Beiträge von Claudia Agrippina

    Zitat

    Original von Eireann
    Und ärgere mich das ich wegen diesem dämlichen Virus meinen Florida-Trip canceln musste.
    Naja. Dann eben 2021.


    Eigentlich wäre ich jetzt in Irland. -.^ ;(

    In der Einrichtung herumsitzen*, da keine Kinder zur Notbetreuung vorhanden sind, aber Anwesenheitspflicht lt. Träger besteht. -.^



    * In den letzten Wochen haben wir alles schon desinfiziert, umgeräumt, ausgemistet, renoviert, Papierkram erledigt, Portfolios auf den neuesten Stand gebracht…..


    Vielleicht geht´s ja ab nächste Woche wieder weiter. Aber wie erklärt man einer Dreijährigen, dass sie den Mindestabstand einhalten muss? ?(

    Die Morgenfrische hatte ich für einen Spaziergang im Hortus genutzt. Als ich wieder zurückkam, lag ein Brief auf der Kommode. Neugierig schaute ich nach dem Siegel. Nein, es war nicht das Iulische! Es war das der Aurelia. "Nanu, wer schreibt mir da?", sagte ich eigentlich mehr zu mir selbst. Auch Eleni konnte mich in diesem Moment keines Besseren belehren. Also öffnete ich rasch den Brief und las laut vor:


    Ad. Claudia Agrippina


    Salve Agrippina,
    ich hoffe es geht dir gut und du kannst nicht über Langeweile klagen.
    Ich bin für eine Weile in der Urbs da mich gute Neuigkeiten hierher brachten.


    Ich hoffe das wir uns bald wieder sehen. Wenn du Zeit und Muse hast komm mich doch besuchen, die Villa steht fast leer der Rest der Familie ist noch in der Sommerfrische auf dem Land.


    Sim-Off:

    Gern kann auch Claudia Aquilina oder Claudia Livineia mitgebracht werden.



    liebe Grüße
    Dursilla


    "Aurelia Drusilla… Aurelia Drusilla…" ,sinnierte ich laut. "Kennen wir eine Aurelia Drusilla. Eleni?" Die alte Sklavin musste selbst einen Augenblick nachdenken, da ihr der Name auch nicht sofort geläufig war. "Wenn ich mich nicht irre, hast du sie bei deinem letzten Aufenthalt getroffen. Vielleicht bei einer Festlichkeit. Ich bin mir nicht sicher." Jetzt war ich doch etwas ratlos, wenn sich selbst Eleni nicht genau erinnern konnte. Andererseits war dies eine gute Möglichkeit, sich wieder den Weg zurück zur feinen Gesellschaft Roms zu ebnen. "Was meinst du, soll ich die Einladung annehmen?", fragte ich Eleni, obwohl ich die Antwort ja bereits schon kannte. Die Sklavin zuckte mit den Schultern. "Ja, warum nicht. Du hast in den nächsten Tagen keinerlei Verpflichtungen," meinte sie. Also beschloss ich, der Aurelia am nächsten Tag einen Besuch abzustatten.

    -->


    Man konnte dem Hünen viel vorwerfen, zum Beispiel dass es ihm nicht immer gelang, seine Kräfte richtig zu dosieren. Doch diesmal war die Tür heilgeblieben. Natürlich genoss er es jedes Mal, wenn dann die Tür aufging und in den Gesichtern der Türöffner jedes Mal dieser überraschte Schrecken sichtbar wurde - bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger.
    Natürlich war es dieses Mal wieder so, wenn sich der Hänfling auf der gegenüberliegenden Seite der Porta auch die größte Mühe gab, seinen Schrecken zu verbergen.
    „Salve! Iich bringen Nachricht von Domina Claudia! Für Ijulius!“, brummte er tief in seinem breiten skythischen Akzent. Sofort streckte er dem Ianitor eine Papyrusrolle entgegen, die ihm seine Domina anvertraut hatte und die sie zuvor mit schwungvollen Lettern beschriftet hatte.





    Ad
    Gaius Iulius Caesoninus
    Domus Iulia
    Roma


    Werter Iulius,
    es wäre mir eine große Freude, dich und deine familia* zu einer Cena anlässlich der Saturnalien in der Villa Claudia begrüßen zu dürfen.
    Bitte lass mich durch meinen Sklaven wissen, ob ich mit dir rechnen darf.
    Mögen Dir die Götter stets gewogen sein!


    Claudia Agrippina


    „Iich soll Nachricht persänlich iibergeben!“, fügte er noch hinzu und wartete ab.



