Zeitrechnung

Aus Theoria Romana
(Weitergeleitet von Post urbem conditam)
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In der Antike gab es keine allgemein verbindliche Zeitrechnung, nicht einmal innerhalb des Römischen Herrschaftsbereichs. Vor allem im Osten, wo die Städte häufig auf eine lange, hellenistische Tradition zurück sehen konnten, der sie nach wie vor verhaftet waren, unterschieden sich die Kalender und Jahreszählungen teilweise von Stadt zu Stadt. In dieser Tradition stand auch die Praxis, die Zählung mit der“Befreiung“ oder“Gründung “ ihrer Stadt (und nicht mit der Roms) einsetzte. Galatia hatte eine Provinzialära, die mit der Einrichtung dieser Provinz im Jahr 25 v. Chr. begann. In Aegyptus zählte man nach den Regierungsjahren der Kaiser und in Asia fing das Kalenderjahr mit dem Geburtstag des Augustus an.

Im römischen Kalender bezeichnete man die Jahre für gewöhnlich nach den amtierenden, ordentlichen Consuln. Die Consuln werden deshalb auch als die eponymen (lat. "namensgebenden") Beamten Roms bezeichnet. Nicht namensgebend waren die Suffektkonsuln, die kein vollständiges Jahr lang amtierten.

Wollte man das Jahr in einer absoluten Zahl ausdrücken, dann zählte man nach der "Varronischen Zeitrechnung" die Jahre seit der Gründung Roms. Diese Datierung bezeichnete man als ab urbe condita oder auch anno urbis conditae (lat. "im Jahr seit der Stadtgründung"), was mit a.u.c. abgekürzt wurde. Seltener war die Formulierung post urbem conditam (abgekürzt: p.u.c.).

Die Festlegung des Gründungsjahrs basierte dabei auf einer Berechnung des römischen Polyhistors Marcus Terentius Varro (* 116 v. Chr., † 27 v. Chr.), von dessen Namen später auch die Bezeichnung "Varronische Zeitrechnung" abgeleitet wurde. Terentius Varro betrachtete Rom als Wiedergeburt des legendären Troja und nahm an, dass Troja im Jahr 1193 v. Chr. von den Griechen erobert wurde (was zu seiner Zeit als gesicherte Jahresangabe galt). Von diesem Jahr ausgehend rechnete er 440 Jahre weiter. 440 Jahre deshalb, weil ihm das als feststehende Zeitspanne zwischen Inkarnation (vom lat. incarnatio = "Fleischwerdung") und Reinkarnation ("Wiederfleischwerdung") galt. Er berief sich dabei auf die Lehren von Astrologen, die Geburtenhoroskope erstellten und diese Frist in schriftlichen Dokumenten genannt hatten. Auf diese weise ermittelte er das Jahr 753 v. Chr. als Gründungsjahr der Stadt Rom.
Es gab aber eine dazu konkurrierende, wenn auch seltener verwendete Berechnung, die "Catonische" oder auch "Capitolinische Zeitrechnung". Sie ging auf Marcus Porcius Cato Censorius (* 234 v. Chr., † 149 v. Chr.) zurück. Er legte die Stadtgründung in das Jahr der 7. Olympiade, nach unserer heutigen, christlichen Zeitrechnung das Jahr 752 v. Chr.

Die Zeitrechnung ab urbe condita war bis ins Mittelalter gebräuchlich, bevor sie schließlich von der christlichen Zeitrechnung (lat. anno domini bzw. ab incarnatione domini) abgelöst wurde. Diese wurde erstmals im Jahr 525 n. Chr. von dem Mönch Dionysius Exiguus vorgeschlagen, konnte sich aber erst ab dem 8. Jh. n. Chr. langsam durchsetzen. Diese Zählung basiert auf dem angenommen (aber nach heutigen Erkenntnissen vermutlich 4 oder 7 Jahre zu spät angesetzten) Geburtsjahr Jesus Christus' und ist Basis der heute gebräuchlichen Jahresangaben vor, bzw. nach Christi Geburt (abgekürzt: v. Chr., bzw. n. Chr.). Weil bei dieser Zählung das Jahr 0 fehlt, entstehen bei der Umrechnung zwischen varronischer und christlicher Zeitrechnung häufig Fehler. Für die Jahre bis einschließlich 753 a.u.c. (1 v. Chr.) muss die Jahresangabe nämlich von 754 abgezogen werden, für die Jahre ab 754 a.u.c. (1 n. Chr.) aber von 753.

Umrechnungsformeln

Jahreszahlen VOR Christi Geburt:
Jahr X a.u.c. = 754 - X = Jahr Y v. Chr., Beispiel: 538 a.u.c. = 754 - 538 = 216 v. Chr.
Jahr X v. Chr. = 754 - X = Jahr Y a.u.c., Beispiel: 44 v. Chr. = 754 - 44 = 710 a.u.c.

Jahreszahlen NACH Christi Geburt:
Jahr X a.u.c. = X - 753 = Jahr Y n. Chr., Beispiel: 762 a.u.c. = 762 - 753 = 9 n. Chr.
Jahr X n. Chr. = X + 753 = Jahr Y a.u.c., Beispiel: 104 n. Chr. = 104 + 753 = 857 a.u.c.


Weitere Informationen zum römischen Kalender im gleichnamigen Artikel


Literatur:
Wikipedia
Wapedia
Eckhard Meyer-Zwiffelhoffer, Imperium Romanum – Geschichte der römischen Provinzen, 2009