Sozialstruktur des römischen Militärs: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Theoria Romana
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Die im Heer dienenden Bürger wurden durch Censoren ihrem Vermögen entsprechend eingeteilt und im Heer eingesetzt. Die Einteilung entsprach ungefähr der schon zu Königszeit üblichen, die sich nach der Ausrüstung eines Kämpfers richtete. Das römische Heer war so immer ein Heer der Besitzenden, die durch Beute ihren Besitz und durch die Teilnahme an Feldzügen ihr soziales Prestige mehren konnten. Besitzlose, also die untersten Schichten der römischen Gesellschaft, wurden vorerst nur in absoluten Ausnahmefällen zum Kriegsdienst herangezogen und durch das Gemeinwesen ausgerüstet, so z.B. nach großen Niederlagen in Zeiten größter Not.
 
Die im Heer dienenden Bürger wurden durch Censoren ihrem Vermögen entsprechend eingeteilt und im Heer eingesetzt. Die Einteilung entsprach ungefähr der schon zu Königszeit üblichen, die sich nach der Ausrüstung eines Kämpfers richtete. Das römische Heer war so immer ein Heer der Besitzenden, die durch Beute ihren Besitz und durch die Teilnahme an Feldzügen ihr soziales Prestige mehren konnten. Besitzlose, also die untersten Schichten der römischen Gesellschaft, wurden vorerst nur in absoluten Ausnahmefällen zum Kriegsdienst herangezogen und durch das Gemeinwesen ausgerüstet, so z.B. nach großen Niederlagen in Zeiten größter Not.
  
Die höheren Offiziere der republikanischen Legion, die '''tribuni militum''', wurden zwar aus dem Heer gewählt, mussten jedoch mindestens den Zensus eines ''eques'' erbringen. Auch zur Zeit der Republik war dies vor allem Patriziern oder sehr vermögenden plebeischen Angehörigen der neuen Nobilitas möglich, was sich entsprechend in der Besetzung dieser Offiziersposten niederschlug.
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Die höheren Offiziere der republikanischen Legion, die '''tribuni militum''', wurden zwar von Konsuln aus dem Heer gewählt, mussten jedoch mindestens den Zensus eines ''eques'' erbringen. Auch zur Zeit der Republik war dies vor allem Patriziern oder sehr vermögenden plebeischen Angehörigen der neuen Nobilitas möglich, was sich entsprechend in der Besetzung dieser Offiziersposten niederschlug.
  
 
Der einzige Offiziersrang, der den weniger vermögenden Schichten zugänglich war, war der des '''centurio''', welcher ursprünglich von aus dem ''manipel'', der Untereinheit einer frührepublikanischen Legion, von den Soldaten gewählt wurde. Man geht heute davon aus, dass obwohl diese Position theoretisch allen Soldaten offen stand, vornehmlich Angehörige alter, vornehmerer Familien mit entsprechendem sozialen Prestige zu Centurionen gewählt wurden. Später wurden die Centurionen direkt von den ''legati'' ernannt, was eine andere, ebenso römische Form der sozialen Repräsentation und Bindung im Heer stärkte: das Patronat.
 
Der einzige Offiziersrang, der den weniger vermögenden Schichten zugänglich war, war der des '''centurio''', welcher ursprünglich von aus dem ''manipel'', der Untereinheit einer frührepublikanischen Legion, von den Soldaten gewählt wurde. Man geht heute davon aus, dass obwohl diese Position theoretisch allen Soldaten offen stand, vornehmlich Angehörige alter, vornehmerer Familien mit entsprechendem sozialen Prestige zu Centurionen gewählt wurden. Später wurden die Centurionen direkt von den ''legati'' ernannt, was eine andere, ebenso römische Form der sozialen Repräsentation und Bindung im Heer stärkte: das Patronat.

Version vom 14. August 2012, 22:24 Uhr

Die Struktur der römischen Sozialgemeinschaft blieb natürlich nicht ohne Auswirkungen auf das Heerwesen, vor allem da man im frühen Rom bis zur späten Republik nicht zwischen ziviler Gesellschaft und Angehörigen des Militärs unterschied. Allerdings bildeten sich mit der Zeit Eigenheiten heraus, die es sinnvoll machen sich genauer mit der Sozialstruktur des römischen Militärs zu beschäftigen.

