Mogontiacum: Unterschied zwischen den Versionen

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Die ersten dauerhaften Ansiedlungen auf dem Gebiet der heutigen Stadt Mainz stammen aus der Mitte des ersten Jahrtausends v. Chr. und sind keltischen Ursprungs. Im Zuge des [[Gallischer Krieg|Gallischen Krieges]] erreichten römische Truppen das Gebiet und gaben der Siedlung den Namen Mogontiacum, abgeleitet von der keltischen Gottheit Mogon. Als ursprüngliche Bevölkerung werden die Stämme der Aresaker oder Caeracaten angenommen.
 
Die ersten dauerhaften Ansiedlungen auf dem Gebiet der heutigen Stadt Mainz stammen aus der Mitte des ersten Jahrtausends v. Chr. und sind keltischen Ursprungs. Im Zuge des [[Gallischer Krieg|Gallischen Krieges]] erreichten römische Truppen das Gebiet und gaben der Siedlung den Namen Mogontiacum, abgeleitet von der keltischen Gottheit Mogon. Als ursprüngliche Bevölkerung werden die Stämme der Aresaker oder Caeracaten angenommen.
  
Während der Feldzüge in der augusteischen Zeit errichtete [[Nero Claudius Drusus]] im Winter 13/12 v. Chr. ein permanentes Militärlager in der Stadt, das bis zum [[Bataveraufstand]] als Doppellegionslager Heimstatt der [[Legio IV Macedonica]] und der [[Legio XXII Primigenia]] war. Nach der Niederschlagung wurde erstgenannte Legion aufgelöst, die andere verblieb an diesem Standort.
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Während der Feldzüge in der augusteischen Zeit errichtete [[Nero Claudius Drusus]] im Winter 13/12 v. Chr. ein permanentes Militärlager in der Stadt, von dem aus immer wieder militärische Vorstöße nach [[Germania]] erfolgte. Mit bis zu vier [[Legion]]en und zahlreichen [[Auxilia|Hilfstruppeneinheiten]] war die Festung eine der bedeutendsten Militärbasen am [[Rhenus]], wobei sich die Truppen auf verschiedene Lager verteilten (so sind etwa Lager im Zentrum von Mainz, aber auch in Mainz-Weisenau belegt). Zu diesen Besatzungen gehörten in spätaugusteisch-tiberischer Zeit etwa die [[Legio XIV Gemina]] und die [[Legio XVI Gallica]], während unter [[Caligula]] im Zusammenhang mit dem Britannienfeldzug mehrere Belegungswechsel stattfanden, bis ab 43 v. Chr. die [[Legio IV Macedonica]] und die [[Legio XXII Primigenia]] belegt sind.
  
