Hellenismus
Der Begriff Hellenismus (von griech. Ἑλληνισμός hellēnismós „Griechentum“) bezeichnet die geschichtliche Epoche vom Regierungsantritt Alexanders des Großen von Makedonien 336 v. Chr. bis zur Einverleibung des letzten hellenistischen Reiches in das Römische Reich 30 v. Chr. Als Epochenbezeichnung verwendete den Begriff „Hellenismus“ zuerst der deutsche Historiker Johann Gustav Droysen um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Im Sinne von „Nachahmung des Griechischen“ wurde „hellenismos“ jedoch bereits in der Antike gebraucht.
Kennzeichen dieser Geschichtsepoche ist die Hellenisierung, die Durchdringung vor allem des Orients durch die griechische Kultur und im Gegenzug der Einfluss orientalischer Kultur auf die Griechen. Die hellenistische Welt umfasste einen gewaltigen Raum, der von Sizilien und Unteritalien (Magna Graecia) über Griechenland bis nach Indien und vom Schwarzen Meer bis nach Ägypten reichte. Die Hellenisierung der orientalischen Bevölkerung sorgte dafür, dass noch bis weit ins Mittelalter hinein wenigstens die städtische Bevölkerung Syriens und Kleinasiens eine Form des Griechischen sprach, die Koiné (von κοινός koinós „allgemein“). Die kulturellen Traditionen des Hellenismus überstanden den politischen Zusammenbruch und wirkten noch Jahrhunderte in Rom und im Byzantinischen Reich fort.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der hellenistische Staat
Diadochenreiche
Bundesstaaten
Römische Provinz
Die Polis in hellenistischer Zeit
Trotz ihres politischen Bedeutungsverlustes durch die Etablierung der Königreiche und Bundesstaaten blieb die klassische griechische Polis Kern der hellenistischen Kultur und erlebte in dieser Zeit eine nie dagewesene Blüte. Alexander und seine Nachfolger gründeten überall in den eroberten Gebieten Städte mit griechischer Bevölkerung, um das eroberte Umland abzusichern. Aber auch in Griechenland selbst wurden neue Poleis gegründet, das prominenteste Beispiel ist Megapolis, die Hauptstadt des Arkadischen Bundes.
Den neugegründeten Poleis wurde von Seiten der Könige innere Autonomie gewährt, d.h. sie konnten theoretisch ihre inneren politischen Angelegenheiten selbst regeln. Faktisch waren sie natürlich von den Königen abhängig. Die politische Struktur der Polis folgte durchgehend dem Beispiel des klassischen Athens und erhielten demokratische Verfassungen. Dennoch gab es immer wieder politische Konflikte und Umstürze und immer wieder verkamen die Poleis zur Oligarchie oder Tyrannis. Erst ab der römischen Zeit wurden die Systeme bei theoretischer Beibehaltung der demokratischen Struktur de facto aristokratisch organisiert.
Grundlage der hellenistischen Polis ist, das die Stadt nach bestimmten ästethischen Mustern auf dem Reissbrett entstanden und nicht natürlich gewachsen ist. Dabei spielten verschiedene Faktoren eine Rolle, neben geographischer Lage vor allem die Ästethik des Umlandes und auch kosmische und religiöse Prinzipien. Diese Tendenz beginnt bereits in der klassischen Zeit (griechische Kolonisation, Hafen Piräus), wurde aber durch die Erweiterung der griechischen Welt im Zuge der Feldzüge Alexanders in große Teile der bekannten Welt ausgebreitet. Das vorherrschende Ideal war eine Gliederung der Straßen und Häuser nach Schachbrettmuster mit einem zentralen Platz für die Agora, das Theater und die wichtigsten Heiligtümer. Aber auch das Gymnasion, das sich in klassischer Zeit außerhalb der Stadt befand, wurde nun in das Stadtzentrum mit einbezogen. Eine weitere wichtige Tendenz der hellenistischen Polis stellt die architektonische Ausschmückung und Vereinheitlichung des urbanen Raumes dar. Das Stadtzentrum wird nach genauen Plänen gebaut und vereinheitlicht. Eines der wichtigsten Merkmale ist dabei die Umzäunung der städtischen Strukturen mit Säulenhallen (stoa).
