Murus Aurelianus
Bereits in vorrepublikanischer Zeit verfügte Rom über eine Stadtmauer, die im 4. Jahrhundert v. Chr. erbaute Servianische Mauer. In den folgenden Jahrhunderten wuchs die Stadt jedoch über diese ursprüngliche Einfriedung immer weiter hinaus. Dennoch dauerte es bis in das 3. Jahrhundert n. Chr., bis man sich zur Errichtung eines ganz neuen, sehr viel weiter gefassten Schutzwalls entschließen konnte.
Die Arbeiten begannen zwischen 270 und 275 n. Chr. unter Kaiser Aurelian, welcher der neuen Stadtmauer ihren Namen gab. Doch erst Kaiser Probus vollendete das Bauwerk.
Die Mauer war im Schnitt 6 Meter hoch und 3 ½ Meter tief. Sie war rund 19 Kilometer lang und besaß 18 Haupttore, sowie 383, jeweils in ca. 30 Meter Abstand stehende Wachtürme. Nach den langen Jahrhunderten, in denen das Thema einer neuen Stadtmauer Roms allem Anschein nach keine große Wichtigkeit besessen hatte, entstand diese nun in relativ großer Eile. Daraus erklärt sich, weshalb vielerorts bereits bestehende Bauwerke in die Befestigungsanlage integriert wurden. Dazu zählten zum Beispiel das Amphitheatrum Castrense und Teile der Aqua Claudia.
Der Bau dieser neuen Mauer zeigt die Furcht der römischen Kaiser dieser Zeit, dass selbst ihre Hauptstadt Rom, welche über Jahrhunderte durch die schiere Größe des Imperiums praktisch geschützt gewesen war, nun mit Angriffen zu rechnen hatte. Diese Furcht war durchaus begründet, denn bereits zwischen 254 und 259 n. Chr. waren Goten und Alemannen bis Norditalien vorgedrungen.
Die Aurelianische Mauer bot in ihrer Ursprungsform jedoch auf die Dauer nur bedingt Schutz, nämlich nur gegen solche Feinde, die über verhältnismäßig einfache Belagerungstechniken verfügten.
Anfang des 4. Jahrhunderts v. Chr. ließ Kaiser Maxentius sie deshalb erstmals erhöhen. Honorius und Arcadius verstärkten sie weiter. Die Mauerkrone erreichte nun in weiten Teilen annähernd 11 Meter Höhe. Dazu baute man die Tore weiter aus und das Mausoleum Hadriani (auch als Engelsburg bekannt) wurde zur Zitadelle ausgebaut, um das westliche Ufer des Tibers besser schützen zu können.
Obwohl es praktisch unmöglich war, diese 19 Kilometer lange Befestigungsanlage an allen Stellen ausreichend zu bemannen, wurde sie bis zum Ende des Weströmischen Reiches nie überwunden. Zwar wurde Rom im 6. Jahrhundert n. Chr. von Goten und Vandalen erobert. Diese verzichteten jedoch auf eine Erstürmung und erzwangen stattdessen die Öffnung der Tore, indem sie die Stadt von ihrer Wasserversorgung abschnitten.