Legio X Fretensis

Aus Theoria Romana
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Die Legion X Fretensis wurde 41 bis 40 v. Chr. durch [Octavian] aufgestellt und bestand bis ins 5. Jahrhundert. Das ursprüngliche Emblem war der Stier, jedoch wurden später der Eber und der Delphin die Symbole der Legion. Die Nummer Zehn wurde als Erinnerung an die berühmte Legio X Equestris Cäsars der Legion beigegeben.

Die ersten bekannten Einsätze der Legion erfolgten während dem Bürgerkrieg 36 v. Chr. in den Seeschlachten von Mylae und Naulochus. In beiden Seeschlachten wurde die Legion von [Agrippa] geführt und besiegte die Flotte des Sextus Pompejus. Dadurch verdiente sich die Legion das Cogonomen Fretensis. Der Name bezieht sich auf die Tatsache, dass die Schlacht nahe der Straße von Messina (Fretum Siculum) stattfand. 31 v. Chr. kämpfte die Legion in der Schlacht von Actium gegen Marcus Antonius. Durch die Teilnahme an der Schlacht erhielt die Legion den Delphin als zusätzliches Symbol.

Nach Beendigung des Bürgerkrieges stationierte man die Legion in der Provinz Macedonia. Bei Amphipolis erbaute die Legion eine Brücke über den Strymon. 16 v. Chr. kämpfte die Legion gegen die nach Macedonia einfallenden Sarmaten. Ab 6 v. Chr. verlegte die Legion in die Provinz Syria. Nach der Amtsenthebung des Ethnarchen Herodes Archelaos durch Augustus kam es zu einem Aufstand in Judäa wobei 6 n. Chr. Staathalter Publius Sulpicius Quirinius alle vier syrischen Legionen zur Niederschlagung der Rebellion einsetzte. Teile der Legion zogen mit Germanicus gegen die Parther und war zeitweise in Palmyra untergebracht. Nach dem Feldzug stationierte man die Legion in Zeugma.

Im Jahr 55 n. Chr. zog Corbulo in den Ostprovinzen Truppen zusammen um die armenische Frage zu lösen. Die Legion X Fretensis verblieb in Syria ind verteidigte die Euphratgrenze gegen die Parther. Ab 57 n. Chr. beteiligte die Legion sich am Feldzug gegen den armenischen Herrscher Trdat, der aus Parthien stammte, und eroberte [Artaxata] und [Tigranocerta]. Tigranes II, ein gehorsamer Diener Roms, wurde jetzt armenischer König. Die syrischen Legionen wurden 62 n. Chr. wieder an ihre alten Standorte verlegt bis auf die Legionen V Macedonia und Fretensis. Diese Legionen waren bis 66 n. Chr. in Antiochia stationiert.

66 n. Chr. griff Gallus mit der Legion XII Fulminata und einer Vexillation der X. Fretensis Jerusalem an, erlitt dabei eine verheerende Niederlage auf dem Rückzug. Nach Corbulos Ablösung war die X Fretensis 66–73 n. Chr. unter dem Oberkommando [Vespasians] maßgeblich am Jüdischen Krieg beteiligt. Vespasian marschierte nach Ptolemais, wo er sein Heer mit Titus XV Legion Apollinaris und zahlreichen Auxiliartruppen vereinigte. Dann wurden die Legionen X Fretensis, und V Macedonica 66/67 n. Chr. in die Küstenstadt Caesarea Mairtima verlegt. Die X Fretensis nahm 68 n. Chr. an der Belagerung und Einnahme der Städte Tarichaia und Gamala teil und wurde dann nach Scythopolis verlegt. In Sommer des Jahres 68 n. Chr. zerstörte die Fretensis das Kloster von Qumran, in dem vermutlich die Schriftrollen vom Toten Meer entstanden sind.

Im Vierkaiserjahr 69 n. Chr. gehörten die iudaeischen Legionen zu den Ersten, die [Vespasian] als Kaiser anerkannten. Vespasian übernahm in Rom die Macht und sein Sohn [Titus] setzte den Krieg in Judaea fort. 70 n. Chr. war der Aufstand in ganz Iudaea, außer in Jerusalem und einigen Festungen wie [Masada], niedergeschlagen. In diesem Jahr begann die X Fretensis, zusammen mit V Macedonica, XII Fulminata, und XV Apollinaris, die Belagerung von Jerusalem, der Festung des Aufstands. Das Lager der X Fretensis befand sich auf dem Ölberg. Während der Belagerung erwarb sich die Legio X besonderen Ruhm wegen des wirkungsvollen Gebrauchs ihrer verschiedenen Kriegsmaschinen. Ihre Ballistae sollen Steine von einem Talent (ungefähr 26 kg) zwei Achtelmeilen (400 m) weit geschleudert und schwere Beschädigungen der Festungswälle verursacht haben. Die Belagerung von Jerusalem dauerte fünf Monate, und die belagerte Bevölkerung litt Hunger. Schließlich führten die kombinierten Angriffe der Legionen zur Einnahme. Nach der Einnahme der Stadt Jerusalem wurde die Legio X Fretensis dort garnisoniert. Die anderen Legionen wurden aus Iudaea abgezogen. Zu dieser Zeit war die Legio X damit beauftragt, den Frieden aufrechtzuerhalten, und stand unter dem direkten Befehl des Statthalters der Provinz, der gleichzeitig Legat der Legion war. Erst unter Hadrian sollte die Legion wieder einen eigenen Legaten erhalten.

