Mesopotamia: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Kategorie:Provinz]]
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===Lage & Geografie===
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''Mesopotamia'' war eine der östlichsten Provinzen, die jemals dem römischen Reich angehörten. Ihre Westgrenze zu ''[[Cappadocia]]'' bildete der ''[[Euphrates]]'', ihre Nordgrenze der ''Tigris'' und ihre Südgrenze zu ''[[Osrhoene]]'' der ''Chaboras''. Nach Osten bzw. Südosten reichte sie mit wechselndem Grenzverlauf bis in die Region der Stadt ''Singara'' (heute Sinjar).
  
== Regionale Gegebenheiten ==
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=== Vorrömische Geschichte ===
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Das Gebiet der Provinz war geschichtlich zunächst Teil des sumerischen Reiches und stand dann unter babylonischem Einfluss. Ähnlich dem antiken [[Griechenland]] war die Region in Stadtstaaten organisiert, die von Königen geführt wurden und zeitweilig miteinander im Krieg lagen. Schließlich wurde die Region Teil des [[Parther|parthischen]] Großreiches, das am ''Euphrates'' auf das römische Weltreich stieß.
  
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Bereits in der römischen Republik hatte es Bestrebungen gegeben, zum Schutz der Provinz ''[[Syria]]'' die Parther aus den östlich gelegenenen Gebieten zu vertreiben. Mit der verheerenden römischen [[Schlacht bei Carrhae|Niederlage bei Karrhai]] 53 v. Chr. wurden diese Pläne jedoch zunächst gestoppt und auch in der Kaiserzeit zunächst nicht weiter aufgegriffen. Erst unter Traian führte ein groß angelegter Feldzug ab 114 n. Chr. in das Gebiet östlich des Euphrat, in dessen Zuge 114 n. Chr. ''Nisibis'' (heute Nusaybin) und ein Jahr später ''Singara'' erobert werden. ''Mesopotamia'' wurde zwar umgehend zur Provinz erklärt, jedoch 117 n. Chr. wieder aufgegeben, nachdem Trajan auf dem Rückweg nach Rom verstarb.
  
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=== Römische Geschichte ===
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Als Reaktion auf einen parthischen Einmarsch in ''Syria'' 161 n. Chr. erfolgte zwei Jahre später ein römischer Gegenschlag, in dessen Zuge unter anderem 164 oder 165 auch ''Nisibis'' und ''Singara'' wieder eingenommen und mit Legionen belegt wurden. Zu diesem Zeitpunkt gehörte die Region jedoch möglicherweise zum südlich gelegenenen ''Osrhoene'' und bildete keine eigene Provinz.
  
===Geografie===
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Diese wird erst wieder unter [[Septimius Severus]] eingerichtet, der 195 das gesamte Gebiet der unter Trajan eingerichteten Provinz ''Mesopotamia'' erneut erobert und einem ritterlichen ''praefectus'' mit Sitz in ''Nisibis'' unterstellt. Zwei [[Legion]]en werden in ''Resaina'' (heute Ras al-Ain) und ''Singara'' stehen. Auch ein 197 erfolgter parthischer Vorstoß kann die neue Provinz diesmal nicht gefährden. 20 Jahre später standen erneut parthische Truppen vor der Stadt, konnten nach einer unentschiedenen Schlacht jedoch auf diplomatischem Wege unter Zahlung einer erheblichen Summe zum Abzug bewogen werden.
  
Im Norden beginnt die Landschaft am Taurusgebirge und reicht bis zum Persischen Golf. Im Osten grenzen die Berge des Irans und im Westen die arabische Wüste und die Hochebenen [[Syrien]]s.
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Mit dem Erstarken der [[Sassaniden]] in Parthia begann Roms Einfluss zu schwinden und konnte erst in der Zeit des [[Diokletian]] wieder hergestellt werden. Kurzzeitig ging ''Mesopotamia'' bei einem persischen Einfall an Narses I. verloren, konnte aber zurück erobert und durch den Bau von Militäranlagen sowie die Stationierung einer weiteren Legion in ''Bezabde'' gesichert werden.
  
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Unter [[Iovianus]] ging schließlich der Ostteil der Provinz verloren, während der Westteil Teil des oströmischen Reiches wurde und erst 640 an die Araber fiel.
  
===Klima===
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=== Strategische und wirtschaftliche Bedeutung ===
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In der römischen Ostpolitik war es lange umstritten, ob zur Sicherung der Ostgrenze entlange des ''Euphrates'' ein starkes Klientelkönigreich jenseits des Flusses oder eine römisch besetzte Provinz besser geeignet wäre. Mit den wechselnden Ansichten wandelte sich auch die Intensität des Militäreinsatzes in der Region, ohne jedoch die strategische Bedeutung des Gebietes dadurch neu zu bewerten. Als Grenzprovinz mit mehreren Legionen Besatzung war ''Mesopotamia'' schließlich ähnlich wichtig wie die stark befestigte Rheingrenze in ''[[Germania]]''.
  