Ein Sonderfall der griechischen Polis im Hellenismus ist die Residenz der hellenististischen Könige. Die erste Stadt dieses Typus war das von Alexander den großen 331 v.Chr. gegründete Alexandria. Anders als die Andere Beispiele hellenistischer Residenzstädte sind das bis heute sehr gut erhaltene und erforschte Pergamon (Attaliden) und Antiochia (Seleukiden). Die Residenzstadt besaß in der Regel viel weniger Unabhängigkeit vom Königshof und wurde hauptsächlich aus Prestigegründen geschaffen. Sie enthielt neben den Palästen der Könige oft bedeutende wissenschaftliche Akademien und Bibliotheken, von denen wiederum das Museion in Alexandria das prominenteste Beispiel ist.
Ein wichtiges Merkmal der hellenistischen Polis ist die Globalisierung der Poliskultur. Im Gegensatz zur klassischen Zeit setzte sich eine einheitliche Poliskultur durch, die von Italien bis Indien Gültigkeit hatte. Die Städte pflegten regen politischen, personellen, ökonomischen und kulturellen Kontakt miteinander und man sah sich als Exponaten einer gemeinsamen Kultur. Bedeutend hierfür sind die zahlreichen panhellenischen Stadtfeste, in der jede Polis ihre Vertreter, Athlethen und Musiker entsandte. Die hellenistische Poliskultur färbte auch auf das nichtgriechische Umland ab und veranlasste viele indigene Stadtgründungen nach hellenistischem Prinzip, aber auch die alten griechischen Poleis nahmen die neuen Tendenzen auf. (z.B. die hellenistische Agora in Athen)
Die hellenistische Poliskultur blieb auch in römischer Zeit bestehen, bis Kaiser Caracalla das römische Bürgerrecht auf alle Freien des Reiches ausdehnte. Gewisse architektonische und verwaltungstechnische Traditionen hielten sich aber auch bis ins Mittelalter im byzantinischen Reich.
Gesellschaft und Sozialstruktur
Mit der Vergrößerung der griechischen Welt und der fortschreitenden Urbanisiserung und Globalisierung änderte sich die griechische Sozialstruktur gewaltig. Die Griechen sahen sich als Eroberer und Herren über die unterworfenen Länder, gleichzeitig hörten sie auf, sich nur mehr zu ihrer Heimatstadt zugehörig zu fühlen, sondern begegneten sich überall als Griechen bzw. Makedonier.
Griechen und Einheimische
Entgegen den Plänen Alexanders fand keine Vermischung zwischen Griechen und der alteingesessenen Oberschicht stadt. Im Gegenteil: Die Diadochen zogen in ihren Reichen rigide Apartheidsregimes hoch, in dem die Einheimischen höchstens noch auf der untersten Ebene mitbestimmen durften. Ehen zwischen Griechen und Nichtgriechen wurden verboten. Die Griechen sahen das eroberte Land als "speergewonnen" an und behandelten die Einheimischen als Menschen zweiter Klasse.
Allerdings überwog am Ende die Verschmelzung der Kulturen doch die rechtliche Ungleichheit. Griechen nahmen lokale Bräuche an und umgekehrt ließen sich die Einheimischen von den Griechen beeinflussen. Durch die Erlangung des Bürgerrechtes einer Polis konnten Einheimische zu Griechen werden. Dass dies nicht selten geschah, zeigt die Größe und Vielzahl der hellenistischen Poleis, die durch die Einwanderer aus dem Mutterland allein nicht erklärt werden kann.
Frauen
Eine der radikalsten Änderungen in der hellenistischen Zeit betrifft die Stellung der Frau. War diese in der klassischen Zeit quasi rechtlos, so erhielt sie nicht zuletzt aufgrund des Kontaktes mit den weniger patriarchalen Einheimischen eine herausragende Position. Frauen erhielten in fast allen Bereichen des öffentlichen Lebens die selben Rechte wie Männer, sie besuchten die Volksversammlungen und Gymnasien und durften in manchen Städten sogar Ämter bekleiden. In allen Diadochenreichen spielten die Frauen auch in der Politik eine große Rolle. In Ägypten beispielsweise wurden die Herrscher immer als Paar dargestellt und Frauen wie Berenike II. oder Kleopatra IV. leiteten die Staatsgeschäfte de facto alleine, ohne dass irgendwer daran Anstoß genommen hätte.
Sklaven
Religion und Kult
Wissenschaft und Forschung
Literatur und Kunst
Die hellenistische Kultur in römischer Zeit
Literatur
Wikipedia
Grimal, Pierre (Hg.):Fischer Weltgeschichte 6. Der Hellenismus und der Aufstieg Roms, Die Mittelmeerwelt im Altertum II, Frankfurt/Main 1965.
Der kleine Pauly.