Victoria

Aus Theoria Romana
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Victoria war die römische Göttin des Sieges.

Das älteste Zeugnis der Victoria ist die Weihung eines Tempels duch Lucius Postumius Megellus im Jahr 294 v. Chr. Dieser Tempel lag auf dem Palatin, dem clivus Victoriae genannten Abhange, wahrscheinlich im Nordwesten des Hügels. Als Stiftungstag galt der 1. August. Es ist eine Zeit in der meist griechische Gottheiten in den Kulturkreis der Römer einzug erhielten. Das Fehlen jeglichen Festes der Victoria im ältesten römische Kalender weißt darauf, dass die griechische Nike übernommen wurde. Es handelt sich bei Victoria also nicht um eine auf italischem Boden vollzogene Abspaltung der in Iuppiter Victor und anderen Göttern gleichen Beinamens auftrat. Des Weiteren hat Victoria bis in die sullanische Zeit hinein nie eine possessive Bestimmung, was ein deutliches für ihre spätere Einführung in Rom darstellt.

Victoria ist bei den Römern in erster Linie kriegerische Gottheit. Gelgentlich tritt sie in den Arvalakten zu Iuppiter Victor völlig gleichwertig an seine Stelle. Häufiger noch scheint die Beziehung der Victoria zu Mars, denen oft auch nacheinander geopfert wurde. An einer stelle im bürgerlichen Leben wurde Victoria dauernd verehrt, nämlich bei Spielen im Zirkus. In der pompa circensis wurde ihr Bild getragen und Victoriastatuen zierten das Mauerwerk.

Einen Aufschwung erlebte der Victoria-Kult in der Zeit Sullas. Mit der zunehmenden Macht der Armeeführer, deren Soldaten sich mehr der Person als dem Staate verbunden fühlten, häufen sich auch die Stiftungen für Victoria durch Feldherren. Sulla setzte letztlich auch die ludi Victoriae an, die vom 26. Oktober bis 1. November andauerten und für das Jahr 81 v. Chr. zur Feier der Siege über die Marianer gestiftet wurden.

Victoria und der Kaiserkult

Der enge Zusammenhang, in dem das Staatsrecht des Prinzipats alle militärischen Erfolge mit der Person des Kaisers zusammenbringt, hat zur Folge, dass schon unter Augustus die Victoria das Beiwort Augusta erhielt. Der enge Verknüpfung zwischen Victoriakult und Person des Kaisers findet seinen Ausdruck darin, dass Weihungen für Victoria meist für bedeutungsvolle Tage im Leben der Herrscher gewählt wurden, wie beispielsweise der 9. Juni für Septimus Severus, der dessen Einzug in Rom markierte. So wird die Victoria fast zu einem offiziellen Bestandteil des Herrscherkultes und ihre Verehrung ist vielmehr ein ein Ausdruck der Loyalität als eines religiösen Bedüfnisses. Beispielsweise fehlt in Pompeji jegliche Inschrift und auch in den Provinzen pflegten ihre Verehrer entweder Soldaten oder städtische Beamte zu sein, die ihre Loyalität gegenüber dem Kaiser durch die Ehrung der Victoria ausdrückten. Die einheimische Bevölkerung hatte kaum Interesse für sie.

Streit um den Victoria-Altar

Augustus weihte ihr einen Altar am 28. August 29 v. Chr, in der Curia Iulia, der besonders in der Spätantike eine ungeahnte Bedeutung bekam. Der Altar hatte die ganze Kaiserzeit hindurch im Sitzungssaal des Senats gestanden. Jeder Senator hatte zu Beginn der Sitzung darauf Weihrauch gespendet. Als die Kaiser Christen wurden musste dieses heidnische Ritual am Ende des Römischen Reiches zu Konflikten führen, dessen Ausbruch nur dadurch verzögert wurde, dass Rom nicht mehr Sitz der Regierung war. Als Constantius 357 in Rom war, wurde der Altar zum ersten Male aus der Kurie entfernt, aber die noch zahlreiche und mächtige heidnische Partei im Senat und vor allem die Reaktion unter Julian sorgten dafür, dass er wieder aufgestellt wurde. Gratian befahl 382 erneut die Entfernung, wohl auf Druck des römischen Bischofs und unter dem Einfluss des Ambrosius. Nach Gratians Tod versuchte man 384 von neuem die Aufhebung des Befehls von Valentinian II. zu erlangen. Symmachus reichte beim Kaiser die dritte relatio ein und setzte sich vehement für die nationalrömische Kultur ein. Er begründete die Forderung der generellen Duldung der heidnischen Kulte mit dem Appell an Roms ruhmreiche Vergangenheit. Nur mit Mühe gelang es Ambrosius mit einer eigenen Schrift dem entgegenzusetzen. Der Altar der Victoria war auf diesem Wege zu einem Symbol des Heidentums geworden. Ein letztes Mal wurde durch Flavius Nicomachus und Arbogast die Wiederherstellung des Altars durchgesetzt. Nach dem Sieg des Theodosius wurden diese Verfügungen wieder aufgehoben, aber Stilicho schein noch einmal dem Altar seinen alten Platz zurückgegeben zu haben, was jedoch nicht gesichert ist. Dann sinkt der Kultus der Victoria in Vergessenheit


Literatur:

Latte: Victoria, in: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 2,1, Leipzig 1894.