Mogontiacum

Aus Theoria Romana
Version vom 19. Februar 2009, 17:52 Uhr von Manius Tiberius Durus (Diskussion | Beiträge) (Topographie + Kleinigkeiten)
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Daten der Stadt
Name:Mogontiacum
Gründung:um 500 v. Chr.
Rechtsform:Vicus
Provinz:Germania Superior
Heutige Stadt:Mainz (Deutschland)

Die ersten dauerhaften Ansiedlungen auf dem Gebiet der heutigen Stadt Mainz stammen aus der Mitte des ersten Jahrtausends v. Chr. und sind keltischen Ursprungs. Im Zuge des Gallischen Krieges erreichten römische Truppen das Gebiet und gaben der Siedlung den Namen Mogontiacum, abgeleitet von der keltischen Gottheit Mogon. Als ursprüngliche Bevölkerung werden die Stämme der Aresaker oder Caeracaten angenommen.

Während der Feldzüge in der augusteischen Zeit errichtete Nero Claudius Drusus im Winter 13/12 v. Chr. ein permanentes Militärlager in der Stadt, das bis zum Bataveraufstand als Doppellegionslager Heimstatt der Legio IV Macedonica und der Legio XXII Primigenia war. Nach der Niederschlagung wurde erstgenannte Legion aufgelöst, die andere verblieb an diesem Standort.

Mit der Umwandlung des Militärbezirks Germania Superior in eine reguläre Provinz unter Domitian im Jahr 89 n. Chr. wurde Mogontiacum zum Sitz des Statthalters. Dennoch lässt sich erst 297 eine Bezeichnung als civitas Mogontiacensium nachweisen, die auf Stadtrechte hindeutet. Zuvor wurde die Siedlung vermutlich vom Kommandeur des Lagers beherrscht, obwohl dies nicht ausschließt, dass eine gewisse Selbstverwaltung der Bürgerschaft vorhanden war (jedoch ohne eigenständige Jurisdiktion).

Topographie

Es lassen sich heute verschiedene Gebäude der Stadt nachweisen, die teilweise noch erhalten sind. Insgesamt war Mogontiacum vermutlich in mehrere vici unterteilt, von denen das größte zwischen dem Legionslager auf dem Kästrich und dem Rhenus nachgewiesen ist. Darüber hinaus finden sich Spuren von Siedlungen südlich in Mainz-Weisenau, wo bis zum ersten Jahrhundert n. Chr. ebenfalls ein kleines Militärlager mit einem keltisch bevölkerten Handwerkervierteln (v.a. Töpfer) gefunden wurde. Ebenso befand sich auch gegenüber des Siedlungszentrum in Mainz-Kastel ein castrum mattiacorum, um das sich eine kleine Zivilsiedlung bildete.

Ein Aquädukt führte von einer Quelle im heutigen Stadtteil Mainz-Finthen bis zur Südecke des Doppel-Legionslagers auf dem Kästrich. Es verlief zu Beginn unterirdisch, wurde dann zu einer Rinne, um die letzten 3 km als Sandstein-Aquädukt zum Lager zu laufen. Sein Fassungsvermögen wird auf 6000 bis 7000 m³ geschätzt. Man geht weiterhin davon aus, dass diese Wassermengen nicht nur zur Versorgung des Legionslagers dienten, das auch Sammel- und Verteilerbecken aus flavischer Zeit beherbergte, sondern auch teilweise der Stadt zur Verfügung gestellt wurden.

Über den Rhenus führte etwa 30 m nördlich der heutigen Theodor-Heuss-Brücke eine 700 m lange Pfahlrostbrücke, die auf mindestens 18 Pfeilern in einem Abstand von 21 bis 34 m ruhte. Jder dieser Balkenroste hatte eine Fläche von 12 mal 7 m und war an der Strömungsseite mit einem dreieckigen Wellenbrecher versehen. Sie entstand vermutlich um 27 n. Chr..

Zwischen den verschiedenen Siedlungskernen, sowie in Richtung Osten befanden sich verschiedene Gräberfelder. Bei diesen fallen besonders die 3x3m großen Gräber, die jeweils mit einer Einlassung für einen Altar oder Schrein versehen waren, auf.