Das Klima im Norden ist rau mit kalten Wintern. Der Süden hingegen ist im Winter milder und hat heiße Sommer.
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Wirtschaftlich spielte zum Einen der Fernhandel eine wichtige Rolle. Die Fernhandelsbeziehungen reichten dabei sogar von der Ostsee bis zum Indusdelta. Die Waren wurden per Schiff oder mit Karawanen ins Land gebracht. Die Karawanen transportierten ihre Handelsware mit Eseln oder Kamelen. Im geringen Umfang wurden auch Pferde und Wagen eingesetzt, was befestigte [[Straße]]n voraussetzte.
  
Wie in [[Ägypten]] der Nil schufen die zwei Flüsse Euphrat und Tigris ein fruchtbares Ackerland. So konnten die Bauern ertragreiche Ernten erzielen, und das Land konnte mit dem reichen Überschuss mit anderen Ländern Handel treiben.
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Zum Anderen waren der Anbau von Gerste und Weizen überraschend ertragreich, obwohl die Felder sogar nur alle zwei Jahre bepflanzt wurden, um den Boden zu schonen. Schon im 3. Jahrtausend erreichten die Ernten das 30fache der Aussaat. Im Laufe der Jahrtausende sanken die Erträge zwar deutlich, weil die Böden durch die Bewässerung und diverse Überflutungen immer salzhaltiger wurden. Trotzdem gab es immer noch Erträge, die bis zum Zehnfachen der Aussaat betrugen, was noch immer über den Erträgen im antiken Griechenland und Rom lang.
  
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Zudem wurden Dattelpalmen, Feigen und Granatäpfel angebaut. Außerdem wurden Schafe und Ziegen gehalten. Ob und in welchem Umfang Schweine und Rinder gehalten wurden, ist umstritten.
  
===Landwirtschaft===
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'''Literatur:'''<br>
 
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Avraham Negev (Hrsg.), ''Archäologisches Bibellexikon''<br>
Die Bauern bauten vorwiegend Gerste und Weizen an. Der Regenackerbau im Norden und die umfassende künstliche Bewässerung im Süden lieferten sehr ertragreiche Ernten. Die Felder wurden nur alle zwei Jahre bepflanzt, um den Boden zu schonen. Die Erträge der Ernten waren bemerkenswert. Schon im 3. Jahrtausend erreichten die Ernten das 30fache der Aussaat. Im Laufe der Jahrtausende sanken die Erträge, weil die Böden durch die Bewässerung und diverse Überflutungen immer salzhaltiger wurden. Trotzdem gab es immer noch Erträge, die bis zum Zehnfachen der Aussaat betrugen. Ein Vergleich: Die Bauern des antiken Griechenlands und [[Rom]]s erzielten ein deutlich geringers Verhältnis bei ihren Ernten.
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[http://de.wikipedia.org/wiki/Mesopotamien Wikipedia]<br>
 
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Tilmann Bechert, ''Die Provinzen des römischen Reiches'', Mainz, 1999
Es wurden auch Dattelpalmen, Feigen und Granatäpfel kultiviert und abgeerntet.
 
 
 
Obwohl es in Mesopotamien Laub- und Nadelholzwälder gab und damit Waldwirtschaft möglich war, wurden offenbar für Bauvorhaben Zedern aus dem Libanon importiert.
 
 
 
Außerdem wurden Schafe und Ziegen gehalten. Ob und in welchem Umfang Schweine und Rinder gehalten wurden, ist umstritten.
 
 
 
 
 
 
 
== Geschichte ==
 
 
 
 
 
Der Grossteil der bekannten Geschichte Mesopotamiens ist geprägt von der schubweisen Einwanderung diverser Völkern, der Beherrschung der Region durch zahlreiche Stadtstaaten, ähnlich wie im antiken Griechenland, denen Könige vorstanden, die miteinander zeitweilig im Krieg standen. Weiterhin gab es Phasen, die von einem der Völker in Form von Großkönigreichen dominiert wurden, sowie Phasen, in denen Mächte aus den Nachbarregionen Eroberungsfeldzüge führten.
 
 
 
Das fruchtbare Mesopotamien lockte im Laufe der Geschichte unzählige Völker an, die zahlreiche Spuren hinterließen. Im Gegensatz zum von Meer und Wüste umgebenen [[Ägypten]] konnten sich die Einwohner Mesopotamiens wegen der langen, offenen Grenzen nie wirklich gegen neue Einwanderer abschotten.
 
