Auszeichnungen (Militär)
Wie in allen Armeen existierten auch im römischen Heer Auszeichnungen (lat. dona militaria), die eine ähnliche Funktion wie moderne Orden hatten. Weniger mit Geldzahlungen (donativa) verbunden, belohnten sie ihren Träger eher ideell und somit finanzschonend. Die Bedeutung, die ihnen dabei beigemessen wurde, zeigt sich durch ihre Abbildung auf Soldatengrabsteinen. Ihnen ist auch zu entnehmen, dass alle Auszeichnungen auch mehrmals errungen werden konnten.
Allerdings wurden sie meist abhängig vom Rang des Soldaten vergeben und spiegelten damit die soziale Ordnung des Imperium Romanum wider.
Wurden sie in republikanischer Zeit gewöhnlich vom Feldherrn, also einem Consul oder Proconsul verliehen, monopolisierte seit Augustus der Kaiser dieses Recht auf sich. Wie freigiebig er dabei mit diesen war, hing stark von der Person des Kaisers ab (so war etwa Augustus eher sparsam, während Trajan weitaus mehr Auszeichnungen verteilte). Dabei wandelte sich auch der Kreis der Empfangsberechtigten: Wurde in der Republik meist nur nach Verdienst ausgezeichnet, konnten später nur noch von Offizieren oder ganzen Einheiten bestimmte Auszeichnungen erhalten. Ebenso scheint es seit dieser Zeit für bestimmte Auszeichnungen für Stabsoffiziere zwei Ausführungen gegeben zu haben: Eine für die bloße Teilnahme an Feldzügen etc., eine für besondere Verdienste bei solchen Unternehmungen.
Inhaltsverzeichnis
Dona Maiora
Die bedeutendsten Auszeichnungen wurden vermutlich nur an hohe Offiziere verliehen:
Hasta pura
Die hasta pura gehörte zu den ältesten Ehrenzeichen in Form einer Lanze, die laut Varro keinerlei eiserne Bestandteile hatte, was auf eine schlichte Holzlanze ohne Spitze hindeutet. Grabreliefs zeigen diese Waffe jedoch auch mit einer Spitze, was auf rituelle Gründe für das Fehlen von Eisen hindeutet. Dementsprechend wurde die hasta pura vermutlich nie als Waffe verwendet. Für die Kaiserzeit ist sie auch in Gold oder Silber überliefert.
Der Kaiser verlieh dieses Zeichen an hohe Offiziersränge ab dem primus pilus.
vexillum
Ein weiteres Ehrenzeichen war das vexillum, das ursprünglich als Feldzeichen der Reiterei diente. Seine erste Erwähnung als Auszeichnung findet sich bei Marius, der sie 107 v. Chr. verliehen bekam. Ebenso soll Agrippa für einen Seesieg ein meerblaues vexillum verliehen bekommen haben, was darauf hindeutet, dass man nur hohe Stabsoffiziere mit ihm auszeichnete.
coronae
Neben diesen symbolischen Ehrenwaffen konnten Soldaten auch mit Kronen ausgezeichnet werden, was bereits zur Zeit des Zwölftafelgesetzes üblich war. Bereits seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. sind derartige Verleihungen bekannt. Die ehrenvollste unter ihnen war die corona graminea ("Graskrone"), die an Soldaten verliehen wurde, die eine ganze Armee aus Gefahr errettet hatten. Im Ehrenrang folgte dieser die corona civica ("Bürgerkrone") aus Eichenlaub (in der Kaiserzeit aus goldenen Eichenblättern). Sie durften römische Bürger tragen, die anderen Bürgern das Leben gerettet hatten. So ist es bekannt, dass der Senat Augustus eine solche Krone verlieh. Die corona muralis ("Mauerkrone") oder vallaris ("Wallkrone") hingegen ging an Soldaten, die als erste eine Befestigungsanlage bzw. einen Wall überwunden hatten. Sie stellte - in Gold gearbeitet - eine zinnenbewehrte Mauer dar. Entsprechend erhielten Soldaten, die als erste ein feindliches Schiff betraten, die corona navalis ("Schiffskrone"), die einen stilisierten Schiffsbug darstellte. Für Generäle vorbehalten war schließlich die corona obsidionalis ("Belagerungskrone"), die diese für die Beendigung einer feindlichen Belagerung erhielten.
