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Version vom 25. Dezember 2008, 22:23 Uhr
Das lectisternium (vom lat. Wort lectus für Bett oder Kissen) war eine zeremonielle Götterbewirtung. Dabei wurden Götterbildnisse aus den Tempeln geholt und auf prächtige, mit kostbaren Decken drapierte Polster (lat. pulvinar) gebettet und symbolisch mit Speisen und Getränken bewirtet. Oftmals existierten auch speziell für die Lectisternien angefertigte kleinere Ausgaben der Kultbilder, wobei die Götter gestaltet wurden um sie auf Liegen (lectisternium), die Göttinen um sie auf Sesseln (sellisternium) zu platzieren. Teilweise fanden die Speisungen über mehrere Tage hinweg statt.
Diese Sitte stammte ursprünglich aus Griechenland, wo sie theoxenia genannt wurde. Dort fand das bekannteste Fest dieser Art in Delphi, im Monat theoxenios (März-April) statt, woraus sich der griech. Name ableitete.
Das erste römische lectisternium fand im Jahr 399 v. Chr. statt, nachdem man die Sibyllinischen Bücher befragt hatte. Anlass war eine in Rom ausgebrochene Seuche. Später wiederholte man dieses Ritual gewöhnlich ebenfalls aus Anlass aktueller Notlagen. Jährliche Lectisternien fanden im Zuge der ludi Romani und der ludi plebeii statt. Diese wurden vom Kollegium der Septemviri epulones nach Graecus ritus ausgerichtet. In der klassischen Republik bildeten die Götter oftmals Paare zur Bewirtung: Iuppiter und Iuno, Neptunus und Minerva, Mars und Venus, Apollo und Diana, Volcanus und Vesta und Mercurius und Ceres.
Literatur:
M. C. Howatson (Hrsg.), Reclams Lexikon der Antike, ergänzte Ausgabe 2006
Andreas Bendlin, Septemviri in: Der neue Pauly, Enzyklopädie der Antike, Bd. XI, Hrsg. Hubert Cancik und Helmuth Schneider, Weimar 2001
A. und I. König: Der römische Festkalender der Republik, Stuttgart 1991.