Alpes Graiae et Poeninae

Aus Theoria Romana
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Lage und Geografie

Die Provinz Alpes Graiae et Poeninae umfasste ein im Vergleich zu anderen Provinzen sehr kleines Gebiet in den westlichen Alpen, nämlich das vallis Poenina (heute Wallis) nördlich des Großen St. Bernhard am Oberlauf des Rhodanus (heute Rhone) sowie das Gebiet um den Oberlauf der Isere westlich des Kleinen St. Bernhard.

Vorrömische Geschichte

Das heutige Wallis wurde in vorrömischer Zeit von vier Keltenstämmen bewohnt: Im Westen am Genfersee von den Nantuaten, am Rhoneknie von den Veragrern, im Mittelwallis von den Sedunern und im Oberwallis im Osten von den Uberern. Der Kleine St. Bernhard wurde dagegen im Westen von den Ceutronen und im Osten von den Salassern kontrolliert.

Im Herbst des Jahres 57 v. Chr. schickte Gaius Iulius Caesar die 12. Legion mit einer Reiterabteilung unter der Führung des Servius Galba in das Gebiet des Genfersees, um die Alpenübergänge, vor allem am Grossen St. Bernhard, zu sichern. Trotz militärischer Erfolge und der Einnahme des keltischen Hauptortes Octodurus (heute Martigny/Martinach) von den Veragrern zog er sich jedoch wieder aus dem Gebiet zurück, um ein geeigneteres Winterquartier aufzusuchen.

Im Jahr 25 v. Chr. besiegte Appius Terentius Varro Murena die Salasser und vermutlich auch die Ceutronen und öffnete damit den Kleinen St. Bernhard, der als Passroute per Alpes Graias bezeichnet wurde. Im Zusammenhang mit den Alpenfeldzügen des Drusus wurde etwa 15 v. Chr. auch die vallis Poenina erobert. Beide Gebiete wurden zunächst aber noch nicht in eine Provinz umgewandelt, sondern lediglich römischer Militärverwaltung unterstellt, wobei das Wallis der nördlichen Nachbarprovinz Raetia zugeordnet war.

Römische Geschichte

Erst unter Claudius wurden die vier Stämme des Wallis zur civitas Vallensium zusammengefasst und ihr Hauptort Octodurus in Forum Claudii Vallensium umbenannt. Das Gebiet wurde zusammen mit den Alpes Graiae zur Provinz Alpes Graiae et Poeninae zusammengefasst und einem procurator Augusti unterstellt, der zur Rangklasse der centenarii gehörte. Die Provinz stand jedoch zusätzlich unter der Oberaufsicht des Statthalters von Germania superior, der für die militärische Sicherung der Passrouten zuständig war.

Weitere Nachrichten aus der Provinz sind spärlich. Kaiser Valerianus liess 253 n. Chr. in Forum Claudii Vallensium ein nymphaeum und einen Aquädukt errichten, ansonsten lassen sich vor allem Erneuerungen und Reparaturen der Passstraßen durch Inschriften nachweisen. Die Provinzreform des Diokletian belässt die Provinz in ihren Ausmaßen unverändert. In der Mitte des 4. Jh. n. Chr. zieht das Christentum in der Provinz ein und 394 n. Chr. wird der Tempel des Iuppiter Poeninus auf dem Großen St. Bernhard auf Befehl von Theodosius I. zerstört. Unter Flavius Aetius wurden 443 n. Chr. die Burgunder in der Westschweiz angesiedelt und zehn Jahre später endet mit dem Tod des Aetius die römischen Herrschaft und das Provinzgebiet wird dem burgundischen Königreich eingegliedert.

Strategische Bedeutung

Die Provinz Alpes Graiae et Poeninae war zur Sicherung der beiden Pässe des Großen und Kleinen St. Bernhard fast ausschließlich von verkehrsstrategischer Bedeutung. Die verschiedenen Baumaßnahmen verursachten jedoch zum Teil erhebliche Kosten und lassen sich durch zahlreiche Inschriften und Meilensteine belegen. Die von Osten aus der nördlichen Poebene über Eporedia (heute Ivrea) kommende Straße teilte sich in Augusta Praetoria (heute Aoste) und führte von dort westliche über den Kleinen St. Bernhard und nördlich über den Großen St. Bernhard.

Einzige sonstige namhafte Erwähnung fand die Käsesorte vatusicum (auch caesus vatusicus) aus den Alpes Graiae, die auch am Kaiserhof gegessen wurde und vom Arzt Galenos empfohlen wurde (De alimentorum facultatibus, III 16.3).

Literatur:
Tilmann Bechert, Die Provinzen des römischen Reiches, Mainz, 1999
Lexikon: Geschichte des Wallis
Lexikon: Alpes Graiae