Im Frühling 71 n. Chr. segelte Titus nach Rom. Ein neuer Statthalter, Sextus Lucilius Bassus wurde ernannt, dessen Aufgabe es war, die „Aufräumarbeiten“ in Iudaea durchzuführen. Sofort setzte er die Fretensis gegen die wenigen Festungen ein, die noch Widerstand leisteten. So zerstörte die X Fretensis 71 n. Chr. das Herodium und überquerte dann den Jordan, um die Festung von Machaerus am Ufer des Toten Meeres einzunehmen. Lucius Flavius Silva übernahm das Kommando und begann die letzte jüdische Festung, Masada 72 n. Chr. zu belagern. Er bot die Legio X, Hilfstruppen und Tausende jüdische Gefangene auf. [Eleasar ben Jaìr] war im Jahre 73 n. Chr. der letzte Anführer der Festung Masada. Nachdem seine Aufforderungen zur Kapitulation zurückgewiesen wurden, legte Silva acht Lager an und ließ den Berg mit einer über vier Kilometer langen Mauer umgeben, um die Belagerten von ihrer Umgebung abzuschneiden. Anschließend ließ er an der niedrigeren Westseite der Festung eine noch heute gut erhaltene Belagerungsrampe errichten, die bis an die Mauern der Festung reichte. Über diese Rampe führte die Legion Rammböcke und andere Belagerungsmaschinen an die Festung heran, um die Mauer zum Einsturz zu bringen, was schließlich auch gelang. Kurz vor Einnahme der Festung durch die Römer töteten sich die Verteidiger und so fanden die römischen Truppen nur noch die Leichen der Besatzung vor.

Nach der Niederschlagung des jüdischen Aufstands war Jerusalem Garnisonsstadt der Legion X Fretensis. Ihr Hauptlager befand sich auf dem westlichen Hügel. Das Lager wurde unter Verwendung von Teilen der Mauern des Palastes Herodes’ des Großen errichtet, den Titus zerstören ließ. Es lag am Ende des Cardo Maximus der späteren römischen Siedlung Aelia Capitolina (Jerusalem). Zwischen den Jahren 74 n. Chr. bis 77 n. Chr. kam es zu einem Konflikt mit den Parthern, der aber vom inzwischen zum Statthalter beförderten Marcus Ulpius Traianus (dem Älteren) siegreich beendet wurde. In den nächsten Jahrzehnten nahm die Legion an keinen größeren militärischen Aktionen teil, sondern sicherte die Region.

114 bis 117 n. Chr. beteiligte sich die Legion am Partherfeldzug Trajans. Nun erhielt die Legion auch wieder einen eigenen Legaten. An vielen Bauwerken kann man auch heute noch die Bautätigkeit der Legion in der Provinz erkennen. Als Hadrian einen Tempel des Jupiters in Jerusalem errichten ließ, brach der [Bar-Kochba-Aufstand] in den Jahren 132 n. Chr. bis 135 n. Chr. aus. Bar Kochba besetzte Jerusalem und die Legion musste die Stadt räumen. Der Krieg endete, als die römische Armee – die Fretensis, Truppen von der Donau unter dem Befehl von Sexxtus Iulius Secerus – Jerusalem zurückeroberte und erfolgreich die letzte jüdische Festung Betar eroberte.

Von 162 bis 166 n. Chr. nahm die Legion am Partherfeldzug des [Lucius Verus] teil. Eine Vexillation nahm 177 bis 180 n. Chr. am Markomannenkrieg [Marcus Aurelius] teil, ebenso in der Dacia Porolissensis.193 n. Chr. unterstützte die Legion Niger gegen Severus und war wahrscheinlich an den lokalen Auseinandersetzungen zwischen Juden und Samaritern beteiligt. Die Beteiligung einer Vexillation an Severus' Britannienexpedition 208 bis 211 n. Chr. ist ungesichert. Die Legion war noch zu der Zeit von Caracalla und Elagabalus in Jerusalem.

Die Legion wurde im Rahmen der Militärreform des Gallienus in eine im Osten verbliebene Limitaneitruppe und eine nach Gallien oder Britannien verlegte mobile Comitatensestruppe aufgeteilt worden zu sein. Nachdem sich die Comitatenses dem Imperium Galliarum angeschlossen hatten, prägte dessen Gegenkaiser Victoinus zu Ehren der Legion Goldmünzen. Nach dem Ende des Gallischen Sonderreiches verlor sich der mobile Truppenteil in den Wirren.

Während der Reformen Diokletians verlegte die Legion nach Aila (Eliat).Nach Ammianus Marcellinus war die Legion Decumani Fortenses im Jahr 359 n. Chr. an der Verteidigung der Stadt Amida gegen die Sassaniden beteiligt und erlitt hohe Verluste im Kampf. Die Notitia Dignitatum berichtet, dass die Legio decima Fretensis unter dem Befehl eines Praefectus im frühen 5. Jahrhundert in Aila dem Dux Palaestinae unterstellt war.