Beiträge von Neidhart

    Neugierig war ich herangetreten und musterte die Wache. [I]„Nun mein Name ist Numerius Stenius Carrinas und ich bin einer der Holzhändler aus und der Umgebung von Mogontiacum wir beliefern Rom immer wieder mit dem Holz aus der Germanischen Eiche. Was damit gemacht wird ist Sache der Sägewerkbesitzer die uns das Holz abkaufen.“ [/I]Seltsame Frage dachte er, woher soll ich wissen ob es Bretter für einen Schreiner werden oder einen Balken für einen Zimmermann. „Ja und mein Name ist Neidhart und ich kümmere mich um die Pferde“, platzte ich dazwischen, denn ich konnte es kaum erwarten endlich den Boden des sagenhaften Roms zu betreten.

    Ich hatte mich entschlossen Germanien zu verlassen und mir endlich meinen geheimen Wunsch zu erfüllen, nach Rom zu reisen. Es war reiner Zufall, da mein Geldbeutel wieder einmal leer war, hatte ich mich dazu durchgerungen als kurzzeitige Aushilfe in einer Sägewerk anzuheuern. Wie die Götter es nun wollten bekam ich mit das Sägewerkbesitzer und Fuhrleute sich zusammengeschlossen hatten und eine kleine Handelskarawane mit echten Germanischen Eichenstämmen zusammenstellte. Sofort griff ich zu und meldete mich für die Begleitmannschaft, um das zu tun was ich mit am besten konnte, um die Pferde zu kümmern.
    Jetzt war es später Nachmittag und wir warteten vor den Toren Roms, bis unsere zeit gekommen war und wir in die Stadt einfahren konnten, damit wir uns der Fracht entledigen konnten. Die Holzhändler waren vorausgegangen und schon in Rom tätig um alles für uns vorzubereiten.
    Endlich, da kamen sie. Es war schon seit einer Stunde dunkel und warteten auf ihre Rückkehr. Sie traten an die Wache heran und baten um Einlass für unsere Fuhrwerke.

    Ich war schon eine ganze Weile durch Mogo, wie ich die Stadt der Einfachhalber nannt, gestromert, als mir dann ein Gedanke einen leichten Schreck einjagte. Hoffentlich ging das jetzt mit den Gefährten gut. Das Weib hatte doch gesagt sie müsse zur Castra, dann arbeitet sie doch dort. Wer würde sie dort vermissen? Würde man möglicherweise die ganze Stadt nach ihr durchforsten?
    Sie hatten mir zwar nichts von ihrem Plan gesagt und ich war noch immer ein wenig verärgert, doch im Stich lassen wollte ich sie bei drohender Gefahr auch nicht.
    Also machte ich mich auf zur Castra, vor dem Eingang würde ich schon etwas von einer Suchaktion mitbekommen. Also nahm ich meinen Platz vor dem Tor ein.

    „Ach und mit einem aufgerollten Teppich dumm rum stehen ist jetzt nicht auffällig?“ Brummend schaute ich hinter den anderen her, rollte den Teppich auf und ging.
    Ich ging aber nicht wohin sie wollte ich ging in die andere Richtung. Sollten sie doch los ziehen, ich blieb noch hier in Mogo... mogo...Mogodingsbums. Den Teppich würde ich hier verhökern und in dieses blödes Germanien, da wo die hin wollten, dahin zog mich nun wirklich nichts. Ich und unter Barbaren, ich hatte doch keine Ahnung von dem wahren Germanentum. Nö eindeutig nein. Außerdem brauchten die mich eh nicht und ich hatte ja schon längst bemerkt wie die immer kuckten, wenn ich mit reden allem Ärger aus dem Weg gehen wollten. Ich war eben kein haudrauf Germane, ich setzte mehr auf Diplomatie.