    Sim-Off:

    Selbstredend sind alle Iulier und iulische Sklaven damit angesprochen!;)

    Der Winter war eingekehrt und mit ihm waren die Saturnalien immer näher gerückt. Einst hatte dieses Fest eine große Bedeutung für mich – damals in Eleusis, als mein Bruder und ich noch klein waren. Vater hatte jedes Jahr ein opulentes Fest ausgerichtet, bei dem die Freunde der Familie, seine Geschäftspartner, sowie Klienten und natürlich die ganze Sklavenschaft eingeladen waren. Letztere hatten stets noch monatelang danach davon schwärmen können. Seit jedoch Vater und kurze Zeit später mein Bruder von mir gegangen war, war die Zeit um die Saturnalien für mich immer zu einer sehr schwierigen Zeit geworden.


    Dieses Jahr jedoch sollte dies anders werden. Zumindest wollte ich die Feiertage nicht allein verbringen. Doch wen sollte ich nur einladen. Ich sann über meine Bekanntschaften nach, die ich zuletzt seit meiner Rückkehr gemacht hatte. Da fiel mir nur der Iulier ein, den ich im Pompeiustheater und bei dem Rhetorenwettstreit getroffen hatte. Vielleicht sollte ich diese Bekanntschaft ausweiten um auf kurz oder lang wieder Anschluss in der römischen Gesellschaft zu finden. Letztendlich war der Iulier in diesem Haus kein Unbekannter, denn wie er mir sagte, kannte er meinen Onkel und hatte auch schon mit ihm zusammengearbeitet. Doch natürlich ziemte es sich nicht für mich, mir einen unverheirateten Mann einzuladen. Also entschied ich, auch seine Verwandten einzuladen, deren Bekanntschaft ich ja zum Teil auch bereits machen konnte.


    Also setzte ich an meinen Schreibtisch und ließ mir von Eleni ein Stück Papyrus und Tinte reichen, um einen Brief zu schreiben. Nachdem das Schreiben mit meinem Siegel verschlossen war, ließ ich Creton rufen, der den Brief zu den Iuliern bringen sollte. Nach Möglichkeit sollte er nicht ohne eine Antwort zurückkehren.

    Nun ja, den Skythen in einem Ludus trainieren zu lassen zeugte sicher mehr von artgerechter Haltung, als ihn in der Villa dahinvegetieren zu lassen. Und da meine neue Bekanntschaft auch in dieser Richtung Beziehungen unterhielt, war es schon eine Überlegung wert, das Angebot des Iuliers in Erwägung zu ziehen. „Nun ich werde über dein Angebot nachdenken und es dich dann wissen lassen, wenn ich mich positiv entschieden habe.“ Wenn ich mich nicht irrte wohnten die Iulier ebenfalls auf dem Esquilinius, nicht weit weg von der Villa Claudia.


    Auch mit meiner Vermutung hatte ich richtig gelegen. Iulius war ein ehrgeiziger Vertreter seiner Familie, der noch viel vorhatte. Nichts Geringeres als Consul wollte er werden. Mit einer guten Ausdauer und den richtigen Beziehungen konnte sein Wunsch in einigen Jahren wahrwerden. Natürlich zeigte ich mich beeindruckt, ob solcher Ambitionen. „Dann hast du noch viel vor! Möge Fortuna dir dabei gewogen sein!“
    Die meisten meiner männlichen Verwandten hatten sich mehr oder weniger erfolgreich der Politik zugewandt. So auch mein eigener Vater, der Rom in jungen Jahren den Rücken gekehrt hatte und sich zusammen mit meiner Mutter nach Eleusis zurückgezogen hatte. Dafür konnte ich und auch mein Bruder nur dankbar sein, da wir eine erfüllte Kindheit erleben durften.
    „Sagen wir es einmal so, es wird von ihnen erwartet. Würde mein Bruder noch unter den Lebenden weilen, hätte er sicher auch den Cursus Honorum beschritten.“ Ja, das wäre ganz nach Maecenas‘ Ansinnen gewesen. Und wieder war sie wieder da, diese Traurigkeit um den Verlust des Bruders. Doch dann wurde meine Aufmerksamkeit auf das junge Mädchen gelenkt, die den Iulius begleitet hatte. Ich sah gerade noch, wie sie niedersank und in letzter Minute von einer starken männlichen Hand aufgefangen.
    „Oh, sieh nur! Was ist denn da passiert? Gehört die junge Dame nicht zu dir?“, fragte ich besorgt, um die Aufmerksam des Iuliers auf das Mädchen zu lenken. Womöglich bedurfte sie seiner Hilfe.

    Während der Nomenclator mich über die anwesende bessere Gesellschaft Roms aufklärte, ließ ich meinen Blick über den mit Menschen gefüllten Platz gleiten. So konnte ich die jeweiligen Gesichter mit den erhaltenen Auskünften verbinden. Im Grunde war es viel zu viel an Informationen, die ich so erhielt. Wahrscheinlich vergas ich auch das meiste wieder nach kurzer Zeit. Jedoch war dies eine kurzweilige Beschäftigung, um den Beginn des Wettstreits damit zu überbrücken.


