Hercules
Hercules (grch. Herakles, etrusk. Hercle, dt. Herkules) war als Sohn des Iuppiter und der Alkmene einer der berühmtesten und beliebtesten Helden der Antike. So wurde ihm gleichfalls göttliche Verehrung zuteil.
Seine große Widersacherin war Iuno, die Frau des Iuppiter, die ihm immer wieder nach dem Leben trachtete. Hercules wurde von Amphitryon und den besten Lehrern seiner Zeit erzogen. Bereits in frühester Jugend war er berühmt für seine Stärke, denn schon als kleines Kind erwürgte er Schlangen, die Iuno schickte, um ihn zu töten. Um unsterblichen Ruhm zu erlangen wies ihn das Orakel von Delphi den Weg zu den zwölf Aufgaben, die er im Auftrag des Eurystheus durchzuführen hatte.
Er nahm anfangs am Zug der Argonauten teil, wurde aber von den Göttern für andere Taten ausgewählt. So half Hercules die Giganten zu besiegen, die den Olymp belagerten und befreite Prometheus von seinen Qualen; auch die Fesseln der Titanen im Tartaros lockerte er.
Die Eifersucht seiner Frau Deianeira brachte ihm den Tod, da sie ihn ein vergiftetes Gewand anziehen liess, das seine Haut verbrannte. Hercules liess einen Scheiterhaufen für sich errichten, um sich selbst aus den Qualen befreien zu können. Sein Freund Philoktetes hatte als einziger den Mut das Feuer zu entzünden. In seiner Todesstunde senkte sich eine Wolke herab und Hercules wurde zu den Göttern aufgenommen. Iuno versöhnte sich mit ihm und gab ihm ihre Tochter Hebe zur Frau.
In der römischen Mythologie kannte man auch noch Taten des Hercules, die beim griechischen Original nicht bekannt sind. So soll er während seiner Rückkehr mit den Rindern des Geryoneus aus Spanien ein die Einwohner Latiums terrorisierendes Scheusal namens Cacus, das auf dem Aventin (oder Palatin) wohnte, vernichtet haben. Auf dem späteren Forum Boarium wurde ihm ein Ara Maxima (=grosser Altar) genannter Altar gewidmet. Samt der daneben stehenden Bronzestatue mit dem Beinamen triumphalis dürfte die Anlage vor der Stadtgründung Roms anzusetzen sein. Der Kult soll vom arkadischen König Euander eingerichtet worden sein. Bei Triumphzügen wurde die Statue aus etruskischem Erz wie ein Triumphator gekleidet.
Ursprünglich galt der Kult am Ara Maxima dem phönizischen Gott Melkart, der später mit Hercules gleichgesetzt worden war. Die Riten waren weder griechisch noch mittelitalisch. Sie liessen sich auf die Phönizier zurückführen. Dazu gehörten etwa der strikte Ausschluss der Frauen.
Der Verkehrsknotenpunkt wurde während der Republik weiter ausgebaut und der Gott erfuhr vor allem im privaten Bereich einen grossen Popularitätszuwachs. Neben dem bereits erwähnten Hercules-Kult gab es auf dem Forum Boarium eine zweite Kultstätte für den sogenannten tönernen Hercules. Die Bezeichnung stammte vom Material der Statue. Noch im 15. Jh. stand ein Herculestempel auf dem Forum Boarium in einigermassen passablem Zustand. Das Gebäude wurde 142 v.Chr. im Amtsjahr der Censoren Lucius Mummius und Scipio Aemilanus in der Form einer aedes rotunda (Rundtempel etruskischen Stils mit Säulenumgang) eingeweiht. Ebenfalls auf dem Forum steht heute noch ein Rundtempel des Gottes mit korinthischen Säulen. Damit gehört Hercules neben Diana, Mercurius und Vesta zu jenen Göttern, die man verstärkt Rundtempelanlagen errichtete.
Das römische Fest des Hercules wurde am 12. August begangen. An diesem Tag brachte der praetor urbanus das Staatsopfer am Ara Maxima dar, indem ein junges Rind und ein Schwein geschlachtet wurden. Dazu wurde ein scyphus (= aus Holz geschnitzter und mit Pech abgedichteter Becher) verwendet, der als Reliquie des Gottes galt. Im gleichen Bezirk hütete man auch die heilige Keule des Hercules.
Das Fest der Diana wurde am darauffolgenden Tag gefeiert und Hercules erhielt dabei mit seinem Beinamen Victor (= Sieger) Opfergaben. Beide teilten auch bei der ersten Götterbewirtung 399 v.Chr. einen Stuhl. Diese Beziehung zwischen den beiden Gottheiten war eine typisch italische. So wurde Hercules manchmal mit der Hirschkuh der griechischen Artemis dargestellt. Als zweiter Beiname wurde Invictus (= der Unbesiegte) verwendet.
Seine Symbole waren die Keule, ein Bogen und das Löwenfell. Die Keule war nicht einfach ein primitiver Prügel, sondern eine kunstvoll hergestellte Waffe. Als Pflanze war ihm die Weisspappel heilig. Das Schwein war das typische Opfertier für den Herculeskult. In zahlreichen Lararien der Kaiserzeit wird der Hausgott Hercules mit seinem Trinkbecher dargestellt. Auch die Äpfel der Hesperiden tauchen immer wieder auf. Die ältesten Statuetten zeigen Hercules in einer Tracht, die dem phönizischen Melkart entspricht. Der Kopf des Löwenfells bildet eine Kapuze, die Vorderläufe sind über der Brust verknotet, der Rest schmiegt sich symmetrisch an den Körper. Ein Gürtel oder eine Schliesse waren optional. Unter dem Fell zeigt sich eine Tunika, die bis auf die Oberschenkel reicht. Die Griechen wiederum exportierten ihre Darstellungen vor allem auf Vasen nach Italien.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde er einer der beliebtesten Götter des römischen Volkes. Selbst Kaiser verglichen sich in ihrem Grössenwahn mit Hercules Invictus - dem siegreiche Hercules -, so etwa Commodus. Kaiser Trajan verehrte Hercules Gaditanus als Gott seiner spanischen Heimat. Augustus sah in ihm ein göttliches Vorbild, das mit Einsatz seines Lebens die Lorbeeren errang.