    Entweder war das gerade ein Traum der schief lief oder die hatten was vor ohne mich darüber informiert zu haben. Aber warum nur? Wenn sie doch alleine los wollten, dann sollten sie doch sagen, ich würde meinen Weg schon alleine machen. Ich war schon immer alleine klar gekommen, einen aber hier wie Falschgeld zu behandeln das war nicht in Ordnung, das würden sie mir noch erklären müssen. Soviel bildete ich mir jetzt ein zu wissen. Othmar trieb auch nicht sein Jagdtrieb. Was war es aber dann? Himmel, natürlich, die wollten das Weib, warum war ich Füchslein nicht gleich darauf gekommen. Schnell hatte ich beisammen was man für solch eine Aktion brauchte. Echt man die neuen Freunde konntenaber auch sowas von umständlich sein.
    Kaum hatte sich das Weiblein an Ygrid mit den Worten „Ach echt, wie interessant, Und womit handelst du?“ zugewandt, da wurde es zappenduster um sie, denn schwupps hatte ich ihr einen Sack übergezogen. Den Teppich schon bereit zum einrollen, wartete ich darauf das Othmar mit anfasste und wir die Teppichrolle abtransportieren konnten. Ein Händler ohne einen echten Perser ging ja man gar nicht.

    "Wieso? Macht man des net bei euch so? Komisch ich dachte det wär normal bei hübschen Weibsbildern" Mühsam rappelte ich mich trotz des Gedränge auf dem Markt hoch, klatschte mir die Hände etwas ab und verrieb den Rest auf meiner Tunika während ich sie mit blitzenden Zähnen anstrahlte. "Du der ..?.. " Verflucht wie hatte ich Othmar eben noch bei dem Centurio genannt? Da hatten wir es wieder, war man gezwungen zu lügen, sollte man sich alles sorgfältig merken.
    "Also der Otti hier, " dabei klopfte ich Otmar auf die Schulter der macht noch ganz andere Dinge wenn er eine schöne Frau sieht. "Komm Otti zeig es ihr, sei nicht so schüchtern", kopfschüttelnd erklärte ich, " er nimmt sie einfach in seine starken Arme und trägt sie davon." Während ich es noch erklärte, machte ich Othmar ein Zeichen er solle sie sich schnappen und los rennen. Wozu aber, das wusste ich selber nicht. Ohtmar und sein Jagdtrieb.

    Kaum war das Problem Centurio abgehakt, verstand ich rein gar nichts mehr. Der latschte Othmar, scheinbar ein ganz stilles Wasser, hinter einem Weibstück her. Naja sie sah nicht schlecht aus, aber wie sagte man, andere Väter haben auch hübsche Töchter oder... Moment mal, hieß es nicht andere Mütter haben auch hübsche Söhne? Ach, egal, Hose wie Jacke. All meine pst..zzzt ..sch...hus... ignorierte er und war auf Jagd. Kannte er die? Bestimmt nicht und in Begleitung war sie auch. Das Weibchen und Begleitung nochmals genauer betrachten, kam ich zu dem Entschluss, eine Sklavin, höööchstens eine Freigelassene. Was sollten wir denn damit?
    Gerade hatte ich mich fast an Otmar herangearbeitet, als alles wie auf Kommando stehen blieb. Weibchen, redete auf Mann ein, Weibchen drehte sich, schaute mich an, ich Bauchlandung voll in die Hühnerkacke. Man eh Othmar, sag mir später nur einen vernünftigen Grund, warum ich dies gerade veranstalte. Warum ich jetzt in volle Deckung ging, wusste ich ja selber nicht, nur wegen Othmars Jagdtrieb?

    „Wie aus Germanien? Ist das denn hier nicht Germanien? Ihr Römer nennt es doch Provincia Germania Inferior oder?“ Neidhart grinste den Centurio an. „Ich komme aus einem kleinen Flecken, ganz in der Nähe von Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Dabei frage ich mich schon fast mein ganzes Leben lang, wie man einer Stadt solch einen Namen geben kann. Ihn aus zu sprechen dauert ja fast so lange wie die Reise von hier nach dort. Und NEIN“, das nein betonte ich überdeutlich. „Ich möchte nicht zur Legio und auch nicht zur Ala, ich möchte mir nur die Großartigen Gebäude hier in Mogontiacum ansehen genauso wie ich es in diesem Colonia Dingsbums, in Bonna und in Confluentes tat. Vielleicht lerne ich einen Baumeister kennen und lerne von ihm.“ Bestätigend nickte ich, griff in meinen Beutel um mir einen Apfel heraus zu holen, welchen ich auf dem Markt kostenlos erstanden hatte. Nach einem herzhaften Biss hinein, strahlte ich den Centurio an.