    Doch dieser ließ nicht lange auf sich warten. Die gestellte Aufgabe war nach meinem Ermessen eine Leichte. Eine Lobpreisung auf Roma war doch für jeden gewandten Redner eine dankbare Aufgabe, die problemlos zu bewerkstelligen war.
    Der Ausrufer gab die Reihenfolge der Redner statt. Bis auf den ersten Namen sagten mir die anderen überhaupt nichts. „Gaius Iulius Caesoninius, der Name kommt mir bekannt vor. Wo habe ich ihn nur schon einmal gehört?,“ raunte ich zu meinen Sklaven. Creton, der aus 99% Muskeln und 1% Hirn bestand, sah mich fragend an. Wahrscheinlich hatte er nicht einmal verstanden, worum es hier eigentlich ging. Der Nomenclator, nennen wir ihn an dieser Stelle Hermocles, begann sogleich mir alles Wissenswerte über den Iulius ins Ohr zu flüstern, jedoch beantwortete dies nicht meine Frage. Eleni allerdings, die stets aufmerksam darüber wachte, mit wem ich verkehrte, wusste die Antwort sofort. „Erinnerst du dich nicht? Der goldene Mann?! Im Theater?!“ Ja natürlich! Jetzt fiel es mir wieder ein. Mein Sitznachbar, der mich förmlich überschüttete hatte mit Komplimenten und den Eleni für den ‚goldenen Mann‘ aus der Prophezeiung einer alten Wahrsagerin aus Achaia hielt. „Ach ja richtig. Ich erinnere mich wieder.“ Nun denn, dann gab es ja doch einen Kandidaten, für den man jubeln konnte. Was natürlich nicht hieß, dass nicht auch die anderen Redner Applaus verdienten.


    Etwas weiter weg von meinem Platz begann man bereits Wetten abzuschließen, wer denn der Gewinner werden mochte. Zu gerne hätte ich dagegen gehalten, doch ich wusste, was sich gehörte.


    Kurze Zeit später erschien dann auch der Iulier auf der Rostra und begann mit seiner Lobpreisung auf die ewige Stadt. Wie zu erwarten war, strotzte seine Rede nur so von Patriotismus und von der Glorie Roms, der Bezwingerin der Völker. Selbstredend durften auch nicht die Errungenschaften unserer Kultur fehlen, die wir den unterworfenen Barbaren gebracht hatten und von denen sie nun profitieren konnten.
    Für meinen Geschmack war es eine gute Rede und daher bekundete ich dies mit klatschen und einen „Bravo!“ Dass der Iulier gut und viel reden konnte, hatte er mir ja bereits im Theater offenbart. Nun war abzuwarten, wie die Preisrichter entscheiden würden. Das Publikum jedenfalls schien sich bereits entschieden zu haben.

    Mein Plan war aufgegangen! Ich hatte den Iulier davon abbringen können, mich nicht weiter zu becircen, bevor ihm womöglich die Schmeicheleien ausgegangen wären. Sogleich war seine Aufmerksamkeit auf den mächtigen Skythen gelenkt. Ob er ihn auch noch ‚mein Dickerchen‘ tituliert hätte, wenn er ihm nächtens in einer einsamen Gasse begegnet wäre? Wohl kaum!
    Natürlich hatte sein Äußeres enorm Eindruck geschunden. Männer waren einfach so berechnend. Entweder waren es Wagenrennern oder Gladiatorenkämpfe, mit denen man ihre Aufmerksamkeit gewinnen konnte. Das war bei meinem verstorbenen Gatten nicht anders gewesen. Freilich hätte er es mir nie erlaubt, mir einen solchen Hünen anzuschaffen, obgleich ich für diese Art Mann nicht das Geringste übrig hatte. Bei Onatas, meinem früheren Custos, der leider von mir gegangen war, war das anders gewesen. Er war gebildet und ich hatte mich gut mit ihm nächtelang unterhalten können. Zweifelsfrei hatte Aquilius, mein verstorbener Gatte, ihn und seine sonstigen Fähigkeiten gänzlich unterschätzt.

