Partherkrieg des Marcus Antonius: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Gaius Iulius Caesar hatte einen Partherkrieg vor seiner Ermordung am 15. März 44 v. Chr. geplant. Am 18. März wollte dieser aufbrechen. Nicht wenige vermuten, dass Antonius eng an die Pläne des Diktators anknüpfte. | + | Gaius Iulius Caesar hatte einen Partherkrieg vor seiner Ermordung am 15. März 44 v. Chr. geplant. Am 18. März wollte dieser aufbrechen. Nicht wenige vermuten, dass Antonius eng an die Pläne des Diktators anknüpfte. Von diesen selbst jedoch nur wenig überliefert. So sagt man, dass Caesar den Gegner zunächst erproben wollte, d.h. seine Kampfweise kennenlernen, bevor er diesen in einer Entscheidungsschlacht stellte. Auch über die geplante Route des Invasionszuges ist bekannt, dass Caesar über Kleinasien und Kleinarmenien in Großarmenien einfallen wollte und danach, wenn der Grenzfluß Araxes überschritten sei, in [[Media Atropatene]]. Caesar wollte es in jedem Fall vermeiden eine Niederlage durch die parthischen Panzerreiter im ebenen Mesopotamien zu erleiden. Das vorsichtige Denken ist maßgeblich geprägt von den Erfahrungen des Crassus aus dem Jahre 53 v. Chr., der in der [[Schlacht bei Carrhae]] eine schwere Niederlage erlitt. |
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Antonius hoffte jedoch insgeheim, dass Zwistigkeiten bei den Parthern ausbrechen würden. Doch über das Partherreich an sich war auch zu diesme Zeitpunk relativ wenig bekannt. Die Kommunikation zwischen den beiden Reichen war schon seit Jahren zum erliegen gekommen. Über die Maßnahmen oder die genaue Situation innerhalb des Landes wusste man nicht bescheid. | Antonius hoffte jedoch insgeheim, dass Zwistigkeiten bei den Parthern ausbrechen würden. Doch über das Partherreich an sich war auch zu diesme Zeitpunk relativ wenig bekannt. Die Kommunikation zwischen den beiden Reichen war schon seit Jahren zum erliegen gekommen. Über die Maßnahmen oder die genaue Situation innerhalb des Landes wusste man nicht bescheid. | ||
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Um sich nicht von der parthischen Reiterei bedrängen zu lassen, wählten die Römer einen Weg näher zum Gebirge, das sich an der rechten Flanke ausdehnte. Es waren die Berge an dem Fluß Mardus und dann das südlich von Täbris aufsteigende BErgland des Sahend. Die Entscheidung für diese Route war für die Rettung eine großen Teils des Heeres entscheidend, aber es war ein Wagnis, weil die Römer diese Gegend kaum kannten und teilweise nur auf die Angaben von Einheimischen angewiesen waren. | Um sich nicht von der parthischen Reiterei bedrängen zu lassen, wählten die Römer einen Weg näher zum Gebirge, das sich an der rechten Flanke ausdehnte. Es waren die Berge an dem Fluß Mardus und dann das südlich von Täbris aufsteigende BErgland des Sahend. Die Entscheidung für diese Route war für die Rettung eine großen Teils des Heeres entscheidend, aber es war ein Wagnis, weil die Römer diese Gegend kaum kannten und teilweise nur auf die Angaben von Einheimischen angewiesen waren. | ||
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Am 5. Tage des Marsches hatte sich für die Römer ein sehr unglückliches Gefecht ergeben. [[Flavius Gallus]], der wahrscheinlich ein Legionslegat war, hatte sich zu einem Kampf mit den ihn bedrängenden Parthern eingelassen, die Römer aber waren stark in die Enge gedrängt. Das Eingreifen Antonius mit der III. Legion konnte die Lage noch einmal wiederherstellen. Allein dieses Gefecht forderte von den Römern 3000 Tote und 5000 Verwundete. Auch Flavius Gallus gehörte zu den Verwundeten und starb wenig später, weil er insgesamt von vier Pfeilen getroffen wurde. | Am 5. Tage des Marsches hatte sich für die Römer ein sehr unglückliches Gefecht ergeben. [[Flavius Gallus]], der wahrscheinlich ein Legionslegat war, hatte sich zu einem Kampf mit den ihn bedrängenden Parthern eingelassen, die Römer aber waren stark in die Enge gedrängt. Das Eingreifen Antonius mit der III. Legion konnte die Lage noch einmal wiederherstellen. Allein dieses Gefecht forderte von den Römern 3000 Tote und 5000 Verwundete. Auch Flavius Gallus gehörte zu den Verwundeten und starb wenig später, weil er insgesamt von vier Pfeilen getroffen wurde. |
