Mogontiacum: Unterschied zwischen den Versionen

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Mit der Umwandlung des Militärbezirks [[Germania Superior]] in eine reguläre [[:Kategorie:Provinz|Provinz]] unter [[Domitian]] im Jahr 89 n. Chr. wurde Mogontiacum zum Sitz des Statthalters. Dennoch lässt sich erst 297 eine Bezeichnung als ''civitas Mogontiacensium'' nachweisen, die auf Stadtrechte hindeutet. Zuvor wurde die Siedlung vermutlich vom Kommandeur des Lagers beherrscht, obwohl dies nicht ausschließt, dass eine gewisse Selbstverwaltung der Bürgerschaft vorhanden war (jedoch ohne eigenständige Jurisdiktion).
 
Mit der Umwandlung des Militärbezirks [[Germania Superior]] in eine reguläre [[:Kategorie:Provinz|Provinz]] unter [[Domitian]] im Jahr 89 n. Chr. wurde Mogontiacum zum Sitz des Statthalters. Dennoch lässt sich erst 297 eine Bezeichnung als ''civitas Mogontiacensium'' nachweisen, die auf Stadtrechte hindeutet. Zuvor wurde die Siedlung vermutlich vom Kommandeur des Lagers beherrscht, obwohl dies nicht ausschließt, dass eine gewisse Selbstverwaltung der Bürgerschaft vorhanden war (jedoch ohne eigenständige Jurisdiktion).
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=== Das Drusus-Kenotaph ===
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Nach dem Tod des [[Nero Claudius Drusus|Drusus]] während seiner Germanienfeldzüge 9 v. Chr. wurde der Leichnam des Feldherrn in Mogontiacum aufgebahrt, sodass die Truppen Abschied nehmen konnten. Bereits in diesem Jahr beschloss man, ein Ehrenmal für Drusus zu errichten und jährlich eine Gedächtnisfeier für ihn abzuhalten (vermutlich im Oktober). Das Ehrenmal scheint in Form eines Kenotaphs, also eines Scheingrabes gestaltet worden zu sein und stellt das größte Grabmal nördlich der Alpen dar (seine Überreste sind als Drususstein bekannt). Die Feierlichkeiten bestanden aus zwei Teilen:
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Zuerst veranstalteten die Legionen eine ''decursio'', ein Trauerakt, der als Vorbeimarschieren an einem Scheiterhaufen, Grab oder Altar verstanden werden kann. Darauf folgte eine ''supplicatio'' der gallischen Gemeinden (die sich dem Drusus besonders verbunden fühlten). Dafür erschienen vermutlich Vertreter aller 60 gallischen [[Civitas|Civitates]], in deren Namen ein Priester als Vertreter des Provinziallandtags in Lugdunum opferte, woraufhin es den Bürgern möglich war, ein persönliches Opfer darzubringen.
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19 n. Chr. wurden die Feierlichkeiten auf den Drusus' Sohn [[Nero Claudius Germanicus|Germanicus]] erweitert, dem ein marmorner Ehrenbogen, vermutlich mit Tatenbericht und Statue, errichtet wurde. Die Feiern für Germanicus wurden auf dessen Todestag, also den 10. Oktober, gelegt. Auch die römischen Bürger Mogontiacums werden nun als an der Feier beteiligt angesehen.
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Obwohl das Denkmal in den Wirren des Jahres 69 vermutlich zerstört wurde, kann von einer Wiederbelebung des Brauches 70 n. Chr. ausgegangen werden, möglicherweise nun erweitert und beiden Geehrten geweiht. Es kann also seitdem zweimal jährlich von einer Versammlung der gallischen Civitas-Vertreter.
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'''Literatur:''' Bellen, Heinz: ''Politik, Recht, Gesellschaft: Studien zur alten Geschichte'', Stuttgart 1997

Version vom 11. November 2008, 01:03 Uhr

Daten der Stadt
Name:Mogontiacum
Gründung:um 500 v. Chr.
Rechtsform:Vicus
Provinz:Germania Superior
Heutige Stadt:Mainz (Deutschland)

Die ersten dauerhaften Ansiedlungen auf dem Gebiet der heutigen Stadt Mainz stammen aus der Mitte des ersten Jahrtausends v. Chr. und sind keltischen Ursprungs. Im Zuge des Gallischen Krieges erreichten römische Truppen das Gebiet und gaben der Siedlung den Namen Mogontiacum, abgeleitet von der keltischen Gottheit Mogon.

Während der Feldzüge in der augusteischen Zeit errichtete Nero Claudius Drusus im Winter 13/12 v. Chr. ein permanentes Militärlager in der Stadt, das bis zum Bataveraufstand als Doppellegionslager Heimstatt der Legio IV Macedonica und der Legio XXII Primigenia war. Nach der Niederschlagung wurde erstgenannte Legion aufgelöst, die andere verblieb an diesem Standort.

Mit der Umwandlung des Militärbezirks Germania Superior in eine reguläre Provinz unter Domitian im Jahr 89 n. Chr. wurde Mogontiacum zum Sitz des Statthalters. Dennoch lässt sich erst 297 eine Bezeichnung als civitas Mogontiacensium nachweisen, die auf Stadtrechte hindeutet. Zuvor wurde die Siedlung vermutlich vom Kommandeur des Lagers beherrscht, obwohl dies nicht ausschließt, dass eine gewisse Selbstverwaltung der Bürgerschaft vorhanden war (jedoch ohne eigenständige Jurisdiktion).


Das Drusus-Kenotaph

Nach dem Tod des Drusus während seiner Germanienfeldzüge 9 v. Chr. wurde der Leichnam des Feldherrn in Mogontiacum aufgebahrt, sodass die Truppen Abschied nehmen konnten. Bereits in diesem Jahr beschloss man, ein Ehrenmal für Drusus zu errichten und jährlich eine Gedächtnisfeier für ihn abzuhalten (vermutlich im Oktober). Das Ehrenmal scheint in Form eines Kenotaphs, also eines Scheingrabes gestaltet worden zu sein und stellt das größte Grabmal nördlich der Alpen dar (seine Überreste sind als Drususstein bekannt). Die Feierlichkeiten bestanden aus zwei Teilen:

Zuerst veranstalteten die Legionen eine decursio, ein Trauerakt, der als Vorbeimarschieren an einem Scheiterhaufen, Grab oder Altar verstanden werden kann. Darauf folgte eine supplicatio der gallischen Gemeinden (die sich dem Drusus besonders verbunden fühlten). Dafür erschienen vermutlich Vertreter aller 60 gallischen Civitates, in deren Namen ein Priester als Vertreter des Provinziallandtags in Lugdunum opferte, woraufhin es den Bürgern möglich war, ein persönliches Opfer darzubringen.

19 n. Chr. wurden die Feierlichkeiten auf den Drusus' Sohn Germanicus erweitert, dem ein marmorner Ehrenbogen, vermutlich mit Tatenbericht und Statue, errichtet wurde. Die Feiern für Germanicus wurden auf dessen Todestag, also den 10. Oktober, gelegt. Auch die römischen Bürger Mogontiacums werden nun als an der Feier beteiligt angesehen.

Obwohl das Denkmal in den Wirren des Jahres 69 vermutlich zerstört wurde, kann von einer Wiederbelebung des Brauches 70 n. Chr. ausgegangen werden, möglicherweise nun erweitert und beiden Geehrten geweiht. Es kann also seitdem zweimal jährlich von einer Versammlung der gallischen Civitas-Vertreter.


Literatur: Bellen, Heinz: Politik, Recht, Gesellschaft: Studien zur alten Geschichte, Stuttgart 1997