    Iulius schien ein pragmatischer Mensch zu sein, der mir sofort einen Vorschlag unterbreitete, wie ich Creton denn sonst noch, möglichst in der ihm vertrauten Umgebung, einsetzen konnte. In der Arena brachte er mit Sicherheit einen guten Batzen Geld ein, denn jeder Ludus würde sich die Finger nach einem wie ihm lecken. „Nun ja, das wäre sicher eine gute Idee. Zumal ihm scheinbar etwas Abwechslung fehlt. Vielleicht sollte ich ihn zumindest dort trainieren lassen. Dann könnte er hin und wieder auch einige Kämpfe bestreiten.“ So wie ich ihn nach dieser kurzen Zeit unserer Bekanntschaft einschätzte, hatte er die Wahlkampfzeiten wohl sicher nicht ganz uneigennützig erwähnt. Hatte er sich nicht bereits als Tresvir Capitales bei mir vorgestellt? Es stand mit hoher Wahrscheinlichkeit außer Frage, dass er den Cursus Honorum noch weiter beschreiten wollte, wie es die meisten jungen Männer Roms taten, die es sich leisten konnten.
    „Darf ich davon ausgehen, dass du dich für ein weiteres Amt bewerben wirst?“, fragte ich schließlich, obgleich ich von einer positiven Antwort bereits ausging.


    Apropos ausging, als ich kurz meinen Blick zur Bühne richtete, fing ich die letzten, doch sehr drastisch inszenierten Szenen des Stückes ein. Ein Rausch von Blut offenbarte sich mir und den anderen Zuschauern dort unten. Nun ja, ich hatte nichts gegen Blut, schon gar nicht gegen Theaterblut, jedoch fand ich die Umsetzung doch recht derb und stupide. „Einfach nur widerlich!“, kommentierte ich das Gesehene und wandte mich noch einmal meiner neuen Bekanntschaft zu.

    Eine claudische Sänfte, die von vier nubischen Trägern, so schwarz wie Ebenholz, getragen wurde, näherte sich dem Forum Romanum. Die schwitzenden Träger hatten schon auf dem Weg hierher große Mühe gehabt, sich einen Weg durch die überfüllten Gassen zu bahnen. Mein verspätetes Eintreffen war diesem Umstand geschuldet. Doch nun, da es schier aussichtslos war, auf dem noch überfüllteren Forum auch nur noch einen Schritt vorwärts zu kommen, ließ ich die Träger anhalten. So stellten sie die Sänfte an Ort und Stelle ab, so dass ich kurze Zeit später aus ihr entsteigen konnte.
    Meine Eleni richtete schnell und fachmännisch meine Kleidung und auch Creton waltete seines Amtes. Wieder einmal stellte ich erfreut fest, dass sich mein neuer Custos bezahlt machte. Es genügte nur ein grimmiger Blick und schon machten mir die Leute Platz, so dass ich noch etwas weiter nach vorne gelangen konnte. Es war eine Selbstverständlichkeit, dass ich für diese Veranstaltung die Villa verlassen hatte. Schließlich war mein Onkel einer der beiden Juroren, die den Wettstreit der Rhetoren entscheiden sollten.


    Gerade noch rechtzeitig, als der Ausrufer die Tribüne betrat und einige Fanfarenstöße den Beginn des Wettstreits ankündigten, hatte ich mit meinem kleinen Gefolge einen recht akzeptablen Platz ergattert. Mein skythischer Hüne achtete derweil darauf, dass mir niemand zu nahe kam oder sonst etwas Böswilliges in meiner Gegenwart im Schilde führte.


    Wie es bei solchen Veranstaltungen üblich war, unterrichtete Calpetanus, der Ausrufer die Menge davon, wer der Initiator des Wettstreits war und welcher Preis den glücklichen Gewinner erwartete.
    Natürlich durfte keinesfalls die Gegenwart der Augusta unerwähnt bleiben, da sie als Ehrengast fungierte. Spätestens jetzt begann die Menge zu jubeln.
    Es lag bereits eine gewisse Spannung in der Luft, so wollte ich meinen. Doch bevor der Wettbewerb tatsächlich starten konnte, wurden auch noch die Juroren gewürdigt. Als mein Onkel dann endlich in Erscheinung trat, begann nicht nur ich frenetischen Beifall zu klatschen. Ein Indiz dafür, wie sehr seine Arbeit für die Stadt wertgeschätzt wurde. Es war schon bedauerlich genug, dass sich kein claudischer Redner unter den Wettstreitern befand.


    Neben meinen beiden persönlichen Sklaven hatte ich dieses Mal auch einen Nomenclator des claudischen Haushalts mitgenommen, der mir die Namen, sowie wertvolle Details zu den wichtigen Persönlichkeiten ins Ohr flüsterte, die sich auch auf dem Forum eingefunden hatten oder gar am Wettstreit teilnahmen. Auf diese Weise wollte ich einen ersten Einblick in die bessere römische Gesellschaft gewinnen, da ich beschlossen hatte, meinem zurückgezogenen Dasein ein Ende zu bereiten.

