Arvalis Frater: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 9. Juli 2006, 16:45 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Organisation
Bei den Arvalbrüdern ((Arvales fratres) handelte es sich um eine Sakralbruderschaft, die aus zwölf Mitgliedern patrizischer Herkunft bestand. Sie ergänzten sich selbst durch Kooptation (Hinzuwahl neuer Mitglieder durch die alten Mitglieder). Seit Augustus wurde diese durch kaiserliche Vorwahl und die Beschränkung auf Personen vornehmsten Standes eingeschränkt. Die Kaiser waren meist selbst Mitglieder. Der Name der Bruderschaft leitet sich von lat. arvum (Ackerland, -flur) ab.
Dem Gremium stand ein magister vor, nach dem zusätzlich zum amtierenden Consul das Jahr in den eigenen Akten benannt wird. Ihm beigegeben war ein flamen (Spezialpriester). Beide wurden für ein Jahr - bei Möglichkeit der Wiederbestellung - gewählt.
Als Abzeichen trugen die Arvalbrüder einen durch eine weisse Binde zusammengebundenen Ährenkranz. Ihren Dienst vollzogen sie mit der toga praetexta (Toga mit Purpursaum). Vier Knaben - meist Söhne von Bruderschaftsmitgliedern - nahmen an den Mahlzeiten des Gremiums teil und dienten als Gehilfen. Darüber hinaus konnten sie auf Staatssklaven zurückgreifen.
Aufgaben
Der Bruderschaft oblag der Kult der Göttin Dea Dia. In der Kaiserzeit kamen noch Gelübde und Opfer für den Kaiser hinzu. Die Festlichkeiten zu Ehren der Göttin wurden Ende Mai/Anfang Juni in ihrem heiligen Hain an der Via Campana abgehalten und beinhalteten mehrere Opferungen sowie rituelle Tänze und Gesänge. Am Ende stand die acclamatio (hier: ausgerufene Wunschformeln) für den Kaiser. Der Kult war dadurch eng mit dem Kaiserhaus verbunden.
Am Anfang des Jahres wurden für das Wohl des Kaisers vota (Gelöbnisse, Gelübde) mittels der Opferung von Tieren, Weihrauch und Wein vollzogen. Die Opfer waren speziell für die kapitolinische Trias (Iuppiter, Iuno, Minerva) und der salus publica (öffentliches Wohl) bestimmt; aber auch der Quellgott Fons erhielt Opfergaben. Für die vergöttlichten Mitglieder der Kaiserfamilie wurden bis in die Zeit der flavischen Dynastie Opfer dargebracht; seit Caligula in einem von ihm eingeweihten eigenen Augustustempel.
Zusätzliche Opfer wurden bei Regierungsantritt, Geburtstagen, der Rückkehr von Feldzügen oder der Genesung von einer Krankheit vollzogen. Mit der flavischen Dynastie wurden jedoch die Gedenktage für die iulisch-claudischen Kaiser aus dem Festkalender der Arvalbrüder gestrichen.
Beim Kaiseropfer wurde für jede Gottheit zumeist ein Tier verwendet. Für männliche Gottheiten waren die Ochsen, für weibliche Kühe. Lediglich für Hercules, Mars, Neptun, den Laren und den Genien des Kaisers und des römischen Volkes wurden Stiere geopfert. Zudem sind zwei Ausnahmen überliefert: 59 n.Chr. opferte man den Penaten und 66 n.Chr. dem Honos Kühe. Vielleicht steht dies mit Sprüchen der Sibyllinischen Büchern in Zusammenhang.
Schlussendlich wurden Sühneopfer dargebracht, wenn auf dem Gelände der Dea Dia Gerätschaften aus Eisen verwendet werden mussten (z.B. beim Einmeisseln der Akten in Marmor).
Entwicklung
Zu Zeiten ihrer Entstehung waren die Kulthandlungen der Arvalbrüder für das Gedeihen der Feldfrüchte den Menschen wichtig. Im Laufe der Jahrhunderte geriet dieses religiöse Spezialwissen jedoch immer mehr in Vergessenheit und war im Bewusstsein der Menschen in historischer Zeit kaum noch verankert. Zur Zeit der Republik werden sie in der Literatur lediglich einmal von Varro erwähnt. Selbst die Förderung der alten Religion durch Augustus sollte an ihrer Bedeutung nichts ändern.
Die Bezeichnung fratres (Brüder) könnte auf die verwandtschaftlichen Beziehungen einer alten Priesterfamilie zurückgehen, doch hatten schon die antiken Gelehrten damit ihre Probleme. Der Sage nach waren die zwölf Söhne von Romulus’ Amme Acca Larentia die Begründer der Bruderschaft. Das Verbot von Eisen und die Nichtverwendung von auf der Töpferscheibe geformten Keramiken weisen auf ein hohes Alter (vor Einführung beider Entdeckungen) des Kultes hin.
Dass wir heute überhaupt so viel über diese Bruderschaft wissen, verdanken wir der Tatsache, dass ihre Akten in Marmor gehauen wurden. Die ersten Tafeln wurden 1570 an jenem Ort gefunden, an dem sich die Fratres Arvales alljährlich zu ihrer Kultfeier versammelten. Die Vornehmheit ihrer Mitglieder seit Augustus dürfte sie dazu bewogen haben die Akten jeden April/Mai für das vergangene Jahr in die Basis der aktuellen Kaiserstatue einmeisseln zu lassen. Da Marmor mit Eisenwerkzeugen bearbeitet wurde, erfolgte danach immer ein Sühneopfer für das Eindringen des Eisens in den heiligen Bezirk.
Das Kollegium löste sich im 3.Jh.n.Chr. langsam auf. Der letzte aufgefundene Sockel stammt von Kaiser Gordian III. und der letzte eingemeisselte Akt aus dem Jahr 241. Unter Diocletian gab es noch Spuren einer Tätigkeit, der jedoch keinerlei Bedeutung mehr zukam.
Das Carmen Arvale
Eines der Lieder, die die Arvales Fratres bei ihren Tanz für Dea Dia begleiteten, ist das Carmen Arvale:
enos Lases iuvate
enos Lases iuvate
enos Lases iuvate
neve lue rue Marmar sins incurrere in pleoris
neve lue rue Marmar sins incurrere in pleoris
neve lue rue Marmar sins incurrere in pleoris
satur fu, fere Mars, limen sali, sta berber
satur fu, fere Mars, limen sali, sta berber
satur fu, fere Mars, limen sali, sta berber
semunis alterni advocapit conctos
semunis alterni advocapit conctos
semunis alterni advocapit conctos
enos Marmor iuvato
enos Marmor iuvato
enos Marmor iuvato
triumpe triumpe triumpe triumpe triumpe
Nach Anrufung der Laren wird um die Hilfe des Mars bei der Verteidigung der Grenzen gebeten, auch dass die Felder nicht ausdörrten, darum befriedigt zu sein und zu tanzen. Zudem wird die Saatgöttin um Hilfe und reiche Ernte gebeten.
Der Text ist zum Teil nur fragmentarisch aus einer Inschrift aus dem Jahr 218 überliefert. Schon dort ist er in einer altertümlichen Form konserviert und wurde damals vermutlich nicht mehr vollständig verstanden. So ist die Lautwandlung zu lares nicht vollzogen worden und das Wort in seiner ursprünglichen Form lases überliefert. Die präzise Übersetzung ist auch für Altphilologen nicht eindeutig.
Quelle:
http://www.wikipedia.de