Gladiatoren

Aus Theoria Romana
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Allgemeines

Der Veranstalter der Spiele rührte schon Tage zuvor kräftig die Werbetrommel. Er ließ von Schreibern auf Hauswände und Grabsteine die Werbebotschaft malen und machte das Ereignis durch Ausrufer publik. Um mehr Zuschauer anzulocken, setzte er dem eigentlichen Programm täglich noch einen neuen Event auf.

Am Tag vor den Kämpfen spendierte der Organisator, der editor, den Gladiatoren ein üppiges Mahl mit allen erdenklichen Leckereien, auch das unter der Beobachtung der Zuschauer. Bei diesem Gelage schlugen sich die einen den Bauch voll, die anderen zügelten sich und hielten sich für das morgige Duell fit. Der Tag der Spiele begann mit einer Parade und einem Wagenumzug, bei dem die Kämpfer angeführt vom Veranstalter um die Arena marschierten, während Sklaven ihre schweren Rüstungen trugen.

Dann stoppten sie vor der kaiserlichen Loge und riefen: "Ave, Imperator, morituri te salutant" (Heil dir Imperator, die Todgeweihten grüßen dich). Nachdem den Zuschauern beim Kampf der paegniarii, Scheinkämpfer in inszenierten Duellen mit hölzernen Waffen oder stumpfen Schwertern, bei denen es noch kein Blutvergießen gab, "Lust auf mehr" gemacht worden war, wurden die Gladiatorenpaare ausgelost, um zu beweisen, dass alles mit rechten Dingen zuging. Außerdem wurden die Waffen von mehreren Prüfern eingehend gemustert.

Die Kriegstrompete (Tuba) kündigte mit ihrem dumpfem Klang das erste Gefecht mit scharfen Waffen an. Auch der Kampf der beiden Gladiatoren wurde von schrillen Trompeten- und Hornstößen untermalt. Die Fechter wurden mit Peitschenhieben zusätzlich angestachelt, manchmal sogar mit glühenden Eisen. War ein Mann gefallen, erhoben die Herolde ihre Trompeten und die Zuschauer schrieen: "habet, hoc habet!" (Er hats, jetzt hat er's!). Konnte sich der Unterlegene noch bewegen, warf er sein Schild hin und erhob einen Finger der linken Hand als Zeichen, dass er um Vergebung bitte.

Die Entscheidung über Leben und Tod lag rechtlich gesehen beim Veranstalter, kluge Organisatoren ließen jedoch das Publikum entscheiden. Streckte die Mehrheit der Zuschauer die Daumen nach oben, blieb der Gladiator am Leben, gingen die Daumen nach unten, versetzte ihm sein Gegner den Todesstoß. War der Kämpfer tot, wurde er weggetragen und afrikanische Sklaven harkten den blutbefleckten Sand glatt. Der Sieger eines Duells bekam einen Palmzweig, manchmal auch Geldbeträge.


Herkunft der Spiele und der Gladiatoren

Das Wort Gladiator leitet sich vom lateinischen Wort gladius (= Schwert) ab und kennzeichnet somit eine mit einem römischen Kurzschwert kämpfende Person.

Die Gladiatorenkämpfe waren für das römische Volk vor allem Kurzweil und Zeitvertreib. Für die Teilnehmer brachte der Gang in die Arena nicht selten die Entscheidung zwischen Leben und Tod.

Obwohl uns diese Form der Spiele am besten durch die Römer überliefert wurde, so liegen deren Wurzeln tiefer. Bereits die Etrusker veranstalteten derartige Schaukämpfe aus religiösen Motiven. Die Seelen der Gefallenen sollten mit dem Blut der Feinde versöhnt werden. Diese Ausrichtung als Leichenspiele wurde dann auch von den Römern übernommen.

In Krisenzeiten, als das republikanische Rom noch nahe Feinde bedrohten, wurden manchmal die Gladiatoren in einer Legion zusammengefasst und zum Kriegsdienst herangezogen.

Traditionellerweise rekrutierten sich die Gladiatoren aus Kriegsgefangenen. Im Laufe der Zeit wurden auch Verbrecher wie Mörder, Räuber und Landesverräter in die Arena geschickt. Durch die Christenverfolgungen verstärkte sich der Zugang noch um deren Religionsangehörige.

