Waffen

Aus Theoria Romana
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Die Bewaffnung der römischen Armee unterteilt sich grob in Angriffs- und Schutzbewaffnung und lässt sich nach diversen Truppentypen unterscheiden.

Angriffsbewaffnung

Blankwaffen

Die übliche Blankwaffe des antiken Kämpfers ist das Schwert. In der römischen Armee ist zwischen dem Gladius als Kurzschwert und der Spartha als Langschwert zu unterscheiden, da sie von unterschiedlichen Truppentypen verwendet wurden und unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten boten. Das Kurzschwert kommt als Stichwaffe im engen Formationskampf zum Einsatz, während das Langschwert als Hiebwaffe in offenen Formationen oder vom Pferd herab zum Einsatz gebracht wird. Zusätzlich kommt mit dem Pugio ein Stossdolch hinzu, der aber nicht zur Grundausstattung eines Soldaten gehörte.

Blankwaffen werden von den Soldaten in einer Scheide steckend am Gürtel oder einem Schwertgurt getragen. Auch der ungerüstete Soldat im leichten Arbeitsdienst führte in der Regel seine Blankwaffe mit sich. Lediglich wenn sie im schweren Arbeitsdienst störte, wurde sie abgelegt. Prätorianer tragen ihre Blankwaffen in der Stadtuniform verdeckt unter der Toga oder einem Mantel.

Stangenwaffen

Die römische Armee kannte zwei Tpyen von Stangenwaffen: die im Kampf als Stosslanze geführte Hasta und das als Wurfspeer verwendete Pilum. Wie bei den Blankwaffen liegen diesen beiden Typen unterschiedliche Einsatzbereiche und Aufgaben zugrunde. Lanzen dienen im Formationskampf und insbesondere im Kampf gegen Reiterei als Hauptwaffe, wenn der Gegner auf Distanz gehalten werden soll, um dessen Schwertern zu entgehen. Speere dienen in der Gefechtseröffnung dazu, den Schwung eines feindlichen Angriffs zu brechen oder einen eigenen Vorstoß vorzubereiten.

Die Stangenwaffen wurden von den Soldaten nur im Einsatz, beim Exerzieren und im Wachdienst geführt. Abkommandierte Legionseinheiten, die als Wachpersonal am Sitz des Statthalters oder als Straßenposten dienten, trugen häufig ebenfalls eine Hasta statt des Pilum, da dieses nur für den Einsatz in der Schlacht ausgelegt ist. Die sogenannten Beneficiarierlanzen zeichnen sich durch besonders kunstvoll gestaltete Spitzen aus und kamen wohl nur sehr selten zum Einsatz gegen Menschen.

Fernwaffen

Die römische Armee ist mit der schweren Legionsinfantrie auf den direkten Nahkampf ausgelegt, verfügt aber dennoch über verschiedene Fernwaffen, die entweder von den Hilftruppen vor und während einer Schlacht eingesetzt werden oder die zur Verteidigung von Lagern und sonstigen Stellungen dienen. Einfach in der Herstellung und platzsparend im Transport waren kleine Schleudergeschosse, wobei der Umgang mit einer Schleuder bereits etwas Übung erforderte. Ebenfalls mit einer Schleuder oder auch von Hand geworfen wurde das Iaculum als kurzer Wurfspeer. Seine Reichweite wird kaum höher gewesen sein als die des bereits unter den Stangewaffen genannten Pilum, aber es diente dazu, den Gegner direkt zu verletzen. Die komplexeste Fernwaffe war der Reflexbogen, der meist nur von speziellen Einheiten eingesetzt wurde.

Fernwaffen werden je nach Lage im Einsatz oder Wachdienst und in der Ausbildung mitgeführt. Die Munition wird als Massenware in den Werkstätten des Militärs produziert und in Köchern bereit gehalten.

Schutzbewaffnung

Schilde

Scutum

Scutum.jpg
römisches Rechteckscutum, Rekonstruktion
Vorderansicht und Innenansicht

Das Scutum ist der schwere, gewölbte Schild der Legion. Er ist in der Kaiserzeit vierkantig, etwa 1 m bis 1,2 m hoch, 50 - 60 cm breit und 8 - 10 kg schwer. In der Republik war er oben und unten halbrund und dadurch etwas höher. Er wird mit der linken Hand am langen Arm an einem waagerechten Handgriff und ohne Schildfessel getragen. Auf der Außenseite ist durch die Schildbemalung die Einheit des Trägers zu erkennen.

