Lykier: Unterschied zwischen den Versionen
K (Kategorie ergänzt) |
K |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
[[Kategorie:Volk]] | [[Kategorie:Volk]] | ||
− | Lykier ist die antike Sammelbezeichnung für die Bewohner der antiken Landschaft | + | Lykier ist die antike Sammelbezeichnung für die Bewohner der antiken Landschaft Lykien in Südwest-Kleinasien. Die Lykier sind bereits in Homers Ilias mehrfach erwähnt. Sie kämpfen dort auf trojanischer Seite. Bereits zwei Generationen vor dem Trojanischen Krieg soll der griechische Held Bellerophontes in Lykien große Taten vollbracht haben. Herodot, der im 5. Jh. v. Chr. Lykien offenbar bereist hatte, schreibt in seinem Werk (I,173) von ungewöhnlichen Bräuchen der Lykier: Sie sollen sich nach ihren Müttern benannt und ihre weiblichen Vorfahren aufgezählt haben. Außerdem richtete sich der Status eines Kindes nach dem Status der Mutter: Hatte sie Bürgerrechte, bekamen auch ihre Kinder Bürgerrechte. Wenn die Mutter dagegen unfrei war, galten ihre Kinder ebenfalls als Unfreie, auch wenn der Vater ein noch so angesehener Bürger war. Diese Sitten könnten auf eine ehemals sehr hohe Stellung der Frau bei den Lykiern hinweisen (Matriachat) und damit auf Einflüsse einer vor-indogermanische Bevölkerung. Die Lykier selbst nämlich waren Indogermanen und sprachen eine indogermanische Sprache, das Lykische. |
Herodot behauptet, dass die Lykier ehemals auf Kreta lebten, sich einst "Termilen" nannten und erst durch den Athener Lykos ihren Namen erhielten (I,173). Dafür gibt es jedoch keine Bestätigung in anderen antiken Quellen. Gegen eine Herkunft aus Kreta spricht auch die Sprache der Lykier (siehe unten) und die Erwähnung der Lukka-Länder in hethitischen Texten des 15.-13. Jh. v. Chr. | Herodot behauptet, dass die Lykier ehemals auf Kreta lebten, sich einst "Termilen" nannten und erst durch den Athener Lykos ihren Namen erhielten (I,173). Dafür gibt es jedoch keine Bestätigung in anderen antiken Quellen. Gegen eine Herkunft aus Kreta spricht auch die Sprache der Lykier (siehe unten) und die Erwähnung der Lukka-Länder in hethitischen Texten des 15.-13. Jh. v. Chr. | ||
Zeile 12: | Zeile 12: | ||
545 v. Chr. wurde Lykien nach erbitterter Gegenwehr von den Persern erobert und die Hauptstadt Xanthos zerstört - zum ersten Mal in ihrer Geschichte kamen die Lykier nachweisbar in die Abhängigkeit einer fremden Macht. Das persische Regime muss aber als moderat gelten, Militär wurde nicht stationiert, die Tribute waren tragbar und letztlich ernannte Persien die Dynasten der unabhängigen lykischen Städte zu Gouverneuren, die es verstanden, sich mit den neuen persischen Herren zu arrangierten. So erlangten einige nicht nur eine gewisse Autonomie sondern auch großen Wohlstand und Ansehen, wovon viele prächtige Bauten und Felsgräber noch heute zeugen. | 545 v. Chr. wurde Lykien nach erbitterter Gegenwehr von den Persern erobert und die Hauptstadt Xanthos zerstört - zum ersten Mal in ihrer Geschichte kamen die Lykier nachweisbar in die Abhängigkeit einer fremden Macht. Das persische Regime muss aber als moderat gelten, Militär wurde nicht stationiert, die Tribute waren tragbar und letztlich ernannte Persien die Dynasten der unabhängigen lykischen Städte zu Gouverneuren, die es verstanden, sich mit den neuen persischen Herren zu arrangierten. So erlangten einige nicht nur eine gewisse Autonomie sondern auch großen Wohlstand und Ansehen, wovon viele prächtige Bauten und Felsgräber noch heute zeugen. | ||
− | Bereits zu dieser Zeit hatten sich die Städte | + | Bereits zu dieser Zeit hatten sich die Städte Lykiens zum "Lykischen Bund" zusammengeschlossen. Seine politische Kraft und demokratische Grundstruktur, die seit der Antike gerühmt wurde, entfaltete er aber erst, nachdem die letzten Stadt-Fürsten abgesetzt waren. |
− | 333 v. Chr. wurde | + | 333 v. Chr. wurde Lykien widerstandslos von Alexander den Großen eigenommen. Im Jahre 167 v. Chr. wurde Lykien vom römischen [[Senat]] für frei erklärt. Die Lykier hatten sich erfolgreich dagegen gewehrt, dass sie 190 v. Chr. unter rhodische Oberhoheit gestellt worden waren. Erst 44 n. Chr. wurde Lykien - als letzte kleinasiatische [[:Kategorie:Provinz|Provinz]] - zusammen mit seiner Nachbarregion unter dem Namen ''[[Lycia et Pamphylia]]'' dem [[:Kategorie:Imperium Romanum|römischen Reich]] eingegliedert. Sprache und andere kulturelle Eigenheiten der Lykier hielten sich bis in die Spätantike. |
Quelle: [http://lexikon.freenet.de/Lykier Lexikon] | Quelle: [http://lexikon.freenet.de/Lykier Lexikon] |
Aktuelle Version vom 10. Oktober 2009, 15:02 Uhr
Lykier ist die antike Sammelbezeichnung für die Bewohner der antiken Landschaft Lykien in Südwest-Kleinasien. Die Lykier sind bereits in Homers Ilias mehrfach erwähnt. Sie kämpfen dort auf trojanischer Seite. Bereits zwei Generationen vor dem Trojanischen Krieg soll der griechische Held Bellerophontes in Lykien große Taten vollbracht haben. Herodot, der im 5. Jh. v. Chr. Lykien offenbar bereist hatte, schreibt in seinem Werk (I,173) von ungewöhnlichen Bräuchen der Lykier: Sie sollen sich nach ihren Müttern benannt und ihre weiblichen Vorfahren aufgezählt haben. Außerdem richtete sich der Status eines Kindes nach dem Status der Mutter: Hatte sie Bürgerrechte, bekamen auch ihre Kinder Bürgerrechte. Wenn die Mutter dagegen unfrei war, galten ihre Kinder ebenfalls als Unfreie, auch wenn der Vater ein noch so angesehener Bürger war. Diese Sitten könnten auf eine ehemals sehr hohe Stellung der Frau bei den Lykiern hinweisen (Matriachat) und damit auf Einflüsse einer vor-indogermanische Bevölkerung. Die Lykier selbst nämlich waren Indogermanen und sprachen eine indogermanische Sprache, das Lykische.