Mit der Umwandlung des Militärbezirks [[Germania Superior]] in eine reguläre [[:Kategorie:Provinz|Provinz]] unter [[Domitian]] im Jahr 89 n. Chr. wurde Mogontiacum zum Sitz des Statthalters. Dennoch lässt sich erst 297 eine Bezeichnung als ''civitas Mogontiacensium'' nachweisen, die auf Stadtrechte hindeutet. Zuvor wurde die Siedlung vermutlich vom Kommandeur des Lagers beherrscht, obwohl dies nicht ausschließt, dass eine gewisse Selbstverwaltung der Bürgerschaft vorhanden war (jedoch ohne eigenständige Jurisdiktion).
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Während des [[Bataveraufstand]]s wurde das Lager und die Siedlung von [[Chatten]], [[Usipeter]]n und [[Mattiaker]]n angegriffen, später zeitweise von den Aufständischen eingenommen, denen sich die Legionen für diesen Zeitraum anschlossen. Schließlich wurden die Legionen [[Legio I Adiutrix|I Adiutrix]] und die [[Legio XIV Gemina|XIV Gemina]], sowie zeitweise die [[Legio XXI Rapax]] in hier stationiert. Da auch der [[Legatus augusti pro praetore]] Antonius 88/89 n. Chr. ebenfalls revoltiert hatte, wurde die Besatzung auf die [[Legio XXII Primigenia]] reduziert, die bis ins 4. Jahrhundert in der Stadt lagerte.
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Mit der Umwandlung des Militärbezirks [[Germania Superior]] in eine reguläre [[:Kategorie:Provinz|Provinz]] unter [[Domitian]] im Jahr 89 n. Chr. wurde Mogontiacum zum Sitz des Statthalters. Trotz dieser Bedeutung ist erst für im Jahr 297 die Bezeichnung ''civitas Mogontiacensium'', der auf Selbstverwaltung hindeutet, 355 schließlich auch der Status eines [[Municipium]] nachweisen. Zuvor stand die Zivilsiedlung trotz ihrer ständig steigenden Bedeutung (vgl. die unten beschriebenen Kultbauten) als ''canabae'' unter der Verwaltung des [[Legatus legionis]] der Besatzung. Allerdings ist zumindest eine Selbstorganisation der ansässigen Bürger in einem ''conventus civium Romanorum'' - wenn auch ohne eigenständige Jurisdiktion - bekannt. Im 4. Jahrhundert war die Stadt schließlich Sitz des ''dux Mogontiacensis'' und Hauptstadt der ''Germania prima''. Um diese Zeit ist außerdem das erste Mal ein Bischof belegt.
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Nach dem Zusammenbruch des [[Limes]] wurde Mogontiacum um 250 wieder zur Grenzstadt, in dessen Rahmen eine erste Ummauerung erfolgte, die vom Legionslager zum Rhein reichte, von [[Julian Apostata|Iulianus]] oder [[Valentinian I.]] jedoch wieder aufgegeben und neu gezogen wurde. Dennoch konnte nicht verhindert werden, dass Germanen die Stadt 368 und 406 plünderten.
  
 
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'''Literatur:''' Bellen, Heinz: ''Politik, Recht, Gesellschaft: Studien zur alten Geschichte'', Stuttgart 1997
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'''Quelle:''' [http://de.wikipedia.org/wiki/Mogontiacum Wikipedia: Mogontiacum]
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Bellen, Heinz: ''Politik, Recht, Gesellschaft: Studien zur alten Geschichte'', Stuttgart 1997.<br>
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Wiegels, Rainer: ''Mogontiacum'', in: DNP.

Version vom 10. Juli 2011, 23:13 Uhr

Daten der Stadt
Name:Mogontiacum
Gründung:um 500 v. Chr.
Rechtsform:Vicus
Provinz:Germania Superior
Heutige Stadt:Mainz (Deutschland)

Die ersten dauerhaften Ansiedlungen auf dem Gebiet der heutigen Stadt Mainz stammen aus der Mitte des ersten Jahrtausends v. Chr. und sind keltischen Ursprungs. Im Zuge des Gallischen Krieges erreichten römische Truppen das Gebiet und gaben der Siedlung den Namen Mogontiacum, abgeleitet von der keltischen Gottheit Mogon. Als ursprüngliche Bevölkerung werden die Stämme der Aresaker oder Caeracaten angenommen.

Während der Feldzüge in der augusteischen Zeit errichtete Nero Claudius Drusus im Winter 13/12 v. Chr. ein permanentes Militärlager in der Stadt, von dem aus immer wieder militärische Vorstöße nach Germania erfolgte. Mit bis zu vier Legionen und zahlreichen Hilfstruppeneinheiten war die Festung eine der bedeutendsten Militärbasen am Rhenus, wobei sich die Truppen auf verschiedene Lager verteilten (so sind etwa Lager im Zentrum von Mainz, aber auch in Mainz-Weisenau belegt). Zu diesen Besatzungen gehörten in spätaugusteisch-tiberischer Zeit etwa die Legio XIV Gemina und die Legio XVI Gallica, während unter Caligula im Zusammenhang mit dem Britannienfeldzug mehrere Belegungswechsel stattfanden, bis ab 43 v. Chr. die Legio IV Macedonica und die Legio XXII Primigenia belegt sind.

Während des Bataveraufstands wurde das Lager und die Siedlung von Chatten, Usipetern und Mattiakern angegriffen, später zeitweise von den Aufständischen eingenommen, denen sich die Legionen für diesen Zeitraum anschlossen. Schließlich wurden die Legionen I Adiutrix und die XIV Gemina, sowie zeitweise die Legio XXI Rapax in hier stationiert. Da auch der Legatus augusti pro praetore Antonius 88/89 n. Chr. ebenfalls revoltiert hatte, wurde die Besatzung auf die Legio XXII Primigenia reduziert, die bis ins 4. Jahrhundert in der Stadt lagerte.


