Bildung und Erziehung

Aus Theoria Romana
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Allgemeines über die Bildung in der römischen Antike

'Die Erziehung des größten Teils der Bevölkerung basierte somit auf Vorleben und Abschauen sowie mündlicher Unterweisung.'

Bildung und Erziehung im römischen Reich der Kaiserzeit ist kaum mit unserer modernen Auffassung und Erfahrung von Bildung zu vergleichen. Die römische Gesellschaft besaß bis in das zweite Jahrhundert vor Christi Geburt immernoch starken bäuerlichen Charakter, und erst der zunehmende Kontakt zur östlichen Sphäre des Mittelmeers mit seiner durch die Griechen und die Diadochenreiche geprägten Bildungskultur führte zu einem steigenden Bewusstsein der Bedeutung von Wissen über die Tradition hinaus. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde Bildung im Gleichklang mit Erziehung durch die Familien und Stammesgemeinschaften geleistet und trat selten über die Sphäre der lokalen Tradition (Stichwort: mos maiorum) hinaus. Man geht heute davon aus, dass der Anteil der Menschen an der Bevölkerung die Lesen konnte zu keiner Zeit der römischen Antike die zehn Prozent überschritt. Auch der Anteil an der männlichen Bevölkerung dürfte kaum die 20% überschritten haben. Weiterhin war, wie später noch ausführlich dargelegt wird, die Erziehung eines Menschen stark an seine engere Familie gebunden. Der Ahnenkult des alten Roms, in dem Wachsmasken der Verstorbenen über Generationen hinweg aufbewahrt und bei feierlichen Anlässen öffentlich zur Schau gestellt wurden, ist ein deutliches Zeichen dafür wie sehr das Leben und die Erziehung des Einzelnen sich an der Familientradition und den Errungenschaften seiner Ahnen ausrichtete. Das imanente Vorbild der lebenden Familienmitgliedern war somit dezidiert den (oftmals verklärten) Vorbildern der Ahnen untergeordnet, was den heranwachsenden Menschen in ein enges Korsett aus Pflichten, Zwängen aber auch Potentiale einbettete: die Familiengeschichte beeinflusste über Generationen und die Grenzen des Todes hinweg Teilnahme- und Aufstiegsmöglichkeiten. An Grenzen stieß diese Form der traditionell-bewährten Erziehungsform erst mit dem wachsenden Römischen Reich, mit welchem gerade die Darstellungs- und Absetzungsbestrebungen der Oberschicht wuchsen.

Da Rom bis zu dem genannten Zeitraum keine eigene Bildungstradition besaß, musste Bildung zwangsläufig 'importiert' werden um diesen Missstand zu beheben. Dies geschah vor allem nach der Annektion der griechischen Kolonien im römischen Einflussbereich Anfang des zweiten Jahrhunderts bis zur Eingliederung der Peleponnes Mitte des zweiten Jahrhunderts vor Christus. So waren die frühen Lehrer der Römer auch meist unfreie Männer griechischer Herkunft. Für die griechische Vormacht im Bildungssektor sorgte auch das geringe Ansehen des Lehrerberufs in den höheren Schichten Roms, was eine gewisse Diskrepanz im Verhalten der Elite offenlegt: einerseits konnte man das Vermitteln von Bildung nicht mit dem eigenen Standesbewusstsein vereinbaren, andererseits sah man jedoch Bildung immer mehr als prestige- und identitätsstiftendes Moment an. Was dazu führte, dass die Zahl römischer grammatici bis zur Jahrtausendwende überschaubar bleibt, die Preise für gebildete Sklaven allerdings exorbitante Höhen erreichten. Dies änderte sich erst im Laufe der Kaiserzeit, als immer mehr Freigeborene zu Ruhm und Anerkennung als Lehrer gelangten.

Die Übernahme und Bewertung von Bildungsinhalten von den griechischen Lehrern geschah streng nach den Kriterien utilitas und usus, also Nutzen und Praxis. Dabei zeigte sich wieder die tiefe Verwurzelung der römischen Elite in der bäuerlichen Tradition, wenn zum Beispiel die Bedeutung der Ausbildung in Grundkompetenzen der griechischen, wie z.B. Rhetorik, für den in die Politik drängenden Nachwuchs der Elite geschmälert wurde, die schon zu Beginn erwähnte Praxis des Vormachens und Abschauens im tirocinium fori stark betont wurde. Letztlich wird allerdings gerade die Ausbildung hellenistischen Idealen entsprechend maßgeblich karrierefördernder gewirkt haben als die Befolgung römischer Bildungstradition. Die Bewertung der karrierefördernden Inhalte war dabei recht ambivalent, man sprach zwar von der Wichtigkeit der bonae artes die dem hehren Bildungsideal eines vir bonus zuträglich waren. Damit waren dann allerdings auch eher die für den Politiker nützlichen Inhalte gemeint, die schon zuvor erwähnt wurden. Von Johannes Christes werden Cicero, Seneca, Varro und Vitruv erwähnt um die genaue Benennung der antiken "Fächer" leisten zu können:

