind die Lieferungen fällig und was bedeutet die Verzögerung?"


    Der Kaiser wirkt bei dieser Frage interessiert, jedoch keineswegs besorgt.

    "Ich verstehe das. Doch du kennst die Gründe, die dir bisher die Aufnahme verwehrt haben. Dein politisches Engagement wird immer jenes deines Vaters sein, solange du nicht emanzipiert bist. So nimmst du deine Rolle bei den Arvales wahr, so wirst du sie im Senat wahrnehmen müssen.


    Ich erinnere mich, dass du in Verbindung mit deiner Verlobung emanzipiert werden solltest, nicht wahr? Für wann ist diese vorgesehen?"

    Auch diese Vorschläge nimmt der Kaiser nacheinander entgegen und begutachtet sie. Bei einigen schüttelt er diesmal den Kopf.


    "Die Standesabzeichen der Ritter und Senatoren können wir nicht einfach streichen. Diese sind zwar auch Tradition, aber eine schrftliche Niederlegung schafft zusätzliche Sicherheit.


    Die anderen Vorschläge scheinen mir dagegen nur jeweils kleine, problemlose Änderungen zu sein."


    Der Kaiser legt die Rollen zur Seite und blickt beide Quaestoren an.


    "Ihr habt eine sehr ausführliche und akribische Arbeit geleitstet, das muss ich noch einmal betonen. Gründlichkeit und Fleiß zeichnen euch aus. Es wird sicher einige Tage dauern, bis ich die ersten Änderungen durchführen lasse, aber ihr könnt euch sicher sein, dass eure Arbeit nicht umsonst war.


    Gibt es noch weiteres zu besprechen?"

    "Ja, das ist wohl richtig, aber da sind wir dann wohl doch zur falschen Zeit am falschen Ort, um über diese Besetzung zu entscheiden."


    Der Kaiser greift bei den Speisen zu und isst maßvoll und trotz des einfachen Essens mit Genuss.


    "Annaeus Florus, hast du dich schon ein wenig auf dein neues Kommando vorbereiten können? Oder möchtest du den Abend noch schnell nutzen, dir von den Offizieren ein paar Tipps geben zu lassen, um ab morgen richtig mit den Seesoldaten umzugehen?"

    Der Kaiser nickt zufrieden.


    "Ich nehme deine Entscheidung mit Freude zur Kenntnis, hätte mir aber auch nichts anderes erwartet von meinem Praefectus Urbi. Keiner Sorge Octavius Victor, deine Zeit als Consul wird noch kommen. Im Moment warten jedoch andere Aufgaben auf dich. Gibt es noch weitere Dinge, die du mit mir besprechen möchtest?"

    Der Kaiser betrachtet eine Schriftrolle nach der anderen, meist begleitet von einem zustimmenden Nicken zu den vorgeschlagenen Änderungen.


    "Bei den Regelungen zur Acta Diurna werde ich vielleicht mit der Auctrix Rücksprache halten, aber die Änderungen erscheinen logisch. Die Zeiten der politischen Betätigung der Factiones sind lange vorbei."


    Der Kaiser stapelt die Schriftrollen liebevoll auf einem Tisch neben seinem Sitz und blickt den Quaestor wieder an.


    "Es ist erstaunlich, dass sich noch niemand beschwert hat, so viele nötige Korrekturen wie ihr findet. Ihr habt noch mehr?"

    "Du bekleidest eines der wichtigsten Ämter im ganzen Reich Octavius Victor. Ich erwarte mir von meinem Praefectus Urbi, dass er sich voll und ganz auf seine Aufgaben konzentrieren kann und dulde keine Ablenkung. Beide Ämter setzen vollste Aufmerksamkeit und Einsatz voraus. Du wirst also eine Entscheidung treffen müssen."

    Der Kaiser überlegt eine Weile, bevor er seinem Magister Officiorum antwortet.


    "Ich denke es wird das Beste sein, wenn du deine Kandidatur aufrecht erhältst und ich Senator Quarto einen Nachfolger für dein Amt suchen lasse. Ich habe dem nichts mehr hinzuzufügen. Du kannst dich nun zurückziehen und deine restliche Arbeit erledigen."

    Der Kaiser wiegt längere Zeit die Vor- und Nachteile ab, Furianus von seinem Amt zu entbinden.


    "Ich bin mit deiner Arbeit in Hispania äußerst zufrieden Flavius Furianus, deshalb werde ich deiner Bitte nachgehen und dich von deinem Amt als Architectus Provincialis entbinden. Da du von Politik gesprochen hast, nehme ich an, dass du über eine Rückkehr in den Cursus Honorum nachdenkst?"

    "Nun gut, das sind keine dramatischen Neugikeiten.


    Aber trotzdem wäre es schade, wenn du dich diesen Aufgaben nicht mehr widmen könntest. Die Leitung der Cohortes Urbanae, die vielfältigen anderen Aufgaben des Praefectus Urbi, überhaupt, das Amt in seiner Gesamtheit ist mit einer gleichzeitigen Amtszeit als Consul nicht vereinbar. Was soll dein Kollege dazu sagen, dass du den halben Tag oder noch mehr nicht da sein kannst, wo ein Consul hin gehört?"

    Da er auf der Reise noch keine Gelegenheit hatte, mit dem Prinzen länger über den Grund des Aufenthaltes zu reden, erklärt der Kaiser ihm jetzt in Kürze, mit wem er es zu tun hat.


    "Prinz Acuma, ein solches Essen wie dieses hier ist ein wichtiger Bestandteil der politischen Kultur unseres Volkes. Man verbindet das angenehme und gesellige mit dem nützlichen - in diesem Fall, mit den Offizieren der Flotte des westlichen Mittelmeeres über den Zustand der Einheit, ihre aktuelle Arbeit und Sorgen zu sprechen. Dementsprechend siehst du hier drüber auf den Liegen den monentanen Befehlshaber des Stützpunktes und die wichtigsten Offiziere seines Stabes. Morgen wird Annaeus Florus hier das Kommando übertragen bekommen."


    Während sie noch darauf warten, dass der erste Gang eröffnet wird, wendet er sich dann an Aurelius Cicero.


    "Du hast schon einmal mit Offizieren gespeist? Oder ist es für dich das erste Essen in einem Lager? Oder hättest du dich gar für den Posten eines Quaestor Classis erwärmen können?"

    Der Gesichtsausdruck des Kaisers wird sichtlich ernster, als er die Worte seines Magister Officiorum hört.


    "Meinst du nicht, wir hätten uns hierüber vielleicht vor deiner Kandidatur unterhalten sollen Magister? Ich halte dieses Vorgehen für einen so engen Beamten meines Stabes nicht für besonders angebracht und hätte mir bereits vorab erwartet, darüber informiert zu werden, als nun vor den vollendeten Tatsachen zu stehen."

    Kurze Zeit später betritt der Kaiser den Audienzsaal, sieht sich kurz um und geht dann auf die beiden Männer zu, die bereits auf ihn warteten. Mit einem knappen Kopfnicken begrüßt er Furianus, den er auch gleichzeitig direkt anspricht.


    "Flavius Furianus, was führt dich zu mir?"