Mit der Umwandlung des Militärbezirks Germania Superior in eine reguläre Provinz unter Domitian im Jahr 89 n. Chr. wurde Mogontiacum zum Sitz des Statthalters. Trotz dieser Bedeutung ist erst für im Jahr 297 die Bezeichnung civitas Mogontiacensium, der auf Selbstverwaltung hindeutet, 355 schließlich auch der Status eines Municipium nachweisen. Zuvor stand die Zivilsiedlung trotz ihrer ständig steigenden Bedeutung (vgl. die unten beschriebenen Kultbauten) als canabae unter der Verwaltung des Legatus legionis der Besatzung. Allerdings ist zumindest eine Selbstorganisation der ansässigen Bürger in einem conventus civium Romanorum - wenn auch ohne eigenständige Jurisdiktion - bekannt. Im 4. Jahrhundert war die Stadt schließlich Sitz des dux Mogontiacensis und Hauptstadt der Germania prima. Um diese Zeit ist außerdem das erste Mal ein Bischof belegt.

Nach dem Zusammenbruch des Limes wurde Mogontiacum um 250 wieder zur Grenzstadt, in dessen Rahmen eine erste Ummauerung erfolgte, die vom Legionslager zum Rhein reichte, von Iulianus oder Valentinian I. jedoch wieder aufgegeben und neu gezogen wurde. Dennoch konnte nicht verhindert werden, dass Germanen die Stadt 368 und 406 plünderten.

Topographie

Es lassen sich heute verschiedene Gebäude der Stadt nachweisen, die teilweise noch erhalten sind. Insgesamt war Mogontiacum vermutlich in mehrere vici unterteilt, von denen das größte zwischen dem Legionslager auf dem Kästrich und dem Rhenus nachgewiesen ist. Darüber hinaus finden sich Spuren von Siedlungen südlich in Mainz-Weisenau, wo bis zum ersten Jahrhundert n. Chr. ebenfalls ein kleines Militärlager mit einem keltisch bevölkerten Handwerkervierteln (v.a. Töpfer) gefunden wurde. Ebenso befand sich auch gegenüber des Siedlungszentrum in Mainz-Kastel ein castrum mattiacorum, um das sich eine kleine Zivilsiedlung bildete.

Ein Aquädukt führte von einer Quelle im heutigen Stadtteil Mainz-Finthen bis zur Südecke des Doppel-Legionslagers auf dem Kästrich. Es verlief zu Beginn unterirdisch, wurde dann zu einer Rinne, um die letzten 3 km als Sandstein-Aquädukt zum Lager zu laufen. Sein Fassungsvermögen wird auf 6000 bis 7000 m³ geschätzt. Man geht weiterhin davon aus, dass diese Wassermengen nicht nur zur Versorgung des Legionslagers dienten, das auch Sammel- und Verteilerbecken aus flavischer Zeit beherbergte, sondern auch teilweise der Stadt zur Verfügung gestellt wurden.

Über den Rhenus führte etwa 30 m nördlich der heutigen Theodor-Heuss-Brücke eine 700 m lange Pfahlrostbrücke, die auf mindestens 18 Pfeilern in einem Abstand von 21 bis 34 m ruhte. Jder dieser Balkenroste hatte eine Fläche von 12 mal 7 m und war an der Strömungsseite mit einem dreieckigen Wellenbrecher versehen. Sie entstand vermutlich um 27 n. Chr..

Zwischen den verschiedenen Siedlungskernen, sowie in Richtung Osten befanden sich verschiedene Gräberfelder. Bei diesen fallen besonders die 3x3m großen Gräber, die jeweils mit einer Einlassung für einen Altar oder Schrein versehen waren, auf.

Iuppitersäule

An der Stelle der heutigen Sömeringstr. 6 wurde vermutlich 59 n. Chr. zu Ehren des Kaisers Nero eine 9,14 m hohe Iuppiter-Säule errichtet. Da er jedoch später der damnatio memoriae verfiel, wurde sein Name getilgt.