Drei Grundbestandteile:

  1. Grammatik (Literatur)
  2. Rhetorik (Redekunst)
  3. Ethik (Sittenlehre)

[dazu manchmal auch Dialektik (Argumentation und Logik)]

Mehrere Wahlfächer

  1. Arithmetik (grundlegende Mathematik)
  2. Geometrie (genauere Mathematik mit konkreter Anwendung)
  3. Astronomie (Sternenkunde, ≠ Astrologie/Sternenlehre)
  4. Musik (musisches [auch: Poesie und darstellende Künste])
  5. Architektur (genauere Mathematik mit konkreter Anwendung)
  6. Medizin (Körperlehre mit teilweiser konkreter Anwendung)

Ein besonderer Fall ist hierbei die Geschichtsschreibung, die allgemein zur Grammatik gezählt wurde, allerdings im römischen Selbstverständnis zu den Stoffen gehörte die auch durch die althergebrachte Bildung (also auf mündliche Art und Weise) vermittelt wurden und deren Kenntnis damit für jeden Römer von Stand selbstverständlich war.

Idealvorstellungen in der antiken Bildungstheorie

Die römische Erziehungstradition fußte, auf der Einhaltung der überlieferten Sitten, die vom pater familias oft mit absoluter Strenge in seiner Familie durchgesetzt wurde. Diese Strenge fand ihren Widerhall der unter griechisch-liberalem Einfluss oft rebellierenden Jünglingen, was zu einer nicht abbrechenden Bildungsdebatte im antiken Rom führte. So führte schon Cicero an, dass den Eltern Ehrerbietung und Gehorsam gebühre (an dritter Stelle nach Göttern und Staat), während Komödien die Diskrepanz zwischen griechischer Erziehung und römischem Ergebnisideal aufnahmen.

Zahlreiche Autoren der Antike (so z.B. Seneca und Marc Aurel) waren in der Behandlung von Erziehungsfragen stark philosophisch orientiert und stellten die Unterweisung in der Philosophie (ergo Ethik und Dialektik) über die Unterweisung in allen anderen Inhalten. Dies sollte zur philosophischen Reflexion und damit zur charakterlichen Eigenerziehung führen. Seneca ging gar soweit allen anderen Inhalten den erzieherischen Wert abzusprechen. Johannes Christes zufolge sollen Quintilian und Plutarch in ihren Schriften hohe Anforderungen an die Erziehenden gestellt haben: so sollen verantwortungsvolle Männer nur ehrbare Frauen ehelichen um Schaden von den aus der Ehe kommenden Kindern abzuwenden. Auch soll die Auswahl der an der Erziehung beteiligten Personen nach strengen Auswahlkriterien erfolgen (so soll u.a. auf die sprachliche Reinheit der Ammen geachtet werden). Die Seele des Kindes wird als noch sehr formbar angesehen und demnach wäre es umso wichtiger schlechten Einfluss von den Kindern fernzuhalten. Dazu zählte auch die der gängigen Praxis widersprechende Auffassung von Schäden durch körperliche Züchtigung. Die Kinder sollten eher durch geduldige Belehrung, Entspannung im Spiel, Anreize durch Belohnungen und die Weckung des Ehrgeizes im Wettbewerb mit den Mitschülern zum Lernen angehalten werden. Die Bedeutung des Lehrers kann hierbei nicht hoch genug eingeschätzt werden: sie sollen beinahe den Vater (nicht die Mutter!) ersetzen können, damit die Kinder in den Lehrern ihre geistigen Väter sähen und damit dem Vorbild nacheiferten.

Musonius vertrat die Ansicht, dass Mädchen und Jungen, unter steter Beachtung ihrer körperlichen Andersartigkeit, die gleiche Erziehung erhalten sollten. Frauen sollten ihm zufolge auch die Möglichkeit erhalten in der Philosophie unterrichtet zu werden. Die Praxis sah allerdings ander aus, umfassend gebildete Frauen stellten auch in der römischen Oberschicht eine absolute Minderheit dar.

