Duodecim scripta: Unterschied zwischen den Versionen

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Gewisse Wörter kamen immer wieder vor und ergaben trotz der literarischen Vielfalt eine gewisse "fraktale" Ähnlichkeit. Wollte man eine Sentenz einmeisseln, die sich nicht mit Wörter zu je sechs Buchstaben fassen liess, so rückte man einfach alle Wörter zusammen und teilte sie nach jeweils sechs Buchstaben ab. Von werbegeschichtlichem Interesse ist jene Inschrift: Abemus incena - Pullum Piscem - Pernam Paonem (Wir haben zum Essen Huhn, Fisch, Rebhuhn und Pfau.) Damit machte eine Taverne auf ihren, den Gästen zur Verfügung gestellten, Spielbrettern Eigenwerbung.
 
Gewisse Wörter kamen immer wieder vor und ergaben trotz der literarischen Vielfalt eine gewisse "fraktale" Ähnlichkeit. Wollte man eine Sentenz einmeisseln, die sich nicht mit Wörter zu je sechs Buchstaben fassen liess, so rückte man einfach alle Wörter zusammen und teilte sie nach jeweils sechs Buchstaben ab. Von werbegeschichtlichem Interesse ist jene Inschrift: Abemus incena - Pullum Piscem - Pernam Paonem (Wir haben zum Essen Huhn, Fisch, Rebhuhn und Pfau.) Damit machte eine Taverne auf ihren, den Gästen zur Verfügung gestellten, Spielbrettern Eigenwerbung.
 
<p align=center>http://de.geocities.com/firlachiel/IR/12scripta1.jpg http://de.geocities.com/firlachiel/IR/12scripta2.jpg</p>
 
<p align=center>''zwei Spielbretter für Duodecim scripta. Die rechte war zugleich Eigenwerbung für eine Taverne
 
(c) Museum der römischen Kultur, Rom''</p>
 
  
 
Zur Ausstattung gehörten neben dreier Würfel noch je 15 plättchenförmige Spielsteine pro Spieler. Diese waren im allgemeinen von I bis XV durchnummeriert und auf der anderen Seite mit kunstvollen Symbolen verziert. Farblich waren die Steine nicht zu unterscheiden. Sie besassen die natürliche Farbgebung des Materials wie Knochen oder Elfenbein. Ein Fund aus einem Kindergrab in Ägypten zeigt, dass - obwohl das Spiel eigentlich vollständig sein müsste - nur 15 Spielsteine mit ins Grab gegeben wurden. Dies führte zur Annahme, dass jeder Duodecim-scripta-Spieler seine eigenen Spielsteine besass. Ein Indiz hierfür könnten die Symbole sein, die auf ihnen zu finden sind. Sie zeigen nämlich immer sehr persönliche Motive.
 
Zur Ausstattung gehörten neben dreier Würfel noch je 15 plättchenförmige Spielsteine pro Spieler. Diese waren im allgemeinen von I bis XV durchnummeriert und auf der anderen Seite mit kunstvollen Symbolen verziert. Farblich waren die Steine nicht zu unterscheiden. Sie besassen die natürliche Farbgebung des Materials wie Knochen oder Elfenbein. Ein Fund aus einem Kindergrab in Ägypten zeigt, dass - obwohl das Spiel eigentlich vollständig sein müsste - nur 15 Spielsteine mit ins Grab gegeben wurden. Dies führte zur Annahme, dass jeder Duodecim-scripta-Spieler seine eigenen Spielsteine besass. Ein Indiz hierfür könnten die Symbole sein, die auf ihnen zu finden sind. Sie zeigen nämlich immer sehr persönliche Motive.
 
<p align=center>http://de.geocities.com/firlachiel/IR/12scripta3.jpg http://de.geocities.com/firlachiel/IR/12sripta4.jpg</p>
 
<p align=center>''links: einfaches Spielbrett eingeritzt auf dem Marmorfussboden
 
rechts: Spielsteine für Duodecim scripta''</p>
 
  
 
Die Regeln des Spiels sind nicht überliefert worden, doch legt die Ähnlichkeit mit einem Backgammon-Brett auch ähnliche Spielregeln nahe. Ein Spielbrett aus Ostia zeigt anstatt der Wörter nur hintereinandergereihte Buchstaben, die wohl den Spielern die Feldreihenfolgen veranschaulichen sollten. Daraus würde sich ergeben, dass die Zugfolge mit Backgammon identisch gewesen wäre.
 
