Quindecimvir

Aus Theoria Romana
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Die Quindecimviri (sacris faciundis) waren ein Priesterkollegium, deren Hauptaufgabe in der Interpretation der Sibyllinischen Büchern lag. Der Zusatz sacris faciundis (die die Gottesdienste durchführen) deutet zudem ihre Rolle im Bereich von Opfern spezieller Gottheiten an. Die Kurzform des Gremiums lautete XVviri s.f. Die erste literarische Erwähnung stammt aus dem Jahr 449 v.Chr.

König Tarquinius Priscus soll zwei vornehme Männer samt Dolmetscher bestimmt haben, die bei Bedarf die Sibyllinischen Bücher einsehen und die darin enthaltenen Anweisungen interpretieren konnten. In späterer Zeit walteten sie auf Beschluss des Senats ihres Amtes. Der Zugang zu den Büchern war ihnen vorbehalten.

Zunächst waren es noch zwei Männer, die als duumviri (IIviri, Zweimännerkollegiumsmitglied) Einsicht nahmen. Im Laufe der Zeit wurden daraus decemviri (Xviri, Zehnmännerkollegiumsmitglied); seit 367 v.Chr. je fünf Patrizier und Plebejer. Nach 98 v.Chr. und vor 51 v.Chr. erhöhte sich die Zahl auf 15 Mann (XVviri, Fünfzehnmännerkollegiumsmitglied). Der Name des Kollegiums blieb von nun an gleich, obwohl sich meist mehr Personen im Kollegium befanden. Unter Caesar waren es 16 und aus dem Jahre 17 v.Chr. sind 21 bekannt.

Neben der Einsicht und Auslegung der Sibyllinischen Bücher vollzogen sie Opfer für nichtrömische Gottheiten. Besonders der Kult der Kybele fand seit der Religionskrise während des 2. Punischen Krieges (204 v.Chr.) ihr Interesse. Deren Priester nannten sich sacerdotes quindecimvirales.

Das Kollegium wurde in späterer Zeit zusätzlich als Quindecimviri antistites Apollinaris sacri bezeichnet. Im Zusammenhang mit dem Kult für Apollo erscheinen sie erst 98 v.Chr. Noch später (63 v.Chr.) wurden ihnen mit Delphin und Dreifuss eigene Zeichen zuerkannt. Unter Augustus wurde der Kult samt der Archivalien (und damit der Sibyllinischen Bücher) in den Apollotempel verbracht. Letztlich sorgten sie noch für die Ausrichtung des Kultes der Ceres.

Im Auftrag des Senats erstellten sie ein schriftliches Gutachten. Das Ergebnis wird dem Senat von einem aus ihren Reihen ausgewählten Mitglied pro collegio (für das Kollegium) vorgetragen. Nach seiner Rede lag es in der Hand der Senatoren, ob die Empfehlungen auch in die Tat umgesetzt wurden. Es ist jedoch bekannt, dass XVviri in Notlagen drastische Appelle an den Senat gerichtet haben.

Für fremde Kulte waren die XVviri der alleinige Ansprechpartner in Rom. Dadurch wurden sie nach den regulären Pontifices (Priester) der Gottheiten und den Auguren zum drittwichtigsten Priesterkollegium. Sie legten für die fremden Kulte die Rituale fest, banden diese in den religiösen Kalender ein und benannten deren Priester.

Die Mitglieder des Kollegiums wurden anfangs durch Kooptation (Hinzuwahl neuer Mitglieder durch die alten Mitglieder) bestimmt und seit 103 v.Chr. von den 17 Tribus in Rom gewählt. Augustus reformierte das Gremium im Zuge seiner religiösen Erneuerungspolitik und bestellte ihnen statt einem gleich fünf magistri als Vorsteher (incl. seiner eigenen Person). Spätestens Domitian reduzierte diese Zahl wieder auf einen und ernannte sich gleich selbst zum magister. Trotzdem tauchen des öfteren mehr (zwei bis fünf) als ein magister auf. Die Zahl schien nicht konstant gewesen zu sein.