Serapis-Isis-Religion

Aus Theoria Romana
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Der Kult um Isis und Serapis (oder auch Sarapis) war eine Synthese aus griechischen und ägyptischen Elementen. In hellenistischer Zeit haben die eingewanderten Griechen ihre religiösen Vorstellungen auf ägyptische Götter übertragen. Aus der Verschmelzung des Ägypters Serapis mit dem Griechen Zeus, der Isis mit Demeter und des Harpokrates mit Eros war eine neue Religion entstanden.

Als die ägyptische und griechische Kultur, durch die Eroberung Ägyptens durch Alexander den Großen und die Herrschaft der Ptolemäer, so nah, häufig und andauernd aufeinander trafen erwies sich die griechische Kultur als die prägendere und so strahlte die hellenistische Minderheit massiv auf die ägyptische Bevölkerung aus. Im 2. Jhr. v. Chr. führte man die Kultur und Kulte der Griechen von ägyptischer Seite schließlich auf ägyptische Quellen zurück. Spätestens hier war die Synthese geschehen. Auf der anderen Seite wendeten griechischen Philosophen ihre Deutungen auf ägyptische Mythen, Riten und Kosmologien an.

Das Zentrum der Entstehung dieser neuen Religion war Alexandria. Diese Stadt war Hafenstadt, kulturelles Zentrum der römisch-griechischen Einwanderer und Drehscheibe Ägyptens zur restlichen Welt des Mittelmeers zugleich. So wundert es nicht, dass sie gleichzeitig ein Schmelztiegel für religiöse Vorstellungen war. Die Vorstellungen der Götter hatten dort unpräzise und flüchtig. Man konnte sie mit den verschiedensten Namen anrufen und gemeint war doch die gleiche Gestalt.

Beschreibungen der Götter

So war Serapis identisch mit Zeus, aber auch fast allen anderen griechischen Göttern und dem jüdischen Jahwe. Betont waren dabei besonders Pluton, Poseidon, Asklepios und Helios, ebenso wie die ägyptischen Osiris und Apis. Ein weiterer sehr wichtiger Name waren Aion, Gott der Ewigkeit, der Eine, wohinter sich der unerkennbare und unbenennbare Allgott (der Ägypter) verbarg. Er verbreitete sich nicht so schnell, da die Ägypter gegenüber seinem griechischen Aussehen skeptisch waren und andere Völker die politische Verbindung zu den Ptolemäern schreckte, welche aber mit deren Sturz wegfiel.

Ähnlich verhielt es sich mit Isis. Sie identisch mit der Liebesgöttin Aphrodite, genauso wie mit der jungfräulichen Artemis, der Herrin der Unterwelt Kore-Persephone, der Getreidespenderin Demeter, der Herrin des Meeres Pelagia und fast allen anderen griechischen Göttinnen. Sie war ebenfalls die „Retterin“, Göttin der Gerechtigkeit und Schützerin der Witwen und Waisen, Herrin des Schicksals und des Nils. Isis offenbarte sich in Priesterinnen und galt als Bringerin der Kultur und gütige Mutter. So wurde sie schnell sehr beliebt bei den Griechen.

Harpokrates, Sohn der Isis und des Serapis war identisch mit dem griechischen Apollon und Eros, aber auch dem ägyptischen Horos und wurde so ebenfalls schnell beliebt. Ebenfalls war er Herr des Brotes und der Frucht. Er wurde sehr oft als Terrakottafigur angefertigt und es sind noch heute viele magisch-religiöse Papyri mit Hymnen und Gebete um seinen Kult erhalten.

Ausbreitung und Entwicklung

Da der Kult mit dem Sturz der Ptolemäer den Kult schließlich völlig unpolitisch machte, breitete er sich rasch über das Mittelmeer aus. Da es, anders als in der ägyptischen Zeit, nun jedem frei stand sich der Religion anzuschließen war diese sehr individualistisch Geprägt. Wichtig ist es zu bemerken, dass auch die Idee der Allgottheit mit exportiert wurde, Serapis war mehr als nur eine andere Identität Zeus-Iuppiters, er war unbegrenzter, er war mehr.

In der römischen Kaiserzeit hatte man das Schicksal aus der Sicht ägyptischer Mythologie interpretiert. Dies bedeutete, dass alles was den Menschen passiert und sie empfinden eine Variation dessen ist was einst die Götter in einer mystischen Vorzeit bereits geschehen war und sie erfahren hatten.

