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Aktuelle Version vom 27. Februar 2007, 21:38 Uhr
Bona Dea (= gute Göttin) ist eine reine Frauengottheit und ihr wahrer Name wurde von den Priesterinnen geheim gehalten. Ihr Kult bestand in Rom vermutlich seit dem 3.Jh.v.Chr. und war mit dem des Faunus verbunden, als dessen Gattin (oder dessen Tochter) sie galt. Ihre Funktion lag in der Gewährung weiblicher Fruchtbarkeit und als heilende Kraft.
Die Basis der Verehrung wurde durch die Verschmelzung von zwei weiblichen Gottheiten mit ähnlichen, aber eigenständigen Kulten gebildet. Aus Griechenland wurde Agathe Theos übernommen, die auf attischen Reliefs identifiziert werden konnte. Der Name der einheimischen Göttin (vielleicht jener der geheim gehalten wurde) ist nicht überliefert. Der kolportierte Name Damia und damit Zusammenhang mit Demeter (Ceres) ist mehr als zweifelhaft. Kandidaten mit besseren Chancen wären Fauna, Ops und Maia. Eine genaue Trennung ist indes nicht möglich, da der griechische Einfluss den altitalischen überlagert hat.
Ihr Fest wurde im Dezember im Haus eines Beamten gefeiert, der das imperium besitzen musste. Die nächtlichen Kulthandlungen wurden von Frauen unter Beteiligung der Vestalinnen vollzogen und Männer waren davon ausgeschlossen. Für den abwesenden Magistrat übernahm dessen Frau die Funktion während der staatlichen Zeremonie, die pro populo (für das Volk) abgehalten wurde.
Der Kultraum wurde mit Weinlaub geschmückt. Myrten wurden hingegen aus dem Raum entfernt. Eine Sau diente als Opfertier. Über den Verlauf der Feiern ist durch ihren Geheimcharakter kaum etwas bekannt. Wein, Musik und Tanz dürften aber eine grosse Rolle gespielt haben.
Die Verehrung beschränkte sich nicht nur auf den Ort und das Datum im Dezember. Dies zeigen zahlreiche Weihungen von Sklavinnen, die von dieser offiziellen Staatsfeier ausgeschlossen waren. Ein Tempel - vermutlich aus dem 1.Jh.v.Chr. - stand unterhalb des Saxum (Heiliger Fels der Auguren; daraus auch ihr Beiname Subsaxana) auf dem Aventinhügel in Rom. In Trastevere könnte ein weiteres Heiligtum bestanden haben und auch eine Kultgemeinschaft mit Aesculapius auf der Tiberinsel ist denkbar. Im Aventintempel wurden nämlich Schlangen gehalten und Heilkräuter gelagert.
Der Bona-Dea-Kult wurde mehrmals in der Geschichte Roms von Unstimmigkeiten oder Freveln heimgesucht. Im Jahre 123 v.Chr. weihte eine Vestalin namens Licinia eine aedicula (Kultnische; Kapelle) ein, die aber von den Pontifices später nicht anerkannt wurde, weil es zu sehr der "Ausbreitung des Sklavischen Elementes" im Kult der Göttin diene. Als im Jahr 62 v.Chr. Clodius Pulcher heimlich an einer der nächtlichen Zeremonien teilnehmen wollte, wurde er des Religionsfrevels angeklagt.
Durch den Geheimcharakter des Kultes, wurden im Laufe der Jahrhunderte Legenden um Bona Dea geschaffen. In einer Version ist sie die Frau des Faunus. Sie war so übertrieben keusch, dass sie es nicht wagte ihr Haus zu verlassen und ihr Name wurde nie genannt. Da es bekanntlich alleine zuhause langweilig ist, begann sie sich in Abwesenheit ihres Mannes mit Wein zu berauschen. Ihr Mann geriet darüber so in Rage, dass er sie mit Myrtenzweigen zu Tode prügelte. Über seine eigene Tat entsetzt, bereute er diese und vergöttlichte seine Frau.
In der anderen Version ist sie die Tochter des Faunus, der ihr aber in inzestiöser Absicht nachstellte. Weil sie sich ihm gekonnt verweigerte, schlug er sie mit Myrtenzweigen. Ein Zusammenleben wird erst ermöglicht, als sie sich in eine Schlange verwandelte.
Eine dritte Geschichte bezieht sich auf Hercules, der damals durch Italien gezogen sein soll. Als er bei einer Kultstätte vorbeikam, an der gerade das Fest gefeiert wurde, bat er um etwas zu trinken. Da ihm dies verwehrt wurde, soll er fortan Frauen von seinem Opfer an der Ara Maxima (grosser Altar des Gottes auf dem Forum Boarium) ausgeschlossen haben.