Aktuelle Version vom 7. September 2014, 21:27 Uhr
Der Partherkrieg des Marcus Antonius fand in den Jahren 36/35 v. Chr. zwischen dem Römischen Reich und den Parthern statt. Es war einer von vielen Partherkriegen und knüpfte an den Krieg des Marcus Licinius Crassus und Caesars Feldzugplänen vor seiner Ermordung an den Iden des März an.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Gaius Iulius Caesar hatte einen Partherkrieg vor seiner Ermordung am 15. März 44 v. Chr. geplant. Am 18. März wollte dieser aufbrechen. Nicht wenige vermuten, dass Antonius eng an die Pläne des Diktators anknüpfte. Von diesen selbst jedoch nur wenig überliefert. So sagt man, dass Caesar den Gegner zunächst erproben wollte, d.h. seine Kampfweise kennenlernen, bevor er diesen in einer Entscheidungsschlacht stellte. Auch über die geplante Route des Invasionszuges ist bekannt, dass Caesar über Kleinasien und Kleinarmenien in Großarmenien einfallen wollte und danach, wenn der Grenzfluß Araxes überschritten sei, in Media Atropatene. Caesar wollte es in jedem Fall vermeiden eine Niederlage durch die parthischen Panzerreiter im ebenen Mesopotamien zu erleiden. Das vorsichtige Denken ist maßgeblich geprägt von den Erfahrungen des Crassus aus dem Jahre 53 v. Chr., der in der Schlacht bei Carrhae eine schwere Niederlage erlitt.
Stimmung in Rom
Die Stimmung in Rom war im Gegensatz zum Feldzug des Crassus deutlich für den Krieg gegen die Parther. Die Niederlage eben jenes Crassus schmerzte noch und die römischen Gefangenen und Feldzeichen waren immer noch nicht zurückgekehrt. Vor allem aber hatte die Euphratstromgrenze den Römern keine Sicherheit geboten. Die parthischen Reiterheere hatten Syrien und weite Teile Kleinasiens überschwemmt, bis ihnen Publius Ventidius Bassus 38 v. Chr. in der Schlacht von Gindaros Einhalt geboten hatte.
Lage im Partherreich
Seit der Niederlage der Parther in der Schlacht bei Gindaros hatten sich in ihrem Reich wichtige Veränderungen vollzogen. Der Großkönig Orodes hatte nach dem Tod seines Lieblingssohnes Pacorus die Herrschaft einem anderen Sohn namens Phraates übertragen, der als Herrscher äußerst rücksichtslos agierte. Er soll um seinen Thron zu sichern sowohl seinen Vater als auch sämtliche Seiner Brüder umgebracht haben. Zahlreiche Adlige des Partherreichs verließen in dieser Zeit ihr Land und suchten an der römischen Grenze Zuflucht. Unter diesen befand sich auch Monaeses, ein hoher Würdenträger, der wahrscheinlich das Amt des Generalstatthalters der Westprovinzen am Euphratstrom innegehabt hatte. Er flüchtete zu den Römern und Antonius bereitete ihm einen freundlichen Empfang. Er soll ihm sogar drei städte zu seinem persönlichen Besitz gegeben haben: Larissa, Arethusa und Hierapolis, die alle in Nordsyrien gelegen haben. Dadurch hoffte Antonius höchstwahrscheinlich, dass er noch andere hohe Würdenträger des Partherreichs auf seine Seite ziehen könnte, was aber nicht wirklich gelang. Stattdessen ließ sich Monaeses durch Botschaften des Großkönigs zur Rückkehr bewegen. Angeblich soll Antonius dem Monaeses einen Vorschlag an den König mitgegeben haben, dass er auf Krieg verzichten würde, wenn sie Parther die Gefangenen und die Feldzeichen aus der Schlacht von Carrhae zurückgeben würden. Dieser Vorschlag ist jedoch nicht bestätigt und wäre wohl vom Großkönig Phraates ohnehin abgelehnt worden, da die Parther sich seit dem Sieg con Carrhae sehr sicher und den Römern überlegen fühlten.