Um 120 hatte Plutarch den Isiskult mittels der Philosophie Platons interpretiert. Diesen Ansatz übernahm 160/170 Apuleius. Allerdings konnten sich diese Ansätze nicht durchsetzen und so blieb die Religion der Gedankenwelt ihres Ursprungslandes verhaftet und die Priesterschaft vertiefte sich immer mehr in Spekulationen, welche sich später als unfruchtbar herausstellen sollten. Wohl deswegen war auch diese Religion dem Christentum auf seinem Siegeszug später unterlegen.

Götterbilder

„O du Gott, der du mir so deutlich sichtbar warst, tritt ein in die Stadt, welche ich dir gegründet habe, und in den von mir errichteten Tempel.“
— M. Totti, Texte 66 – Alexander der Große zu Serapis

Sowohl für die Griechen, als auch für die Ägypter war eine bildliche Darstellung des zu verehrenden Gottes sehr wichtig, die Abstraktion von Gottesbildern war nur in kleinen Kreisen in der Elite üblich. Diese Darstellung geschah in der Regel durch Statuen, natürlich war man sich gewiss, dass es sich bei diesen um von Menschenhand gefertigte Kunstwerke handelt. Erst durch eine spezielle Weihung, wurden sie zu einem belebten sakralen Gegenstand. Diese Weihung bestand aus der Rezitation magisch-religiöser Texte in Kombination mit einem ägyptischen Mundöffnungsritual.

Bei manchen Gelegenheiten wurden Bildnisse der Götter aus den Tempeln oder Wohnungen ins Freie gestellt und dort präsentiert. Ein besonderes Ereignis war es wohl, wenn heiliges Wasser der Gemeinde präsentiert wurde. Lieder sind über diese Dinge heute nicht viele Informationen erhalten.

Serapeion zu Alexandria

„Das Serapeum ist durch weitere Säulenhallen und atmende Statuen und die Fülle der übrigen Kunstwerke so geschmückt, dass nächst dem Kapitol, mit dem das verehrungswürdige Rom sich ins Ewige erhebt, der ganze Erdkreis nichts Anspruchsvolleres und Großartigeres erblickt.“Ammianus Marcellinus, XXII 16,12

Das Serapeion (oder auch Sarapeion oder Sarapeum oder Serapeum) in Alexandria war das Zentrum des Kultes in der gesamten griechischen Welt, wenn nicht allgemein in der gesamten Welt. Es ist nicht klar ob der Tempel erst durch die Ptolemäer angelegt wurde oder bereits früher. Klar ist jedoch, dass er immer schrittweise erweitert wurde, selbst unter der Herrschaft der Römer in Ägypten, was für die andauernde und steigende Bedeutung des Tempels und des gesamten Kults spricht. Viele Zeitgenossen nahmen es als Wunder war und ein beliebtes Pilgerziel war. Ebenfalls befand sich hier die zweitgrößte Bibliothek in Alexandria und ein Nielometer. Der Kirchenhistoriker Rufin beschreibt das Serapeion in Alexandrien sehr genau:

„Die Anlage war nicht von Natur, sondern von Hand durch Bauten hundert oder mehr Schritte in die Höhe getürmt und von jeder Seite durch riesige, quadratische Höfe in die Länge gezogen. Der ganze Unterbau, durch den man die Höhe des gepflasterten Fußbodens erreichte, war aus gewölbten Bogen konstruiert; dort waren heilige Räume voneinander abgetrennt und dienten zu verschiedenen Zeremonien und geheimen Kultakten. Auf dem oberen Niveau erstreckten sich über den ganzen Raum in seinem vollen Umfang hin offene Hallen und Räume für die Pastophoren und hochaufragende Häuser, in welchen sich die Tempelpriester oder die (Initianden) aufhielten, welche sie ‚Sich-Erhaltende‘ nannte, das heißt, ‚die rein und keusch leben‘. Dann kamen weitere innen ringsum laufende Säulenhallen mit jeweils vier Säulenreihen. In der Mitte des ganzen Bezirks war der Tempel, erbaut mit kostbaren Säulen und in der ganzen Breite großzügig mit Marmorsteinen verkleidet. Innen befand sich das Götterbild des Serapis; er war so massig, dass er mit der Rechten die eine, mit der Linken die andere Wand berührte. Man erzählte, dass dieses monströse Gebilde aus allen Sorten von Metallen und Hölzern zusammengesetzt sei. Die inneren Wände des Tempels waren zunächst mit Goldplatten bekleidet; über ihnen waren Silberplatten, und zuletzt Bronzeplatten, welche die wertvolleren Metalle Schützten.“ — Rufin, Hist. Eccles. XI 23

