Masada

Aus Theoria Romana
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Natürliche Felsenfestung am Westufer des Toten Meeres. Josephus (Jüd. Krieg VII,285) gibt an, dass "der Hohepriester Jonatan" dort eine Burg errichtete. Dabei könnte es sich entweder um den Bruder des Judas Makkabäus gehandelt haben oder um Alexander Jannäus, dessen hebräischer Name Jonatan war. Masada wird wieder als Festung erwähnt, als es 42 v.Chr. von dem nabat. König Malichus I., einem Gegenspieler des Antipater, des Vaters Herodes des Großen, eingenommen wurde (Jüd. Krieg I,237). Herodes benutzte Masada 40 v.Chr. als sicheren Zufluchtsort für seine Familie, bevor er sich nach Rom begab (Josephus, Altert.XIV, 13,7-9; Jüd. Kriege I,238.263-266). Nach seiner Rückkehr baute er in Masada eine ganz neue Festung, die Josephus in allen Einzelheiten beschreibt (Jüd. Kriege VII, 280-300); vermutlich hat Josephus sie vor der Belagerung durch die Römer besucht, obwohl einige Forscher das bestreiten.
Aus den Jahren unmittelbar nach dem Tod des Herodes ist nur wenig über Masada bekannt, aber es ist höchst unwahrscheinlich, dass der Ort verlassen war. Mit Sicherheit wissen wir, dass zu Beginn des großen jüdischen Aufstandes 66 n.Chr. die Burg von einer römischen Garnison besetzt war (Jüd. Kriege II,408). Diese wurde bald von den Zeloten vertrieben, die Masada bis zum 2.Mai 73 n.Chr. hielten, als sie die Römer eroberten. Masada wird nur selten von anderen klassischen Schriftstellern erwähnt. Strabo (Geographia XVI, 2,44) beschreibt das Gebiet um die Festung; Plinius (Nat. Hist. V, 15,73) erwähnt sie nur kurz, während er auf die Gegend um das Tote Meer und die Essener, die dort lebten, ausführlich eingeht.
Der erste Forscher der Neuzeit, der Masada richtig identifizierte, war E.Robinson, der es 1838 von einem nahegelegenen Hügel aus beobachtete. Zuerst betreten wurde es 1842 von dem amerikanischen Missionar S.W.Wolcott. Wie andere nach ihm erstieg Wolcott den Felsten von der Westseite, wo der Aufstieg viel einfacher ist; irrtümlich hielt er ihn für den von Josephus (Jüd. Krieg VII 282-283) beschriebenen gefährlichen "Schlangensteig". Wolcott hinterließ die erste detallierte Beschreibung der Überreste auf dem Felsen und der röm. Belagerungswerke an seinem Fuss und seinen Hängen.
1848 besuchte eine Expedition der US-Marine Masada. Sie entdeckte die römische Straße von En-Gedi nach Masada, hielt aber ebenfalls den westlichen Zugang irrtümlich fur den "Schlangensteig". Am Nordhang entdeckte sie einen runden Turm, in dem sie ein Fort erkannte. Drei Jahre später wurde die Stätte von dem frz. Archäologen F. de Saulcy aufgesucht, der erst nach seiner Rückkehr von der Bedeutung Masadas erfuhr. Er meinte, die ältesten Überreste der Festung Jonatans, die nach seiner Auffassung auf dem nördlichen Teil des Felsens lag, von denen der Brug des Herodes unterscheiden zu können. 1858 besuchte E.G.Rey Masada. Als Fachmann für Militärwesen gab er sich viel Mühe bei der Beschreibung der Überreste der römischen Lager und Belagerungswerke. Ausserdem untersuchte er die Überreste auf dem Felsen und zeichnete den ersten einigermassen genauen Plan. Er wollte den Palast des Herodes am nördlichen Ende lokalisieren. Der Zoologe H.B. Tristram entdeckte einige unbekannte Tierarten, als er 1863 Masada besuchte.
1867 suchte eine Gruppe von Forschern den Felsen auf. Sie erstiegen ihn als erste von Osten, wobei sie Teile des gefährlichen "Schlangensteigs" entdeckten. In dem großen Gebäude nahe dem Westtor wollten sie den Palast des Herodes wiedergefunden haben und konnten richtig zwischen den Gebäuden des Herodes und denen aus der byz. Zeit unterscheiden.
Der erste Besucher im 20.Jh. war Pater F.M. Abel (1909). Er glaubte, dass die meisten Steine der Gebäude des Herodes von den römischen Eroberern in den Abgrund geworfen worden waren, und schrieb so die Überreste auf dem Felsten späteren Zeiten zu. Einer der wichtigsten Surveys wurde 1931 von dem dt. Archäologen A. Schulten unternommen. Obwohl dieser sich unter anderem mit der römischen Militärarchitektur unterhalb von Masada befasste, untersuchte er auch auch die Gebäude auf dem Felsen genau. Am wichtigsten war seine Identifizierung des herodianischen Palastes mit dem großen Gebäudekomplex auf der Mitte des Felsens, nahe dem westlichen Abstieg.
Die ersten systematischen Grabungen wurden 1955-56 unternommen. Ein völlig neuer Plan der Überreste auf dem Felsen wurde gezeichnet und besondere Aufmerksamkeit wurde den Gebäuden auf seinem nördlichen Teil zugewandt, die als Palast des Herodes identifiziert wurden. Man war überzeugt, dass diese Identifizierung durch die Beschreibung des Josephus (Jüd. Krieg VII, 289) bestätigt war.
Umfangreiche Ausgrabungen wurden 1963-65 von Y. Yadin durchgeführt. Die Ausgräber schlugen folgende chronologische Gliederung vor: a) Gebäude und Gegenstände aus der Zeit vor Herodes; b) Baumassnahmen des Herodes; c) Gebäude und Gegenstände aus der Zeit vor dem jüd. Aufstand gegen die Römer, aber nach Herodes; d) Gebäude und Gegenstände aus den Jahren des jüd. Aufstandes (66-73 n.Chr.); e) Funde aus der römischen Zeit nach dem Aufstand; f) Überreste der byzantinischen Besiedlung.
Nur wenige Reste aus der Zeit vor Herodes wurde entdeckt. Einige Scherben aus dem Chalkolithikum wurden in einer Höhle auf dem Hang gefunden, einige weitere aus der Eisenzeit auf dem Berg selbst. Den Ausgrabungen zufolge waren keine Überreste der Gebäude aus der hasmonäischen Zeit auf dem Plateau von Masada erhalten, und nur zahlreiche Münzen des Alexander Jannäus wurde dieser Zeit zugeschrieben. Seit der Ausgrabung der Doppelpaläste von Jericho, die aus dieser Epoche stammen, möchte man jedoch den südwestlichen Teil des Westpalastes, die kleinen Gebäude nach Osten und Süden sowieso mehrere andere Gebäude in diese Zeit datieren. Erst weitere Ausgrabungen werden diese Theorie abklären. Jedoch gehören alle übrigen Gebäude ausser denen der byz. Zeit zu den Bauten des Herodes.

