Roma

Aus Theoria Romana
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Mit Dea Roma (grch. Tyche Romaion) bezeichnete man die vergöttlichte Stadt Rom. Die Personifikation und der Kult wurden weder von den Stadtbewohnern erfunden, noch entsprang die Idee dem religiösen Bedürfnis der Römer. Vielmehr entstand beides im Zuge der Eroberung Griechenlands.

Die Hellenen drückten damit ihre Huldigung gegenüber der römischen Staatsmacht aus und kleideten ihre Lobeshymnen für die neuen Herren im Land in ein religiöses Gewand. Der Romakult lässt sich damit bis in das 2.Jh.v.Chr. zurückverfolgen, als die Beziehungen zwischen den beiden Kulturkreisen enger wurden. Einen Ausschlag dürfte auch der römische Sieg im 2. Punischen Krieg gegeben haben. So rühmten sich die Einwohner von Smyrna in Kleinasien noch in der frühen Kaiserzeit, als erste Stadt der Provinz der Dea Roma einen Tempel errichtet zu haben (vermutlich 195 v.Chr.).

Andere Städte Kleinasiens folgten diesem Beispiel sehr rasch. Schon 191 v.Chr. lobten die Chalkidier neben Zeus und Fides auch der Dea Roma, da Titus Flamininus sie vor einer Racheaktion des Konsuls Manlius Acilius Glabrio gerettet hatte. Auch später wurden Magistrate manchmal mittels des Romakultes geehrt.

Der Romakult kann als Pendant zum hellenistischen Herrscherkult gesehen werden, der durch seine lockere Form (nicht auf eine lebende Person bezogen) auch in Städten mit freier Staatsverfassung ausgeübt werden konnte. Aufgrund dieser Nichtstrenge wurden dem Kult schon früh öffentliche Spiele beigegeben.

Octavian knüpfte 29 v.Chr. an diese Traditionen an und erlaubte den kleinasiatischen Städten den Kaiserkult in dieser Form. Die römischen Bürger mussten sich hingegen mit einer abgespeckten Version begnügen, da Octavian nichts von einer direkten Anbetung seiner Person durch Mitbürger hielt. Sie verehrten die Dea Roma und den Divus Iulius.

In den westlichen Provinzen war diese Form der Anbetung unbekannt und wurde dadurch in verzerrter Form übernommen. 12 v.Chr. liess Kaiser Augustus die gemeinsame kultische Verehrung von Kaiser und Roma zu, als er in Lugdunum das Heiligtum der drei Gallischen Provinzen stiftete.

Dennoch blieb der Romakult problematisch und sie wurde die nächsten hundert Jahre nicht wirklich unter die "wahren" Götter gereiht. Erst Kaiser Hadrian liess sie am 21. April 121 n.Chr. in die Riege der Staatsgötter eingliedern, indem er ihr und der Venus einen Doppeltempel auf der Velia (Anhöhe zwischen Forum Romanum und Kolosseum in Rom) errichten liess.

Im selben Atemzug erhielt Dea Roma mit den Duodecimviri Urbis Romae ein eigenes Priesterkollegium von 12 Personen und jährliche Spiele. In dieser Form hielt sich der Kult bis in die Spätantike und wurde erst mit der Gründung von Konstantinopel durch die Tyche des "neuen Roms" verdrängt.

Rein äusserlich dachte man sich die Dea Roma in zwei verschiedenen Versionen. Die erste - als Amazonentyp bezeichnet - erschien in kurzem Gewand (vgl. Diana) in kriegerischer Aufmachung; die zweite - Pallas-Polias-Typ genannt - zeigte sich friedlich in langem Gewand (vgl. Minerva). Seit der Aufnahme in die Reihen der Staatsgötter unter Hadrian wurde ausschliesslich der zweite Typus verwendet.

Roma war vor allem auf Münzen ein beliebtes Motiv, das besonders in republikanischer Zeit gerne verwendet wurde. Quinare und Denare trugen so entweder behelmte oder lose Romaköpfe als Standardbilder. Dea Roma als ganze Person taucht erst in späterer Zeit auf.