Für alle anderen Heldentaten wurde noch die corona aurea ("Goldkrone"), die aus Lorbeerblättern gebunden war, verliehen. So erhielt etwa Titus Manlius 361 v. Chr. eine solche Krone, nachdem er in einem Zweikampf über einen Gallier gesiegt hatte.
Caligula führte 39 n. Chr. schließlich noch die corona exploratoria ("Kundschafterkrone") ein, nachdem ein Trupp Prätorianer bei einem Kundschafterritt in Germania Magna in einen Kampf geraten war. Seitdem wurde diese Auszeichnungen an Soldaten aller Ränge verliehen.
Als eine militärische Ehrenkrone kann aber auch die corona triumphalis, der Lorbeerkranz, der an einen Triumphator verliehen wurde, betrachtet werden. Ihn trugen die römischen Kaiser seit Augustus regelmäßig und ließen sich mit ihm, nun aus Gold, abbilden.
Dona minora
Diese Auszeichnungen erhielten einfache Soldaten und Centurionen.
Schmuckstücke
Zu diesen gehörten die armillae. Hierbei handelte es sich um silberne, in besonderen Fällen goldene Armreife, unterschiedlicher Machart. Besonders beliebt waren allerdings solche, die die Form eines gewundenen Taus oder einer Schlange besaßen. Sie wurden an den Handgelenken getragen. Ähnlich verhielt es sich mit der torques, einer gallischen Halskette, die aus das Aussehen eines gedrehten Strickes besaß und mit Verdickungen endete. Diese Auszeichnung verlieh man in der Republik in Gold an die Socii, in Silber an römische Soldaten. Da es nicht möglich war, mehrere von ihnen um den Hals zu tragen, wurden sie später in verkleinerter Form verliehen und neben den phalerae auf der Brust getragen.
Die Verleihungsrichtlinien für armillae und torques entsprachen dabei denen der phalerae.
phalerae
Bei diesen handelte es sich ursprünglich um Pferdeschmuckplatten, die aber im Laufe der Zeit zu den beliebtesten Auszeichnungen für alle Waffengattungen wurden. Sie existierten in einer großen Formenvielfalt (oval, rund, mondförmig) und wurden mit verschiedenen Motiven ausgegeben, wobei die Abbilder des Kaisers wohl höheren Rängen vorbehalten waren.
Ihre Verleihung erfolgte in republikanischer Zeit offensichtlich für die Tötung eines Feindes, während des Prinzipats noch häufiger (so trug Marcus Caelius, ein Centurio, der in der Varusschlacht fiel, mehrere dieser Auszeichnungen). Seither ist auch bekannt, dass sie kollektiv an ganze Truppenkörper vergeben wurden, wozu sie nicht an einem "Tragegeschirr" (wie bei den Individualauszeichnungen), sondern am Feldzeichen der Einheit befestigt wurden.
patella
Eine besondere Auszeichnung, die in republikanischer Zeit an Infanterie ausgegeben wurde, war die patella, die eigentlich dem kultischen Bereich entstammte. Sie ähnelte der phalera und hatte ähnliche Voraussetzungen wie diese. Allerdings wurde sie offensichtlich seit den Bundesgenossenkriegen nicht mehr verliehen und durch die phalera ersetzt.
Sonstige Gegenstände
Weitere Auszeichnungen konnten Fibeln (fibula), Ehrenschilde (clipeus) oder Ehrenwaffen sein. Sie waren prunkvoll verziert und wurden wohl zu repräsentativen Anlässen, möglicherweise auch innerhalb militärischer Anlagen getragen.
Quelle: Imperiumromanum.com: Auszeichnungen.
Literatur: Le Bohec, Yann: Art. militärische Auszeichnungen, in: DNP.