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== Karthago als See- und Handelsmacht == | == Karthago als See- und Handelsmacht == |
Aktuelle Version vom 18. Mai 2007, 18:52 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Gründung Karthagos
Im Jahr 814 v. Chr. gründeten aus Tyros kommende phönizische Siedler die Stadt Kart-Hadasht (Karthago). Nach der Legende war es die Königin Élyssa (Dido für die Römer), die Schwester des Königs von Tyros Pygmalion, welche die Stadt gründete. Nach Vergil besuchte Aeneas, der sagenhafte Stammvater der Römer, Dido in Karthago. Einige Historiker lehnen jedoch diese literarische Tradition ab und datieren die Gründung der Stadt in die Mitte des 8. Jahrhundert v. Chr.
Karthago als See- und Handelsmacht
Karthago war in erster Linie Seenation. Herodot berichtet, Karthager sollen sogar im Auftrag des ägyptischen Pharaos Necho II. 600 v. Chr.) um Afrika herumgesegelt sein. Der karthagische Admiral Hanno segelte im 6. Jahrhundert v. Chr. bis in das äquatoriale Afrika, gründete Kolonien in Marokko und hinterließ einen detaillierten Reisebericht, in dem erstmals Gorillas erwähnt sind. Der Karthager Himilkon segelte um 480 v. Chr. nach Britannien. Die karthagische Kriegsflotte beherrschte das westliche Mittelmeer.
Karthagische Handelsschiffe holten Zinn von den britischen Inseln, Kupfer wurde vor allem in Spanien gewonnen. Im Karthagischen Hinterland wurden neben Weizen auch Granatapfel, Mandeln, Oliven, Feigen und Walnüsse angebaut, auch durch das Nachbarvolk der Masiren.
Karthago selbst war Zentrum des Handwerks mit großen Manufakturen. Hier wurde – auch unter Verwendung des Zuschlagstoffes Kalk – in einem mehrstufigen Verfahren hochwertiges Eisen erzeugt. Aus Zinn und Kupfer wurde Bronze hergestellt und zu Gefäßen und anderen Gegenständen verarbeitet. Besonders gewinnbringend war der Handel mit Purpur, Stoffen und Gewürzen.
Von Karthago aus gründeten die Phönizier zahlreiche Kolonien im westlichen Afrika und in Spanien. Cádiz wurde erobert, Málaga und andere Städte an der Südostküste Spaniens gegründet. Mit der Eroberung bis dahin griechischer Gebiete auf Korsika und Sardinien - Karthago hatte sich mit den Etruskern verbündet – um 535 v. Chr. gewann die karthagische Expansion eine neue Dimension.
Auf Sizilien lag Karthago seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. im Streit mit den dortigen griechischen Kolonien. Diese Konflikte verliefen sehr wechselhaft. Nach dem griechischen Sieg in der Schlacht von Himera 480 v. Chr. war jedoch ein leichter Vorteil auf Seiten der Griechen. Die mächtigste griechische Polis auf Sizilien war Syrakus, die im 4. Jahrhundert v. Chr. eine Vormachtstellung inne hatte.
Konflikt mit Rom – die drei Punischen Kriege
Mit der Expansion Roms mussten beide Staaten aufeinanderprallen. Sizilien wurde zum ersten Zankapfel und zum letztendlichen Kriegsgrund. Der Konflikt mit dem römischen Reich wurde in drei großen Kriegen ausgetragen, die Punische Kriege genannt werden.
Im Ersten Punischen Krieg (264–241 v. Chr.) fiel die Entscheidung letztendlich auf See, auch wenn es zu Kämpfen auf Sizilien und in Nordafrika kam. Die Römer fürchteten die schnellen, seetüchtigen und gut bewaffneten karthagischen Kriegsschiffe, die die Griechen Penteren und die Römer Quinquiremen nannten. Erst als eine karthagische Flotte vor Italien strandete, konnten die Römer durch Nachbau der karthagischen Schiffe technologisch gleichziehen. Da die Römer zugleich die Schiffe mit Enterbrücken ausrüsteten und mit Fußsoldaten bemannten, waren sie im Kampf den Karthagern dann sogar überlegen.