Auf dem korinthischen Kapitell stand eine 2 m hohe Bronzefigur des Himmelsgottes, die Basis hingegen war wie ein Altar gestaltet. Im Sockel befand sich außerdem eine Inschrift:

I(ovi) O(ptimo) M(aximo)
pro [sa]l[ute] [ [Nero
nis] ] Clau[d]i Cae
saris Au[g(usti)] Imp(eratoris)
canaba[rii] Pu[bl]ice
P(ublio) Sulpicio Scribonio
Proculo Leg(ato) Aug(usti) p[r(o) P]r(aetore)
cura et impensa
Q(uinti) Iuli Prisci et
Q(uinti) Iuli Aucti

Darunter wurde auf der Gesimsplatte auch der Name der beiden Künster mit dem Satz "[S]amus et Severus Venicari f(ilii) sculpserunt" festgehalten.

Das Drusus-Kenotaph

Nach dem Tod des Drusus während seiner Germanienfeldzüge 9 v. Chr. wurde der Leichnam des Feldherrn in Mogontiacum aufgebahrt, sodass die Truppen Abschied nehmen konnten. Bereits in diesem Jahr beschloss man, ein Ehrenmal für Drusus zu errichten und jährlich eine Gedächtnisfeier für ihn abzuhalten (vermutlich im Oktober). Das Ehrenmal scheint in Form eines 4 m hohen Kenotaphs, also eines Scheingrabes gestaltet worden zu sein und stellt das größte Grabmal nördlich der Alpen dar (seine Überreste sind als Drususstein bekannt). Die dort stattfindenden Feierlichkeiten bestanden aus zwei Teilen:

Zuerst veranstalteten die Legionen eine decursio militum, ein Trauerakt, der als Vorbeimarschieren an einem Scheiterhaufen, Grab oder Altar verstanden werden kann. Darauf folgte eine supplicatio der gallischen Gemeinden (die sich dem Drusus besonders verbunden fühlten). Dafür erschienen vermutlich Vertreter aller 60 gallischen Civitates, in deren Namen ein Priester als Vertreter des Provinziallandtags in Lugdunum den Manes des Drusus opferte, woraufhin es den Bürgern möglich war, ein persönliches Opfer darzubringen.

19 n. Chr. wurden die Feierlichkeiten auf den Drusus' Sohn Germanicus erweitert, dem ein marmorner Ehrenbogen, vermutlich mit Tatenbericht und Statue, errichtet wurde. Die Feiern für Germanicus wurden auf dessen Todestag, also den 10. Oktober, gelegt. Auch die römischen Bürger Mogontiacums werden nun als an der Feier beteiligt angesehen.

Obwohl das Denkmal in den Wirren des Jahres 69 vermutlich zerstört wurde, kann von einer Wiederbelebung des Brauches 70 n. Chr. ausgegangen werden, möglicherweise nun erweitert und beiden Geehrten geweiht. Es kann also seitdem zweimal jährlich von einer Versammlung der gallischen Civitas-Vertreter ausgegangen werden.

In den Rahmen dieser Feierlichkeiten ist vermutlich auch das Theater einzuordnen, das bei der heute gleichnamigen S-Bahn-Station entdeckt wurde. Es handelt sich mit einem Durchmesser von 116,25 m und einer Bühne von 41,25 m um das größte derartige Theater nördlich der Alpen, weshalb von einer Einbindung in die Festspiele ausgegangen wird. Bei Sueton findet es um 39 n.Chr. auch literarische Erwähnung.


Aus dem dritten Jahrhundert n. Chr. ist außerdem der Dativius-Victor-Bogen erhalten, der wohl aus Überresten anderer Monumente zusammengebaut wurde und mit 6,5 m Höhe und einer Breite von 4,5 m ebenfalls beachtliche Ausmaße besitzt.


Quelle: Wikipedia: Mogontiacum

Literatur:
Bellen, Heinz: Politik, Recht, Gesellschaft: Studien zur alten Geschichte, Stuttgart 1997.
Wiegels, Rainer: Mogontiacum, in: DNP.