Nero
Nero wurde in den Jahren vor dem Tod seines Stiefvaters Claudius von seiner Mutter Agrippina der Jüngeren sorgfältig auf das Amt des Kaisers vorbereitet. In den ersten Jahren regierte er unter dem Einfluss seines Lehrers Lucius Annaeus Seneca, dem der Gardepräfekt Sextus Afranius Burrus zur Seite stand. Diese Periode zeichnete sich durch eine maßvolle Politik und eine kompetente Verwaltung aus, doch als der Kaiser selbstständig zu herrschen begann, gewann eine Politik der Unberechenkeit die Oberhand. Mit dem Tod des Burrus und dem Rückzug Senecas aus der Politik im Jahr 61 n. Chr. war die Periode der Mäßigung beendet. In diesem Jahr wurde auch - vermutlich auf betreiben Neros - die Mutter des Kaisers ermordet.
Außenpolitisch konzentrierten sich die Ereignisse weitgehend auf die Unterwerfung Armenias, wo Gnaeus Domitius Corbulo zwischen 57 und 60 n. Chr. beträchtliche Erfolge errang. Dessen Nachfolger büßte jedoch die Initiative ein, so dass nur eine Kompromisslösung erreicht werden konnte: eine nominelle Herrschaft Roms. Anderswo im Reich brachen Aufstände aus. In Britannia führte die Königin Boudicca im Jahre 60 n. Chr. ein großes Heer gegen die römische Besatzung, doch im Folgejahr wurden die Rebellen besiegt. In Judäa brach 66 n. Chr. ein weit kritischer, anhaltender Aufstand aus. Die letzten Jahre der Regierung Neros wurden von der wachsenden Unbeliebtheit des Kaisers bestimmt. Der große Brand Roms (64 n. Chr.) wurde ihm angelastet, und die Tatsache, dass er sich danach im Herzen Roms eine riesige Villa baute, die Domus Aurea, brachte die öffentlich Meinung noch mehr gegen ihn auf. Im Jahre 68 n. chr. trieben den überspannten Kaiser ein Aufstand und die wachsende Unzufriedenheit der Praetorianergarde zum Selbstmord.
Quelle: Barry Cunliffe: Rom und sein Weltreich, 1994