    Mein neuer Sitznachbar überschlug sich förmlich mit Komplimenten und stimmte einen wahren Lobgesang auf meine Familie an, wie ich es selten erlebt hatte. Natürlich ruhten wie immer neben mir Elenis Augen und Ohren, die sich rein gar nichts entgehen ließ und mich stets mit einem diskreten Händedruck warnte, wenn Gefahr bestand. Ob hier Gefahr im Verzug bestand musste sich erst noch zeigen. Noch stand Iulius in Elenis Gunst, da sie ihn immer noch für den ‚goldenen Mann‘ hielt. Letztendlich bewegte ich mich in der Öffentlichkeit und hatte auf meinen guten Ruf und das Ansehen meiner Familie zu achten. Als Iulius jedoch die Vielzahl vermuteter Freier erwähnte, hatte er an einem Punkt angedockt, an dem ich sehr empfindlich war. Man sah es mir zwar nicht an, da ich für den heutigen Theaterbesuch meine Trauerkleidung abgelegt hatte, dennoch trauerte ich noch um meinen erst kürzlich verstorbenen Gemahl.
    Doch sollte ich Iulius nun mit der Realität konfrontieren und ihm sagen, dass es keine Freier gab und wenn es nach mir ging auch in naher Zukunft keine geben würde? Ich entschied mich dagegen, denn zum einen kannte ich ihn ja überhaupt nicht und war daher nicht willens mein ganzes Leben vor ihm auszubreiten. Zum anderen hätte ihn die Wahrheit wahrscheinlich verschreckt, was unserer Konversation einen Dämpfer verpasst hätte. So lächelte ich höflich und meinte nur „Gewiss.“


    Man hätte nun denken können, dass meine Zurückhaltung ihn in irgendeiner Weise hätte bremsen können. Dem war aber nicht so. Er fuhr weiter zu verbalen Höchstleistungen auf und pries dabei seine Zusammenarbeit mit meinem Onkel, sei es bei seinem Mitwirken an der Errichtung der Urbaner Station als auch der Arbeit in der Factio Praesina. Ja,ja, vielleicht sollte ich mich in Zukunft auch mehr mit dem Pferdesport beschäftigen.
    Letztendlich erwähnte Iulius noch die Sicherheit der Bevölkerung in den Armenvierteln, was mich dazu bewog, mich nach meinem Custos umzuschauen. Der Skythe saß immer noch friedlich da und machte ein grimmiges Gesicht dabei.


    „Oh ja, die Sicherheit ist immens wichtig! Besonders in den Armenvierteln!“ Zwar hatte ich mich noch nie in meinem Leben in die Subura hinein verirrt noch wusste ich wie die Lebensbedingungen dort waren. Jedoch schien es doch klar auf der Hand zu liegen: je länger man die Unterprivilegierten unter Kontrolle hatte, umso ungestörter konnte sich die Oberschicht, also meinesgleichen, ihrer exzessiven Lebensweise hingeben.


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    Creton


    Gerade als er schließlich darüber sprach, dass sich bislang seine Besuche in der Villa in Grenzen gehalten hätten, erregte mein Custos erneut Aufsehen. Eine Möglichkeit, Iulius von seiner Süßholzrasplerei abzuhalten. Sofort nutzte ich meine Chance. Der Hüne hatte sich urplötzlich wieder von seinem Platz erhoben und knurrte die Zuschauer um ihn herum an. Ich konnte nicht genau sagen, was oder wer ihn gereizt hatte, vielleicht ein Zuschauer, der ihn versehentlich berührt hatte oder jemand, der ihm die Sicht versperrt hatte. Bei letzterem wagte ich zu bezweifeln, dass der Skythe tatsächlich an der Aufführung Interesse hatte.


    „Creton AUS!! PLATZ!!“ ,rief ich erbost in seine Richtung. Zum Glück gehorchte er sofort auf mein Wort und setzte sich wieder. Schnell wandte ich mich Iulius wieder zu. „Du musst bitte entschuldigen, werter Iulius… aber mein neuer Custos hat noch einiges zu lernen! Skythen eben – ein schreckliches Volk. Nun ja, seine kognitiven Fähigkeiten sind zwar marginal, aber findest du nicht, dass er aufgrund seines Äußeren einiges hermacht? Ich habe ihn erst kurz vor meiner Abreise aus Achaia erworben. Der Händler sagte mir, Creton sei zuvor in der Arena tätig gewesen.“ Die Muskeln des Skythen waren wirklich enorm. Hinzu kam seine Körpergröße. Alles in allem sah er wirklich furchteinflößend aus. „Siehst du den Torques um seinen Hals? Er soll in der Arena seinem ärgsten Konkurrenten, einem bedauernswerten Gallier, mit bloßen Händen den Schädel zermalmt haben. Eine widerliche Vorstellung, findest du nicht?“

