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== Siehe auch == | == Siehe auch == |
Version vom 2. März 2007, 00:21 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Die Polis in hellenistischer Zeit
Trotz ihres politischen Bedeutungsverlustes durch die Etablierung der Königreiche und Bundesstaaten blieb die klassische griechische Polis Kern der hellenistischen Kultur und erlebte in dieser Zeit eine nie dagewesene Blüte. Alexander der Große und seine Nachfolger gründeten überall in den eroberten Gebieten Städte mit griechischer Bevölkerung, um das eroberte Umland abzusichern. Aber auch in Griechenland selbst wurden neue Poleis gegründet, das prominenteste Beispiel ist Megapolis, die Hauptstadt des Arkadischen Bundes.
Den neugegründeten Poleis wurde von Seiten der Könige innere Autonomie gewährt, d.h. sie konnten theoretisch ihre inneren politischen Angelegenheiten selbst regeln. Faktisch waren sie natürlich von den Königen abhängig. Die politische Struktur der Polis folgte durchgehend dem Beispiel des klassischen Athens und erhielten demokratische Verfassungen. Dennoch gab es immer wieder politische Konflikte und Umstürze und immer wieder verkamen die Poleis zur Oligarchie oder Tyrannis. Erst ab der römischen Zeit wurden die Systeme bei theoretischer Beibehaltung der demokratischen Struktur de facto aristokratisch organisiert.
Stadtbild
Grundlage der hellenistischen Polis ist, das die Stadt nach bestimmten ästethischen Mustern auf dem Reissbrett entstanden und nicht natürlich gewachsen ist. Dabei spielten verschiedene Faktoren eine Rolle, neben geographischer Lage vor allem die Ästethik des Umlandes und auch kosmische und religiöse Prinzipien. Diese Tendenz beginnt bereits in der klassischen Zeit (griechische Kolonisation, Hafen Piräus), wurde aber durch die Erweiterung der griechischen Welt im Zuge der Feldzüge Alexanders in große Teile der bekannten Welt ausgebreitet. Das vorherrschende Ideal war eine Gliederung der Straßen und Häuser nach Schachbrettmuster mit einem zentralen Platz für die Agora, das Theater und die wichtigsten Heiligtümer. Aber auch das Gymnasion, das sich in klassischer Zeit außerhalb der Stadt befand, wurde nun in das Stadtzentrum mit einbezogen. Es diente jetzt neben der sportlichen Erziehung auch als Stätte der griechischen Schulbildung (Ephebion). Eine weitere wichtige Tendenz der hellenistischen Polis stellt die architektonische Ausschmückung und Vereinheitlichung des urbanen Raumes dar. Das Stadtzentrum wird nach genauen Plänen gebaut und vereinheitlicht. Eines der wichtigsten Merkmale ist dabei die Umzäunung der städtischen Strukturen mit Säulenhallen (stoa).
Die Königsstadt
Ein Sonderfall der griechischen Polis im Hellenismus ist die Residenz der hellenististischen Könige. Die erste Stadt dieses Typus war das von Alexander den großen 331 v.Chr. gegründete Alexandria. Anders als die Andere Beispiele hellenistischer Residenzstädte sind das bis heute sehr gut erhaltene und erforschte Pergamon (Attaliden) und Antiochia (Seleukiden). Die Residenzstadt besaß in der Regel viel weniger Unabhängigkeit vom Königshof und wurde hauptsächlich aus Prestigegründen geschaffen. Sie enthielt neben den Palästen der Könige oft bedeutende wissenschaftliche Akademien und Bibliotheken, von denen wiederum das Museion in Alexandria das prominenteste Beispiel ist.
