Bildung und Erziehung: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Eine unsentimentale Ausbildung ===
 
Die Ausbildung der Kinder begann im Elternhaus mit dem Erlernen der Buchstaben und der Grundlagen des Lesens. Diesen Fähigkeiten wurde große Bedeutung beigemessen, da die Römer - zumindest die oberen Schichten - eine des Lesens und Schreibens kundige Gesellschaft bildeten. Für die Ausbildung war der Vater verantwortlich, eine Aufgabe, die viele der römischen Männer sehr ernst nahmen. Andere Eltern übertrugen diese Aufgaben einem [[Sklaven]], der als Erzieher oder Betreuer fungierte und als ''paedagogos'' bezeichnet wurde. Viele Pädagogen, zu deren Pflichten es auch gehörte, die Kinder zur Schule zu begleiten, wenn sie das entsprechende Alter erreichten, waren Griechen - ein von den Römern wegen seiner großen Bildung hochgeachtetes Volk.
 
  
Während Kinder aus ärmeren Familien im Alter von etwa sieben Jahren mit der Feldarbeit begannen oder ein [[Handwerk]] erlernten, ließen Eltern, die es sich leisten konnten, ihre Sprößlinge zu Hause unterrichten oder schickten sie auf schulgeldpflichtige [[Schule|Elementarschulen]]. Diese ''ludi litterarii'' wurden von Mädchen und Jungen gemeinsam besucht. Die Ausbildung in den privaten Einrichtungen, wo die Lehrer mit lautstarken Ermahnungen und sogar Prügel nicht sparten, beschränkte sich in der Regel auf Lesen, Schreiben und Arithmetik.
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== Allgemeines über die Bildung in der römischen Antike ==
  
=== Vom Jugendlichen zum Erwachsenen ===
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'' 'Die Erziehung des größten Teils der Bevölkerung basierte somit auf Vorleben und Abschauen sowie mündlicher Unterweisung.' ''
  
Während römische Mädchen die Kindertracht bei ihrer [[Hochzeit]] ablegten und somit zu Erwachsenen wurden, feierten die Jungen mit etwa 16 Jahren, wenn die Privilegierten unter ihnen  die Schule verließen, das Erreichen der Volljährigkeit. Dieser erste Schritt zum vollen [[Bürgerrecht]] fand häufig während des Festes der liberalia am 17. März statt. Unter den Augen der ganzen Familie und seiner Freunde gab der Jugendliche die bulla ab, das Amulett, das er kurz nach der Geburt erhalten hatte, und vertauschte die purpurgesäumte [[Toga]] der Knaben mit der schlichten hellbraunen Männertoga, der ''toga virilis''. Sein Name wurde in die Zensuslisten der Bürger eingetragen, was ihn ein Jahr später zum [[Militärdienst]] (während der [[Republik]]) und anderen Aufgaben im öffentlichen Dienst, etwa in der Rechtspflege, befähigte (in der [[Kaiserzeit]]). Nun konnte der junge Mann z.B. Soldat, Redner, Anwalt oder [[Priester]] werden. Während der späten Kaiserzeit gingen dann manche der jungen Männer an die Universität, um [[Philosophie]], Recht oder [[Medizin]] zu studieren.  
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Bildung und Erziehung im römischen Reich der Kaiserzeit ist kaum mit unserer modernen Auffassung und Erfahrung von Bildung zu vergleichen. Die römische Gesellschaft besaß bis in das zweite Jahrhundert vor Christi Geburt immernoch starken bäuerlichen Charakter, und erst der zunehmende Kontakt zur östlichen Sphäre des Mittelmeers mit seiner durch die Griechen und die Diadochenreiche geprägten Bildungskultur führte zu einem steigenden Bewusstsein der Bedeutung von Wissen über die Tradition hinaus. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde Bildung im Gleichklang mit Erziehung durch die Familien und Stammesgemeinschaften geleistet und trat selten über die Sphäre der lokalen Tradition (Stichwort: mos maiorum) hinaus. Man geht heute davon aus, dass der Anteil der Menschen an der Bevölkerung die Lesen konnte zu keiner Zeit der römischen Antike die zehn Prozent überschritt. Auch der Anteil an der männlichen Bevölkerung dürfte kaum die 20% überschritten haben.
  