Iuppitersäule

An der Stelle der heutigen Sömeringstr. 6 wurde vermutlich 59 n. Chr. zu Ehren des Kaisers Nero eine 9,14 m hohe Iuppiter-Säule errichtet. Da er jedoch später der damnatio memoriae verfiel, wurde sein Name getilgt.

Auf dem korinthischen Kapitell stand eine 2 m hohe Bronzefigur des Himmelsgottes, die Basis hingegen war wie ein Altar gestaltet. Im Sockel befand sich außerdem eine Inschrift:

I(ovi) O(ptimo) M(aximo)
pro [sa]l[ute] [ [Nero
nis] ] Clau[d]i Cae
saris Au[g(usti)] Imp(eratoris)
canaba[rii] Pu[bl]ice
P(ublio) Sulpicio Scribonio
Proculo Leg(ato) Aug(usti) p[r(o) P]r(aetore)
cura et impensa
Q(uinti) Iuli Prisci et
Q(uinti) Iuli Aucti

Darunter wurde auf der Gesimsplatte auch der Name der beiden Künster mit dem Satz "[S]amus et Severus Venicari f(ilii) sculpserunt" festgehalten.

Das Drusus-Kenotaph

Nach dem Tod des Drusus während seiner Germanienfeldzüge 9 v. Chr. wurde der Leichnam des Feldherrn in Mogontiacum aufgebahrt, sodass die Truppen Abschied nehmen konnten. Bereits in diesem Jahr beschloss man, ein Ehrenmal für Drusus zu errichten und jährlich eine Gedächtnisfeier für ihn abzuhalten (vermutlich im Oktober). Das Ehrenmal scheint in Form eines 4 m hohen Kenotaphs, also eines Scheingrabes gestaltet worden zu sein und stellt das größte Grabmal nördlich der Alpen dar (seine Überreste sind als Drususstein bekannt). Die dort stattfindenden Feierlichkeiten bestanden aus zwei Teilen:

Zuerst veranstalteten die Legionen eine decursio militum, ein Trauerakt, der als Vorbeimarschieren an einem Scheiterhaufen, Grab oder Altar verstanden werden kann. Darauf folgte eine supplicatio der gallischen Gemeinden (die sich dem Drusus besonders verbunden fühlten). Dafür erschienen vermutlich Vertreter aller 60 gallischen Civitates, in deren Namen ein Priester als Vertreter des Provinziallandtags in Lugdunum den Manes des Drusus opferte, woraufhin es den Bürgern möglich war, ein persönliches Opfer darzubringen.

19 n. Chr. wurden die Feierlichkeiten auf den Drusus' Sohn Germanicus erweitert, dem ein marmorner Ehrenbogen, vermutlich mit Tatenbericht und Statue, errichtet wurde. Die Feiern für Germanicus wurden auf dessen Todestag, also den 10. Oktober, gelegt. Auch die römischen Bürger Mogontiacums werden nun als an der Feier beteiligt angesehen.

Obwohl das Denkmal in den Wirren des Jahres 69 vermutlich zerstört wurde, kann von einer Wiederbelebung des Brauches 70 n. Chr. ausgegangen werden, möglicherweise nun erweitert und beiden Geehrten geweiht. Es kann also seitdem zweimal jährlich von einer Versammlung der gallischen Civitas-Vertreter ausgegangen werden.

In den Rahmen dieser Feierlichkeiten ist vermutlich auch das Theater einzuordnen, das bei der heute gleichnamigen S-Bahn-Station entdeckt wurde. Es handelt sich mit einem Durchmesser von 116,25 m und einer Bühne von 41,25 m um das größte derartige Theater nördlich der Alpen, weshalb von einer Einbindung in die Festspiele ausgegangen wird. Bei Sueton findet es um 39 n.Chr. auch literarische Erwähnung.


Aus dem dritten Jahrhundert n. Chr. ist außerdem der Dativius-Victor-Bogen erhalten, der wohl aus Überresten anderer Monumente zusammengebaut wurde und mit 6,5 m Höhe und einer Breite von 4,5 m ebenfalls beachtliche Ausmaße besitzt.


Literatur: Bellen, Heinz: Politik, Recht, Gesellschaft: Studien zur alten Geschichte, Stuttgart 1997