Durch die Expansion im Osten des Reiches gesellten sich auch immer mehr Sklaven zur Rekrutierungsbasis. Gerichte konnten Verbrecher ad gladium (zum Schwertkampf) und ad bestias (zu den Tierhetzen) verurteilen.

In der Regel kam dies einem Todesurteil gleich. Besser erging es jenen, die ad ludum (für die Spiele) verurteilt wurden. Sie kamen in die Gladiatorenkasernen und bekamen die Chance auf eine solide Ausbildung zum Gladiator.

Darüber hinaus gab es freie Bürger, zumeist Freigelassene, die die Tätigkeit eines Gladiators als Beruf ausübten, sog. auctorati. Als besonderes Spektakel galten Kämpfe unter Gladiatorinnen. Mitunter kam es vor, dass sich selbst angesehene Bürger als Gladiatoren betätigten. Dabei kam es aber jedes Mal zum Eklat. Trotz dieser Widersprüche standen selbst Kaiser, wie Gaius und Commodus, in der Arena.

Die Gladiatoren waren beim Volk beliebt und Souvenirläden verkauften Messer, Lampen und Taschenspiegel mit ihren Kampfszenen. Zeichnungen und Malereien vom Treiben in der Arena schmückten manches Heim. Selbst nach ihrem Tod standen die Akteure noch hoch im Kurs. Manchen von ihnen wurden von reichen Gönnern (vor allem weiblichen Geschlechts) aufwendige Grabstelen gestiftet.


Die Gladiatoren der römischen Republik

Die Gladiatoren zu Beginn der Einführung der Spiele waren unterschiedlicher Herkunft. Ihre Namen standen für Volksstämme, welche von den Römern unterworfen wurden, wie z.B. Samniten, Thraker und Gallier.

  • Samniten. Der erste in veröffentlichten Quellen erwähnte Typ Gladiator ist der Samnit. Er gilt als der Prototyp des römischen Gladiators. Livius beschreibt sie folgendermassen:

    Die Samniten hatten neben ihren anderen Kriegsvorbereitungen dafür gesorgt dass ihre Schlachtreihe in neuen, prächtigen Waffen funkelte. Es gab zwei Truppenverbände: Die Schilde des einen waren mit Gold, die des anderen mit Silber eingelegt. Und so sahen die Schilde aus: Oben, wo sie die Brust und die Schultern schützten, waren sie ziemlich breit und hatten einen geraden Rand. Nach unten wurden sie etwas schmaler, damit sie sich besser handhaben ließen. Als Brustschutz trugen sie einen weichen Panzer (spongia) und am linken Bein eine Beinschiene. Die Helme waren mit einem Helmbusch versehen, um die Männer größer erscheinen zu lassen. Die Tuniken der >vergoldeten< Krieger waren vielfarbig, die der >versilberten< aus strahlend weißem Leinen. [...] Letztere hatten silberne Schwertscheiden und Wehrgehenke, Erstere vergoldete Schwertscheiden und Wehrgehenke, und ihre Pferde hatten goldduchwirkte Satteldecken.
    (Livius, Römische Geschichte 9,40)