    Ich war auf der Suche nach Othmar durch die Stadt gestreift. In einer der Tavernen hatte ich mir das erste Geld verdient. Es gab ja immer irgendwelche Bauern oder Dummköpfe die auf das alte Spiel mit den Nussschalen herein fiel. Ich beherrschte es in der zweier aber auch in der dreier Variante. Heute hatte ich mit zwei Nusshälften und einer getrockneten verschrumpelten Erbse. Der erste Gewinner war ein jJnge von ungefähr acht, neun Jahren. Er hatte erraten unter welcher Nusshälfte die Erbse lag. Als nächstes lockte ich die Wettwilligen mit einem halb blinden Alten, danach war es nur noch ein Kinderspiel. Erst einer der üblichen Schreihälse beendete meinen Tavernenbesuch schnell.
    Mein irren durch die Stadt brachte mich auch zu der Castra der Legio II. Wenn sah ich da? Den ersten Wichtigtuer von dem Verein, der gerade Othmar anblaffte.
    „Der sorgt sich um mich und guckt nur, weil er denkt ich hätte meine verrückte Idee mich bei euch zu verpflichten in die Tat umgesetzt. Keine Sorge Sigurd“, wandte ich mich an Othmar, „die nehmen einen wie mich eh nicht, die nehmen nur echte Römer und selbst ein friedliebender Ubier wie ich, muss zur Ala. Stimmt's Centurio?“
    Bei den Göttern, was gab es für einen Grund einen Mann wie Othmar, so an zu fahren. Nur weil er da stand und schaute. Vielleicht hatte er noch nie so eine Kaserne wie die von der Legio gesehen oder schlicht und ergreifend bewunderte er nur die Legionäre, die da als Torwache standen. "Komm Sigurd, ich gebe einen aus, hast du schon das Bier hier probiert? Ich muss sagen, die verstehen etwas vom Brauen."

    Jetzt war der Weg nur noch kurz und schon standen wir in der Schlange am Stadttor und warteten auf den Einlass in die Stadt. Vor uns war noch ein Wagen, scheinbar Händler genaueres konnte ich nicht erkennen. Ich interessierte mich auch weit mehr für meinen hungrigen Magen. Ein Schwätzchen mit einer Torwache brachte meist gute Auskunft. Man konnte erfahren wo es gute billige Unterkünfte gab und natürlich auch wo das Essen genießbar war. Hoffentlich nimmt die Wache jetzt nicht den Wagen vor uns auseinander, dann dauert es ja noch ewig dachte ich ungeduldig.

    Bis jetzt waren wir gut vorwärtsgekommen, nie mussten wir alleine los wandern. In einer größeren Gesellschaft zu reisen hatte meist vorteile, es sei den unter den Mitreisenden hätte es Langfinger oder sonst ein übles Gesindel gegeben. In dieser Richtung hatten wir Glück. Wir trugen wenn eben möglich etwas zu einem gemeinsamen Mahl bei.
    Besonderes Glück hatten wir an einem späten Nachmittag. Ich war bei dem durchstreifen eines Waldstückes auf die frischen Spuren eines Wildschweins gestoßen. Natürlich war ich nicht so verrückt und griff dieses alleine an. Zurück zu unserer Gruppe trommelte ich noch einige Männer zusammen, so das wir uns zu sechst auf die Jagd nach diesem Viech machten und seiner Spur folgten. Bald schon hörten wir den Schwarzkittel, wie er schnaubend die den Boden nach Essbarem durchwühlten. Es war ein junger Keiler der da am Werk war. Bei uns war ein erfahrener Jäger der sich an ihn heranschlich. Schon bei seinem ersten Versuch traf sein Speer ihn tödlich so das wir ihn gemeinsam zu Lager schafften. Der Rest unserer Gruppe hatte einen guten Lagerplatz gefunden. Spät am Abend gab es dann frisches Wildschwein. Es hätte zu lange gedauert es an einem Stück über einem Feuer auf einem Ast gespießt zu garen, deshalb hatte wir den Eber zerteilt. Das Fell erhielt natürlich der Jäger und ich bekam weil ich den Burschen entdeckt hatte seine Hauer.
    Nach ein paar weiteren Tagen standen wir dann endlich vor dem Tor von Mogontiacum. Die Händler zogen natürlich sofort in die Stadt ein. Ich hingegen wusste aus Erfahrung, es war immer gut vorher die Umgebung aus Kundschaften, man konnte nie wissen ob man dies nicht in der Zukunft brauchte. Beim Campus Drusi schaute ich meinen getreuen Begleiter Othmar an. „Gehen wir in die Stadt rein oder schauen wir uns weiter um? Eigentlich wollte ich nicht weiter nach Süden. Was denkst du?“

