Damaskus

Aus Theoria Romana
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Stadt am Fusse des Antilibanons, in einer reich mit Wasser versorgten Oase am Schnittpunkt zweier Handelstraßen des Vorderen Orients: der Via Maris, die Mesopotamien, das Mittelmeer und Ägypten verband und der Königsstraße, die von Arabien un dem Roten Meer nach Nordsyrien führte. Die älteste n Schriftquellen, die Damaskus nennen sind die Ächtungstexte, wo es als Apum bezeichnet wird und die Tontafeln von Mari. In ägyptischen Quellen wird es häufig genannt, besonders in der Palästinaliste Thutmosis III. (15. Jh. v.Chr.) und den el-Amarna-Briefen. Eine hetit. Quelle berichtet einen Einfall in das Gebiet um Damaskus (Upi) nach der Schlacht gegen Ägypten bei Kadesch am Orontes (1286 v.Chr.).

Ende des 2. Jt. v.Chr. war Damaskus die Hauptstadt eines aramäischen Staates (Aram), der von David erobert und in sein Reich eingegliedert wurde (2. Sam 8,5f). Zur Zeit Salomos erlangte die Stadt seine Unabhängigkeit zurück (1. Kön 11,23-25) und wurde zum bedeutendsten Königreich in Syrien und ein Kontrahent von Hamat. Die Auseinandersetzungen mit dem Nordreich Israel setzten sich während des gesamten 9. Jh. fort.

Mit dem assyr. Reich kam ein neuer Gegner für Aram-Damaskus auf. Nach dem ersten Aufeinandertreffen in der Schlacht bei Qarqar (853 v.Chr.) drangen die Assyrer unter Salmanassar III. und Adanirari III. mehrfach bis Damaskus vor. Mitte des 8 Jh. verlor Damaskus ein großes Gebiet an Jerobeam II. (2 Kön 14,25): Als es mit Israel ein Bündnis gegen Juda einging, wurde es 732 v.Chr. von Tiglat-Pileser III. erobert und zur Hauptstadt einer assyr. Provinz. Sargon II. schlug Aufstände in Damaskus, Samaria, Hamat und anderen Orten nieder.

In persischer Zeit war die Stadt eine wichtige und blühende Stadt (Strabo, XVI, 2,20). Nach der Eroberung Syriens durch Alexander den Großen (332 v.Chr.) fiel es in mazedonische und später seleukidische Hand und musste allmählich seinen Rang an das neugegründete Antiochia am Orontes abtreten. Im 2. und 1 Jh. prägte Damaskus Bronzemünzen, die nach der seleukid. Ära datierten. Zu Beginn des 1. Jh. v.Chr. wurde es die Hauptstadt des Reiches von Demetrius III. und Antiochus XII. Die unter dem Namen Demetrias umlaufenden Münzen mit dem Bild dieser Könige stammten ursprünglich aus Damaskus. 85 v.Chr. bat die Stadt den nabat. König Aretas III. um Hilfe gegen die Ituräer und kam unter die Oberherrschaft der Nabatäer (Josephus Altert. XIII, 392; Jüd. Kriege I, 103). Sie wurde 64 v.Chr. von Pompeius annektiert und der Provinz Syrien zugeschlagen (Josephus, Alter. XIV, 29; Jüd. Kriege I, 127). Antonius schenkte sie Kleopatra, doch wurde von Oktavian wieder für Rom zurückerobert. Tiberius gab sie dem nabat. König zurück; 2. Kor 11,32 bestätigt, dass 39 n.Chr. ein nabat. Statthalter und eine Garnison der Nabatäer unter Aretas IV. in der Stadt waren. 62 n.Chr. kam sie wieder in römischer Händ. Einige Zeit gehörte sie der Dekapolis an und wahrscheinlich im 2. Jh. n.Chr. ihre Hauptstadt.

Damaskus hatte einen großen jüdischen Bevölkerungsanteil. Josephus (Jüd. Krieg II, 561) berichtet über Verfolgungen, bei denen über 10.000 Juden getötet wurden; Apg 9,2 erwähnt mehrere Synagogen. Die Damaskusschrift, eine 1896 in einer Synagoge in Kairo entdeckte Schriftrolle, erwähnt eine in Damaskus ansässige Gruppe mit Beziehungen zur Sekte von Qumran. Vor den Toren der Stadt bekehrte sich Saulus von Tarsus (Apg 9,1 ff).

Ab dem 2. Jh. n.Chr. war Damaskus wieder eine blühende Stadt, die den von Hadrian verliehenen Titel metropolis tragen durfte; Septimius Severus erhob sie in den Rang einer colonia. Seit dem 4. Jh. ein Bischofssitz, 636 von den Arabern erobert. Die Ommayaden machten sie zu ihrer Hauptstadt; damit wurde sie zu einem der Zentren des Islam.

Wie in jeder Stadt mit langer Siedlungsgeschichte sind auch in Damaskus die archäologischen Funde eher karg und stammen vornehmlich aus den späteren Perioden. Aus der Eisenzeit ist bislang nur ein in einer Mauer verbautes Tierrelief bekannt. In hell. Zeit gab es einen Tempel mit den Statuen von Baal und Atargartis; er ist auf einer Münze von Demetrius III. abgebildet. Die "Gerade Straße" (Apg. 9,11) war wohl entweder der decumanus oder der cardo. Man weiß von zwei Theatern, die sich nahe der Geraden Straße befanden; nördlich von ihr lag das Hippodrom. Im 3. Jh. n. Chr. wurde der alte Tempel wieder aufgebaut und Jupiter Damascenus geweiht. Um 338 n.Chr. ließ Konstantin den überdachten Markt (gamma) im Norden und Westen des Tempelgeländes erbauen. Nach 400 wurde der Tempel in eine Kirche umgewandelt, die Johannes dem Täufer geweiht wurde. 705 wurde die Kirche als Moschee wiederaufgebaut.


Quelle: Archäologisches Bibellexikon, Herausgeber Avraham Negev