    Zitat

    Original von Gaius Iulius Caesoninus


    Oh ja, und wie ich seine Schmeicheleien genoss! Es schien eine Ewigkeit her zu sein, seit ich solche zum letzten mal erfahren hatte. Die dunklen Tage hatten in den letzten Jahren mein Leben bestimmt. Es hatte kaum Platz für einige Sonnenstrahlen gegeben. Doch jetzt und hier schienen sie sich endlich zu mir hindurch kämpfen zu wollen, so dass es mir vergönnt war, ein wenig von ihrer Wärme in meinem Herzen zu spüren.
    „Nun, offenbar war auch mir Fortuna heute wohl gesonnen, woran ich heute Morgen noch nicht vermocht hatte zu glauben.“ Wie sich mir nun offenbarte, war die Göttin des Glücks in Gestalt meiner Amme zu mir gekommen. Ein Grund, ihr in den nächsten Tagen ein Opfer darzubringen.


    Natürlich hatte der Name ‚Claudia‘ sofort das Interesse meiner neuen Bekanntschaft geweckt. Letztendlich war er mit Tradition und Ehre verbunden. Unsere Familie gehörte zu den ältesten Roms. Ihren Namen zu tragen war mit einer gewissen Verantwortung behaftet. So war es auch ganz natürlich, dass er mich mit dem derzeit wohl prominentesten Mitglied meiner Familie in Verbindung brachte.
    „Der Senator ist mein Onkel. Mein Vater und er waren Vettern,“ ließ ich Iulius wissen. „Ich bin erst kürzlich wieder nach Rom zurückgekehrt, doch ich habe von seinem Projekt gehört.“ Um ehrlich zu sein, war ich seit meiner Rückkehr so sehr mit mir selbst beschäftigt gewesen, dass ich kaum Anteil an dem Leben um mich herum oder gar außerhalb der claudischen Mauern genommen hatte. Sogar meine geliebten Exkursionen zu den römischen Märkten hatte ich nicht wieder aufleben lassen. Dieser Theaterbesuch war der erste zaghafte Versuch gewesen, um wieder zurück zu den Lebenden zu finden.
    „Wenn du in jener Baukommission tätig bist, dann bist du gewiss hin und wieder zu Gast in der Villa Claudia,“ mutmaßte ich ohne jeden Hintergedanken. Wobei ich mir vorstellen konnte, wie schön es sein mochte, gelegentlich Besuch zu empfangen.

    Zitat

    Original von Gaius Iulius Caesoninus


    Die fremde Schönheit wirkte sympathisch. Und schön, hatte er schon schön erwähnt? Caesoninus wäre nicht Caesoninus gewesen, wenn er seine Gübeleien über den Dienstplan einer Unterhaltung mit deiner adretten Dame vorgezogen hätte, weshalb er jetzt ein gewinnendes Lächeln aufsetzte und sich ebenfalls um Iulia Phoebe zu der Anderen herumdrehte, um ihr zu antworten: „Ich wünschte ich hätte dieselbe Option, doch ich fürchte bei einem Mann würde das komisch wirken“, scherzte er. Dann streckte er über Iulias Schoß hinweg der Dame seine Hand entgegen: „Ich bin Gaius Iulius Caesoninus, Tresvir Capitales, und du, oh Schwester der lieblichen Venus?


    Wie Recht doch meine gute Eleni hatte! Wenn jemand wusste, was ich am nötigsten brauchte, dann war das meine gute alte Amme. Ich betete jeden Tag zu den Göttern, dass sie mir noch lange erhalten bliebe. Auch diesmal hatte sie sich keinen Digitus geirrt. Ich hatte jenen jungen Mann mit dem blonden Haar angesprochen, so wie sie es gesagt hatte. Sofort spürte ich eine Form der Wandlung in mir. Etwas schien die Leere in mir zu füllen. Ein Fitzelchen der Leichtigkeit, die ich einst in mir hatte, es schien noch in mir zu sein. Wohl hatte es die ganze Zeit über an einem geheimen Ort geschlummert. Doch nun begann es, zu erwachen. Mir schien, als könne ich nun etwas freier atmen, als sei endlich dieser schwere Quader von meinem Herzen verschwunden. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten gelang es mir zu lächeln, ob eines Bonmots, welches mir einfach so über die Lippen gekommen war. Und mein Gegenüber, er schien in mir nicht die von Trauer zerfressene Witwe zu sehen, sondern jenes junge entzückende Wesen, welches ich vor langer Zeit gewesen war.
    Iulius Caesoninus, so war sein Name, schmeichelte mir. Er schaffte es, mich erröten zu lassen, als er mich als Schwester der göttlichen Venus verglich. Nein, solcherlei Worte waren schon seit ewigen Zeiten nicht mehr an mein Ohr vorgedrungen. Sie hätten von Maecenas, meinem geliebten Bruder stammen können. Er hatte mich vergöttert, so wie ich ihn.