Theatralische Zeremonien um Helios-Serapis

Die Berühmteste Zeremonie des Kultes war sicherlich die die anschauliche Darstellung wie der Sonnengott Helios in die Serapis-Statue Einzug hält. Rufin berichtet über das Ereignis im Serapeion zu Alexandria:

„Es waren dort künstlich und mit List einige Vorrichtungen getroffen, die zum Staunen der Anwesenden führten: Ein kleines Fenster war nach Osten zu so angebracht, dass an dem Tag, an welchem nach dem Brauch die Statue des Sonnengottes zur Begrüßung des Serapis hineingebracht wurde, ein Sonnenstrahl durch eben dieses Fenster fallend (wenn man den Zeitpunkt richtig wählte)Mund und Lippen des Serapis beleuchtete, so dass es aussah, als ob Serapis vom Sonnengott geküsst wurde, wobei das Volk zusah“ — Rufin, Hist. Eccles. XI 23

Eine weitere beeindruckende Zeremonie hatte ebenfalls mit dem Sonnengott Helios zu tun. Man trug eine kleine Statue aus Eisen in den Tempel und platzierte sie unter einen genau berechneten Magneten. Die Statue erhob sich in die Luft und die Priester riefen:

„Helios hat sich erhoben, um sich von Serapis zu verabschieden und wieder nachhause zu gehen.“ — Rufin, Hist. Eccles. XI 23

Die morgendliche Öffnung des Tempels

Die morgendliche Öffnung des Tempels war mit einem feierlichen Ritus verbunden. Apuleius beschreibt (Met. XI 20,3-5) das ein Priester das heilige Wasser (Osiris) aus dem Tempel holt, was an den Wasser-Such-und-Find-Kult der Isis erinnert, wobei das Wasser hierbei aus kultischer Sicht immer als Nilwasser galt. Prophyrios beschreibt jedoch eine komplexere Zeremonie bei der auch Feuer eine Rolle spielt:

„Sie verehren Feuer und Wasser am meisten unter den Elementen, da diese am meisten Ursache für unsere Rettung sind, und zeigen sie in den Heiligtümern, so wie ja auch jetzt noch der Kult bei der Öffnung des Tempels des heiligen Serapis ausgeführt wird: Der Sängerpriester gießt das Wasser aus und lässt das Feuer sehen, wenn er an der Tempelschwelle stehend den Gott in ägyptischer Sprache erweckt.“ — Prophyrios, De abstinentia IV 9

Der tägliche Dienst im Tempel

Vermutlich wurden den Göttern jede Tagesstunde eine andere Hymne und ein Opfer dargebracht, zwölf Stunden am Tag galten dabei als Tagesstunden. Vermutlich gab es auch spezielle Hymnen für die zwölf Nachtstunden.

Weitere Serapeien

Weitere große Serapeien wurden in Memphis, Pergamon und Pompei gefunden.

Feste

Prozessionen zum rituellen Suchen und Finden

„In den Zeremonien gilt das Nachgeahmte ebenso viel wie das Wirkliche.“ — Servius zu Aeneis, II, 116

Die Prozessionen zu ehren der Isis, wenn sie uns heute auch seltsam erscheinen, haben ihre Zeitgenossen wohl ziemlich beeindruckt. Zwar gab es verschiedene Formen, der eigentliche Inhalt blieb jedoch immer der gleiche. Isis suchte den toten Osiris und fand ihm in Wasser, womit dieser gerettet wurde. Ovid berichtet das die Anhänger des Kultes „konnten gar nicht genug daran tun, Osiris zu suchen“ (Ovid, Met. IX 693). Plutarch berichtet über eine Zeremonie im Herbst (13. - 16. November), welche vier(?) Tage lang symbolisch die Suche und Trauer der Isis ausdrückt, aber mit erhebendem Geschrei beim Fund des Osiris endet (Plutarch, De Iside 39). Diese Zeremonie fand in Alexandria statt, als Symbol für den Fund des Osiris galt das Wunder das man aus dem Mittelmeer trinkbares Süßwasser schöpfen konnte, was aber wohl aber eigentlich noch Wasser des Nils war. Anschließend rief man rituell freudig: „Wir haben gefunden, wir sind alle zusammen froh!“ (Seneca, Apocolocynthosis 13). Andererorts nutze man andere Flüsse und im Inland pilgerte man zu anderen Serapien mit besonderen Götterbilder. Wie bereits erwähnt beeindruckte diese Zeremonie die Mitmenschen sehr so schildert Clemens von Alexandria: „Die Ägypter befolgen ihre eigenen Philosophie, dies zeigt sich besonders an ihrem würdigen, heiligen Gottesdienst.“ (Clemens von Alexandria, Strom. 4,1-37). Ebenso berichtet er genauer über die Prozession, welche ein Großereignis war:

