Münz-Beschriftung: Unterschied zwischen den Versionen

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Bereits in republikanischer Zeit hatte sich im antiken [[Rom]] die Erkenntnis durchgesetzt, dass [[Geld]] ein sehr geeigneter Propagandaträger war, mit dessen Hilfe man sich in einer Zeit ohne Buchdruck oder gar Massenmedien einer breiten Öffentlichkeit bekannt machen konnte. <br>
 
Bereits in republikanischer Zeit hatte sich im antiken [[Rom]] die Erkenntnis durchgesetzt, dass [[Geld]] ein sehr geeigneter Propagandaträger war, mit dessen Hilfe man sich in einer Zeit ohne Buchdruck oder gar Massenmedien einer breiten Öffentlichkeit bekannt machen konnte. <br>
Doch erst in der Kaiserzeit wurde dieses Mittel konsequent und systematisch genutzt. Praktisch jeder [[Kaiser]] (aber auch manch ein Gegen-Kaiser) ließ eigene Münzen prägen, die neben seinem Portrait und Namen auch seine Titulatur und seine Ehrentitel zeigten. Häufig wurden auch positiv besetzte Schlagwörter in die Beschriftung der Münzen aufgenommen. <br>
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Doch erst in der Kaiserzeit wurde dieses Mittel konsequent und systematisch genutzt. Praktisch jeder [[Kaiser]] (aber auch manch ein Gegen-Kaiser) ließ eigene Münzen prägen, die neben seinem Portrait und Namen auch seine [[Kaisertitulatur|Titulatur]] und seine Ehrentitel zeigten. Häufig wurden auch positiv besetzte Schlagwörter in die Beschriftung der Münzen aufgenommen. <br>
 
Das Geld sollte auf diese weise auch im letzten Winkel des Imperiums vom (vermeintlichen oder wirklichen) Ruhm des Kaisers künden. Sogar außenpolitisch war dieses Propagandamittel wirksam, denn das römische Geld gelangte durch den internationalen Waren- und Geldverkehr natürlich auch in Länder, die außerhalb der Grenzen Roms lagen. <br>
 
Das Geld sollte auf diese weise auch im letzten Winkel des Imperiums vom (vermeintlichen oder wirklichen) Ruhm des Kaisers künden. Sogar außenpolitisch war dieses Propagandamittel wirksam, denn das römische Geld gelangte durch den internationalen Waren- und Geldverkehr natürlich auch in Länder, die außerhalb der Grenzen Roms lagen. <br>
 
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Caesar, wenn als Titel getragen (ab der Regierungszeit Diokletians trugen alle Kaiser oder ihre Nachfolger diesen Titel), wurde häufig auch mit '''C''', '''CAE''' oder '''CAES''' abgekürtzt.
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''Caesar'', wenn als Titel getragen (ab der Regierungszeit [[Diokletian]]s trugen alle Kaiser oder ihre Nachfolger diesen Titel), wurde häufig auch mit '''C''', '''CAE''' oder '''CAES''' abgekürtzt.
 