Globalisierung der Poliswelt
Ein wichtiges Merkmal der hellenistischen Polis ist die Globalisierung der Poliskultur. Im Gegensatz zur klassischen Zeit setzte sich eine einheitliche Poliskultur durch, die von Italien bis Indien Gültigkeit hatte. Die Städte pflegten regen politischen, personellen, ökonomischen und kulturellen Kontakt miteinander und man sah sich als Exponaten einer gemeinsamen Kultur. Bedeutend hierfür sind die zahlreichen panhellenischen Stadtfeste, in der jede Polis ihre Vertreter, Athlethen und Musiker entsandte. Viele Griechen hatten Bürgerrecht in mehreren Städten inne und man tauschte untereinander auch Richter und Beamte.
Eine der wichtigsten Merkmale des hellenistischen Internationalismus ist die Ablösung der verschiedenen griechischen Dialekte durch eine gemeinsame Sprache, die Koiné. Durch diese Sprache war es möglich, in der gesamten griechischen Welt zu kommunizieren. Die Koiné überlebte auch die römische Eroberung und setzte sich im Osten bis ca. 300 n.Chr. gegen das Latein durch. Auch im Westen war sie als allgemeingültige lingua franca verbreitet.
Die hellenistische Poliskultur färbte auch auf das nichtgriechische Umland ab und veranlasste viele indigene Stadtgründungen nach hellenistischem Prinzip, aber auch die alten griechischen Poleis nahmen die neuen Tendenzen auf. (z.B. die hellenistische Agora in Athen)
Die hellenistische Poliskultur blieb auch in römischer Zeit bestehen, bis Kaiser Caracalla das römische Bürgerrecht auf alle Freien des Reiches ausdehnte. Gewisse architektonische und verwaltungstechnische Traditionen hielten sich aber auch bis ins Mittelalter im byzantinischen Reich.
Veränderungen in römischer Zeit
Ab dem 2. vorchristlichen Jahrhundert begann Rom, sich politisch in die Belange des griechischen Ostens einzumischen. Dabei sahen sich die Römer mit einer fremden, kulturell hochstehenden Kultur konfrontiert, deren Bräuche und Funktionsweisen sie nicht ganz verstanden. Die demokratische Staatsvorstellung bereitete den Römern größte Probleme im außenpolitischen Bereich, da ihnen durch die gewählten und somit ständig wechselnden Gesandtschaften feste Ansprechpartner fehlten. Erschwerend kam noch dazu, dass die Griechen den Begriff der fides des römischen Klientelwesens nicht kannten, sondern ihre Politik in der Regel auf temporäre Zweckbündnisse beschränkten. Dauerhafte Bindung der griechischen Städte an Rom war auf dieser Ebene nicht zu erreichen, was sich vor allem in den makedonischen und mithridatischen Kriegen zeigte.
Die Römer lösten dieses Problem, indem sie sich bei ihren Unterhandlungen in Zukunft ausschließlich bestimmter einflussreicher Familien bedienten, die bald eine besondere Rolle in der politischen Struktur der Polis inne hatten. Zwar wurde die Demokratie nie abgeschafft, faktisch bildeten sich aber aristokratische oder oligarchische Regierungsformen heraus. Die Ekklesia verlor ihre Bedeutung gegenüber der Boulé und ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. wurden alle Polisgesetze nur noch persönlich von den Mitgliedern der wichtigen Familien "im Namen der Stadt und des Volkes" verfasst.
Umgekehrt standen die Griechen auf einmal in der für sie paradoxen Situation, auf einmal von einem Volk abhängig zu sein, das in ihren Augen barbarisch und rückständig war.
Künstlerisch und kulturell gesehen vermischte sich die griechische mit der römischen Tradition zur römischen Reichskultur. Während die Griechen viele ihrer Formen behielten und nach Rom exportierten, übernahmen sie auch einiges von der römischen Formensprache, was sich auch im Stadtbild niederschlug. Vor allem römische Gebäudetypen wie der Aquädukt, die Therme oder die Basilika setzten sich auch in den griechischen Städten durch und man verwendete das ''opus caementum'', was größere und stabilere Gebäudekonstruktionen ermöglichte.