Antonius hoffte jedoch insgeheim, dass Zwistigkeiten bei den Parthern ausbrechen würden. Doch über das Partherreich an sich war auch zu diesme Zeitpunk relativ wenig bekannt. Die Kommunikation zwischen den beiden Reichen war schon seit Jahren zum erliegen gekommen. Über die Maßnahmen oder die genaue Situation innerhalb des Landes wusste man nicht bescheid.
Planungen und Streitkräfte
Ob sich Antonius nun wesentlich an Caesar orientierte kann nicht gesagt werden, aber auch er hatte die Absicht von dem befreundeten Großarmenien über den Araxes in Media Atropatene einzufallen. Von dort wollte er zu den parthischen Residenzen im Kern des Reiches vorstoßen.
Die Niederlage des Crassus erfolgte einst aufgrund der Überlegenheit der parthischen Panzerkavallerie. Antonius setzte daher seine Hoffnungen auf die armenische Kavallerie, die ganz nach parthischem Vorbild ausgerüstet war und mit der parthischen Kampftechnik bestens vertraut war. Mit ihnen und mit den keltischen und germanischen Reitern glaubte Antonius den Parthern mehr als gewachsen zu sein.
Antonius hatte den Feldzug wohl nur für einen Sommer geplant. Er rechnete nicht damit, dass sich der Feldzug über eine längere Zeit hinziehen würde. Antonius wollte alles auf eine Entscheidungsschlacht setzen, doch die Parther taten ihm diesen Gefallen nicht und wichen in den entscheidenden Momenten immer wieder aus.
Antonius konnte in Kleinasien und Syrien auf eine streitmacht von 60.000 römische Fußsoldaten und über 10.000 Reiter aus Germanien und Gallien zurückgreifen. Dazu kamen noch etwa 3.000 Mann Bundesgenossen. Wahrscheinlich standen ihm insgesamt 16 Legionen zur Verfügung, wobei die Angaben zwischen 13 und 18 Schwanken. Sicher ist aber, dass die Legionen aufgrund von Rekrutierungsschwierigkeiten nicht vollständig aufgefüllt waren. Im Durchschnitt verfügte jede Legion des Antonius über 3.750 Mann.
Antonius bekam für seinen Feldzug vor allem wichtige Unterstützung aus Ägypten durch Kleopatra. Für seinen Nachschub waren die Hilfsquellen aus Ägypten unentbehrlich. Einen Einfluss auf den Feldzugplan hat die ägyptische Königin, entgegen anderslautender Verleumdungen, wohl nicht genommen.
Verlauf
Der Weg führte die Römer von Zeugma den mittleren Euphrat am rechten Flußufer stromaufwärts bis nach Armenien über Erzerum und von hier aus durch das Bergland bis an den Araxes. Dies war ein großer Umweg, den Antonius bewusst in Kauf nahm, weil sein Heer nicht in den Ebenen des Landes dassekbe Schicksal wie Crassus erleiden sollte. Der Weg über das armenische Bergland hatte jedoch seinen Preis. Es erforderte eine hohe Anstrengung in diesem Gelände die Versorgung von 70.000 kämpfern in einer wasserarmen Umgebung sicherzustellen. Logistisch vermochte der Stab des Antonius diese Aufgabe jedoch zu meistern. Vor allem rechneten die Parther nicht mit diesem weiten Weg, den die Römer zurücklegen würden. Die Heeresbewegungen blieben ihnen zunächst verborgen, so dass sie die Römer zunächst im nördlichen Mesopotamien erwarteten.
Antonius verzichtete auf eine Ruhepause, selbst nach der anstrengenden Marschleistung seiner Legionäre. Er wollte nicht warten, bis die Parther ihre Winterquartiere in Mesopotamien abbrachen, sondern begann, sobald es die Jahreszeit erlaubte, mit dem Einmarsch in Media Atropatene im Frühjahr 36 v. Chr. Der Einfall in Media Atropatene, ein parthischer Vasallenstatt, erfolgte dadurch, dass Antonius zur Sicherung der linken Flanke zunächst den Legaten Publius Canidius Crassus mit der Unterwerfung der Kaukasusvölker beauftragte, insbesondere der Albaner und Iberer. Crassus verzeichnete dort einen vollen Erfolg. Die Häuptlinge Pharnabazos und Zober traten auf die Seite der Römer über und es kam ein Vertrag mit ihnen zustande.
