Aesculapius
Aesculapius (grch. Asklepios, dt. Äskulap) ist der Gott der Heilkunst. Er ist der Sohn des Apollo und der Coronis. Weil diese dem Gott untreu geworden war, tötete er sie, rettete aber das noch ungeborene Kind. Apollo brachte den Knaben zum weisen Kentauren Cheiron, der ihn in der Heilkunst unterrichtete.
Aesculapius verfeinerte die Kunst seines Lehrmeisters weiter und wurde darin so vollkommen, dass er es schaffte Tote wieder zum Leben zu erwecken. Über diese Fähigkeit war der Göttervater Iuppiter so erzürnt, dass er ihn mit einem Blitz in die Unterwelt schleuderte.
Podaleirios und Machaon, die Söhne des Aesculapius wurden ebenfalls Ärzte und heilten die Verwundeten der Griechen vor Troja. Auch seine Tochter Hygieia wurde als heilkundige Göttin verehrt. In Athen wurde der Kult 420 v.Chr. durch Sophokles eingeführt und dürfte auf dem Handelsweg nach Rom gekommen sein.
293 v.Chr. wütete in Rom und Latium die Pest. Auf Anraten der Sibyllinischen Bücher holte man den Heilgott aus seinem Hauptkultort in Epidauros nach Rom. Das gleiche Ritual wurde schon einmal wirkungsvoll von den Athenern angewandt. Als zwei Jahre später das Schiff mit der heiligen Schlange des Äskulap an der Tiberinsel in Rom vorbeifuhr, schwamm diese an Land und verlieh dem Ort heilende Kräfte. Ein Tempel zu Ehren des Äskulap und seiner Mutter Coronis wurde am 1. Jänner 291 v.Chr. eingeweiht. In Darstellungen kommt neben dem Heilgott jedoch zumeist Hygia (grch. Hygieia), manchmal auch Salus, vor, die die Schlage des Äskulap aus einer Schale füttert.
Zumeist wird Aesculapius als gütiger und bärtiger Mann dargestellt, der sich auf einen Knotenstock stützt, der von einer Schlange umwunden wird (noch heute das Zeichen medizinischer Einrichtungen). Oftmals trägt der Gott die corona tortilis (ein wulstiger Kranz aus Stoff), den auch Priester und zu einem Symposion Geladene tragen durften. Die meisten Götter der Antike sind in den Heiligtümern sitzend dargestellt. Nicht so Aesulapius, der als ständig handelnder Gott stehend agierte.
Äskulap unterscheidet sich von Apollo als Heilgottheit dadurch, dass sich die Kranken im heiligen Bezirk aufhalten durften. So waren infolge manch lang anhaltender Beobachtung die Heilerfolge bei Äskulap grösser, als bei Apollo; doch entstand aus dieser Tatsache keinerlei Konkurrenz zwischen den Kulten. Beide ergänzten sich und als 180 v.Chr. wiederum die Pest in Rom wütete, stellte man vergoldete Statuen des Aesculapius, der Salus und des Apollo nebeneinander auf. Alle drei Gottheiten wurden an Altären auf der Tiberinsel verehrt. Die Insel selbst war Äskulap heilig und wurde mit Travertinplatten an den Ufern als stromaufwärts fahrendes Schiff ausgebaut. Am Bug errichtete man eine Büste des Gottes.
In der späteren Kaiserzeit nahmen die Verehrungen der alten Gottheiten immer mehr ab. Aesculapius bildete hier eine Ausnahme. Die Blütezeit seines Kultes liegt im 2. Jh. n.Chr. Bereits Domitian liess eine Statue des Gottes auf dem kapitolinischen Iuppiter-Tempel errichten. Mit ein Grund für die konstante Verehrung dürfte im Feiertagsdatum liegen: der 1.Januar; Neujahr. Seit der Regierungszeit des Antoninus Pius erscheint neben Äskulap auch Telesphorus, der Genius der Genesung.