    „Da muss ich dich enttäuschen Othmar, das letzte war die eben aufgegessene Hasenkeule, ich dachte, ich könnte mich im nächsten Dorf versorgen.“ Damit zog ich eine Holzschüssel, die mir sowohl als Ess- wie auch als Trinkschüssel diente, aus meinem Beutel. „Bedien dich, es wärmt auf jeden Fall. Die Blüten kannst du ja raus fischen.“ Ich tauchte meine Schüssel in das heiße Wasser und schöpfte mir einen Teil heraus um dann eine die darin schwimmenden Kamillenblüten zu betrachten.
    Ich nickte zu der Frage ob ich nach Mogontiacum wolle, hatte ich es doch eben gesagt. Gleich darauf lachte ich kurz auf, „ich und in die Ala, das ist so was von einem Scherz. Da hast du mich wirklich falsch verstanden. Was denkst du warum ich mit noch nicht mal dreizehnjähriger von zu Hause weg bin? Weil keiner über mich zu bestimmen hat, ich bin mein eigener Herr, ich gehöre nur mir. Aber wieso hast du schlechte Erfahrungen gemacht bis du ein Deserteur? Ich habe jetzt vor die Militärstraße der Römer zu nutzen und mit ein wenig Glück einen Händler zu finden, der womöglich einen Ochsenkarren hat und mich bis nach Mogontiaci mit nimmt. Gewöhnlich reisen die Händler nicht alleine, damit sie vor Überfällen geschützt sind. Wenn du mitgehst wären wir bis dahin schon einmal nicht alleine“, stellte ich zufrieden fest und trank den ersten wärmenden Schluck aus meiner Schüssel. „Diese Straße muss ganz in der Nähe sein, wenn könnten wir uns auch jetzt aufmachen und treffen vielleicht welche bei ihrem Nachtlager.“ Damit mein Wassertrank nicht ganz abkühlte, trank ich die Schüssel leer, nachdem ich die Kamillenblüte raus geangelt hatte.

