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Aktuelle Version vom 30. Juni 2006, 14:48 Uhr
3. Mai
Bei den Floralia handelte es sich um einen Festtag zu Ehren der "Mutter Flora", der Patronin der Blumen und des Frühlings und Göttin der allgemeinen Blüte. Die Feier bezog sich ursprünglich wahrscheinlich speziell auf die Getreideblüte. Die Blütezeit ist eine der wichtigsten Phasen in der Getreideentwicklung, von ihr ist auch der Erntetag abhängig. Wahrscheinlich waren die Floralia zu Anfang ein beweglicher Feiertag (feriae conceptivae) und wurden erst später auf den 3. Mai festgelegt.
An diesem Tag wurde das unscheinbare Blühen der wichtigsten Wirtschaftspflanze des römischen Imperiums mit reichlich Blumenschmuck gefeiert. Wahrscheinlich ist auch eine Blumen- und Getreideprozession zum Heiligtum der Flora in Verbindung mit einem unblutigen Opfer für die Göttin, welcher allgemein nur unblutige Opfer dargebracht werden durften.
Ludi Florales (28. April - 3. Mai)
Erst im Jahr 238 v. Chr. wurde Flora am 28. April ein Tempel geweiht. Seitdem wurden von Beginn dieses Tages bis Anfang Mai die Ludi Florales gefeiert. Deren Organisation lag zuerst in den Händen der plebeiischen Aedile, seit der Kaiserzeit in denen der Praetoren.
Die Ludi Florales galten wie auch die Floralia als ausgelassenes, 'plebeisches' Volksfest, an welchem sich vor allem das niedere Volk, Schauspieler, Tänzerinnen und Dirnen beteiligten. Im Circus wurden Tierhetzen auf Hasen und Ziegen veranstaltet, welche als Symboltiere der Fruchtbarkeit galten. Dazu gab es Bühnenspiele, welche Ovid als scaena levis, als leichte Muse bezeichnet, da dort eine Menge Kurtisanen auftraten, welche öffentlich tanzten und sich entkleideten. Die Floralia hatten allgemein einen sehr erotisch-üppigen Charakter, welcher von den Bürgern im Rahmen der Konventionen ausgelegt wurde, oder auch stellvertretend von Prostituierten, welche die Göttin Flora als ihre Patronin feierten und sich besonders freizügig zeigten. Auch das Ausstreuen von Hülsenfrucht-Samen (Erbsen, Bohnen) unters Volk spielte deutlich auf den sexuellen Aspekt des Blütenfestes an und thematisierte den Mythos von der Empfängnis des Mars durch Iuno.
Die Unmoral der Ludi Florales wurde von Lactanz aufs schärfste verurteilt.
Quellen:
Fritz Graf: Flora, Der neue Pauly, Enzyklopädie der Antike, Bd. IV, Hrsg. Hubert Cancik und Helmuth Schneider, Weimar 1998;
Dorothea Baudy: Floralia, Der neue Pauly, Enzyklopädie der Antike, Bd. IV, Hrsg. Hubert Cancik und Helmuth Schneider, Weimar 1998;
G'erard Freyburger, Übs.: S. Unteregge: Ludi, Der neue Pauly, Enzyklopädie der Antike, Bd. VII, Hrsg. Hubert Cancik und Helmuth Schneider, Weimar 1999;
Inscr. It. XIII2, S. 454;
Latte, S. 73;
König, S. 60;
Wissowa, RE VI, Sp. 279;
Eisenhut, Kl.Pauly II, Sp. 579;
Le Bonniec, LAW, Sp. 982;
Scullard, S182;