Die Regeln des Spiels sind nicht überliefert worden, doch legt die Ähnlichkeit mit einem Backgammon-Brett auch ähnliche Spielregeln nahe. Ein Spielbrett aus Ostia zeigt anstatt der Wörter nur hintereinandergereihte Buchstaben, die wohl den Spielern die Feldreihenfolgen veranschaulichen sollten. Daraus würde sich ergeben, dass die Zugfolge mit Backgammon identisch gewesen wäre.
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Erst wenn alle Steine gesetzt worden waren, konnte das richtige Spiel beginnen. War man in den äusseren vier Feldern, so konnten die dortigen einzeln stehenden Figuren vom Gegner geschlagen werden. So war es das taktische Ziel mehrere Spielsteine auf ein Feld zu bekommen. Wurde einem eine Figur genommen, so musste man sie beim nächsten Zug wieder vom Start weg einsetzen, d.h. man konnte mit den anderen Steinen nicht ziehen.
 
Erst wenn alle Steine gesetzt worden waren, konnte das richtige Spiel beginnen. War man in den äusseren vier Feldern, so konnten die dortigen einzeln stehenden Figuren vom Gegner geschlagen werden. So war es das taktische Ziel mehrere Spielsteine auf ein Feld zu bekommen. Wurde einem eine Figur genommen, so musste man sie beim nächsten Zug wieder vom Start weg einsetzen, d.h. man konnte mit den anderen Steinen nicht ziehen.
  
Sieger war jener Spieler, der alle seine Steine durch alle Felder gebracht und somit friedlich aus dem Spiel gebracht hatte. Aus der praktischen Erprobung ist bekannt, dass das Spiel sehr langwierig und auch -weilig sein konnte. Da es sich bei Duodecim scripta in der Antike um ein Glücksspiel handelte, ist damit zu rechnen, dass mit Einsätzen gespielt wurde. Jedesmal wenn eine Figur geschlagen wurde, dürften Strafpunkte angefallen sein oder Bonuspunkte für den schlagenden Spieler. Auch der Sieger dürfte Boni gesammelt haben. Wenn während der Züge Geld floss, machte es das Spiel sicher interessanter.
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Sieger war jener Spieler, der alle seine Steine durch alle Felder gebracht und somit friedlich aus dem Spiel gebracht hatte. Aus der praktischen Erprobung ist bekannt, dass das Spiel sehr langwierig und auch -weilig sein konnte. Da es sich bei Duodecim scripta in der Antike um ein [[Glücksspiel]] handelte, ist damit zu rechnen, dass mit Einsätzen gespielt wurde. Jedesmal wenn eine Figur geschlagen wurde, dürften Strafpunkte angefallen sein oder Bonuspunkte für den schlagenden Spieler. Auch der Sieger dürfte Boni gesammelt haben. Wenn während der Züge Geld floss, machte es das Spiel sicher interessanter.
  
 
[[Kategorie:Freizeit]]
 
[[Kategorie:Freizeit]]

Aktuelle Version vom 31. August 2015, 19:54 Uhr

Das Brettspiel Duodecim scripta ist besser unter der Bezeichnung "Zwölflinienspiel" bekannt. Es wurde vor allem während der römischen Kaiserzeit gespielt. Alleine in Rom fand man über 100 Spielbretter. Das Spiel selbst lässt sich mit dem modernen Backgammon vergleichen.

Das Aufkommen von Duodecim scripta während der Hohen Kaiserzeit bedingte - im Gegensatz zu anderen Brettspielen - eine Produktion der Spielbretter in qualitativ hochwertigen Materialien. Fast alle bekannten Spielbretter wurden so in Marmor gefertigt. Natürlich gab es auch Einritzungen in Marmorfussböden. Die Spielbretter waren oft doppelt zu verwenden. Auf der einen Seite konnte man Duodecim scripta, auf der anderen das Ludus Latrunculorum spielen.