Hier muss betont werden, dass die genannten Bildungsideale nur die Bestandteile der Erziehung widerspiegeln, welche NICHT zum traditionell-römischen Wertekomplex gehörten, der zuhause durch den Vater oder die Mutter weitervermittelt wurde.

Die Erziehung junger Römer

Kindheit

Die Erziehung der Kinder wurde streng auf die spätere Position der Erwachsenen ausgerichtet: Jungen wurden auf ihre Rolle als pater familias und (je nach Stand) die im öffentlichen vorbereitet, Mädchen auf die als Vorsteherin des Haushalts mit vornehmlich häuslichen Arbeiten. Allgemeiner Maßstab waren die(durch die Phasen der römischen Epoche stets gültigen und nie in Frage gestellten) mos maiorum. Dabei hatte die Erziehung der Jungen stets absoluten Praxisbezug: "..nicht die Vermittlung von Wissen, sondern das richtig gelebte Verhalten vermittelte die idealisierten Werte der Vorfahren.." (Bormann 2006) Cicero benennt diese Erziehungsziele aus den mos maiorum auf den Punkt:

  1. gravitas (Würde)
  2. constantia (Standhaftigkeit)
  3. magnitudo animi (Geistesgröße)
  4. probitas (Rechtschaffenheit)
  5. fides (Zuverlässigkeit)
  6. virtus (Vortrefflichkeit)

Die Lebensbereiche, auf die diese doch eher abstrakten Ziele ausgerichtet waren, sind dabei klar und knapp zu umreißen:

  1. Soziales Miteinander: da es in einem Stadtstaat keine klaren Grenzen zwischen zivil-privater und politischer Sphäre gab, war somit quasi jedes Miteinander in Rom ein politisches, in welchem man durch den Erfolg späterer Projekte durch das eigene Auftreten maßgeblich beeinflussen konnte. Sich hierauf vorzubereiten und die sozialen Kompetenzen (also die Fähigkeit mit/gegen andere/n Menschen erfolgreich zu arbeiten und die persönliche Wirkung auf diese) zu schärfen war in größtem Maße Ziel der römischen Erziehung.
  2. Rechtswesen und Religion: Kurzum gesagt war das Rechtswesen nichts anderes als die fundierte Kenntnis der römischen Rechtstradition, die für eine erfolgreiche Behauptung des Römers in einer von unterschiedlich stringenten Rechtsstrukturen geordneten Welt von ebenfalls fundamentaler Bedeutung war. Klar ist, dass hier ebenfalls die Kompetenzen des sozialen Miteinanders, besonders die der Außenwirkung eines Römers, von außerordentlicher Wichtigkeit waren. Bei der Religion war die fundierte Kenntnis der Tradition ebenfalls von Bedeutung und kann nicht zu gering eingeschätzt werden, immerhin zeigte sich auch hier die Bedeutung des Sozialen für den Römer.
  3. Wirtschaft und Administration: die Anforderungen an die römische Gemeinschaft waren schon zu vorrepublikanischen Zeiten enorm und wuchsen mit der Größe des römischen Einflussbereiches. Sich hier in der res publica als fähiger Organisator und gewiefter Sachverständiger in finanziell-merkantilen Fragen zu erweisen hatte nicht unerheblichen Einfluss auf die Erfolgschancen eines Römers. Auch hier wurde nicht stringent zwischen "frei-wirtschaftlichen" und staatlichen Belangen unterschieden, da die beiden Bereiche oftmals ineinander übergingen und Interessen sich nahezu traditionell vermischten. Dass dies jedoch auch Grenzen hatte zeigten vor allem der Prozess des Cicero gegen Verres, welcher maßgeblich starke Vermischung von staatlichen und "frei-wirtschaftlichen" Belangen zur persönlichen Bereicherung ausgenutzt hatte.
  4. Militär: Hier zeigt sich ebenfalls die Tradition Roms, die sich (teilweise) bis in die Spätantike nicht aus der ursprünglich bäuerlichen Prägung des Stadtstaates lösen konnte/wollte. Die Fähigkeit zur Verteidigung der eigenen Familie wurde selbst zu Zeiten hochgeschätzt, als familiäre Bande zu Angehörigen der professionellen Streitkräfte im städtischen Rom kaum mehr vorhanden waren, und Angehörige der Nobilitas Soldaten wenn überhaupt nur aus den kleinen Fenstern ihrer Amtsstuben im Verwaltungsapparat des Exercitus sahen. Dass die Fähigkeit (vor allem) der stadtrömischen Bevölkerung zur effektiven Verteidigung längst von den Angehörigen der professionellen Heere abgehängt wurden, versteht sich dabei von selbst. Dies tat allerdings keinen Abbruch daran dem Nachwuchs grundlegende, heute dem Militärwesen zugerechnete Kompetenzen und Fähigkeiten zuteil werden zu lassen.