Nachdem die Römer so den Ersten Punischen Krieg gewonnen hatten, verlor Karthago die Besitzungen auf Sizilien und musste hohe Entschädigungen zahlen. Später verlor Karthago auch seine Einflussgebiete auf Sardinien und Korsika. Als Ersatz errichtete Karthago ein Kolonialreich in Spanien.
Die grundlegenden Spannungen blieben jedoch bestehen, so dass es bald wieder zum Konflikt kam. Im Zweiten Punischen Krieg (218–201 v. Chr.) brachte der geniale Stratege Hannibal Rom an den Rand der Niederlage, indem er über die Alpen in Italien einfiel und den Krieg so in die römische Heimat trug. In der Schlacht am Trasimenischen See (217 v. Chr.) vernichtete Hannibals Armee zwei römische Heere. Vor allem nach der Schlacht von Cannae (216 v. Chr.) sah es so aus, als müsste Rom kapitulieren. Doch nutzt Hannibal den Sieg nicht aus; zudem gelang es ihm nicht, das römische Bündnissystem in Italien zu zerstören. Rom baute seine Legionen wieder auf und fiel in Nordafrika ein, wo Hannibal in der Schlacht von Zama unterlag. Karthago verlor alle Außenbesitzungen und seine Flotte. Es wurde de facto zu einem römischen Vasallenstaat.
Doch blieb der Feldzug des Hannibal ein Trauma für die Römer. Sie beendeten schließlich im Dritter Punischer Krieg (149–146 v. Chr.) die Existenz Karthagos, indem sie die Stadt belagerten und anschließend zerstörten. Die Bevölkerung kam um oder wurde in die Sklaverei geführt.
Karthago in römischer Zeit
Das punische Karthago wurde 146 v. Chr. von den Römern zerstört, unter Caesar begann dann später der Wiederaufbau - die geographische Lage war viel zu vorteilhaft, um sie brach liegen zu lassen. So wuchs Karthago auch als römische Stadt zu erheblicher Bedeutung heran. Auch das römische Karthago war wieder Handels- und Militärzentrum, insbesondere für die römische Flotte. Recht früh für die Verhältnisse des römischen Reiches entstand in Karthago eine umfangreiche christliche Gemeinde. Karthago wurde Bischofssitz. Augustinus von Hippo wurde hier erzogen. Karthago erlebte eine Glanzzeit und war nach Rom die größte Stadt des römischen Westens.
Im Jahre 439 wurde die Stadt von den germanischen Vandalen erobert, die während der Völkerwanderung 429 von Spanien nach Afrika übergesetzt hatten und schließlich die römische Provinz Afrika erobern konnten. Karthago blieb während des 5. und 6. Jahrhunderts Hauptstadt des Vandalenreiches, bevor es 533/34 von oströmischen Truppen unter dem Feldherrn Belisar erobert wurde. In der Folgezeit war es Sitz eines oströmischen (byzantinischen) Statthalters (Exarchat von Karthago) und Sitz der Verwaltung für das byzantinische Nordafrika (etwa das heutige Tunesien und Teile von Libyen). Kaiser Herakleios (lat. Heraklius), der Sohn des Exarchen von Karthago (Kaiser 610–641), zog kurzzeitig in Betracht, die Hauptstadt des Reiches aufgrund der Bedrohung durch die persischen Sassaniden nach Karthago zu verlegen. Im Jahr 647 erlag der byzantinische (oströmische) Statthalter Gregorios, vom Nachschub aus dem Mutterland abgeschnitten, schon nach kurzer Zeit der in die Provinz einbrechenden Übermacht der Araber. Das stark befestigte Karthago fiel erst 698 endgültig und wurde von den Arabern völlig zerstört. Danach übernahm die Stadt Tunis (Tynes,Tunes) die Rolle eines Verwaltungszentrums.
Quelle: Wiki