 
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Da Rom bis zu dem genannten Zeitraum keine eigene Bildungstradition besaß, musste Bildung zwangsläufig 'importiert' werden um diesen Missstand zu beheben. Dies geschah vor allem nach der Annektion der griechischen Kolonien im römischen Einflussbereich Anfang des zweiten Jahrhunderts bis zur Eingliederung der Peleponnes Mitte des zweiten Jahrhunderts vor Christus. So waren die frühen Lehrer der Römer auch meist unfreie Männer griechischer Herkunft. Für die griechische Vormacht im Bildungssektor sorgte auch das geringe Ansehen des Lehrerberufs in den höheren Schichten Roms, was eine gewisse Diskrepanz im Verhalten der Elite offenlegt: einerseits konnte man das Vermitteln von Bildung nicht mit dem eigenen Standesbewusstsein vereinbaren, andererseits sah man jedoch Bildung immer mehr als prestige- und identitätsstiftendes Moment an. Was dazu führte, dass die Zahl römischer ''grammatici'' bis zur Jahrtausendwende überschaubar bleibt, die Preise für gebildete Sklaven allerdings exorbitante Höhen erreichten. Dies änderte sich erst im Laufe der Kaiserzeit, als immer mehr Freigeborene zu Ruhm und Anerkennung als Lehrer gelangten.
 
 
 
 
'''Literatur:''' Lebensalltag im antiken Rom; Weltbild Verlag
 

Version vom 4. Mai 2011, 21:40 Uhr


Allgemeines über die Bildung in der römischen Antike

'Die Erziehung des größten Teils der Bevölkerung basierte somit auf Vorleben und Abschauen sowie mündlicher Unterweisung.'

Bildung und Erziehung im römischen Reich der Kaiserzeit ist kaum mit unserer modernen Auffassung und Erfahrung von Bildung zu vergleichen. Die römische Gesellschaft besaß bis in das zweite Jahrhundert vor Christi Geburt immernoch starken bäuerlichen Charakter, und erst der zunehmende Kontakt zur östlichen Sphäre des Mittelmeers mit seiner durch die Griechen und die Diadochenreiche geprägten Bildungskultur führte zu einem steigenden Bewusstsein der Bedeutung von Wissen über die Tradition hinaus. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde Bildung im Gleichklang mit Erziehung durch die Familien und Stammesgemeinschaften geleistet und trat selten über die Sphäre der lokalen Tradition (Stichwort: mos maiorum) hinaus. Man geht heute davon aus, dass der Anteil der Menschen an der Bevölkerung die Lesen konnte zu keiner Zeit der römischen Antike die zehn Prozent überschritt. Auch der Anteil an der männlichen Bevölkerung dürfte kaum die 20% überschritten haben.

Da Rom bis zu dem genannten Zeitraum keine eigene Bildungstradition besaß, musste Bildung zwangsläufig 'importiert' werden um diesen Missstand zu beheben. Dies geschah vor allem nach der Annektion der griechischen Kolonien im römischen Einflussbereich Anfang des zweiten Jahrhunderts bis zur Eingliederung der Peleponnes Mitte des zweiten Jahrhunderts vor Christus. So waren die frühen Lehrer der Römer auch meist unfreie Männer griechischer Herkunft. Für die griechische Vormacht im Bildungssektor sorgte auch das geringe Ansehen des Lehrerberufs in den höheren Schichten Roms, was eine gewisse Diskrepanz im Verhalten der Elite offenlegt: einerseits konnte man das Vermitteln von Bildung nicht mit dem eigenen Standesbewusstsein vereinbaren, andererseits sah man jedoch Bildung immer mehr als prestige- und identitätsstiftendes Moment an. Was dazu führte, dass die Zahl römischer grammatici bis zur Jahrtausendwende überschaubar bleibt, die Preise für gebildete Sklaven allerdings exorbitante Höhen erreichten. Dies änderte sich erst im Laufe der Kaiserzeit, als immer mehr Freigeborene zu Ruhm und Anerkennung als Lehrer gelangten.