Weiter übliche Inschriften (und Abkürzungen) auf römischen Münzen waren: <br>
 
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Die Rückseite der Münzen wurde ebenfalls als Propaganda-Träger genutzt, wobei an dieser Stelle jedoch eine politische Botschaft transportiert wurde, die über das Bekanntmachen des Kaisers hinausging.
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Während in der Republik noch meist ein Hinweis auf die Prägeherrin Rom (etwa eine Darstellung der Wölfin mit [[Romulus]] und [[Remus]]) dargestellt wurde, zeigten die Kaiser ihr politisches Programm durch verschiedene Motive zu verschiedenen Anlässen:
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* '''Militärische Erfolge:''' Durch das Darstellen von unterworfenen Völkern (häufig in Gestalt einer Frau), z.B. mit dem Schriftzug ''IVDAEA CAPTA'' ([[Iudaea]] ist gefangen), wurden Eroberungen des Kaisers ins Gedächtnis der Bevölkerung geholt.
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* '''Frieden:''' Eng verbunden mit den militärischen Erfolgen wurde oft auf die ''Pax Augusta'', die nach antikem Verständnis nur mit Waffengewalt erkämpft werden konnte, dargestellt. Als Personifikation diente beispielsweise die Friedensgöttin, der [[Mercurius|Merkurstab]] oder ein Geldsack als Zeichen des Überflusses
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* '''Die Armee:''' Da der Kaiser von der Loyalität seiner [[Exercitus|Armee]] abhängig war, rief er dieser durch Abbildung von sich selbst gemeinsam mit Soldaten seine Verbundenheit mit der Truppe in Erinnerung.
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* '''Diplomatische Erfolge:''' Auch Verhandlungserfolge mit fremden Mächten, besonders solche, die die Macht des Imperiums demonstrierten, wurden auf Münzen abgebildet.
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* '''Dynastische Politik:''' Zur Bekanntmachung seiner Nachfolger bzw. der Kaiserfamilie wurde oft der Thronfolger abgebildet, oft mit einem schriftlichen Hinweis wie ''LIBERI AVG'' (Kinder des Augustus).
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* '''Götter und Helden:''' Viele Kaiser ließen auch ihre Lieblingsgötter auf die Rückseiten der Münzen prägen.
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* '''Fürsorge:''' Auch die Sorge um die stadtrömische Bevölkerung wurde auf Münzen thematisiert. So konnte der Kaiser beim Verteilen von Geschenken (Getreidespenden mit der Legende ''ANNONA'' (Getreideversorgung)) oder Hinweise auf die abgehaltenen [[Gladiatoren|Spiele]] verewigt werden.
 
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[http://www.archaeologie-krefeld.de/leiste/numismatik/geldwesen.htm Archäologie in Krefeld] <br>
 
[http://www.archaeologie-krefeld.de/leiste/numismatik/geldwesen.htm Archäologie in Krefeld] <br>
Karl-Wilhelm Weeber, ''Alltag im alten Rom – Das Leben in der Stadt'', 7. Auflage 2003
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Karl-Wilhelm Weeber, ''Alltag im alten Rom – Das Leben in der Stadt'', 7. Auflage 2003<br>
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Dr. B. Kremer, ''Einführungsübung Propädeutik und Hilfswissenschaften'', WS 2007/08, FAU Erlangen-Nürnberg

Aktuelle Version vom 25. November 2012, 11:30 Uhr

Bereits in republikanischer Zeit hatte sich im antiken Rom die Erkenntnis durchgesetzt, dass Geld ein sehr geeigneter Propagandaträger war, mit dessen Hilfe man sich in einer Zeit ohne Buchdruck oder gar Massenmedien einer breiten Öffentlichkeit bekannt machen konnte.
Doch erst in der Kaiserzeit wurde dieses Mittel konsequent und systematisch genutzt. Praktisch jeder Kaiser (aber auch manch ein Gegen-Kaiser) ließ eigene Münzen prägen, die neben seinem Portrait und Namen auch seine Titulatur und seine Ehrentitel zeigten. Häufig wurden auch positiv besetzte Schlagwörter in die Beschriftung der Münzen aufgenommen.
Das Geld sollte auf diese weise auch im letzten Winkel des Imperiums vom (vermeintlichen oder wirklichen) Ruhm des Kaisers künden. Sogar außenpolitisch war dieses Propagandamittel wirksam, denn das römische Geld gelangte durch den internationalen Waren- und Geldverkehr natürlich auch in Länder, die außerhalb der Grenzen Roms lagen.

Beschriftung Muenze.jpg

Üblicherweise wurde der Name ausgeschrieben, Titel, Ehrentitel, etc. hingegen als Abkürzungen auf die Münzen geprägt. Die typische Beschriftung einer solchen Münze aus der Kaiserzeit zeigt die schematisierte Beispielgrafik eines Nero-Denarius auf der rechten Seite.
Die Bedeutungen der dort aufgeführten Inschriften:
NERO = Praenomen (Vorname)
CLAVDIVS = Nomen gentile (Familienname)
CAESAR = Cognomen (Beiname, hier n. Iulius Caesar)
AVG = Augustus (Kaisertitel)
GER = Germanicus, Ehrentitel 'Besieger der Germanen'
PM = Pontifex Maximus (dt. 'Oberster Brückenbauer'), Ranghöchster Priester
TRP = Tribunica potestate, die Amtsgewalt des Tribunus Plebis (dt. Volkstribun)
IMP = Imperator, bezeichnet einen siegreichen Feldherrn
PP = Pater Patriae, Ehrentitel 'Vater des Vaterlandes'