Auf dem Brett standen in der Regel sechs lateinische Worte in drei Reihen (Es gab auch einfachere Bretter ohne Worte, nur mit Punkten oder geometrischen Figuren). Jedes der Worte bestand aus sechs Buchstaben. In Summe ergab dies 36 Buchstaben, was in diesem Fall mit Spielfeldern gleichzusetzen ist. Der epigraphische Befund zeigt, dass die Wörter nicht genormt waren, d.h. die Hersteller der Spielbretter sich ganz nach ihren Vorlieben oder denen ihrer Kunden richteten. Gerne wurden geistreiche Sentenzen aufgebracht. Beispiele hierfür sind Ludite Securi - Quibus Aeseat - Semper Inarca (Spielt beruhigt, dass ihr immer Geld in der Kasse habt.) oder Levate Da_Locu - Ludere Nescis - Idiota Recede (Gehe fort, mache Platz. Du weisst nicht zu spielen. Unwissender ziehe dich zurück.)

Gewisse Wörter kamen immer wieder vor und ergaben trotz der literarischen Vielfalt eine gewisse "fraktale" Ähnlichkeit. Wollte man eine Sentenz einmeisseln, die sich nicht mit Wörter zu je sechs Buchstaben fassen liess, so rückte man einfach alle Wörter zusammen und teilte sie nach jeweils sechs Buchstaben ab. Von werbegeschichtlichem Interesse ist jene Inschrift: Abemus incena - Pullum Piscem - Pernam Paonem (Wir haben zum Essen Huhn, Fisch, Rebhuhn und Pfau.) Damit machte eine Taverne auf ihren, den Gästen zur Verfügung gestellten, Spielbrettern Eigenwerbung.

Zur Ausstattung gehörten neben dreier Würfel noch je 15 plättchenförmige Spielsteine pro Spieler. Diese waren im allgemeinen von I bis XV durchnummeriert und auf der anderen Seite mit kunstvollen Symbolen verziert. Farblich waren die Steine nicht zu unterscheiden. Sie besassen die natürliche Farbgebung des Materials wie Knochen oder Elfenbein. Ein Fund aus einem Kindergrab in Ägypten zeigt, dass - obwohl das Spiel eigentlich vollständig sein müsste - nur 15 Spielsteine mit ins Grab gegeben wurden. Dies führte zur Annahme, dass jeder Duodecim-scripta-Spieler seine eigenen Spielsteine besass. Ein Indiz hierfür könnten die Symbole sein, die auf ihnen zu finden sind. Sie zeigen nämlich immer sehr persönliche Motive.

Die Regeln des Spiels sind nicht überliefert worden, doch legt die Ähnlichkeit mit einem Backgammon-Brett auch ähnliche Spielregeln nahe. Ein Spielbrett aus Ostia zeigt anstatt der Wörter nur hintereinandergereihte Buchstaben, die wohl den Spielern die Feldreihenfolgen veranschaulichen sollten. Daraus würde sich ergeben, dass die Zugfolge mit Backgammon identisch gewesen wäre.

Welcher Spieler den ersten Zug machte, ermittelte man durch Losung. Danach bestimmten die Würfel, wie viele Steine jeder Spieler zu Beginn setzen durfte. Dabei gab es folgende Möglichkeiten: mit einer Figur und der Summe aller Würfel, mit zwei Figuren aus der Summe zweier Würfel für die eine und dem Wert des restlichen Würfels für die andere sowie alle drei Figuren mit den jeweiligen Würfelzahlen.

Erst wenn alle Steine gesetzt worden waren, konnte das richtige Spiel beginnen. War man in den äusseren vier Feldern, so konnten die dortigen einzeln stehenden Figuren vom Gegner geschlagen werden. So war es das taktische Ziel mehrere Spielsteine auf ein Feld zu bekommen. Wurde einem eine Figur genommen, so musste man sie beim nächsten Zug wieder vom Start weg einsetzen, d.h. man konnte mit den anderen Steinen nicht ziehen.

Sieger war jener Spieler, der alle seine Steine durch alle Felder gebracht und somit friedlich aus dem Spiel gebracht hatte. Aus der praktischen Erprobung ist bekannt, dass das Spiel sehr langwierig und auch -weilig sein konnte. Da es sich bei Duodecim scripta in der Antike um ein Glücksspiel handelte, ist damit zu rechnen, dass mit Einsätzen gespielt wurde. Jedesmal wenn eine Figur geschlagen wurde, dürften Strafpunkte angefallen sein oder Bonuspunkte für den schlagenden Spieler. Auch der Sieger dürfte Boni gesammelt haben. Wenn während der Züge Geld floss, machte es das Spiel sicher interessanter.