Bei seinen Ausführungen zur Erziehung ließ Cicero vollkommen offen, wie genau und auf welche Art und Weise diese hehren Ziele eigentlich erreicht werden sollten. Auch andere Autoren sprechen sich zwar gegen eine theoretische Ausbildung der Kinder im Vorzug von stets praktischer Anleitung aus, allerdings bleibt die genaue Art und Weise der praktischen Weit offen, und damit dem pater familias überlassen. Die Römer der Republik und Kaiserzeit waren also weit davon entfernt ein einheitliches Erziehungsprofil zu entwickeln. Das Ergebnis (und seine praktische Anwendbarkeit) war alles was zählte, wie dies erreicht wurde war vollkommen gleich. Die oberste Maxime der Praktikabilität hatte demnach auch absoluten Wertungsanspruch auf die Beschäftigungen der Kinder: Sport um seiner Selbst willen war verpönt und wurde stets zur militärischen Ertüchtigung exerziert. Mathematik wurde ebenfalls gestutzt, etwa auf die Buchführung. Künste und Wissenschaften ohne direkt erkennbaren praktischen Wert wurden ebenso kritisch betrachtet. Um die Kontraste zwischen römischer und griechischer Erziehungsauffassung darzulegen, benutzt Diana Bormann folgendes Beispiel: "Aus dem gleichen Grunde galt eine Ausbildung in musischen Künsten als unstandesgemäß. Ein Feldherr, der wie der griechische Held Achill die Lyra zu spielen wüsste, wäre in römischen Augen eine lächerliche Figur." Dementsprechend waren auch die Darbietungen des Kaisers Nero zu seiner Zeit ein ausgewachsener Skandal.

Weiterer Bestandteil der kindlichen Ausbildung war nicht nur die Schriftlichkeit in der eigenen Sprache, sondern elementar auch das Erlernen des Griechischen, um sich in einer massiv durch den Hellenismus beeinflussten Welt auch maßgeblich behaupten zu können. Dies war gerade für die vornehmeren Familien Roms in ihrer Erziehung unabdingbar.

Die Erziehung eines Kindes fand in vornehmen Haushalten zumeist in den eigenen vier Wänden unter der Aufsicht der Mutter statt. Jungen wurden ab dem Alter von sieben Jahren zusätzlich in die Obhut des Vaters gegeben, welcher sie mit auf seine verschiedenen Unternehmungen nahm und ihnen so praxisnah die Aufgaben eines Römers nahebrachte. Mädchen blieben zuhause und wurden von der Mutter und den Hausbediensteten in den Aufgaben einer Frau unterwiesen, nur sehr selten nahmen sie wie die Jungen an schulischem Unterricht teil. Mit dem Anlegen der toga virilis, also mit ca. 16 Jahren, trat ein Junge in die Gruppe der Männer ein und begann seine öffentliche Lehre in der Politik. Mädchen wurden schon mit etwa 13 Jahren als heiratsfähig betrachtet und entsprechend behandelt.

Das römische Schulwesen

Das römische Schulwesen zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass es formell gar keins gab. Die res publica griff nicht in die Bildung seiner Bürger ein, was von diesen selbst positiv gesehen wurde. Darüber hinaus gab es zwei Möglichkeiten (sich) zu bilden: die Anstellung eines Privatlehrers und der Besuch einer öffentlichen Schule. Mit öffentlichen Schulen sind hierbei keine vom Staat getragenen Schulen gemeint, sondern von freischaffenden Lehrern organisierte Schulen in denen Familien ihre Kinder gegen Entgelt unterrichten lassen konnten. Privatlehrer waren hierbei zumeist den vermögenden Familien Roms vorbehalten, öffentliche Schulen hatten einen entsprechend schlechteren Ruf.

