Strafrecht: Unterschied zwischen den Versionen

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In den östlichen Provinzen gab es zusätzlich das Amt des ''Irenarchen''. Diese auf ein Jahr gewählten Beamten waren Dorfpolizisten vergleichbar. Wie spätere Briefwechsel allerdings belegen waren die Irenarchen aber häufig korrupt und ineffizient.
 
In den östlichen Provinzen gab es zusätzlich das Amt des ''Irenarchen''. Diese auf ein Jahr gewählten Beamten waren Dorfpolizisten vergleichbar. Wie spätere Briefwechsel allerdings belegen waren die Irenarchen aber häufig korrupt und ineffizient.
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== Sanktionen ==
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Ein verurteilter Verbrecher konnte mit verschiedenen Strafen rechnen. Die Sanktionen entwickelten sich von erst reinen Wiedergutmachungen, wie etwa Zahlen von Rindern und Sühneopfern, in archaischer Zeit zu persönlichen Strafen mit generalpräventiven, d. h. abschreckendem, Charakter. Die heute gängige Freiheitsstrafe war den Römern gänzlich unbekannt. Nur zu Untersuchungszwecke wurde man in Haft genommen.
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Eine große Rolle spielte bei den Sanktionen der Standesunterschied. Vornehmen Personen wurde gestattet, sich der Verurteilung und dem Strafvollzug durch Flucht ins Exil zu entziehen. Die Todesstrafe wurde bei ihnen durch Köpfen vollzogen, wo hingegen Personen niederen Standes einen Felsen heruntergestürtzt wurden.
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Daneben gab es diese Strafen:
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'''ad metallum'''
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Hier wurde der Verurteilte zur Strafarbeit in die Bergwerke geschickt. Der Verurteilte verlor seine persönliche Freiheit und wurde zum ''servus poenae''.
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'''ad opus publicum'''
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Der Verurteilte wurde zu öffentlichen Arbeiten, wie dem Strassenbau oder anderen Bauprojekten, herangezogen. Im Gegensatz zur Bergwerksstrafe behielt der Verurteilte seine Freiheit.
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'''ad bestias'''
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Auf den Verurteilten wartete die Arena. Vor den eigentlichen Gladiatorenkämpfen wurden Tierhetzen veranstaltet. Die Verurteilten mussten dabei mit blossen Händen gegen wilde Tiere kämpfen. Zwischen den Veranstaltern von Spielen und den Strafverfolgungsbehörden entwickelten sich dadurch enge Verbindungen. Unter Einfluss des Christentums verbot Kaiser Konstantin diese Strafe. Er schreibt, dass die Verurteilten lieber in den Bergwerken arbeiten sollten, als dass sie der Belustigung der Zuschauer dienen (CTH. 15.12.1).
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'''Kreuzigung'''
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Dies war eine Strafe für Sklaven und Räuber, die meist an Ort und Stelle der Aufgreifung vollzogen wurde und sollte vorallem der Abschreckung dienen. Konstantin der Große schaffte diese Strafe ab.

Version vom 18. November 2005, 23:42 Uhr

Strafrecht im alten Rom

Im Gegensatz zu heute, war das Strafrecht in römischer Zeit weniger ausgeprägt. Vermögensdelikte regelte man über das Privatrecht, z.B. über die Lex Aquilia. Delikte gegen die Person oder politische Verbrechen waren vorallem in den 12 Tafeln und in Kaiserkonstitutionen festgesetzt.


Strafverfolgung

Die Strafverfolung war vorallem eine private Angelegenheit. Untersuchungen von der Opferseite aus und Selbsthilfe waren ein wesentliches Merkmal der römischen Strafverfolgung. Wenn ein Dieb in flagranti delicto, also auf frischer Tat, ertappt wurde, konnte der Bestohlene den Dieb töten. Besonderer Bedeutung kam dabei der Nachbarschaftshilfe zu. Wenn der Dieb sich verteidigte konnte und musste der Betroffene die Nachbarn zu Hilfe holen. Strafverfolgung erfolgte auch nicht ex officio, also von Amtswegen, sondern nur auf Anzeige, getreu dem Motto "Wo kein Kläger, da kein Richter". Da Sklaven häufig entliefen gab es schon früh eine ganze Kopfgeldjägerszene. Die fugitivarii sollten die entflohenen Sklaven wieder einfangen und kassierten dafür eine Belohnung.