    Eine weitere (wahrscheinliche) Quelle zum Aussehen der Samniten stellt ein Flachrelief aus Amiternum dar. Dort sind zwei Gladiatoren abgebildet, beide ausgerüstet mit einem Panzerhemd, einer einzelnen Beinschiene am linken Fuß, einem Wurfspieß und einem langen, rechteckigen Schild.
    Nach dem Sieg der Römer über die Samniten, erhielten 90 v.Chr. alle Italiker das römische Bürgerrecht. Die Samniten verschwanden damit aus den Arenen.
  • Paegniarii. Sie waren Schaukämpfer und nichts anderes als Schauspieler, die als Gladiatoren kostümiert waren. Die paegniarii traten vor den eigentlichen Wettkämpfen bzw. in den Pausen auf. Sie parodierten den Kampfstil der Samniten.
  • Gallier. Nach Caesars Eroberung Galliens wurden Tausende von Gefangenen nach Rom geschickt. Die gleichnamigen Gladiatoren waren ursprünglich wie ein typischer gallischer Soldat bewaffnet, nämlich mit einer Lanze oder einem Kurzschwert und einem langen, flachen Schild. Wahrscheinlich übernahmen sie später das Langschwert, analog zu den gallischen Soldaten. Noch im 1. Jahrhunder v.Chr. erhielten sie einen Kopfschutz, von da an nannte man sie murmillones, nach einem griechischen Fisch (murmuros), dessen Emblem ihren Helm zierte.
  • Thraker. Dieser Gladiatorentyp übernahm den Helm mit dem nach vorn gewölbten Helmbusch und das gebogene Schwert (sica) von den thrakischen Soldaten. Dazu kam ein kleiner, halbzylindrischer Schild, schenkellange Beinschienen und einem segmentierten Armschutz am Schwertarm.
    Der berühmteste Thraker war Spartacus.
  • Provocatores. Als ein Gladiatorentyp der späten Republik scheinen die provocatores stets von trainierten Berufssoldaten verkörpert geworden zu sein. Diese Annahme rührt von der Tatsache, daß die Waffen der provocatores stets denen der zeitgenössischen Legionären entsprachen. Provocatores kämpften immer nur gegen ihresgleichen.
  • Velites. Vermutlich wie die provocatores Berufssoldaten, blieben auch sie in Kämpfen unter sich. Sie waren leichter bewaffnet als die meisten anderen Gladiaotrenypen, bevorzugt mit einer Lanze. Dieser Typ wird gegen Ende des 2. Jahrhunderts v.Chr. in den schriftlichen Aufzeichnungen nicht mehr erwähnt.
  • Equites. Analog zu den beiden vorher beschriebenen Typen, kämpften auch die equites nur gegen ihresgleichen. Die equites lassen sich neben dem Pferd zu welchem sie zu Beginn eines Kampfes kämpften auch eindeutig am verwendeten Schild identifizieren. Sie tragen einen kleinen parma equestris, einen Rundschild.
    Ein besonderer Untertyp des eques war der andabata. Jener war ein schwer bewaffneter Kavallerist, welcher einen Visierhelm ohne Öffnungen für die Augen trug.


Die Gladiatoren der Kaiserzeit

Mit der Zeit wandelte sich das Bild der Spiele. Sie waren ab der Mitte des 1. Jahrhunderts v.Chr. keine rein religiöse Veranstaltung zu Ehren eines Verstorbenen mehr, vielmehr gewannen sie an politischem und kulturellem Gewicht. Wohlhabende veranstalteten Gladiatorenkämpfe um ihre Macht zu demonstrieren und letztendlich auch um Wählerstimmen zu gewinnen. Die ersten Kaiser unterbanden diese Möglichkeit der Steigerung des Einflusses recht schnell und übernahmen selbst die Kontrolle über den Zeitpunkt und Austragungsort der Spiele. Ausserdem pflegten die Kaiser fortan, ausländische Herrscher und Gesandte auf Manegeplätze unterzubringen um ihnen die Macht des Imperiums zu demonstrieren.

  • Secutor. Der secutor wurde meist gegen den retiarius aufgeboten, ausgerüstet war er mit einem halbzylindrischen Schild und einem Kurzschwert. Er trug ausserdem einen segmentierten Armschutz und eine kurze Beinschiene. Das markanteste Merkmal aber war sein Helm: Eiförmig, randlos, mit einem schlichten Helmkamm und zwei sehr kleine Augenöffnungen. Dieser Helm war darauf ausgelegt, sich nicht im Netz des retiarius zu verfangen.
  • Retiarius. Der übliche Antagonist des secutor war der retiarius, bewaffnet mit einem Netz (von welchem sich sein Name ableitete: rete ist das lateinische Wort für "Netz") und einem Dreizack. Zudem durfte er einen Dolch oder ein Kurzschwert tragen. Seine Panzerung war sehr schwach, er trug lediglich einen Armschutz (vom selben Typ wie der des secutor) und einen Schulterschutz aus Metall (galerus). Sein Kopf und seine Beine waren indes ungeschützt.
    Aufgrund seiner geringen Panzerung galt der retiarius als der schwächere Gladiator, sein Hautpaugenmerk im Kampf lag auf seiner Beweglichkeit. Er nahm damit den niedrigsten Rang unter den Gladiatoren ein, wie es auch Juvenal in seinen Satiren bestätigt. In jenen beschreibt er verächtlich die Entscheidung eines jungen Adligen aus der Familie der Gracchen, freiwillig retiarius zu werden.
  • Hoplomachus. Dieser Gladiatorentyp war vermutlich am besten geschützt und gerüstet. Das griechische Wort "hoplomachus" bedeutet "schwer bewaffnet" und leitet sich vermutlich von hoplites ab, der Bezeichnung der griechischen Infanteristen. Der hoplomachus war ausgerüstet mit einem Kurzschwert, einem kleinen Schild, welcher dem Schild der makedonischen Lanzenträger ähnelt, einem Helm mit großem Helmbusch und Visier, eine einzelne, schenkellange Beinschiene und einem segmentierten Armschutz.
  • Murmillo. siehe auch: Gallier. Der murmillo, die Weiterentwicklung des Galliers, kämpfte ursprünglich vorwiegend gegen den hoplomachus oder gegen den Thraker. Damit sollte die Rivalität zwischen dem griechischen Osten und dem römischen Westen ausgedrückt werden. Später wurder er auch gegen den retiarius aufgeboten.
    Der murmillo trug neben seinem auffälligen Helm einen großen rechteckigen Schild (scutum) und einen Schutz am rechten Arm und Bein.