Herodot behauptet, dass die Lykier ehemals auf Kreta lebten, sich einst "Termilen" nannten und erst durch den Athener Lykos ihren Namen erhielten (I,173). Dafür gibt es jedoch keine Bestätigung in anderen antiken Quellen. Gegen eine Herkunft aus Kreta spricht auch die Sprache der Lykier (siehe unten) und die Erwähnung der Lukka-Länder in hethitischen Texten des 15.-13. Jh. v. Chr.
Diese Lukka-Länder der hethitischen Texte lagen ebenfalls in Südwest-Kleinasien und waren ungefähr deckungsgleich mit dem antiken Lykien (inklusive Teilen Pisidiens). Wahrscheinlich leitet sich die Bezeichnung Lykier von Lukka ab. Diese Lukka-Länder konnten nie von den Hethitern erobert werden und waren vor allem gegen Ende des Großreichs ein Unruheherd. Ob sie hingegen mit den Arzawa-Ländern und den Luwiern verbündet waren, ist unklar. Die in ägyptischen Texten vorkommenden lukku (lkk) sind höchstwahrscheinlich mit den Bewohnern der Lukka-Länder (=Lykien) identisch. Sie haben auf Seiten der Hethiter bei der Schlacht von Kadesch (ca. 1274 v. Chr.) mitgekämpft. Ca. 1208 v. Chr. griffen Lukku(-Söldner) zusammen mit den Libyern und anderen Völkern ("Seevölker") Ägypten an. Um 1190 v. Chr. hatte der letzte hethitische Großkönig Suppiluliuma II. schwere verlustreiche (Abwehr-?)Kämpfe im Lukka-Bereich zu führen.
Die Geschichte der Lykier in den folgenden Jahrhunderte liegt, mangels Schriftquellen und archäologischer Funde, völlig im Dunkeln. Griechische Kolonien gab es - im Gegensatz zum östlicheren Südkleinasien und zur westkleinasiatischen Küste - offenbar nicht. Vermutlich gelang es den Lykiern, Kolonisationsversuche, wie die Gründung von Phaselis durch Rhodos erfolgreich abzuwehren.
Ab dem späten 7. Jh. v. Chr. wurde das Lyderreich zur beherrschenden Macht in der Westhälfte Kleinasiens. Offenbar wurden die Lyker aber nicht unterworfen, denn Herodot schreibt, dass Alyattes bis 585 v. Chr. alle Gegenden westlich des Halys mit Ausnahme Lykiens unterworfen hatte.
545 v. Chr. wurde Lykien nach erbitterter Gegenwehr von den Persern erobert und die Hauptstadt Xanthos zerstört - zum ersten Mal in ihrer Geschichte kamen die Lykier nachweisbar in die Abhängigkeit einer fremden Macht. Das persische Regime muss aber als moderat gelten, Militär wurde nicht stationiert, die Tribute waren tragbar und letztlich ernannte Persien die Dynasten der unabhängigen lykischen Städte zu Gouverneuren, die es verstanden, sich mit den neuen persischen Herren zu arrangierten. So erlangten einige nicht nur eine gewisse Autonomie sondern auch großen Wohlstand und Ansehen, wovon viele prächtige Bauten und Felsgräber noch heute zeugen.
Bereits zu dieser Zeit hatten sich die Städte Lykiens zum "Lykischen Bund" zusammengeschlossen. Seine politische Kraft und demokratische Grundstruktur, die seit der Antike gerühmt wurde, entfaltete er aber erst, nachdem die letzten Stadt-Fürsten abgesetzt waren.
333 v. Chr. wurde Lykien widerstandslos von Alexander den Großen eigenommen. Im Jahre 167 v. Chr. wurde Lykien vom römischen Senat für frei erklärt. Die Lykier hatten sich erfolgreich dagegen gewehrt, dass sie 190 v. Chr. unter rhodische Oberhoheit gestellt worden waren. Erst 44 n. Chr. wurde Lykien - als letzte kleinasiatische Provinz - zusammen mit seiner Nachbarregion unter dem Namen Lycia et Pamphylia dem römischen Reich eingegliedert. Sprache und andere kulturelle Eigenheiten der Lykier hielten sich bis in die Spätantike.
Quelle: Lexikon