Herodianische Zeit

Das Gipfelplateau von Masada ist schiffsförmig mit ca. 600 m Länge und ca. 300 m größter Breite. Ringsherum war es von einer 4 m starken Kasemattenmauer umgeben, über die sich 110 Türme erhoben, die zwischen 6 und 30 m hoch waren. Mauer und Türme waren weiß verputzt. Es gab drei Tore: eins im Osten am Ende des "Schlangensteigs"; eins im Westen unweit des Westpalastes, das man durch eine relativ breite Treppe erreichte; und ein Wassertor im Nordwesten, das zu den Wasserreservoirs führte.

Der Nordpalast. Die herodianischen Gebäude bedecken die nördliche Ecke des Felsplateaus und erstrecken sich über den nördlichen Hang. Auf letzterem wurde von den Ausgräbern der nördl. Terrassenpalast identifiziert; seine einzelnen Gebäude nummerierten sie als I, II und III. Der Nordpalast besteht aus drei Felsterrassen. Diese untere Terrasse (I) liegt ca. 30 m unterhalb des Gipfels des Felsmassivs und wurde am Rande des Abgrunds erbaut. Der schroffe Fels wurde mit großen Stützmauern umgeben, um eine Plattform von 16 x 16 m zu bilden. Auf dieser Plattform war ein Rechteck von 9 x 8 m aus niedrigen Mauern errichtet, nur im Süden verdeckte eine Wand den Steilhang. Die innere wie die äussere Mauer der Plattform hatten Kolonnaden, die ringsherum einen Säulengang bildeten. Kleine Räume waren nach Osten und Westen an die Terrasse angebaut. Nach Osten lag ein kleines Bad mit allen wesentlichen Bestandteilen eines röm. Bades. während nach Westen ein Treppenturm zur höheren Terrasse führte. Die Südwand und die niedrigen Mauern zwischen den Säulen waren mit Fresken in Marmorimitation verkleidet. Die mittlere Terrasse (II) liegt 13,5 m über der unteren und ist ebenfalls durch riesige Stützmauern getragen. Sie besteht aus zwei parallelen Randmauern mit einem äusseren Durchmesser von 14 m. Die Rundmauern haben eine glatte Oberfläche, so dass sie mit Holz verkleidet werden konnten. Beide Mauern trugen vermutlich Säulen und bildeten einen Tholos (Rundpavillon). Die Felsmauer nach Süden war geglättet und mit vorstehenden Stützpfeilern verziert, verputzt und mit demselben Marmormuster bemalt wie die der unteren Terrasse. Ein Treppenturm führte von hier zur obersten Terrasse (III), die nach Norden eine halbkreisförmige Plattform mit 8 m Durchmesser und nach Süden ein Wohnhaus einschloss. Dieses hatte vier Räume, die um einen Hof angeordnet waren. Auf der Nordseite des Hofes gab es wahrscheinlich einen Säulengang. Die Räume waren mit schwarzen und weißen Mosaiksteinen ausgelegt, die sehr einfache geometrische Muster bildeten.