Erst später entwickelte sich langsam eine staatliche, professionelle Strafverfolung.

Strafverfolgung in Rom

In der Kaiserzeit waren für die Strafverfolgung bei kleineren Straftaten die Vigiles zuständig. In ihrem Aufgabenbereich lag die Verfolgung von Brandstifetern, Dieben, Einbrechern und Räubern. Für schwerere Delikte waren die Cohortes Urbanae zuständig. Sie dienten aber mehr der politischen Überwachung und sollten Aufstände verhindern. Diesen militärischen Einheiten waren Zivilbeamte, die collegati oder corporati, beigeordnet. Daneben gab es die sogenannten tresviri capitales. Dies waren 11 gewählte Beamte mit Staatssklaven als Vollstrecker unter sich, die Hinrichtungen und die Gefängnisse überwachten.


Strafverfolgung in der Provinz

In den Provinzen war der Statthalter für die Strafverfolgung zuständig. In größeren Städten standen ihm dazu die stationari zur Seite die in kleinen Militärposten, stationes, untergebracht waren. Sie sollten Räuberbanden bekämpfen und waren auch zur Anzeigenentgegennahme zuständig.

In den östlichen Provinzen gab es zusätzlich das Amt des Irenarchen. Diese auf ein Jahr gewählten Beamten waren Dorfpolizisten vergleichbar. Wie spätere Briefwechsel allerdings belegen waren die Irenarchen aber häufig korrupt und ineffizient.


Sanktionen

Ein verurteilter Verbrecher konnte mit verschiedenen Strafen rechnen. Die Sanktionen entwickelten sich von erst reinen Wiedergutmachungen, wie etwa Zahlen von Rindern und Sühneopfern, in archaischer Zeit zu persönlichen Strafen mit generalpräventiven, d. h. abschreckendem, Charakter. Die heute gängige Freiheitsstrafe war den Römern gänzlich unbekannt. Nur zu Untersuchungszwecke wurde man in Haft genommen.

Eine große Rolle spielte bei den Sanktionen der Standesunterschied. Vornehmen Personen wurde gestattet, sich der Verurteilung und dem Strafvollzug durch Flucht ins Exil zu entziehen. Die Todesstrafe wurde bei ihnen durch Köpfen vollzogen, wo hingegen Personen niederen Standes einen Felsen heruntergestürtzt wurden.

Daneben gab es diese Strafen:

ad metallum

Hier wurde der Verurteilte zur Strafarbeit in die Bergwerke geschickt. Der Verurteilte verlor seine persönliche Freiheit und wurde zum servus poenae.

ad opus publicum

Der Verurteilte wurde zu öffentlichen Arbeiten, wie dem Strassenbau oder anderen Bauprojekten, herangezogen. Im Gegensatz zur Bergwerksstrafe behielt der Verurteilte seine Freiheit.

ad bestias

Auf den Verurteilten wartete die Arena. Vor den eigentlichen Gladiatorenkämpfen wurden Tierhetzen veranstaltet. Die Verurteilten mussten dabei mit blossen Händen gegen wilde Tiere kämpfen. Zwischen den Veranstaltern von Spielen und den Strafverfolgungsbehörden entwickelten sich dadurch enge Verbindungen. Unter Einfluss des Christentums verbot Kaiser Konstantin diese Strafe. Er schreibt, dass die Verurteilten lieber in den Bergwerken arbeiten sollten, als dass sie der Belustigung der Zuschauer dienen (CTH. 15.12.1).

Kreuzigung

Dies war eine Strafe für Sklaven und Räuber, die meist an Ort und Stelle der Aufgreifung vollzogen wurde und sollte vorallem der Abschreckung dienen. Konstantin der Große schaffte diese Strafe ab.