Tyche: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Theoria Romana
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 13: Zeile 13:
  
 
'''Literatur:'''
 
'''Literatur:'''
* Nina Johannsen, Art. ''„Tyche“'', in: Hubert Cancik, Helmuth Schneider, ''Der Neue Pauly'', Brill Online, 2009
+
* Nina Johannsen, Art. ''„Tyche“'', in: Hubert Cancik, Helmuth Schneider, ''Der Neue Pauly'', Brill Online, 2009 ([http://brillonline.nl/subscriber/uid=3318/entry?entry=dnp_e1223400 mit entsprechender Berechtigung komplett online])
  
 
'''Weiterführende Literatur:'''
 
'''Weiterführende Literatur:'''

Version vom 27. November 2009, 17:03 Uhr

Tyche ist sowohl eine griechische Schicksalsgöttin, als auch die Personifikation des abstrakten Begriffes Tyche (gr. „Schicksal, Zufall, Glück, Unglück“). Oft ist ein Unterschieden zwischen Gottheit und Abstrakta in der altgriechischen Literatur nicht möglich. Der Begriff Tyche ist der etymologisch mit dem Verb tynchánein (gr. „treffen, zuteil werden, sich zufällig ereignen“) verwandt.

Im Gegensatz zu vielen anderen griechischen Gottheiten existieren über Tyche nur sehr wenige Mythen. Genealogien spielen für ihre Bedeutung keine Rolle. Dennoch finden sich Darstellung die sie entweder als Tochter des Okeanos und der Tethys oder als eine Tochter des Zeus darstellen. Oft wird sie mit wesensähnlichen Mächten wie Moria (gr. „Teil, Anteil“), Dämon (gr. „Teiler, Verteiler“) oder Kairos (gr. „der rechte Augenblick, Gelegenheit, Vorteil, das rechte Maß, Proportion“) in Verbindung gebracht.

In den Epen des Homer ist Tyche noch nicht bekannt, gewinnt dann jedoch in der altgriechischen Literatur zunehmend an Bedeutung. Zu Beginn ist sie noch überwiegend eine den Göttern zugeordnete, positiv betonte, Macht. Später erscheint sie als neben den Göttern waltende Macht, die unberechenbar und irrational zum Guten und zum Schlechten wirkt. Seit hellenistischer Zeit erscheint Tyche einerseits als launische, blinde und ungerechte Zufallsmacht; andererseits gewinnt der Glaube an die Allmacht der Tyche an Bedeutung und mit ihr auch der Kult zu Ehren der Tyche. Begünstigt wurde dies durch die veränderten politischen Bedingungen und der Abnahme der Glaubenspräsenz der olympischen Götter.

Desweiteren wurde Tyche sowohl als Beschützerin von Städten, aber auch von Individuen verstanden. Wenn eine Stadt oder ein Individuum kein Glück hatten, so hatten sie im Sinne des Wortes kein(e) Tyche.

Erste Kulte der Tyche sind seit dem 4. Jh. v. Chr. an vielen Orten Griechenlands fassbar (Athen, Theben, Megara, Korinth, etc.). In den ihr gewidmeten Kulten wurde sie in erster Linie als positiv betonte Glücksgöttin Agathé-Tyche (gr. „gutes Glück, gutes Schicksal“) verehrt (oft in Gemeinschaft mit Agathos Daimon [gr. „guter Geist“] und Nemesis [gr. „Geberin des Anteils, gerechte Rächerin“]). Mittels des Synkretismus wurde Tyche mit Isis, Artemis-Hekate, Kybele und Fortuna gleichgesetzt.

Tyche wurde vielfach und auch verschieden dargestellt. Zu ihren Attributen gehörter unter Anderem: Plútos (gr. „Reichtum“), Füllhorn, Schale, Steuerruder und Mauerkrone (im Falle der Stadtgöttin).


Literatur:

Weiterführende Literatur:

  • Marion Meyer, Die Personifikation der Stadt Antiocheia. Ein neues Bild für eine neue Gottheit, 2006
  • Eva Christof, Das Glück der Stadt. Die Tyche von Antiochia und andere Stadttychen, 2001
  • Andrea Peine, Agathe Tyche im Spiegel der griechischen und römischen Plastik. Untersuchungen klassischer Statuentypen und ihre kaiserzeitliche Rezeption, 1998 (als PDF komplett online)
  • Petronella Prottung, Darstellungen der hellenistischen Stadttyche, 1995
  • Arnd Zimmermann, Tyche bei Platon, 1964