Cohortes urbanae: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Der Präfekt von Rom Praefectus Urbi'''
 
'''Der Präfekt von Rom Praefectus Urbi'''
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Der Praefectus urbi ist der Stadtpräfekt von Rom. Das Amt kann von der mythischen römischen Königszeit bis in die beginnende Neuzeit beobachtet werden.
 
Der Praefectus urbi ist der Stadtpräfekt von Rom. Das Amt kann von der mythischen römischen Königszeit bis in die beginnende Neuzeit beobachtet werden.
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Frühzeit und römische Republik
 
Frühzeit und römische Republik

Version vom 24. Februar 2006, 14:33 Uhr

Stadtwache cohortes Urbanae

Die unter Augustus etablierten Einheiten dienen als permanente Polizeistreitmacht der Hauptstadt. Formell ein Bestandteil der Armee, dient diese Einheit als letzte Reserve bei Angriffen auf die Tore der Stadt. Von den 8 Kohorten der cohortes Urbanae sind 4 permanent in Rom stationiert.Eine Kohorte sichert Ostia während die Kohorten in Karthago und Puteoli für die Sicherung der überlebenswichtigen Getreide- lieferungen eingesetzt werden. Die verbliebene Kohorte sichert die zentrale Münzprägeanstalt in Lugdunum. Die Einheiten sind dem Praefectus urbi direkt unterstellt und umfassen 500 Mann je Kohorte.Das Hauptquartier der cohortes Urbanae in Rom befindet sich in der Castra urbana.

Der Präfekt von Rom Praefectus Urbi

Der Praefectus urbi ist der Stadtpräfekt von Rom. Das Amt kann von der mythischen römischen Königszeit bis in die beginnende Neuzeit beobachtet werden.

Frühzeit und römische Republik

Unter den Präfekten im Römischen Reich hatte der Praefectus urbi eine besonders ausgezeichnete Stellung, auch wenn er bis zum Beginn der Kaiserzeit nur wenig hervortritt. Er hatte die Aufgabe, bei Abwesenheit oder Verhinderung der Regierungsspitzen, so etwa des Königs oder - in der frühen Republik - wenn beide Konsuln als Heerführer tätig waren und sich fern von der Stadt befanden, die Verwaltung der Hauptstadt und ihrer unmittelbaren Umgebung zu übernehmen. In solchen Fällen vertrat der kurzfristig ernannte Praefectus urbi in der Stadt unmittelbar die Oberhäupter des römischen Staates, seine Amtszeit dauerte maximal ein Jahr.

In der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts v.Chr. wurde im Zuge innerer Strukturänderungen die ordentliche Stelle eines praetor urbanus geschaffen, der speziell die Aufgabe hatte, die Konsuln von wesentlichen Aufgaben innerhalb der Stadt zu entlasten und dafür ständig zur Verfügung zu stehen, so daß die fallweise Einsetzung eines Praefectus urbi nicht mehr erforderlich war. Das Amt war obsolet geworden und erscheint bis zum Ende der Republik nicht mehr. [Bearbeiten]

Kaiserzeit und Spätantike

Augustus hielt es jedoch für zweckmäßig, die immer anspruchsvoller werdende Verwaltung einer Großstadt neu zu organisieren, und griff dabei (vielleicht) auf das alte Amt des Praefectus urbi zurück. Das Amt wurde mit neuen Aufgaben betraut und neu ausgestattet, der Praefectus urbi wurde vom Kaiser aus den Reihen des Senatorenstandes bestellt und mit den vielfältigen Verwaltungsaufgaben eines Oberbürgermeisters der kaiserlichen Residenzstadt und ihrer Umgebung im Umkreis von 100 Meilen betraut. Dazu standen ihm mehrere Unterpräfekten mit ihren Kanzleien für die einzelnen Ressorts zur Verfügung (z.B. Bautätigkeit, Wasser- und Lebensmittelversorgung, Feuerwehr, Verkehrswege und Brücken, Marktwesen u.a.). Im besonderen oblag ihm die Strafgerichtsbarkeit in seinem Amtsbezirk, während sie außerhalb desselben in Italien vom praefectus praetorio wahrgenommen wurde. Obwohl der Praefectus urbi natürlich Mitglied des Senats war und auch zeitweilig seinen Vorsitz führte, war er mit Aufgaben politischer Natur nicht befasst; militärische Angelegenheiten gehörten überhaupt nicht zu seinem Wirkungskreis, abgesehen von dem Kommando über die stadtrömischen Polizei- und Wacheinheiten (cohortes urbanae, cohortes vigilum), daher trat er stets in der Toga auf, obwohl es bei anderen Staatsbeamten immer üblicher wurde, militärische Kleidung zu tragen. Diese rein aufs Zivile ausgerichtete Tätigkeit, so lebenswichtig sie für die Bewohner der Stadt auch war, hinterließ verständlicherweise nur schwache Spuren in der historischen Überlieferung, rechtfertigte jedoch den hohen Rang, den der Praefectus urbi in der Hierarchie der Reichsbeamten einnahm.

Letzteres wird insbesondere in der späteren Kaiserzeit (nach Diocletianus bzw. Constantinus I.) deutlich, als die Reichsbeamtenschaft nach festen Regeln gegliedert und ein minutiöses Rangsystem mit Titeln, Abzeichen und Privilegien geschaffen wurde. In diesem System rangierte der Praefectus urbi in der höchsten Klasse der viri illustres (illustrissimi), an zweiter Stelle hinter dem praefectus praetorio, und wurde den Angehörigen des Senatorenstandes (viri clarissimi) - meist aus der Stadt selbst - entnommen. Im Senat führte er den Vorsitz. Diese enge Verbindung mit den senatorischen Kreisen Roms, die im späteren 4. und im 5. Jahrhundert den Kern des konservativen Widerstandes gegen die Verchristlichung des Reiches darstellten, machten den Praefectus urbi mehrfach zum Wortführer von Heidentum und altrömischer Tradition in Auseinandersetzungen mit christlichen Kaisern. Ein ergreifendes Zeugnis dieses letztlich aussichtslosen Abwehrkampfes ist die noch erhaltene Eingabe (relatio) des Stadtpräfekten Symmachus an Kaiser Theodosius I. aus dem Jahre 384, mit der er versuchte, den Altar der Siegesgöttin Victoria wieder im Sitzungssaal des Senates aufstellen zu lassen, die Augustus zur Feier des Sieges bei Actium als Symbol des göttlichen Schutzes für das römische Volk geweiht hatte, die aber von Kaiser Gratianus schon 375 als unchristlich entfernt worden war. Der Antrag scheiterte am unduldsamen Eingreifen des kaiserlichen Beraters, des Bischofs Ambrosius von Mailand.

Zur Vertretung des Praefectus urbi und auch zu seiner Kontrolle war ein Vicarius urbis bestellt, der der zweiten Rangklasse der viri spectabiles angehörte.

Ein analoges Amt wurde für die Ost-Hauptstadt Konstantinopel mit dem praefectus urbis Constantinopolitanae geschaffen, jedoch kam dieses angesichts der ständigen Anwesenheit des Kaisers in der Stadt nie zu einer vergleichbaren Bedeutung.