Auspicium

Aus Theoria Romana
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Die Auspizien sind die von den Auguren durchgeführte rituelle Vogelschau zur Deutung der göttlichen Vorzeichen. Durch Beobachtung des Flugs der Vögel, ihres Geschreis oder ihres Fressverhaltens schätzten die Auguren ein, ob die Götter eine bestimmten Tat günstig oder ungünstig gestimmt waren. Staatshandlungen (z.B. Wahlen oder Feldzüge) durften nicht ohne vorherige Vogelschau durchgeführt werden. Bei ungünstiger Prognose konnten Auspizien jedoch wiederholt werden. Zahlreiche militärische Niederlagen und andere Katastrophen in der römsichen Gesichte wurden damals auf unsachgemäße oder unterlassene Auspizien zurückgeführt.

Geschichte

Die Praxis der Auspizien und die zugehörige Lehre kamen aus Babylon über die Griechen zu den Etruskern und Römern nach Italien. In der Republik wurde hauptsächlich das Flugverhalten von Vögeln gedeutet. Gegen Ende der Republik wurde diese Praxis jedoch als zu umständlich empfunden und mehr und mehr durch die Deutung der Blitze verdrängt. Da Blitze allerdings eine eher seltene Himmelserscheinung darstellen, genügte es für die Interpretation, dass ein solches Zeichen von irgendwo gemeldet wurde. Im militärischen Bereich wurde die Beobachtung des Vogelflugs die beobachtung des Fressverhaltens der heiligen Hühner ersetzt. Frassen die Hühner derart gierig, dass ihnen ein Teil des Futters wieder aus dem Schnabel fiel, so galt dies als günstiges Zeichen. Mancher Augur wusste das auszunutzen, indem er den Hühnern vorher nichts zu fressen gab oder eine von ihnen besonders beliebte Futtermischung einsetzte. Auch aus diesem Grund wurden derartige Deutungen im militärischen Bereich immer unbedeutender. Als Ausgleich wuchs die Bedeutung der Haruspices.

Durchführung

Die Durchführung der Auspizien erfolgte auf einer mit dem Lituus (Krummstab) der Auguren abgegrenzten rechteckigen Fläche und musste am Tag und Ort der geplanten Handlung durchgeführt werden. Die Beobachtung konnte sowohl im Freien als auch innerhalb eines Raumes vorgenommen werden. Eine Bestimmung für die Blickrichtung des Auguren gibt es nicht; es sind sowohl Ost- als auch Südrichtung überliefert. Die Deutung selbst und die Entscheidung bei sich widersprechenden Zeichen beruhte auf einem komplizierten System, das als eigene Wissenschaft von den Auguren bewahrt wurde. In ihrem Archiv wurden alle erteilten Gutachten aufbewahrt, so dass man im Zweifelsfall auf Präzedenzfälle zurückgreifen konnte. Zunächst als Geheimarchiv konzipiert, wurden die Akten im 1. Jh. v. Chr. der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Trotzdem unterlag die Deutung der Zeichen immernoch der individuellen Einschätzung des durchführenden Auguren, der dieses durchaus als politisches Machtinstrument nutzen konnte bzw. von sich von den Auftraggebern der Auspizien als solche bezahlen und benutzen lassen konnte.

Arten der Auspizien

Man unterschied zwischen großen und kleinen Auspizien. Große Auspizien standen einem Censor, einem Consul, einem Praetor und einem Dictator zu. Kleine Auspizien konnte ein curulischer Aedil und ein Quaestor einholen lassen. In der Republik konnten nur Feldherrn als Inhaber eines selbständigen Oberkommandos eigene Auspizien ausrichten. Vor der Abreise aus Rom hatten sie wie die Statthalter Auspizien einzuholen, die auch nur in Rom selbst wieder erneuert werden konnten.

Die Auguren konnte man auch als Privatmann in Anspruch nehmen. Zu diesem Zweck war ein auguraculum auf der Arx (Burg am Capitol) eingerichtet. Da dies alleine im Laufe der Zeit nicht ausreichte, wurden auf dem Palatin und dem Quirinal, später sogar außerhalb Roms weitere auguracula eingerichtet.