„Als erster schreitet der ‚Sänger‘ einher … Nach dem ‚Sänger‘ kommt der ‚Beobachter der Stunden‘, er hält in der Hand eine Uhr und einen Palmenzweig als Symbole der Sternenkunde … Dann tritt der ‚heilige Schreiber‘ hervor; er trägt die Feder auf dem Kopf und in den Händen ein Buch und ein Korb, in welchem ein Tintenfass und ein Schilfgriffel ist … Dann folgt den Genannten der ‚Kleiderwärter‘; er trägt die Elle der Gerechtigkeit und die Schale zur Weinspende … Zuletzt tritt der ‚Sprecher der Gotteswortes‘ hervor und hält allen Sichtbar den Wasserkrug in seinem Schoß [mit dem das Süßwasser aus dem Meer geschöpft wird]; ihm folgen die Männer, welche das Brot zur Verteilung [an Bedürftige] tragen.“ — Clemens von Alexandria, Strom. 4,1-37

Diese Prozessionen waren recht bald im gesamten Mittelmeerraum verbreitet und sind selbst im 5. Jahrhundert sind sie noch in Italien belegt (Namatianus, I 373-376).

Prozessionen zum Navigium Isidis

Appuleius schildert(Met. XI 8-17) ein Frühlingsfest, bei dem die Anhänger der Isis die Eröffnung der Periode der Schifffahrt mittels einer Prozession begehen. Es trägt den lateinischen Namen Navigium Isidis, was übersetzt „Ausfahrt der Isis“ bedeutet. Appuleius schildert es falle auf auf den ersten Vollmondtag des Monats in dem die Sonne im Zeichen des Widders stehe, so variiert der Festtag nach einem lunisolarem System. Später wurde der Festtag im römischen Kalender auf den 5. März festgelegt. Wer an diesem Tag das Schiff schmücken, ausstatten und kommandieren durfte, dem wurde eine große Ehre und spezielles Gedenken zu Teil. Die Bezeichnung für diese Person war „Herr des Schiffes“, dieser konnte aber auch eine Frau sein, entsprechend variierte dann die Bezeichnung.

Freudenfeste

Der Kult kannte zwei freudige Feste: Hilaria („Fröhliche Zeremonie“) und Charmosyna („Freudenfest). Bei beiden Festen war der Grund der Freude das Finden des Osiris durch Isis. Teil dieser Feste waren Auferstehungsrituale und wilde Tänze. Es sind auch Lampenfeste zur Geburt des Harpokrates oder zum Gedenken an die nächtliche Umfahrt des Osiris bekannt.

Einweihungsriten

Der Kult kannte Einweihungsriten, stand damit also nah bei den Mysterienkulten, bei denen Teile des Göttermythos nachgespielt worden sind. Dies war sehr kostspielig, war aber aufgrund des Reichtums Alexandrias möglich. Noch heute sind zwei solcher Riten erhalten („Pariser Unsterblichkeitsliturgie“ und „Leidener Kosmogonie“). In anderen Städten, wird es ähnliche, wenn wohl nicht gleiche, Zeremonien gegeben haben.

Einweihungszeremonien

Die Einweihungszeremonien des Kultes wurden „Mysterion“ bezeichnet. Diese Bezeichnung darf man nicht mit dem heutigen Begriff Mysterium verbinden, denn das „Mysterion“ hatte nichts geheimnisvolles und man erlangte dadurch keine höhere Stufte der Religion. Der Begriff bezeichnete vielmehr die Zeremonie selbst, aber auch die Mittel welche dazu verwendet werden, wie die Räume, Gebete, Salben und so weiter. Durch das „Mysterion“ ist man kein „Myste“ geworden.

Kleidung

Allen Verehrer, Eingeweihten oder Priester waren Wollkleider untersagt, vielmehr trugen sie Kleidung aus Leinen, im Falle großen Reichtums war auch Seide möglich. Plutarch (57,77) und Apuleius (Met. XI 24,2) berichtet das der Leinen in helle, bunte Farben hatte. Toten wurde jedoch weißes Leinen angelegt. Auf dem Gewandt der Priester waren Götter mir verschiedenen Tieren abgebildet.