    Während nun dort unten Medea in die Verbannung geschickt wurde, begann sich neben mir eine ganz neue Bekanntschaft zu entwickeln. Die Erste, seit ich zurück war in Rom. Über die junge Dame zwischen uns hinweg, die sich als seine Cousine erwiesen hatte, reichte er mir seine Hand. Bevor ich seinen Gruß jedoch erwidern konnte, schien sie ein Einsehen mit uns zu haben, da sie im Gegensatz zu uns eine Liebhaberin solch tiefgründiger Kunst zu sein schien. Sie erhob sich und tauschte ihren Platz mit ihrem Vetter, so dass er seinerseits zu mir herüber rutschen konnte. Diese großzügige Tat erleichterte doch sehr die gemeinsame Kommunikation.
    „Claudia Agrippina. Sehr erfreut!“ Ich reichte ihm nun meine Hand. Ein befreites Lächeln breitete sich über meine Lippen aus. „Wie mir scheint, war mein heutiger Besuch des Theaters doch nicht völlig vergebens. Hätte ich sonst eine solch charmante Bekanntschaft gemacht? Zumindest nimmt das Stück für mich nun eine weitaus bessere Wendung als für Medea.“ Dies alles geschah unter den wohlwollenden Augen Elenis, die neben mir alles genau verfolgte und in sich hinein lächelte.
    Medea!? Wer war Medea? In diesem Augenblick schien sie meilenweit entfernt zu sein.

    Zitat

    Original von Iulia Phoebe


    An ihre dunkelblonde Sitznachbarin zu ihrer rechten gewandt sprach sie mit gesenkter Stimme: „Ich bitte um Vergebung, falls mein Vetter dich gestört haben sollte. Es kommt nicht wieder vor.
    Noch ein drohender Blick mit gesenkten Augenbrauen in Richtung ihres Vetters und dann wandte auch Iulia wieder den Blick hinunter zum Schauspiel, dabei jetzt schon Caesoninus verfluchend, weil sie ein Stück der Darbietung verpasst hatte.


    Nach all dem Ärger um meinen neuen Custos und der erdrückenden Schwere des Stückes, war mir beinahe die Sitznachbarin zu meiner Linken entgangen, die sich kurz zuvor an mich gewandt hatte. Ich musste gestehen, dass ich mich wenig mit den Menschen beschäftigt hatte, die neben mir saßen, außer denen, die zu meinem Haushalt zählten und für die ich Verantwortung trug.
    Hatte sich die junge Frau soeben bei mir entschuldigt? Wenn ja, weshalb? „Wie bitte?“ fragte ich höflich, nachdem ich mich leicht zu ihr hingewandt hatte.


    [Blockierte Grafik: http://fs1.directupload.net/images/150601/cc3olykt.jpg%20] | Eleni


    „Die Dame entschuldigt sich für ihren Vetter. Falls er dich gestört haben sollte.“, wisperte mir Eleni schnell ins Ohr. Im Gegensatz zu mir nahm sie fast alles wahr, was in meiner näheren Umgebung geschah.
    „Oh, ach so. Nein, nein,“ meinte ich schnell und räusperte mich. Dann riskierte ich einen kurzen Blick auf den vermeintlichen Übeltäter. Der Ärmste wirkte etwas gelangweilt. Wahrscheinlich hatte er, ähnlich wie ich, die falsche Wahl für diesen Nachmittag getroffen. „Mitnichten! Dein Vetter hat mich keineswegs gestört. Unglücklicherweise sieht es mit meinem neuen Custos etwas anders aus. Ich muss ihn wohl erst noch richtig erziehen, meinen skythischen Barbaren.“ Ich lächelte etwas verlegen und wollte dann eigentlich wieder dem Stück folgen. Doch dann hatte Eleni ganz plötzlich das Bedürfnis, mir etwas mitzuteilen.
    „Sieh dir den jungen Mann etwas genauer an! Siehst du es?“ tuschelte sie. Ich blickte sie fragend an, denn ich verstand kein Wort, worauf sie hinaus wollte. „Die Prophezeiung! Die alte Hexe aus Parnes! Weißt du nicht mehr? Der goldene Mann!“ Langsam begann es mir zu dämmern, was sie meinte. Allerdings hielt ich es für absurd, ausgerechnet hier dem rätselhaften goldenen Mann aus der Prophezeiung über den Weg zu laufen. „Ach Eleni, sei nicht albern. Es gibt noch mehr blonde Männer in Rom. Wieso sollte ausgerechnet er dieser mysteriöse goldene Mann sein?“ Manchmal hatte sie wirklich eine blühende Fantasie! Doch meine Amme ließ nicht locker. Sie war ganz von ihrer Idee besessen. „Na los, sprich ihn doch einmal an!“ Sie drängte mich nicht nur mit Worten, auch ihre Gestik war unmissverständlich. Was mich nun trieb, auf die Worte meiner Sklavin zu hören, die im Grunde meine Ersatzmutter war, konnte ich mir nicht erklären. Ich tat es einfach.


