Castores

Aus Theoria Romana
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Kastor (lat. Castor) und Polyeukes (lat. Pollux) gelten als Söhne von Zeus oder des Spartanerkönigs Tyndareos. Castor der sterbliche gilt als Sohn des Tyndareos und wurde als Roßebändiger verehrt. Pollux der Unsterbliche soll Sohn des Zeus sein und ein Held des Faustkampfes. Beide stammen aus der griechischen Mythologie und sind dort erstmals als Teilnehmer an der Jagd auf den kalydonischen Eber erwähnt. Sie eroberten aber auch Helena von Troja zurück, die von Theseus geraubt wurde. Neben dem nahmen sie am Zug der Argonauten teil.

Im Streit mit dem Zwillingspaar Apharetiden (Idas und Lynkeus) , tötete Polyeukes den Lynkeus und Idas den Kastor, worauf Zeus Idas mit einem Blitzstrahl niederstreckte. Auf Bitten des unsterblichen Polyeukes, ließ Zeus zu, das beide Brüder zusammen bleiben durften und nun abwechselnd je einen Tag im Olymp und einen in der Unterwelt lebten.


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In Rom weihte man ihnen einen Tempel (um 499 v. Chr.) am Forum Romanum ganz in der Nähe des Vestaheiligtums. Ursprünglich jedoch wurde jener nur dem Castor geweiht. Darin drückt sich die für den römischen Kult charakteristische Ignorierung mythischer Elemente aus, zu deren Abstammung und Verwandtschaftsverhältnisse zählen. Eher als jene Datierung spricht ein Bronzestreifen aus dem 6. Jahrhundert in altlateinischer Schrift > Dem Castor und dem Polydeukes, den Kuroi <. Er wurde bei den archaischen Altären von Lavinium ausgegraben. Sie werden dabei einfach junge Männer genannt, ihre Abstammung zu Zeus also verschwiegen.

Man geht davon aus, dass der Kult der Dioskuren „neu“ in Latium aus dem Griechischen entlehnt wurde. Als Ausgangspunkt jenes Zuges wird die Stadt Cumae am Golf von Neapel angenommen, von dort könnte der Kult nach Lavinium und Rom aber auch zuerst nach Ardea, unweit von Lavinium südwestlich von Rom gelegen in Frage kommen. Ein Indiz dafür ist die Quelle der Juturna, deren Name aus jener Küstengegend nach Rom gewandert ist. Juturna und die Brüder Castor und Pollux bildeten nämlich ein Trias, so wie die Dioskuren in Griechenland oft mit einer Göttin, meist mit ihrer Schwester Helena zu einem Dreiverein verbunden waren. Weiterhin nimmt man an, das die Castores bereits vor der Tempelweihung auf dem Forum an der Quelle der Juturna präsent waren und dort als Heilgötter verehrt wurden. Das sie daran Anteil hatten, zeigt auch eine Marmorgruppe in subarchaischen Stil auf, die die beiden nackten Pferdeführer darstellt. Neben ihnen muss eine Statue des Apollo gestanden haben, jene wurde aus dem Brunnen geborgen. In seiner Funktion des Heilgottes flankierte er den Brunnen und übertrug diese Begabung später auch auf die Castores.

Mit diesen Hintergründen kann man auch davon ausgehen, das Pollux und Castor keine Fremden gewesen waren, als sie ihre Pferde am Abend nach der Schlacht in der Juturna tränkten. Voraus gegangen war dem eine Auseinandersetzung zwischen Römern und Latinern am See Regillus im Jahre 499 v. Chr. Dabei sollen die Brüder den römischen Truppen beigestanden haben, um schließlich den Sieg zu ihrer Gunsten zu verkünden. Folglich folgte die Tempelweihung auf dem Forum Romanum und da Castor mehr als sein Bruder mit dem Reiten verbunden war, lag es nahe ihm den Tempel zu weihen.

Jene Hilfe hatte sie populär gemacht. Sie wurden ab dem in staatlicher Mission verehrt. So dienten sie als Schutzgötter der Reiterei und der Flotte. Auch ihre Sterne wurden gern zur See und zu Land in der Nacht zum Navigieren genutzt. Privatleute sahen sie als Nothelfer oder riefen sie als Zeugen in allen Lebenslagen an. Selbst die römischen Komödien nutzen Aussprüche wie > beim Pollux< (lat.edepol) oder >beim Castor< äußerst gern. Vor allem Plautus und Terenz sollen jene Beteuerungen mit Vorliebe eingesetzt haben, um das Rollenspiel griffiger zu gestalten. Dabei wenden sich Frauen eher mit Vorliebe an Castor und Männer bedienen sich am Ausdruck >beim Pollux<.

Ihre Popularität stieg durch die republikanische Münzprägung, zu deren beliebtesten Themen sie gehörten. Als Beispiel sei ihre Darstellung auf mittel- bis spätrepublikanischen Denaren und Teilwerten auf der Rückseite genannt. Mit galoppierenden Pferden und langen Speeren, tragen sie die für sie typischen spitzen Kappen. Über jedem ihren Köpfe strahlt ein Stern. Dargestellt sind sie als die ritterlichen Castores, Nothelfer und Schutzgötter, nach deren Sternen man sich besonders zur See richtet.

Neben all dem steht ihre Bekanntheit auch in der römischen Kunst Niemanden nach. Man bildet ihre Geschichten und Mythen auf Spiegeln, Kupferstichen, Gemälden nach. Stemmt ihre Bildnisse in Stein. In der römischen Säpulkralkunst rahmen sie nun schließlich die Gebeine von Ehegatten, anstelle der Göttin die sie früher flankierten, verziert auf Sarkophags.

Dargestellt werden sie dabei zumeist als Jünglinge mit Rössern. Mit oder ohne Lanzen, oft flankiert mit einer weiteren Gottheit. Sie tragen Hüte, die je eine halbe Eierschale darstellen könnte und über jeden von ihnen leuchtet ein heller Stern. Steht Pollux allein, so zeigt man ihn als Faustkämpfer. Nackt sind sie üblicherweise immer.

Bei einem Fest am 28. Juni erinnert man daran, wie die Dioskuren nach der Schlacht die Römer vom siegreichen Ausgang berichteten, am Brunnen der Iuturna ihre Pferde versorgten und wieder verschwanden.


Literatur:

Erika Simon, Die Götter der Römer, 1990