Caesar, wenn als Titel getragen (ab der Regierungszeit Diokletians trugen alle Kaiser oder ihre Nachfolger diesen Titel), wurde häufig auch mit C, CAE oder CAES abgekürtzt. Weiter übliche Inschriften (und Abkürzungen) auf römischen Münzen waren:
CENS = Censor
COS = Consul
DIVVS = divus (dt. göttlich)
DN = Dominus Noster (dt. 'Unser Herr')
F oder FIL = Filius (dt. Sohn, bzw. Sohn des…)
FORTISS = Fortissimus (dt. (der) Stärkste)
INVICTVS = Invictus (dt. (der) Unbesiegte, bzw. Unbesiegbare)
MAXIMVS = Maximus (dt. (der) Größte)
NEP = Nepos (dt. Enkel, bzw. Enkel von…)
OPTIMVS = Optimus (dt. (der) Beste)
PRINC IVVENT = Princeps Iuventutis, der Titel junger Mitglieder der Kaiserfamilie
PROCOS = Proconsul

Das Revers (Rückseite)

Die Rückseite der Münzen wurde ebenfalls als Propaganda-Träger genutzt, wobei an dieser Stelle jedoch eine politische Botschaft transportiert wurde, die über das Bekanntmachen des Kaisers hinausging.

Während in der Republik noch meist ein Hinweis auf die Prägeherrin Rom (etwa eine Darstellung der Wölfin mit Romulus und Remus) dargestellt wurde, zeigten die Kaiser ihr politisches Programm durch verschiedene Motive zu verschiedenen Anlässen:

  • Militärische Erfolge: Durch das Darstellen von unterworfenen Völkern (häufig in Gestalt einer Frau), z.B. mit dem Schriftzug IVDAEA CAPTA (Iudaea ist gefangen), wurden Eroberungen des Kaisers ins Gedächtnis der Bevölkerung geholt.
  • Frieden: Eng verbunden mit den militärischen Erfolgen wurde oft auf die Pax Augusta, die nach antikem Verständnis nur mit Waffengewalt erkämpft werden konnte, dargestellt. Als Personifikation diente beispielsweise die Friedensgöttin, der Merkurstab oder ein Geldsack als Zeichen des Überflusses
  • Die Armee: Da der Kaiser von der Loyalität seiner Armee abhängig war, rief er dieser durch Abbildung von sich selbst gemeinsam mit Soldaten seine Verbundenheit mit der Truppe in Erinnerung.
  • Diplomatische Erfolge: Auch Verhandlungserfolge mit fremden Mächten, besonders solche, die die Macht des Imperiums demonstrierten, wurden auf Münzen abgebildet.
  • Dynastische Politik: Zur Bekanntmachung seiner Nachfolger bzw. der Kaiserfamilie wurde oft der Thronfolger abgebildet, oft mit einem schriftlichen Hinweis wie LIBERI AVG (Kinder des Augustus).
  • Götter und Helden: Viele Kaiser ließen auch ihre Lieblingsgötter auf die Rückseiten der Münzen prägen.
  • Fürsorge: Auch die Sorge um die stadtrömische Bevölkerung wurde auf Münzen thematisiert. So konnte der Kaiser beim Verteilen von Geschenken (Getreidespenden mit der Legende ANNONA (Getreideversorgung)) oder Hinweise auf die abgehaltenen Spiele verewigt werden.



Quellen:
Archäologie in Krefeld
Karl-Wilhelm Weeber, Alltag im alten Rom – Das Leben in der Stadt, 7. Auflage 2003
Dr. B. Kremer, Einführungsübung Propädeutik und Hilfswissenschaften, WS 2007/08, FAU Erlangen-Nürnberg