Das Bad. Eine dicke, schräg abfallende Mauer trennte den Nordpalast von den übrigen Gebäuden Masadas. Hinter der Mauer lag eine offene quadratische Fläche, an deren südlichen Seite ein öffentliches Bad stand. Dieses Gebäude hat eine Grundfläche von 10,5 x 9 m und enthielt die üblichen Teile eines römischen Bades. Der größte und aufwendigste Teil war das Caldarium, ca.5,5 x 5 m groß mit einer 2,5 starken Mauer und einem Tonnengewölbe. Das Hypocaust bestand aus einem dicken Ziegelboden, auf dem 200 quadratische und runde kleine Tonsäulen standen. Der darüberliegende Fussboden war in opus sectile-Technik ausgelegt, die Wände waren verputzt und bemalt. Nach Norden schloss sich an an das Badehaus ein großer Hof von 17 x 7,5 m an, dessen Boden mit Mosaiken bedeckt war. Dieser Hof diente wahrscheinlich als Apodyterium. Der ganze Komplex war 23 x 18 m groß.

Die Lagerräume. Östlich und südlich des Badehauses erstreckt sich der gewaltige Gebäudekomplex aus zwei Einheiten von Lagerräume, die Josephus (Jüd. Kriege VII, 256-6) in seiner Beschreibung von Masada erwähnt. Der südliche Block enthält 11 längliche Hallen von je ca. 24 x 4 m. Sie öffneten sich auf einen Hauptkorridor hin, der die beiden Einheiten voneinander trennte. Die zweite Einheit besteht aus vier Lagerräumen von je 18 x 3,5 m. In den Räumen wurden Bruchstücke zahlreicher Vorratsgefässe gefunden.

Verwaltungsgebäude. An der Westseite der südlichen Lagerräume befindet sich ein Gebäude von 28 x 23 m Grundfläche. Sein Grundriss ist charakteristisch für die herodian. Gebäude in Masada: Es hat einen großen offenen Innenhof, um den herum sich zahlreiche Räume sowieso nach Süden eine Doppelreihe von Räumen gruppiert. Drei große Vorratsräume grenzten nach Süden und Westen an das Gebäude an. Südlich von ihm liegt ein ähnlicher Bau mit einer Grundfläche von ca. 31 x 10 m. Um den rechteckigen Innenhof liegen Wohneinheiten aus Doppelzimmern mit einem kleinen Vorraum. In der Mitte des großen Hofes war ein kleines Gebäude mit einer kleinen erhöhten Plattforum davor. Man hat den Bau als Kaserne gedeutet.

Der Westpalast. Im Südwesten der Kaserne liegt ein großer Gebäudekomplex, den die Ausgräber "Westpalast" nannten. Er erstreckt sich über eine Fläche von 65 x 45 m und besteht aus drei Teilen: dem südöstlichen Block, der dem König selbst als Residenz diente; dem nordöstlichen Block mit Werkstätten und Räumen für das Gesinde; und einem weiteren Komplex von Vorratsräumen und einigen zusätzlichen Anlagen. Der südöstliche Block hat einen Innenhof von 11 x 10 m, unter dem sich eine große Zisterne mit einem Fassungsvermögen von 3,4 m3 befindet. Der südliche Teil des Hofes öffnet sich zu einer großen Halle mit zwei Säulen zwischen zwei Anten (Eckpfeilern) an der Stirnseite. Am Ende dieser Halle stand der königliche Thron. Nach drei Seiten schlossen sich an diese Halle Räume an, einige mit bunten Mosaiken, die geometrische und Blumenmuster darstellten. Dieser Komplex schloss auch ein in den Felsen gehauenes Becken ein. Ein anderer Raum enthielt eine Badewanne. Drei Treppen belegen, dass es in diesem Teil des Gebäudes noch ein weiteres Stockwerk gab. Der nordöstliche Block enthielt einen Innenhof, der rings von Räumen umgeben war. Die Vorratsräume des dritten Komplexes entsprachen denen beim Nordpalast. Zwei weitere kleine Gebäude östlich des Westpalastes nannte die Ausgräber "Kleiner Westpalast" und "Kleiner Ostpalast".