Einige der unbekannteren Gladiatorentypen waren:

  • Cruppellarius. Ein sehr schwer bewaffneter gallischer Gladiator, laut Tacitus "von Kopf bis Fuß in Eisen gehüllt".
  • Dimachaerus. Abgesehen von der Bedeutung seines Namens, die darauf hinweist, daß er mit zwei Schwertern kämpfte, ist nichts von ihm bekannt.
  • Laquerarius. Sein Name scheint vom lateinischen Wort laqueus "Schlinge" abgeleitet zu sein. Das könnte darauf hindeuten, daß er ähnlich wie ein retiarius kämpfte, bloß mit einem Seil statt eines Netzes.
  • Sagittarius. Ein Bogenschütze, wahrscheinlich war er an Tierhetzen beteiligt.
  • Essedarius. Ein Wagenlenker, der vermutlich den britannischen Kriegern nachempfunden war. Jene standen laut Beschreibungen von Caesar auf den Jochstangen ihrer Wagen während sie in den Kampf stürmten und sprangen von dort ab um zu Fuß weiterzukämpfen.


Ausbildung

Gladiatoren wurden unter strengster Abschirmung von der Außenwelt in eigenen Schulen ausgebildet. Sie unterlagen einer ständigen gesundheitlichen Kontrolle. Derartige Schulen gab es neben Rom (z.B. den Ludus Magnus) u.a. in Capua, Pompeii und Ravenna.

Die Schule in Pompeji offenbarte uns einen quadratischen Platz mit einer Seitenlänge von etwa 50 m und kleine 3 x 4 m messende fensterlose Unterkünfte im Untergeschoss. Die Fechtmeister wohnten hingegen im ersten Stück des Gebäudes.

Es herrschte Zucht und Ordnung. Selbst bei kleinen Vergehen wurde der Betreffende in einen kleinen Raum gesperrt, in dem er nur liegen oder sitzen, jedoch nicht stehen konnte. Das Training selbst fand mit schwereren Waffen statt, als jene, die in der Arena verwendet wurden.


Die Einstellung der Römer zu den Kämpfen

Wenn man von Seneca absieht, so gab es in Rom kaum jemanden, der diese Spiele in ihrer ganzen Bandbreite verurteilte. Man zollte den Gladiatoren sogar Respekt für ihren Einsatz und ihren Todesmut. Viele gebildete Personen sahen in den Kämpfen eine hohe und edle Schule der Selbsterziehung, die eine körperliche Ertüchtigung fördern sollte.

Diese Ansicht stellte aber nur eine Schutzbehauptung dar, um sich weiterhin an den Kämpfen erfreuen zu können. Vielmehr zeigte sich in den Spielen die Menschenverachtung gegenüber Unfreien und Sklaven jener Zeit. Die Notwendigkeit der Brutalität des Kampfes war allen Römern Gemeingut und darum ließen sich auch die Massen zu solch Begeisterungsstürmen hinreißen.

Es ist dem sich immer weiter verbreitenden Christentum zu verdanken, dass sich die Einstellung der Bürger zu solchen Spielen im Laufe der letzten beiden Jahrhunderte des Römischen Reichs geändert hat.

Kaiser Honorius erließ im Jahre 404 ein Verbot für Spiele jeglicher Art, die von einem Veranstalter gesponsert wurden.




Quellen:
Peter Connolly, Colosseum - Arena der Gladiatoren, 2005
www.info-antike.de