Pridianum

Aus Theoria Romana
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Zu einem wichtigen organisatorischen Bestandteil der römischen Armee gehört die regelmäßige Abgabe von Stärkemeldungen (lat.: Pridiana), mit denen Teileinheiten dem Stab und dieser wiederum dem Oberkommando die Mannstärke der Armee mitteilten. Notiert wurden diese Meldungen auf Wachstafeln oder Papyrus, gelegentlich aber auch einfachen Keramikscherben. Dies lässt vermuten, dass sie so alltäglich waren, dass einer einzelnen Meldung keine besondere Bedeutung zukam und nur größere Zusammenfassungen archiviert wurden.

Besonders aufschlussreich sind die Meldungen bezüglich der Frage, wie sehr Sollstärke und tatsächliche Stärke differierten und wieviele Soldaten einer Einheit nicht deren Standort Dienst taten.

Stärkemeldung einer in Libyen stationierten Einheit auf dem 3. Jh. n. Chr.

Eine im heutigen Bu Njem stationierte Einheit meldete auf einer Tonscherbe am 24. Dezember eines nicht genauer angegeben Jahres die folgende detaillierte Stärke:

Schreiber: 1
Optio: 1
Späher: 1
Reiter: 8
Beim Exerzieren: 22
Auf dem Ausguck: 1
Am Tor: 1
Beim Kommandeur: 1
Bauarbeiter: 1
Krank: 3 (Sulpicius Donatus, Titus Buzurius, Aurelius Rufus)
Zur Bestrafung: 1

Übrig bleiben: 17
Am Ofen: 15
Im Bad: 2

Fälschlicherweise summiert der Urheber dieser Meldung die Zahl der Soldaten auf 57, korrekt wäre 58.

Stärkemeldung der Cohors I Hispanorum Veterana aus dem 2. Jh. n. Chr.

Am 17. September 100 oder 105 n.Chr. erstatte die in der Provinz Moesia stationierte Cohors I Hispanorum Veterana eine detaillierte Meldung an die Flotte der Provinz. Die Zahlenangaben sind leider kaum erhalten, so dass sich vor allem eine interessante Sammlung verschiedener Aufgaben ergibt.

Gemeldet wird eine Gesamtstärke von 596 Mann, die sich allerdings auf die letzte Meldung zu beziehen scheint. Danach werden Abgänge und Zugänge seit der letzten Meldung aufgeführt. Aufgeführt werden dabei "Versetzt in die Pannonische Armee", "Ertrunken", "Ermordert von Banditen" und "Gefallen im Kampf" für die Abgänge und "Ersetzt durch Nachzügler" für Zugänge. Danach wird erneut die Zahl der damit verbleibenden Soldaten angegeben.

Es folgt eine Auflistung der Aufgaben, wegen denen Soldaten nicht im Lager anwesend sind. Dabei wird unterschieden zwischen Soldaten, die außerhalb der Provinz unterwegs sind und solchen, die sich noch in der Provinz befinden. Folgende Gründe führten Soldaten aus der Provinz hinaus: "In Gallien zur Beschaffung von Kleidung", "Unterwegs zur Beschaffung von Getreide", "Jenseits des Flusses zur Beschaffung von Pferden", "Im Lager als Garnison" sowie "In Dardania bei den Minen". Innerhalb der Provinz gingen Soldaten folgenden Tätigkeiten nach: "Abkommandiert zu Fabius Iustus, dem Legaten", "Abkommandiert ins Büro des kaiserlichen Procurators Latinianus", "In Piroboridava in Garnison", "jenseits der Donau auf Patrouille", "Ebenfalls jenseits der Donau zum Schutz der Ernte", "Ebenfalls unterwegs als begleitung des Centurio A...uinus", "Als Begleitung auf den Getreideschiffen", "Im Hauptquartier bei den Schreibern", "In den Bergen zur Beschaffung von Vieh", "Als Wache bei den eingezogenen Tieren", "Ebenfalls auf Wache bei ..."

Literatur: M. Kemkes, J. Scheuerbrandt, N. Willburger, Am Rande des Imperiums. Der Limes - Grenze Roms zu den Barbaren, Stuttgart, 2002