Kindheit

Die Erziehung der Kinder wurde streng auf die spätere Position der Erwachsenen ausgerichtet: Jungen wurden auf ihre Rolle als pater familias und (je nach Stand) die im öffentlichen vorbereitet, Mädchen auf die als Vorsteherin des Haushalts mit vornehmlich häuslichen Arbeiten. Allgemeiner Maßstab waren die(durch die Phasen der römischen Epoche stets gültigen und nie in Frage gestellten) mos maiorum. Dabei hatte die Erziehung der Jungen stets absoluten Praxisbezug: "..nicht die Vermittlung von Wissen, sondern das richtig gelebte Verhalten vermittelte die idealisierten Werte der Vorfahren.." (Bormann 2006) Cicero benennt diese Erziehungsziele aus den mos maiorum auf den Punkt:

  1. gravitas (Würde)
  2. constantia (Standhaftigkeit)
  3. magnitudo animi (Geistesgröße)
  4. probitas (Rechtschaffenheit)
  5. fides (Zuverlässigkeit)
  6. virtus (Vortrefflichkeit)

Dabei ließ Cicero vollkommen offen, wie genau und auf welche Art und Weise diese hehren Ziele eigentlich erreicht werden sollten. Auch andere Autoren sprechen sich zwar gegen eine theoretische Ausbildung der Kinder im Vorzug von stets praktischer Anleitung aus, allerdings bleibt die genaue Art und Weise der praktischen Weit offen, und damit dem pater familias überlassen. Die Römer der Republik und Kaiserzeit waren also weit davon entfernt ein einheitliches Erziehungsprofil zu entwickeln. Das Ergebnis (und seine praktische Anwendbarkeit) war alles was zählte, wie dies erreicht wurde war vollkommen gleich. Die oberste Maxime der Praktikabilität hatte demnach auch absoluten Wertungsanspruch auf die Beschäftigungen der Kinder: Sport um seiner Selbst willen war verpönt und wurde stets zur militärischen Ertüchtigung exerziert. Mathematik wurde ebenfalls gestutzt, etwa auf die Buchführung. Künste und Wissenschaften ohne direkt erkennbaren praktischen Wert wurden ebenso kritisch betrachtet. Um die Kontraste zwischen römischer und griechischer Erziehungsauffassung darzulegen, benutzt Diana Bormann folgendes Beispiel: "Aus dem gleichen Grunde galt eine Ausbildung in musischen Künsten als unstandesgemäß. Ein Feldherr, der wie der griechische Held Achill die Lyra zu spielen wüsste, wäre in römischen Augen eine lächerliche Figur." Dementsprechend waren auch die Darbietung des Kaisers Nero zu seiner Zeit ein ausgewachsener Skandal.

Weiterer Bestandteil der kindlichen Ausbildung war nicht nur die Schriftlichkeit in der eigenen Sprache, sondern elementar auch das Erlernen des Griechischen, um sich in einer massiv durch den Hellenismus beeinflussten Welt auch maßgeblich behaupten zu können. Dies war gerade für die vornehmeren Familien Roms in ihrer Erziehung unabdingbar.

Die Erziehung eines Kindes fand in vornehmen Haushalten zumeist in den eigenen vier Wänden unter der Aufsicht der Mutter statt. Jungen wurden ab dem Alter von sieben Jahren zusätzlich in die Obhut des Vaters gegeben, welcher sie mit auf seine verschiedenen Unternehmungen nahm und ihnen so praxisnah die Aufgaben eines Römers nahebrachte. Mädchen blieben zuhause und wurden von der Mutter und den Hausbediensteten in den Aufgaben einer Frau unterwiesen, nur sehr selten nahmen sie wie die Jungen an schulischem Unterricht teil. Mit dem Anlegen der toga virilis, also mit ca. 16 Jahren, trat ein Junge in die Gruppe der Männer ein und begann seine öffentliche Lehre in der Politik. Mädchen wurden schon mit etwa 13 Jahren als heiratsfähig betrachtet und entsprechend behandelt.

Jugend

Erwachsenenalter

Frauen

Musonius vertrat die Ansicht, dass Mädchen und Jungen, unter steter Beachtung ihrer körperlichen Andersartigkeit, die gleiche Erziehung erhalten sollten. Frauen sollten ihm zufolge auch die Möglichkeit erhalten in der Philosophie unterrichtet zu werden. Die Praxis sah allerdings ander aus, umfassend gebildete Frauen stellten auch in der römischen Oberschicht eine absolute Minderheit dar.

Literatur

  1. Christes, Johannes, Klein, Richard, Luth, Christoph [Hrsg.], Handbuch der Erziehung in der Antike, Darmstadt 2006