Das Scutum besteht aus einem etwa 6 mm starken Kern aus mehreren Lagen versetzt verklebter Holzstücke (quasi Sperrholz), der innen von dünnen Holzleisten verstärkt wird. In der Mitte wird ein kreisrundes Loch für den Handgriff ausgespart und die dort durchlaufende Leiste dafür verstärkt. Der Kern wird sowohl innen als auch aussen mit Leinen oder Rohhaut bespannt und an allen Kanten mit einem dünnen Metallrahmen eingefasst, so dass sich eine Gesamtdicke von etwa 10 mm ergibt. Die lederne Außenschicht solle ein Aussplittern des Schildes verhindern, wenn er von einem Pfeil oder einem Speer durchschlagen wird, während der Rahmen sowie die kreuzweise Verleimung des Holzes tiefgehende Spaltschläge mit Schwerter oder Äxten verhindern soll. Zur Schutz der Tragehand wird vorne über dem Griffloch ein metallener Schildbuckel (lat.: umbo) montiert.

In der geschlossenen Formation deckt das Scutum einen Legionär etwa von der Nase bis zu den Unterschenkeln. In der Idealstellung überlappen sich die Schilde der nebeneinander stehenden Legionäre leicht und werden auf der Innenseite jeweils von der linken Schulter und vom linken Knie mit gestützt. Durch die leichte Wölbung des Schildes ist diese Stellung auch in Bewegung vergleichweise gut zu halten. In einer etwas lockereren Formation kann das Scutum auch offensiv eingesetzt werden, indem der Legionär den metallenen Schildbuckel als wirksame Stoßwaffe einsetzt.

Beim Marsch wurde das Scutum mit Hilfe eines Trageriemens auf der Schulter getragen. Ausserhalb von Kampf und Parade wurde das Scutum von einer Lederhülle geschützt. Durch die Verklebung mit Knochenleim, der wasserlöslich ist, ist das Scutum anfällig gegen Nässe. Auf dem Marsch diente das Scutum in der Nacht zudem als Schlafunterlage.

Parma

Die Parma ist der ovale Schild der Auxilia. Wie das Scutum besteht sie aus mit Leinen oder Rohhaut bespannten Schichtholz und hat einen Schildbuckel auf der Vorderseite. Die Parma ist aber nicht gewölbt, sondern flach und zudem etwas schmaler und wiegt somit bei gleicher Stärke lediglich 5-6 kg. Auch sie war in der Regel auf der Außenseite mit einem Emblem der Einheit bemalt.

Unteroffiziere (Signifer, Cornicen) und evtl. auch Centurionen trugen die runde Parma. Sie ist noch etwas kleiner und leichter als eine Ovalparma und konnte praktisch nur zum Selbstschutz eingesetzt werden.

Helme

Infantriehelme

Helm weisenau.jpg
römischer Infantriehelm (Typ Weisenau) mit
aufwändiger Verzierung, 1. Jh. n. Chr.,
Rekonstruktion nach einem Original aus Mainz

Der typische Infantriehelm der römischen Kaiserzeit ist aus Eisen oder Bronze gefertigt und von halbkugeliger oder ovaler Form. Das Gewicht liegt je nach Material meist zwischen 1,8 und 2,5 kg. Seitlich am Helm befestigt sind zwei Wangenklappen, so dass das Gesicht weitgehend umschlossen ist. Zwei Aussparungen für Augen und Mund ermöglichen trotzdem ein uneingeschränktes Sichtfeld und die Möglichkeit zur Weitergabe von Befehlen durch Zuruf. Nicht alle bekannten Helmtypen verfügen auch über Aussparungen an den Ohren, um dem Soldaten die Aufnahme der Kommando zu erleichtern. Das Metallblech, aus dem die Helmkalotte geschmiedet wird, wird am hinteren Ende zu einem breiten Nackenschirm ausgeschmiedet, der einen geduckt laufenden Soldaten vor Schlägen in den Nacken schützt. An der Stirn ist ein zusätzlicher Schlagschutz angebracht, der das Abrutschen von Schwerthieben auf den Helm ins Gesicht verhindern soll und der zudem die Helmform stabilisiert. Im Zuge der Dakerkriege wurden Helme zeitweise durch zusätzliche Eisenbügel verstärkt, um Spaltschläge zu verhindern.

Festgehalten wurde der Helm auf dem Kopf durch einen Kinnriemen. Die Helme waren grundsätzlich mit einer Polsterung aus Filz, Leder, Rosshaar o.ä. versehen, um optimale Passforum und optimalen Schutz zu gewährleisten.