    „Na von dem Dorf wo ich bis in der Früh gewesen war“, antwortete ich mürrisch. Ich wollte nicht mehr an den Alten denken der noch ein Stück brüllend mit erhobener Faust hinter mir her gerannt war. Dabei war ich diesmal völlig unschuldig, seiner Alten, die wirklich keine Schönheit war, musste in der Nacht eingefallen sein, dass da noch was junges in ihrem Stall schlief und kam mich in der Nacht besuchen. Nicht schön aber Klasse dachte ich zufrieden an sie zurück.
    „Und dein Name ist? Nur so damit ich dich auch anreden kann“. Neugierig musterte ich ihn jetzt aufs neue, zufrieden scheint der nicht zu sein, meinte ich zu erkennen. Während meine Begleitung Holz suchte, kramte ich aus meinem Lederbeutel einen alten schon etwas verbeulten Kochtopf und stellte ihn so auf das er mit Regen gefüllt wurde, bis das Feuer richtig brannte. Jetzt suchte ich noch ein paar größere Steine und und ein kräftigeres Aststück. Als ich zurückkam sah ich, mein Reisegefährte hatte es geschafft ein qualmiges Feuer brannte und ich begann zwei Türme aus Steinen rechts und links daneben aufzubauen bis sie mir hoch genug erschienen, holte meinen Kochtopf herbei, schob den Ast unter den Henkel und schon baumelte mein Kochtopf über dem Feuer. Zuerst wankte einer der Steinhaufen verdächtig, beruhigte sich dann aber doch.
    Es dauerte nicht lange und ich beantwortete seine Frage, es war ja schließlich kein Geheimnis. „Schau mich doch an, ich brauche dringend neue Klamotten, in Confluentes hatte ich kein Glück. Jetzt versuche ich es in Mogontiacum. Da gibt es eine Ala und die Legio II ist dort stationiert. Du weißt doch wo viele Soldaten sind gibt es vie zu Trinken, zu Spielen und und natürlich viele Weiber. Für einen wie mich gibt es bestimmt einiges zu holen. Außerdem Soldaten ärgern ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen." Noch bevor ich meine Frage, die mich beschäftigte holte ich einen kleinen Lederbeutel hervor und entnahm ihm zwei Händel voller getrockneten Kamillenblüten und warf sie in den Kochtopf. „Soll gesund sein, sagte mir eine Kräuterweib und besser als nur warmes Wasser. Doch sag mir wieso willst du auf die andere Rhenusseite? Alles was es dort gibt findest du auch hier.“

    „Zu dumm, ich möchte eigentlich nicht zurück, wenn ich Pech habe renne ich dann immer hin und her.“ Mir war egal was der von mir dachte, ich war lange genug unterwegs gewesen und nicht gerade empfindlich. Doch wenn ich meinen Umhang so betrachtete wunderte ich mich immer wieder, dass dieser noch zusammenhielt. Ich musste unbedingt zu Geld kommen, um mich neu einzukleiden und deshalb wollte ich nach Süden.
    Die ersten zwei Jahre hatte ich mein Glück in diesem Colonia Claudia Ara Agrippinensium versucht, doch irgendwann ist man so bekannt wie ein bunter Hund und sucht sich ein neues Revier. „da hinter der nächsten Kurve“, wies ich die Richtung aus der ich vorher gekommen war, „liegt ein Hohlweg, vielleicht gibt es ja da einen passenden Unterschlupf". Jetzt zog auch ich meinen Umhang über, obwohl ich mir dies eigentlich sparen konnte. So war aber zumindest mir selber gegenüber das Gefühl da, ich hätte etwas gegen den Regen getan.
    Gerade war ich in die von mir angegebene Richtung losmarschiert, als ich inne hielt und den Fremden anstarrte, „da ist doch noch weniger los als hier, aber die Berge sind da wo ich war höher und die Wälder düsterer. Doch jedem wie ihm gefällt. Ach übrigens mein Name ist Neidhart, das mit der Bedeutung meines Namens, dem kühnen Streiter muss noch geübt werden“, grinste ich. „Ich bin dann eher die Schlitzohrige Ausführung?“ Jetzt ging eine kräftige Regenschauer auf uns nieder, meine Schritte wurden schneller, bis ich an dem von mir angegeben Hohlweg ankam. Und wirklich, ich sah einen kleinen Überhang der ein wenig Schutz bot. Nachher konnten wir dann weiter sehen. Jetzt erst sah ich mich nach dem Fremden um, ob er mir gefolgt war.