Die Synagoge misst 12 x 10,5 m und ist an den nordwestlichen Teil der Mauer angebaut. Sie lässt zwei Bauphasen erkennen. Ursprünglich, in der herodianischen Zeit, hatte sie eine Vorhalle und eine Halle mit fünf Säulen, die das Dach stützten; die Eingänge lagen im Südosten, während die Nordwestmauer nach Jerusalem zeigte. Zur Zeit des jüd. Aufstandes fand ein Umbau statt, bei dem die Wand zwischen Vorhalle und Halle durch zwei Säulen ersetzt und im Nordosten durch das Wegnehmen von zwei Säulen ein Raum (3,6 x 5,5 m) ausgebaut wurde, in dem Tora-Rollen aufbewahrt wurden. Um die Wände wurden Bänke geführt. Nach Auffassung der Ausgräber war dieses Gebäude schon in der herodian. Zeit eine Synagoge und wurde mit Sicherheit während des Aufstandes als solche benutzt.

Die Wasserversorgung. Josephus (Jüd. Kriege VII, 291) beschreibt das Phänomen des Wasserreichtums von Masada, einem regenarmen Ort ohne Quellen. Das System der Wasserversorgung ist in der Tat eine der erstaunlichsten Besonderheiten der herodian. Festung. Um das Wasser aus dem nördlich des Felsmassivs gelegenen Wadi zu sammeln, wurde ein Staudamm errichtet, von dem das Wasser durch ein Aquädukt in 12 große, in den Fels gehauene Reservoirs geleitet wurde, die zusammen ein Fassungsvermögen von über 30 Mio. l besassen. Von diesen Speichern wurde das Wasser in Amphoren zu den verschiedenen Zisternen auf dem Felsmassiv selbst gebracht.

Die Zeit des jüdischen Aufstandes

Dieser Zeit werden zahlreiche kleine Funde zugeschrieben, dazu Überreste von vorübergehenden Unterkünften in der Kasemattenmauer und den meisten anderen Gebäuden von Masada sowie die Synagogen. Weiter fand man eine Anzahl Fragmente von Schriftrollen mit bibl., apokryphen und sektiererischen Texten. Das wichtigste dieser Fragmente ist eine längere Schriftrolle von Ben Sira (= das apokryphe Buch Jesus Sirach). Ferner fand man zahlreiche Ostraka, die Namen oder Angaben über die Zehnten enthalten. Überreste aus der Zeit der römischen Garnison, die nach der Eroberung von Masadas durch die Römer dort stationiert war, sind spärlich.

Die byzantische Zeit

In der Nähe des Westpalastes wurde eine kleine Kirche errichtet, die aus einem Atrium und einem einzigen Schiff bestand. In einem Seitenraum am Nordende des Kirchenschiffs wurde ein buntes Mosaik entdeckt, das mit Medaillons verziert war, auf denen Früchte oder Pflanzen, ein mit einem Kreuz verzierter Korb mit Broten sowie Rosetten abgebildet waren. Spuren der byz. Besiedlung finden sich auch in den alten Gebäuden von Masada.

Die römischen Belagerungswerke

Nach Josephus (Jüd. Kriege VII. 304-319) baute der römische Befehlshaber Silva rings um das ganze Massiv von Masada eine Belagerungsmauer und legte an der Westseite nahe der zum königlichen Palast führenden Straße Erdaufschüttungen an, auf denen er einen hohen Turm errichtete. Doch die römischen Belagerungswerke sind noch viel aufwendiger, als Josephus sie beschreibt. Sechs Lager wurden um das Felsmassiv gebaut. Drei von ihnen lagen im Osten, um den östlichen Zugang zur Festung abzuschirmen: das größte mass 160 x 122 m, die beiden anderen waren beträchtlich kleiner. Ein viertes Lager befand sich im Norden: hier führte ein Pfad hinaus zum Lager des Befehlshabers, das auf einer erhöhten Fläche gegenüber dem nord-westlichen Teil des Felsmassivs lag. Südlich von diesem Lager befand sich ein weiteres Lager. Man hat vermutet, dass hier Händler sowie andere Begleiter des Militärlagers kampierten, doch ist kaum vorstellbar, dass Aussenstehende innerhalb der Belagerungsbauten wohnen durften. Zwei weitere Lager lagen auf der erhöhten Fläche südwestlich von Masada. Die kleineren Lager ware alle entlang der Belagerungsmauer errichtet, nur die beiden größeren lagen ausserhalb. Die Mauer war durch zahlreiche Türme verstärkt. Die jüngsten Funde einer Reihe von Versuchsgrabungen in einigen der Lager stammten aus dem frühen 2.Jh.n.Chr., aus der Zeit vor dem Bar-Kochba-Aufstand, bei dem Masada keine Rolle spielte.


Quelle: Archäologisches Bibellexikon, Herausgeber Avraham Negev