 
 
Mesopotamien war als Teil der Diozöse des Ostens zeitweise eine römische und byzantinische Provinz.
 
 
 
 
 
 
 
== Kultur ==
 
 
 
 
 
 
 
===Wirtschaft und Volkswirtschaft===
 
 
 
Im 3. Jahrtausend (Sumerer) herrschten die Priesterfürsten, die die politische und religiöse Macht in ihren Händen hielten. Sie organisierten auch die Kanalisierung des Landes und den Ackerbau. Der Haushalt des Staates war gleichbedeutend mit dem des Herrschers, man nennt dieses Wirtschaftssystem Oikos-Wirtschaft. Die Organisation benötigte dafür einen großen Verwaltungsapparat. Die Menschen, die für die Priesterfürsten arbeiteten, wurden mit Naturalien bezahlt.
 
 
 
Privateigentum wurde erst in der Zeit Babylons etabliert. Die Aufgaben des Staates wurden im Laufe der Zeit teilweise “privatisiert�?, d.h. ein Pächter übernahm die Arbeiten und musste dafür eine Leistung (z.B. Silber) erbringen.
 
 
 
Die Bauern im 2. bis 1. Jahrtausend dagegen tauschten ihre Produkte gegen benötigte Lebensmittel und Textilien.
 
 
 
Die Tempel und ihre Priester hatten in Assyrien weit weniger Einfluß auf die Wirtschaft. Der assyrische Staat duldete das Privateigentum und finanzierte sich durch Tribute und Steuern. Die Ländereien waren im Besitz von Adelsfamilien, die die kleinen Bauern immer mehr zu Abhängigen machten. Einen großen Vorteil hatte der Landbesitz - er war steuerfrei. Neben Landbesitz besaßen diese Adelfamlienen meist noch große Handelsunternehmungen.
 
 
 
Auch in Babylon gab es einflussreiche Handelsherren, die mit ihren Familien regelrechte Dynastien bildeten. Nicht nur durch Handel vermehrten sie ihr Vermögen, sondern auch durch Geldgeschäfte.
 
 
 
Erstaunlicherweise schien es zu dieser Zeit keine Märkte (Basare) gegeben zu haben, wie man es von einem orientalischen Land eigentlich erwarten würde. Doch die aufgefundenen Dokumente berichten nicht über diese Handelsform.
 
 
 
Mesopotamien handelte mit den angrenzenden Ländern. Die Fernhandelsbeziehungen reichten dabei sogar von der Ostsee bis zum Indusdelta. Die Waren wurden per Schiff oder mit Karawanen ins Land gebracht. Die Karawanen transportierten ihre Handelsware zunächst mit Eseln, ab dem 1. Jahrtausend v. Chr. trugen Kamele die Ware. Im geringen Umfang wurden auch Pferde und Wagen eingesetzt. Straßen gab es erst seit dem Neuassyrischen Reich.
 
 
 
Zunächst herrschte der Tauschhandel vor, später galten bestimmte Mengen an Gerste als Tauscheinheit. Ab dem 3. Jahrtausend wurden Metalle, insbesondere Silber zur Universalwährung. Babylonien hatte den Schekel, Minen und Talente als Währungseinheiten. 30 kg Silber entsprachen einem Talent, ein Schekel wog 8,4 g.
 
 
 
Ab dieser Zeit finden sich auch Hinweise auf Handwerker, Köche, Schuster u.a. Berufe. Sie dienten zunächst im Rahmen der Tempelwirtschaft. Ab dem 2. Jahrtausend arbeiteten sie auch verstärkt unabhängig im privaten Interesse.
 
 
 
 
 
''Quelle: [http://de.wikipedia.org/wiki/Mesopotamien Wiki]''
 

Aktuelle Version vom 28. März 2010, 21:53 Uhr

Lage & Geografie

Mesopotamia war eine der östlichsten Provinzen, die jemals dem römischen Reich angehörten. Ihre Westgrenze zu Cappadocia bildete der Euphrates, ihre Nordgrenze der Tigris und ihre Südgrenze zu Osrhoene der Chaboras. Nach Osten bzw. Südosten reichte sie mit wechselndem Grenzverlauf bis in die Region der Stadt Singara (heute Sinjar).

Vorrömische Geschichte

Das Gebiet der Provinz war geschichtlich zunächst Teil des sumerischen Reiches und stand dann unter babylonischem Einfluss. Ähnlich dem antiken Griechenland war die Region in Stadtstaaten organisiert, die von Königen geführt wurden und zeitweilig miteinander im Krieg lagen. Schließlich wurde die Region Teil des parthischen Großreiches, das am Euphrates auf das römische Weltreich stieß.

