Petra
Die Ruinen der "rosaroten" Stadt Petra, der Hauptstadt des nabatäischen Reiches, wurden 1812 von J.L.Burckhardt entdeckt und identifiziert. Manche Forscher nehmen an, dass die edomitsche Sela (Der Felsen) (2.Kön 14,7; 2.Chr 25,12) auf Umm el Biyara lag, einem der höchsten Felsen über dem Wadi Musa. Petra ist die griechische Form dieses semitischen Namens. Der alte nabatäische Name lautete Rekem oder Raqmu, wie er in einer nabat. Inschrift erscheint.
Zahlreiche Forscher glauben, dass die nabat. Stämme im späten 6.Jh. v. Chr. aus Arabien eindrangen, etwa zur gleichen Zeit, als sich die Edomiter nach der babylonischen Zerstörung Jerusalems im südlichen Judäa ansiedelten. Für diese These gibt es allerdings weder historische, noch archäologische Quellen. Die früheste Erwähnung der Nabatäer "aus einem bestimmten Felsen" stammt aus dem Jahre 312 v.Chr., als Antigonos, einer der Erben Alexanders des Großen, gegen sie kämpfte. Ein Studium der entsprechenden griechischen Textüberlieferung bei Diodorus Siculus, der den Bericht des Hieronymus von Kardien wiedergibt, lässt jedoch Zweifel an der Identifikation jenes Felsen mit Petra aufkommen. Glaubt man den Entfernungsangaben von Hieronymus, so ergibt sich vielmehr ein Felsenort im nabat. Teil des Negeb, etwa im südlichen Bereich des Westufers des Toten Meeres. In dieser Zeit und den folgenden Jahrhunderten lassen sich die ersten Keramik- und Münzfunde aus Petra zuordnen; bauliche Reste sind nur spärlich erhalten.
Der erste sicher belegte nabat. Herrscher, Aretas I., wird im Zusammenhang mit der Flucht des Hohenpriesters Jason von Jerusalem nach Petra (169 v.Chr.) erwähnt, jedoch gibt es Belege für eine etablierte nabat. Dynastie erst gegen Ende des 2.Jhr. v.Chr. Seitdem regierten nabat. Könige das Gebiet, bis zur Gründung der Provincia Arabia 106 n.Chr.
Die erste Blütezeit Petras fällt in die Zeit der Könige Obodas II. (30-9 v.Chr.) und Aretas IV. (9 v.Chr. - 40 n.Chr.), in der eine enorme Steigerung des nabat. Handels erfolgte. Aus den Jahren der letzten beiden Könige, Malichus II. (40 - 70 n.Chr.) und Rabel II. (70 - 106 n.Chr.), ist wenig über das Geschick der Stadt bekannt; zweifellos war es jedoch bereits eine Zeit des Niedergangs. Nach dem Tode Rabels II. wurde sein Reich in die Provincia Arabia eingegliedert und Petra zur Provinzhauptstadt bestimmt; noch unter Trajan wurde diese jedoch nach Bostra verlegt. Im 2. und dem größten Teil des 3.Jh. durchlief Petra eine neue Blütezeit, obwohl der Handel bereits auf andere Verkehrswegen nach Ägypten und Palmyra geleitet wurde. Als Hadrian Petra 130 n.Chr. besuchte, erhielt es den Status metropolis mit dem Titel Hadriana Petra Metropolis; zu diesem Ereignis wurden auch Münzen geprägt. So blieb Petra das wichtige Verwaltungszentrum, das es bereits unter nabat. Herrschaft war. Dies ergibt sich aus einigen Schriftstücken, die in den Höhlen der Judäischen Wüste ans Licht kamen und von denen einige im Aphrodisium (Tempel der Afrodite) von Petra versiegelt wurden, das vor und nach 106 n.Chr. als Archiv diente; weitere Belege sind Siegelabdrücke aus Mampsis. In spätrömischer Zeit verlor Petra an Bedeutung, wenn es auch das religiöse Zentrium für einige Städte in Südsyrien und Arabien blieb. Als im 4.Jh. n.Chr. die Provinzteilung von Palästina und Arabien geändert wurde, war Petra eine Zeitlang Hauptstadt von Palaestrina salutaris bzw. tertia, das den südlichen Teil der alten Provinz Arabien und den Negeb umfasste.
Seit der Mitte des 4.Jh. sind die Namen einiger Bischöfe von Petra bekannt, die an Konzilien teilnahmen. Bislang wurde jedoch keine Kirche im Stadtbereich nachgewiesen; die christlichen Kultplätze lagen in Höhlen. Eine Inschrift von 446 n.Chr. im sogenannten "Urnengrab" besagt, dass es von Bischof Jason und seinem Diakon Julian zur Kirche geweiht wurde. Petras Geschick in den ersten Jahren der arabischen Eroberung liegt im Dunkeln. Zu Beginn des 12.Jh. wurde Petra von den Kreuzfahrern unter König Balduin I. von Jerusalem erobert; eine letzte Nachricht erwähnt einen Besuch Sultan Baibars (1260 - 1277 n.Chr.).
Quelle: Archäologisches Bibellexikon, Herausgeber Avraham Negev