Frisur

Priester rasierten sich ihren Schädel kahl. Knaben, welche Mitglied werden wollten ließen sich eine über das rechte Ohr wachsen.

Die „Sich-rein-Haltenden“

Vor der Einweihung in die Gruppe der „Sich-rein-Haltenden“ gab es eine Vorbereitungszeit, welche die Initianden in speziellen Wohnungen im Serapistempel zu Alexandria verbrachten. Man nannte sie die „Sich-Enthaltenden“. Den Träumen, auch Wachträumen, dieser Personen wurde eine besondere Bedeutung zugemessen. Ein weiterer Teil der Initiation waren rituelle Tauchbäder.

Prüfungsaufgaben

Wie bei allen Mysterienkulten hatten die Anwärter vor der Aufnahme auch hier Prüfungen und Aufgaben zu bestehen. Diese schlagen sich in diversen schriftlichen Zeugnissen nieder. Eine recht interessante Textstelle hierzu ist:

„Du bist ein üppig lebender junger Mann und hast doch die Hacke in die Hand genommen; du hast gegraben,; du warst bereits, Mühe auf dich zu nehmen. Bei solcher Gelegenheit zeigt sich am besten, ob einer ein rechter Mann ist, wenn ein Reicher es fertig bringt, sich einem Armen gleich zu stellen; denn so einer wird auch die Umschwünge des Glücks mit Fassung ertragen. Du hast einen ausreichenden Beweis für deinen Charakter gegeben.“Menanders Syskolos 765-770

Wenn eine Aufgabe dem Initianden Probleme bereitete oder er zweifelte trat ihm ein bereits Initiierter zur Seite und sprach „Sei getrost!“, „Sei guten Muts!“ oder „Habe keine Furcht!“. Es gibt eine Beschreibung einer solchen Zeremonie. Leider ist nicht überliefert zu welcher konkreten Gottheit diese gehört:

„In einer Nacht wird eine Figur rücklings liegend auf ein bett gelegt und im Wechselgesang beklagt. Wenn sie sich dann an den gespielten Totenklagen ersättigt haben, wird ein Licht hereingebracht. Dann selbst der Priester das Mundinnere all derer, die geweint hatten, und nach der Salbung summt er in leisem Murmeln: ‚Seid getrost, ihr Mystem, der Gott ist gerettet; auch für uns wird es nach den Mühen Rettung geben.‘“Firmicus Maternus, De errore profanarum religionum 22

Vermutlich handelt es sich um eine nachgespielte Totenklagen der Isis für Osiris.

Übergang in die Gruppe der Erwachsenen

Der Übergangsritus ins Erwachsenenalter wurde durch ein Festessen gefeiert, zu welchem nach damaliger Vorstellung Serapis selbst einlud. Der Text von solchen Einladungen ist bis heute erhalten und lautet:

„Der Gott ruft dich zum ‚Liegebett‘ [Kline], welches morgens von der neunten Stunde an im Theoeris-Tempel stattfinden wird.“ — M. Totti, Texte 48

Auf der Feier selbst stellte man sich vor das Serapis persönlich anwesend sei und mit ihnen gemeinsam speiste, natürlich war er dabei natürlich der absolute Herr des Hauses, dessen Regeln unbedingt zu befolgten waren. Man geht davon aus das seine Anwesenheit dabei symbolisch durch eine Statue auf einer der Klinen dargestellt wurde. Es ist überliefert:

„Mit diesem Gott allein kommunizieren die Menschen in besonderer Weise die richtige Kommunion in den Opfermahlzeiten, indem sie ihm zum Herd einladen und ihn sich als Speisegenossen und Gastgeber zum Vorgesetzten machen, so dass er … der gemeinsame Vollführer aller gemeinsamen Mahlzeiten ist und für alle, die sich um ihn versammeln, die Rolle des Vorsitzenden beim Trinkgelage hat … Er ist gleichzeitig derjenige, der die Opferspenden darbringt und empfängt; der als Gast zum rauschenden Fest kommt und die Festgenosssen zu sich einlädt.“ — Or. 45,27

Der „Schweiger“

Die Vorbereitung der Kline einem Novizen übertragen, welcher „Schweiger“ genannt wurde. Dieser hatte mehrere Monate das Fest vorzubereiten, wobei ihm seine Eltern unterstützen sollten. Das Schweigen galt hierbei als Tugendhaftes verhalten, stelle gar ein Idealbild dar. War der geplante Abend schließlich vollzogen, so war auch die Initiation fast vollzogen.