Reiterhelme

Kaiserzeitliche Reiterhelme waren vor allem ab dem 2 Jahrhunder n. Chr. deutlich aufwändiger verziert als herkömmliche Infantriehelme. Die Grundform mit Helmkalotte und Wangenklappen war identisch, dagegen war der Nackenschirm deutlich reduziert und der Schlagschutz auf der Stirn entfiel ganz. Dafür konnte der Helm mit einer zweiten Schale aus kunstvoll verziertem dünnen Blech überzogen werden. Bei Paraden wurde der Helm um einen Gesichtsmaske ergänzt, die nur kleine Sehlöcher freilässt.

Körperpanzerung

Lorica Segmentata

Die Lorica Segmentata ist eine aus vielen Metallschienen gefertigte Form der Körperpanzerung, die in der römischen Armee etwa zu Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. eingeführt wurde. Der komplette Panzer besteht aus zwei Bauchteilen (links und rechts), die vorne und hinten durch Lederriemen miteinander verbunden werden, sowie zwei Schulterstücken, die untereinander durch Schnallen verbunden sind und die mit den Bauchteilen durch Schnallen oder Haken verbunden werden. Im täglichen Gebrauch wird der Panzer nicht in diese vier Teile zerlegt, sondern lediglich vorne geöffnet und kann dann wie eine Weste an- und ausgezogen werden. Die Metallschienen der einzelnen Teile sind mit insgesamt etwa 200 Nieten auf Lederstreifen aufgenietet und dadurch sehr beweglich. Mit wenigen Ausnahmen ist man von einem gut sitzenden Panzer in der Bewegungsfreiheit kaum eingeschränkt. Je nach Dicke des verwendeten Eisenblechs wiegt ein Panzer 8 bis 15 kg.

Die Herstellung des Panzers ist einfach und schnell, weshalb er bei großen Truppenaushebungen gerne verwendet wurde. Die Schutzwirkung des Panzers ist sowohl gegen Schläge als auch gegen Stiche und Pfeilbeschuss extrem hoch. Dagegen ist der Panzer im Alltag sehr wartungsanfällig, da die großen Metallflächen ständig vor Rost geschützt werden müssen und eine beschädigte Schnalle oder ein gerissener Lederriemen häufiger das Lösen mehrerer Nieten und eine Neuvernietung nötig macht.

Lorica Hamata

Die Lorica Hamata ist das aus vielen Tausend Einzelringen gefertigte Kettenhemd, dessen Herstellungstechnik die Römer von den Kelten übernommen haben. Je nach Größe der Ringe besteht ein Kettenhemd aus 20.000 bis 50.000 Ringen, die entweder geschlossen oder einzeln zugenietet sind. Das Kettenhemd ist grundsätzlich einlagig und kann um Schulterbereich durch eine zweite, getrennte Kettenlage verstärkt werden. In Abhängigkeit von der Ringgröße wiegt es 8 bis 15 kg. Es kann wie ein T-Shirt über den Kopf an- und ausgezogen werden und schränkt die Bewegeungsfreiheit nicht ein - zur Not braucht man es nicht einmal zum Schlafen auszuziehen.

Die Herstellung ist zeitaufwändiger als die eines Schienenpanzers und daher teurer. Die Schutzwirkung ist geringer als die eines Schienenpanzers, da die Kettenglieder nur die schneidende Wirkung eines Schwerhiebes aufnehmen, nicht aber die kinetische Energie. Ohne starke polsternde Unterkleidung sind daher Prellungen und Knochenbrüche möglich. Zudem können Ringe durch Stiche oder Pfeilbeschuss geöffnet werden. Dagegen ist das Kettenhemd im Alltag praktisch wartungsfrei, da es durch das ständige Reiben der Ringe aneinander keinen Rost ansetzt. Beschädigte Ringe können jederzeit problemlos ausgetauscht werden.

Lorica Squamata

Die Lorica Squamata ist der in römischer Zeit selten vorkommende Schuppenpanzer. Dabei sind einige Tausend kleine Metallschuppen an einen Träger aus Leinen, Leder oder sogar Kettengeflecht befestigt. Das Gewicht ist dementsprechend stark unterschiedlich. Ein solcher Panzer könnte je nach Bauart entweder wie ein T-Shirt über den Kopf gezogen werden oder an den Seiten geöffnet werden.

Die Schutzwirkung ist vor allem gegen Stiche und Pfeilbeschuss höher als die des Kettehemdes, erreicht aber bei vergleichbarem Gewicht nicht die des Schienenpanzers. Auch im Wartungsbedarf liegt der Schuppenpanzer zwischen Kettenhemd und Schienenpanzer.