Das Land Media Atropatene wurde vollständig ausgeplündert. Auf das Land und seine Bewohner nahm man nur wenig Rücksicht. Verpflegung ist aus Armenien nur für eine kurze Strecke mitgeführt worden, weshalb vor Ort alles aus dem Lande genommen werden musste.
Die Bewegungen des Heeres gingen durch die vielen mitgeführten Belagerungsmaschinen nur langsam vonstatten. Unter ihnen befand sich ein 'Widder' von 80 Fuß Länge. Da das Land nur über wenig Holz verfügte, war es auch nicht so einfach einmal verlorene Belagerungsmaschinen zu ersetzen. Aufgrund des langsamen Vormarsches faste Antonius dann aber den Entschluss alle Belagerungsmaschinen zurückzulassen und gab sie unter den Befehl des Oppius Statianus und stellte diesem zwei Legionen zur Deckung des Trosses zur Verfügung, dazu auch die Reiterei der Armenier, die dazu bestimmt war, die Sicherun gegen das Partherheer zu übernehmen.
Seit die Römer den Boden von Media Atropatene betreten hatten, waren die Parther sehr gut über die Bewegungen des römischen Heeres informiert. Die Parther hatten das Hauptheer in Mesopotamien, in der Nähe von Carrhae, zusammengezogen. Hier hatte sich auch die Armee des armenischen König Artavasdes, ursprünglich Verbündeter und nun Verräter Roms, mit den Parthern vereint. Antonius sollte ihm später die Hauptschuld am gescheiterten Feldzug geben. Als der König vom Angriff der Römer erfuhr, setzte er sein Heer in den Raum südlich des Urmiasees. Als er dort anlangte, befand sich die Hauptmacht des Antonius bereits vo den Mauern von Phraata, der Hauptstadt von Media Atropatene. Der Tross mit den Belagerungsmaschinen der Römer, welches längst den Kontakt zum Hauptheer des Antonius verloren hatte, wurde anschließend von der parthischen Reiterei überfallen. Oppius Statianus und seine Soldaten fanden den Tod auf dem Schlachtfeld, die armenischen Reiter hatten dagegen rechtzeitig die Flucht ergriffen. Das gesamte Belagerungsgerät war jedoch verloren. Der Feldzug hatte damit mit einem Debakel für die Römer begonnen.
Belagerung von Phraata
Antonius setzte anschließend die Belagerung von Phraata (Auch Vera, Phraaspa oder Gazaka) fort. Die Stadt lag an einer Stelle, die Antonius bei seinem Vormarsch nicht umgehen konnte, wenne er nicht seine gesamten rückwärtigen Verbindungen aufs Spiel setzen wollte. So setzte er die Masse seines Heeres gegen die Stadt- und Burgmauern ein. Aber den Römern fehlte nun das Belagerungswerkzeug und ohne Widder oder Rammböcke war nur dort nur schwer ein Durchkommen möglich. Selbst provisorisch erbaute Belagerungsgeräte brachten keine Fortschritt und darüber hinaus hatte sich die Belagerung zu einem Zweifrontenkampf entwickelt. Einmal gegen die Belagerer selbst und einem gegen das herandrängede Partherheer andererseits.
Antonius suchte sien Heil in verzweifelten Maßnahmen. Er ließ um die Soldaten zur Disziplin anzuhalten, jene Legionäre hinrichten, die im Kampf veragt hatten. Er ließ den Soldaten außerdem anstatt des Weizens, der sehr knapp geworden war, ihre Rationen in Gerste zumessen. Monate der Belagerung vergingen, bevor Antonius mit dem Einbruch des Winters einsehen musste, dass er keine Chance hatte die festen Mauern von Phraata einzunehmen und brach die Belagerung ab. Das Heer begab sich auf den Rückmarsch an den Arexfluß.
Rückzug
Antonius musste an dieser Stelle bereits den Feldzug aufgeben. Einziges Ziel konnte es sein, das rettende Armenien mit möglichst wenigen Verlusten zu erreichen. Dies war jedoch nur unter größten Anstrenungen möglich, denn das parthische Reiterheer machte alle Bewegungen im freien Gelände zu einer schwierigen Angelegenheit. die Marschkolonnen sahen sich immer wieder dem Pfeilhagel der Parther ausgesetzt.