    „Heilsan oder Salvete was immer du willst Fremder“. Wenn der jetzt denkt er bekäm etwas von meinem Hasen ab, dann Pech gehabt mein Freund alles verputzt, dachte ich gleichzeitig. Ich blickte kurz zum Himmel um den Sonnenstand abzulesen, natürlich war sie gerade von ein paar richtig fetten Wolken verdeckt. „Nun wenn du am Rhenus Ufer weitergehst könntest du wenn du Glück hast Morgen in aller Frühe Confluentes erreichen. Allerdings kann ich dir nicht sagen, ob du auf dem Weg gut vorwärts kommst.“ Nach einem herzhaften Biss in die Hasenkeule, meinte ich kauend, „an deiner Stelle würde ich jedoch versuchen zuerst einen guten Unterschlupf zu suchen“. Wie zur Bestätigung fegte plötzlich ein heftiger Windstoß über uns hinweg, der einen Schwanz Nieselregen hinter sich herzog. Konnte gut sein, dass dies es der Anfang war. Schnell stand ich auf, sah mich suchend um, da ich immer noch nicht wusste in welcher Richtung ich schnell ein Dorf finden würde. „Sag mal wo hast du das letzte Dorf gesehen? Du hast doch eins gesehen? Oder bist du denen ausgewichen.“ Prüfend betrachte ich den Fremden jetzt genauer. Was wenn der auf der Flucht war oder sogar ein Halsabschneider. Solche Kerle gab es ja, die einfach durch die Gegend rannten und Leute abmurksten. „Was willst du eigentlich in Confluentes?
    Ich war dort, da ist nichts los, da ist es einfach nur öde.“

    a ich hatte es immer und immer wieder gesagt, ich gehöre nur mir. Nicht der Familie und damit der Sippe, nicht dem Stamm und schon gar nicht den Römern, nein ausschließlich mir.
    Wir lebten in der Nähe von Bonna und gehörten einem, wie ich fand seltsamen Stamm an. Den Urbier oder Urbii, oder aber wie sie sich jetzt unbedingt nennen wollten den Agrippinenser. Unsere Heimat war auf der rechten Seite des Rhenus gewesen. Ob meine Ahnen nun besonders gescheit oder feige waren, kann ich nicht wirklich sagen. Auf jeden Fall gehörten sie zu den ersten die mit den Römern Handel trieben, bald schickten sie die jungen Männer auch zu den Auxiliartruppen. Natürlich waren die Nachbarstämme nicht damit einverstanden, ob dies aus Neid oder Römerhass war, keine Ahnung. Nur gab es Streiterei und die Römer verpflanzten unseren Stamm auf die linke Rhenusseite in die Provinz Germania inferior.
    Zu allem Überfluss war meine Familie groß in der Pferdezucht und im Pferdehandel. Natürlich taten sie das alles für die Römer. Nach dem Tod meines Vaters würde mein ältester Bruder Sarolf Sippenoberhaupt und mit dem kam ich nun gar nicht klar. Der behandelte mich ja schon jetzt, als wäre er der Kaiser von Rom. So kam es das ich schon sehr früh eigene Wege ging.
    Meine größte Leidenschaft ist das Würfelspiel, dicht gefolgt von Messerwurfkunststücke und natürlich dem trainieren von gewissen Fingerfertigkeiten, die einem bei vielen Gelegenheiten nützlich sind. Meine Lieblingsopfer sind die Römer aber auch andere Schwachköpfe.
    Einen festen Wohnsitz habe ich nicht wirklich. In einigen Dörfern bin ich gern gesehen, in anderen schmeißt man mich gleich raus.


    Von Bonna aus wollte ich in Richtung Süden Endziel sollte Mogontiacum sein. Zur Zeit durchwanderte ich noch Dörfer um Confluentes herum. Manchmal fragte ich mich unterwegs, wie dumm man eigentlich sein konnte. Warum ich mir nicht einfach zu Hause ein Pferd genommen hatte, jetzt musste ich alles zu Fuß erledigen. Der Grund für meine Entscheidung war einfach, erstens wollte ich nichts von zu Hause und zweitens, die Zeiten waren unsicher, was wenn ich übefallen würde? Mit Pferd galt ich als wohlhabend, außerdem konnte ich mit Pferd auch viel schlechter verstecken und das war oft sehr wichtig.
    Jetzt saß ich nahe beim Ufer des Rhenus und kaute genüsslich an einer Hasenkeule herum, dem Rest vom Vortag. Dabei überlegte ich mir ob ich weiter wandern sollte oder doch möglichst bald etwas für die Nacht suchen sollte. Der Himmel schaute verdächtig nach Regen aus. Bestimmt wieder eine der typischen Frühlingsschauern, die täglich meist mehrfach auf einen niedergingen. Bisher hatte ich ja Glück und meistens etwas vernünftiges für die Nacht gefunden