Bereits in der römischen Republik hatte es Bestrebungen gegeben, zum Schutz der Provinz Syria die Parther aus den östlich gelegenenen Gebieten zu vertreiben. Mit der verheerenden römischen Niederlage bei Karrhai 53 v. Chr. wurden diese Pläne jedoch zunächst gestoppt und auch in der Kaiserzeit zunächst nicht weiter aufgegriffen. Erst unter Traian führte ein groß angelegter Feldzug ab 114 n. Chr. in das Gebiet östlich des Euphrat, in dessen Zuge 114 n. Chr. Nisibis (heute Nusaybin) und ein Jahr später Singara erobert werden. Mesopotamia wurde zwar umgehend zur Provinz erklärt, jedoch 117 n. Chr. wieder aufgegeben, nachdem Trajan auf dem Rückweg nach Rom verstarb.

Römische Geschichte

Als Reaktion auf einen parthischen Einmarsch in Syria 161 n. Chr. erfolgte zwei Jahre später ein römischer Gegenschlag, in dessen Zuge unter anderem 164 oder 165 auch Nisibis und Singara wieder eingenommen und mit Legionen belegt wurden. Zu diesem Zeitpunkt gehörte die Region jedoch möglicherweise zum südlich gelegenenen Osrhoene und bildete keine eigene Provinz.

Diese wird erst wieder unter Septimius Severus eingerichtet, der 195 das gesamte Gebiet der unter Trajan eingerichteten Provinz Mesopotamia erneut erobert und einem ritterlichen praefectus mit Sitz in Nisibis unterstellt. Zwei Legionen werden in Resaina (heute Ras al-Ain) und Singara stehen. Auch ein 197 erfolgter parthischer Vorstoß kann die neue Provinz diesmal nicht gefährden. 20 Jahre später standen erneut parthische Truppen vor der Stadt, konnten nach einer unentschiedenen Schlacht jedoch auf diplomatischem Wege unter Zahlung einer erheblichen Summe zum Abzug bewogen werden.

Mit dem Erstarken der Sassaniden in Parthia begann Roms Einfluss zu schwinden und konnte erst in der Zeit des Diokletian wieder hergestellt werden. Kurzzeitig ging Mesopotamia bei einem persischen Einfall an Narses I. verloren, konnte aber zurück erobert und durch den Bau von Militäranlagen sowie die Stationierung einer weiteren Legion in Bezabde gesichert werden.

Unter Iovianus ging schließlich der Ostteil der Provinz verloren, während der Westteil Teil des oströmischen Reiches wurde und erst 640 an die Araber fiel.

Strategische und wirtschaftliche Bedeutung

In der römischen Ostpolitik war es lange umstritten, ob zur Sicherung der Ostgrenze entlange des Euphrates ein starkes Klientelkönigreich jenseits des Flusses oder eine römisch besetzte Provinz besser geeignet wäre. Mit den wechselnden Ansichten wandelte sich auch die Intensität des Militäreinsatzes in der Region, ohne jedoch die strategische Bedeutung des Gebietes dadurch neu zu bewerten. Als Grenzprovinz mit mehreren Legionen Besatzung war Mesopotamia schließlich ähnlich wichtig wie die stark befestigte Rheingrenze in Germania.

Wirtschaftlich spielte zum Einen der Fernhandel eine wichtige Rolle. Die Fernhandelsbeziehungen reichten dabei sogar von der Ostsee bis zum Indusdelta. Die Waren wurden per Schiff oder mit Karawanen ins Land gebracht. Die Karawanen transportierten ihre Handelsware mit Eseln oder Kamelen. Im geringen Umfang wurden auch Pferde und Wagen eingesetzt, was befestigte Straßen voraussetzte.

Zum Anderen waren der Anbau von Gerste und Weizen überraschend ertragreich, obwohl die Felder sogar nur alle zwei Jahre bepflanzt wurden, um den Boden zu schonen. Schon im 3. Jahrtausend erreichten die Ernten das 30fache der Aussaat. Im Laufe der Jahrtausende sanken die Erträge zwar deutlich, weil die Böden durch die Bewässerung und diverse Überflutungen immer salzhaltiger wurden. Trotzdem gab es immer noch Erträge, die bis zum Zehnfachen der Aussaat betrugen, was noch immer über den Erträgen im antiken Griechenland und Rom lang.

Zudem wurden Dattelpalmen, Feigen und Granatäpfel angebaut. Außerdem wurden Schafe und Ziegen gehalten. Ob und in welchem Umfang Schweine und Rinder gehalten wurden, ist umstritten.

Literatur:
Avraham Negev (Hrsg.), Archäologisches Bibellexikon
Wikipedia
Tilmann Bechert, Die Provinzen des römischen Reiches, Mainz, 1999