Tacitus
Marcus Claudius Tacitus (* ca. 200, † 276) war von 275 bis 276 römischer Kaiser. Entgegen der damals von ihm selbst in Umlauf gebrachten Gerüchte war er in keiner Weise verwandt mit dem berühmten römischen Schriftsteller Tacitus, wenngleich er die Verbreitung dessen Werke unterstützte.
Tacitus wurde um 200 in einer der Donauprovinzen (Noricum, Pannonia und Raetia) als Sohn einfacher Eltern geboren. Von seinen Verwandten ist lediglich sein Nachfolger und Bruder Florianus überliefert. Über seine Karriere ist nur das Konsulsamt bekannt, das er 273 bekleidete.
Nach der Ermordung des Aurelianus gab es zunächst ein mit sechs Monaten sehr langes Interregnum, während dem die Soldaten über den neuen Kaiser berieten, da Aurelianus keinen Nachfolger hinterlassen hatte. Schlussendlich beschlossen sie, mit Tacitus einen ihrer ehemaligen Generäle, der nach seiner Militärlaufbahn Mitglied des Senats geworden war, zum neuenKaiser zu bestimmen. Der Senat stimmte dem Vorschlag der Soldaten zu. Beim Zeitpunkt seiner Ernennung soll Tacitus bereits das für damalige Verhältnisse äußerst hohe Alter von 75 Jahren erreicht haben - wobei diese Zahl nicht genau gesichert werden kann - und nach der Überlieferung ein Vermögen von rund 280 Millionen Sesterzen besessen haben. Aufgrund der hohen Inflation dieser Tage muss diese Zahl jedoch relativ gesehen werden.
Als erster Soldatenkaiser seit langem hegte Tacitus die Hoffnung, eine neue Dynastie zu gründen und ernannte darum seinen Bruder Florianus zum Prätorianerpräfekten.
Nur kurz nach seiner Inthronisierung kam es wieder zu Grenzkämpfen, als germanische Stämme den Rhein überquerten und überall Verwüstungen und Chaos hinterliessen. Gleichzeitig drangen Goten von nördlich des Schwarzen Meeres, die behaupteten, noch von Aurelianus gegen die Perser angefordert worden zu sein, über den Kaukasus nach Kleinasien ein. Als Reaktion spaltete sich das Brüdergespann auf: Florianus bekämpfte die Germanen, während Tacitus sich um die einfallenden Goten kümmerte - beide waren erfolgreich.
Tacitus war gerade sechs Monate im Amt und hatte eben die Goten geschlagen, als er plötzlich und unerwartet starb. Um die Umstände seines Todes gibt es zwei Versionen: Die eine besagt, dass Tacitus ermordet wurde, die andere, dass er an einer Fieberkrankheit starb. Die erste Version ist die wahrscheinlichere, da die Krankheit von der Historia Augustana überliefert wird, die bei Tacitus fast nur aus Unwahrheiten und Falschberichten besteht. Laut antiken Historikern handelte es sich bei den Tätern um dieselben Männer, die einen Verwandten des Tacitus namens Maximinus, der Statthalter in Syria war ermordeten und aus Furcht vor Strafe dann auch Tacitus töteten. An einer Stelle wird die Tat sogar in eine Verbindung mit der Ermordung des Aurelianus gestellt. Tacitus' Bruder Florianus folgte ihm auf den Thron.
Quelle: Adlexikon