    „Du hast Recht, dich zu beschweren,“ meinte ich zum Vetter meiner Sitznachbarin. „Ich für meinen Teil sehne eigentlich nur dem Ende entgegen. Ich bin heute nicht in Stimmung für solch schwere Kost. Vielleicht sollte ich einen Schwächeanfall vortäuschen, um das Ganze zu beschleunigen.“

    Um mich herum herrschte lauter Trubel. Die Leute, die immer noch in das Theater hineinströmten versuchten, doch noch einen guten Platz zu finden. Gelegentlich kam es dabei zu Drängeleien oder gereizten Wortwechseln. Ich jedoch schien mich gerade in einem völlig anderen Universum zu bewegen und saß beinahe regungslos da. Ob es wirklich die richtige Wahl gewesen war, heute hierher zu kommen. Medea war beileibe keine leichte Kost. Außerdem glaubte ich immer wieder vereinzelt kleine Parallelen zu meinem Schicksal zu entdecken, wenn ich so über Medea nachdachte.


    Lautes Geschrei und ein sanfter Ruck durch Elenis Hand verursacht, katapultierten mich zurück ins Pompeische Theater. Ich blickte meine Amme fragend an. Doch sie musste nicht antworten. Ich vernahm bereits das streitsüchtige Gekeife einer Frau unweit von meinem Platz, die sich doch tatsächlich getraut hatte, sich mit Creton anzulegen, da er ihrer Meinung nach zu viel Platz benötigte. Da der Skythe von Haus aus eher wortkarg war, antwortete er mit einem lauten und grimmigen „GRRRRRRRR!“. Dabei zeigte er ihr seine Zähne und musste sehr gefährlich und verstörend auf sie wirken. Da ich die Angelegenheit nicht weiter eskalieren lassen wollte und auch das Verhalten meines Sklaven bucht tolerieren konnte, gebot ich meinem Sklaven sofort Einhalt. „Creton! Aus!“ Meine Stimme war kaum lauter als sonst, doch klang sie gebieterisch und kühl. „Rücke ein Stück, dann muss sich die Dame auch nicht mehr beklagen!“, fügte ich noch hinzu, woraufhin der Sklave sofort gehorchte und Eleni sich in meinem Namen bei der Frau entschuldigte.
    Kurz darauf ertönte der erste Paukeschlag und der Chor begann zu singen, begleitet vom Orchester. Ein wahrhafter Genuss für die Ohren. Dann erschien Polychares auf der Bühne, der vielgerühmte Protagonist, dem scheinbar ganz Rom, ins besondere die römische Damenwelt zu Füßen lag. Ich jedoch konzentrierte mich nur auf die Inhalte, die der Chor sang. Jedes Wort sog ich auf, obgleich es mich schmerzte. All die Trauer, die noch immer nicht recht verarbeitet war, schien mich zu überwältigen. Doch ich versuchte stark zu sein. Nein, tapfer wollte ich sein. Mein starrer Blick verfolgte jeden Gesang und jede Bewegung des Tänzers. Eleni einzig konnte ermessen, wie sehr ich litt. Sie hielt meine Hand, wie eine Mutter, die ihr Kind tröstet.

    Eleni hatte mir den ganzen Morgen in den Ohren gelegen bis sie schließlich gewonnen hatte. Ich hatte mich in meine beste Tunika hüllen lassen und hatte Eirene jegliche künstlerische Freiheit gelassen, um meine Frisur zu richten. Anschließend hatte ich mich in Begleitung meiner Amme und meines skythischen Hünen in die Stadt begeben.


    Gerade noch rechtzeitig hatten wir das Pompeische Theater erreicht. Creton hatte dafür gesorgt, dass Eleni und ich sicher ins Innere gelangten und wir dort, trotz des großen Andrangs noch einen angemessen Platz ergattern konnten. Wie man sich vorstellen konnte, hatte das Vorgehen Cretos für Unmut unter den Zuschauern gesorgt. Doch letztendlich hatte es niemand gewagt, sich bei ihm deswegen zu beschweren.


    Nun saß ich hier in aller Öffentlichkeit, darauf wartend, dass die Aufführung endlich begann. Eine befremdliche Situation, angesichts dessen, dass ich fast drei Jahre für solcherlei Vergnügen nicht das Haus verlassen hatte.