Um sich nicht von der parthischen Reiterei bedrängen zu lassen, wählten die Römer einen Weg näher zum Gebirge, das sich an der rechten Flanke ausdehnte. Es waren die Berge an dem Fluß Mardus und dann das südlich von Täbris aufsteigende BErgland des Sahend. Die Entscheidung für diese Route war für die Rettung eine großen Teils des Heeres entscheidend, aber es war ein Wagnis, weil die Römer diese Gegend kaum kannten und teilweise nur auf die Angaben von Einheimischen angewiesen waren.
Der Rückmarsch war darüber hinaus trotzdem ein aufreibendes Nervenspiel. Immer wieder wurden die Römer von den Parthern durch kleinere Attacken getroffen. Die Parther zerstörten Deiche, um das Fortkommen der Römer zu erschweren. Später marschierten die Römer die ganze Zeit gefechtsbereit im Karree. Die Abwehr der parthischen Reiter überließ man den Leichtbewaffneten, den Speerwerfen und Schleuderern.
Am 5. Tage des Marsches hatte sich für die Römer ein sehr unglückliches Gefecht ergeben. Flavius Gallus, der wahrscheinlich ein Legionslegat war, hatte sich zu einem Kampf mit den ihn bedrängenden Parthern eingelassen, die Römer aber waren stark in die Enge gedrängt. Das Eingreifen Antonius mit der III. Legion konnte die Lage noch einmal wiederherstellen. Allein dieses Gefecht forderte von den Römern 3000 Tote und 5000 Verwundete. Auch Flavius Gallus gehörte zu den Verwundeten und starb wenig später, weil er insgesamt von vier Pfeilen getroffen wurde.
Die Parther witterten nach diesem Sieg nun die Möglichkeit den Römern ganz wie einst in Carrhae eine entscheidende Niederlage beizubringen und drängten nun auf einen Entscheidungskampf. Die Parther setzte nun ihre Angriffe unermüdlich fort. Die Römer konnten sie jedoch immer wieder zurückschlagen. Neben dem immer stärker werdenden parthischen Druck nahm nun auch immer mehr die Nahrungsmittelknappheit zu. Irgendwann sahen die Parther jedoch, dass sie mit ihrer Angriffstaktik nicht zu Boden zwingen konnten. Sie änderten ihre Haltung und nahmen Gespräche mit den Römern auf. Schließlich folgte nur noch einige wenige Truppen dem Zug der Römer, um in Reichweite liegende Dörfer vor Plünderungen zu bewahren.
Ende des Krieges
Nach langem Marsch erreichten die Römer nun endlich das rettende Land. Sie überschritten den Araxes, den Grenzfluß zwischen Media Atropatene und Großarmenien. Der Rückzug von Phraata bis an den Araxes hatte 27 Tage gedauert und insgesamt 18 Schlachten waren geschlagen worden. Der Partherfeldzug hatte letztlich 20.000 Mann bei den Fußtruppen und 4.000 Mann bei den Reitern das Leben gekostet. Mehr als die Hälfte davon sollen durch Hunger und Entbehrungen und nicht durch Feindeinwirkung zugrunde gegangen sein. Auf dem Gewaltmarsch durch das winterliche Armenien starben dann noch einmal weitere 8.000 Soldaten. Antonius eilte seiner Armee an die phönizische Küste voraus, wo er nahe Sidon auf Kleopatra wartete. Sie traf dort etwa im Januar 35 v. Chr. ein und brachte Geld und Kleidung für die erschöpften Truppe.
Ursprünglich wollte Antonius bereits im Sommer 35 v. Chr. in Armenien eingreifen, um den Verräter Artavasdes zu bestrafen. Doch dazu kam es nicht, weil der von Octavian besiegte Sextus Pompeius in Asien Zuflucht nahm und dort Unruhen verursachte. So wurde die Offensive gegen Armenien erst im Jahr 34 v. Chr. eröffnet und das Land wurde schnell besetzte, Artavasdes geriet in Gefangenschaft. Seinen Triumph über Armenien hielt Antonius dann noch im gleichen Jahr in Alexandrier ab. Antonius hatte bereits einen neuen Ostfeldzug geplant, wurde jedoch an der Ausführung des sich immer weiter zuspitzenden Bürgerkrieges mit Octavian abgehalten.
Literatur:
Bengston, Hermann: Marcus Antonius - Triumvir und Herrscher des Orients, München 1977.
Christ, Karl: Krise und Untergang der Römischen Republik, Darmstadt 1979.