Eid eines Mysten

Schließlich musste ein „Schweiger“ als letzten Akt den Eid eines Mysten schwören. Der Eid eines Mysten für Isis und Serapis waren identisch. Stilistisch spielt er mit Gegensatzpaaren, wie dies bereits vorher in Mysterienkulten Ägyptens und des Hellenismus üblich war. Hier hängt es wohl besonders mit der ägyptischen Vorstellung des Sonnengotte zusammen, welcher bei jedem Sonnenaufgang die Welt neu erschafft. Der Eid lautet wie folgt:

„Ich schwöre bei Ihm, der Himmel und Erde voneinander getrennt hat und Finsternis von Licht und Tag von Nacht und Aufgang von Untergang und Leben von Tod und Werden von Vergehen und Schwarz von Weiß und Trocken von Feucht und Wasser Von Land und Bitter von Süß und Fleisch von Seele, ich schwöre auch bei den Göttern, die ich kniefällig verehre: die heiligen Geheimnisse (Mysterien), welche mit mitgeteilt werden, zu bewahren und geheim zu halten … Wenn ich meinen Eid einhalte, möge es mir gut ergehen, und das Gegenteil, wenn ich den Eid breche, wenn ich etwas von alledem ausplaudere.“ — M. Totti, Texte 8

Der „Signa“

Religiös gesehen war damit ein neuer Mensch entstanden. Ab nun war der Anwärter Myste geworden und erhielt zu seinem bürgerlichen Namen auch einen religiösen Namen (lat. „signa“). Dieser endete meist mit -ius oder -ios. Dabei bezieht sich der Name auf das innerste Wesen der Person und hat keinerlei Verbindung zum Geschlecht der Person.

Die „Memoracula“

Mit der Initiation erhielten die Mysten sakrale Gegenstände, welche sie sorgfältig aufbewahren mussten, da diese für zukünftige kultische Handlungen benötigt wurden. Diese waren das „Memoracula“ (Erinnerungszeichen) selbst, das „Crepundia“ (Spielzeugklapper) und das „Signa“ (Zeichen).

Isis als sorgende Mutter und Freudenspenderin

Besonders im Kult der Isis wurden oft tiefe religiöse Gefühle geweckt. So waren Mythen und Bilder von Isis und Harpokrates voller Liebe und Fürsorge der Mutter und Geborgenheit für das Kind. Gleichzeitig spielten bei Isis aber auch Sexualität, ebenso wie ausgelassenes Feiern und Freude, eine Rolle im Kult.

Wunder

Einen besonderen Stellenwert hatten Wunder in der neuen Religion. Meist handelte es sich um Krankenheilungen und andere Taten durch Isis und Serapis. Diese wurden dann in den Tempeln mündlich weitergegeben, aber auch aufgezeichnet. Diese Aufzeichnungen fanden in der literarischen Gattung der Romane statt, welche im Kult sehr bedeutend war. Teil dieser Geschichte war oft das die Krankheit die Strafe für eine Verfehlung oder ein Unterlassen war, aber auch die unverhoffte Heilung. Weitergabe der Geschichte und Aufzeichnung galten als Dank für die Heilung.

Tod

In Trauerfeiern, welche sehr durch den ägyptischen Kult des Osiris geprägt waren, hoffte man auf ein besseres Jenseits, was natürlich konträr zur alten hellenischen Vorstellung des Hades als Schattenwelt war.

Monotheismus und Henotheismus

Es gab durchaus monotheistische Tendenzen, welche jedoch dadurch eingeschränkt waren, dass die drei Götter als Trias und Familie angesehen wurde, welche jedoch zu dritt von ihren Anhägern zu großen Teilen henotheistisch verehrt wurden. Andere Göttergestalten wurden meist in inkulsivistischer Manier von den Allgottheiten Serapis und Isis absorbiert, dies gelang für die Anhänger sogar mit dem monotheistischen JHWH, ja sogar mit Christus (Historia Augusta, Firmus, Saturninus, Proculus and Bonosus 8).

Bilder

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Literatur

  • Reinhold Merkelbach, Isis regina - Zeus Sarapis : die griechisch-ägyptische Religion nach den Quellen dargestellt, 2001²; S. V-VI, 147-160, 305-307
  • Jefferson Monet, Serapis (Sarapis), the Composite God

Weitere Literatur