Lucius Annaeus Seneca
Lucius Annaeus Seneca, genannt Seneca der Jüngere, wurde zwischen 2 v. Chr. und 2 n. Chr. in Corduba geboren. Sein Vater, der Rhetor (Rheotriklehrer) Seneca der Ältere, entstammte dem Ritterstand. Bereits in seinem ersten Lebensjahr kommt Seneca nach Rom, wo er gründlich ausgebildet wird: Unterricht beim Grammaticus, im Anschluß daran Rhetorik- und Rechtsunterricht. Bald wendet sich Seneca jedoch von der Rhetorik ab und beschäftigt sich mit griechischer Philosophie im Kreise des Stoikers Sextius. Innerhalb dieses Philosophenkreises hat er Unterricht bei Attalus und Papirius Fabianus. Andauernde Körperschwäche (vielleicht Tuberkulose) führt zu Selbstmordabsichten.
In den Jahren 25 - 31 hält sich Seneca in Ägypten auf, um sich zu kurieren. Nach seiner Rückkehr nach Rom ist er als Anwalt tätig und stellt seine politische Karriere hintan. 41 bekleidet er das Amt der Quästur (Datierung sehr umstritten) und wird im selben Jahr wegen angeblichen Ehebruchs verurteilt. Das Todesurteil des Senates wird von Kaiser Claudius auf Relegation (Verbannung ohne Verlust des Bürgerrechtes und des eigenen Vermögens) für unbestimmte Zeit nach Korsika abgemildert.
49 kehrt Seneca aus der Verbannung nach Rom zurück. Im Jahre 50 ist er Prätor und wird bald darauf von Agrippina zum Erzieher des späteren Kaisers Neros berufen. Nachdem Nero den Kaiserthron bestiegen hat, wird Seneca neben Afranius Burrus zum "Minister" ernannt und führt im Grunde die Geschicke des römischen Reiches. Umstritten ist Senecas Konsulat im Jahre 56. Vom Jahre 58 an schwindet sein politischer Einfluss, da sich der ehemalige Schüler Nero immer mehr von seinem Lehrer distanzierte. Zweimal versucht der Philosoph vergeblich, seine Entlassung aus kaiserlichen Diensten zu erreichen. Daraufhin geht Seneca (soweit möglich) in die "innere Emigration" und zieht sich aus dem öffentlichen Leben mehr und mehr zurück. Nach Entlarvung als Mitwisser der Pisonischen Verschwörung erfolgt der kaiserliche Befehl zur Selbsttötung (19. April 65).