Fides
Fides, die Treue, gehört zu den ältesten Personifikationen abstrakter Begriffe im alten Rom. Schon am 1. Oktober 250 v.Chr. weihte Aelius Atilius der Fides populi Romani bzw. Fides publica (Treue des römischen Volkes) wohl anstelle eines älteren Heiligtums auf dem Kapitol einen Tempel. Ihr Kult war mit dem des Iuppiter verbunden, der ebenfalls bei Schwüren angerufen wurde.
Die Römer waren auf die ihrer Kultur eigene Fides sehr stolz. Die von ihnen Unterworfenen sollten sich ihr anvertrauen. Manifestiert wurde dies u.a. durch das Anbringen völkerrechtlicher Veträge und später Militärdiplome an den Wänden des Tempels. Tagte der Senat nicht in der Curia, so wich er in den Tempel der Fides aus.
Man führte den Kult auf König Numa Pompilius zurück, doch wird die Verehrung der für den Staat so wichtigen Tugend schon wesentlich früher eingesetzt haben. Die Flamines fuhren jedes Jahr einmal mit einem zweispännigen und gedeckten Wagen zum Tempel der Fides. Beim darauffolgenden Opfer wurde die ihr geweihte Schwurhand (rechte Hand) in ein weißes Tuch gehüllt. Ein weiterer Tempel auf dem Palatin, der von der Enkelin des Aeneas eingeweiht worden sein soll, konnte bislang nicht bestätigt werden und dürfte das Phantasieprodukt eines antiken Schriftstellers sein.
Infolge ihrer Wichtigkeit für die antiken Gemeinwesen erschien Fides bereits früh auf Münzen. Schon im 3.Jh.Chr. brachte man ihr Antlitz auf einen Stater der süditalischen Stadt Lokroi. In Rom tauchen sie etwa ab 47 v.Chr. auf Denaren des Licinius Nerva auf. In der Kaiserzeit erfolgte die Verwendung als Münzmotiv häufiger. Auch kam es zu einer stärkeren Konzentration einzelner Fides-Bereiche, z.B. fides exercitus, fides legionum (militärische Treue).
Am 1. Oktober wurde der Fides Publica Populi Romani von den Flamines Maiores am Tempel auf dem Kapitol ein Opfer dargebracht. Der Flamen Dialis musste dabei mit verdeckter rechter Hand (als Schwurhand) die Zeremonien vornehmen.