Königszeit

Die Informationen über das römische Heer zur Königszeit, also von 753 v. Chr. bis 510 v. Chr., sind äußerst spärlich. Man weiß, dass die Unterschiede der Stände der plebei und der patricii sich auch im Heer niederschlugen. Da jeder Erwachsene im Alter von 18 - 46 zum Dienst im Heer (damals noch kollektiv legio genannt) verpflichtet war, und er seine Kampfausrüstung selber stellen musste, zeigten sich soziale Unterschiede eben auch im Heer. Vom König (der durch seinen Reichtum den Kriegszug finanzierte und ihn auch selber anführte) abgesehen, waren es vor allem die vermögenden patricii die sich hervortaten. Sie dienten meist in der Reiterei, weil der Unterhalt von Pferden sehr teuer war und die entsprechende Rüstung ebenfalls für weniger Vermögende kaum zu bezahlen. Die Offiziere des Heeres, die tribuni wurden ebenfalls ausschließlich von den patricii gestellt. Die Infanterie, zu der Zeit noch in der griechisch geprägten Phalanx, wurde von Angehörigen des Standes der plebei gestellt, allerdings gab es auch hier große Unterschiede zwischen den schwer gepanzerten Phalangiten in den vorderen Reihen und den leicht bis gar nicht gepanzerten Kämpfern der leichten (Plänkler-)Infanterie. Wer sich schwere Rüstung und Bewaffnung leisten konnte hatte nachher bei der Verteilung der Beute bessere Chancen sich zu bereichern und zudem war mit dem Dienst in den vorderen Reihen auch die Erlangung von sozialem Prestige durch den Dienst an der Gemeinheit verbunden. Zwar bestand durchaus die Möglichkeit durch die Anschaffung von besserer Ausrüstung in der Rangfolge des Heeres aufzusteigen, und damit auch seine Stellung in der römischen Gesellschaft zu verbessern, aber ebenso war es möglich, dass eine familia nach einer militärischen Niederlage durch den Verlust von Angehörigen und kostbarer Ausrüstung vor dem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ruin stand.

Republik

Besetzung der Offiziersposten

Die signifikanteste Änderung nach der Abschaffung des römischen Königtums ist die Übernahme der Heeresführung durch sogenannte legati die durch den Senat, neuerdings höchste politische Instanz Roms, mit der Heeresführung in Form eines imperium militiae ausgestattet wurden. Sind die Zugänge zu diesem imperium wie die politische Verfassung Roms der frühen Republik nicht genau überliefert, geht man davon aus, dass bis zum Ende der Ständekämpfe zwischen patricii und plebei nur erstere den Oberbefehl über römische Heere erlangen konnten, ebenso wie das oberste Amt der Republik. Mit den leges Liciniae Sextiae und den dadurch in Kraft tretenden Reformen, u.a. der Einführung des Doppel-Konsulats (welches damit auch Plebejern zugänglich wurde) und der Prätur, wurde das imperium militiae erstmals auch für Plebejer zugänglich. Die Plebejer, die mit dem imperium militiae ausgestattet wurden entstammten immer den angeseheneren und älteren Familien dieses Stands, was mitunter zur Bildung der nobilitas führte, einer Art Misch-Stand aus alten Patrizier- und hoch angesehenen und sehr vermögenden Plebejer-Familien.

Die im Heer dienenden Bürger wurden durch Censoren ihrem Vermögen entsprechend eingeteilt und im Heer eingesetzt. Die Einteilung entsprach ungefähr der schon zu Königszeit üblichen, die sich nach der Ausrüstung eines Kämpfers richtete. Das römische Heer war so immer ein Heer der Besitzenden, die durch Beute ihren Besitz und durch die Teilnahme an Feldzügen ihr soziales Prestige mehren konnten. Besitzlose, also die untersten Schichten der römischen Gesellschaft, wurden vorerst nur in absoluten Ausnahmefällen zum Kriegsdienst herangezogen und durch das Gemeinwesen ausgerüstet, so z.B. nach großen Niederlagen in Zeiten größter Not.

Die höheren Offiziere der republikanischen Legion, die tribuni militum, wurden zwar von Konsuln aus dem Heer gewählt, mussten jedoch mindestens den Zensus eines eques erbringen. Auch zur Zeit der Republik war dies vor allem Patriziern oder sehr vermögenden plebeischen Angehörigen der neuen Nobilitas möglich, was sich entsprechend in der Besetzung dieser Offiziersposten niederschlug.

Der einzige Offiziersrang, der den weniger vermögenden Schichten zugänglich war, war der des centurio, welcher ursprünglich von aus dem manipel, der Untereinheit einer frührepublikanischen Legion, von den Soldaten gewählt wurde. Man geht heute davon aus, dass obwohl diese Position theoretisch allen Soldaten offen stand, vornehmlich Angehörige alter, vornehmerer Familien mit entsprechendem sozialen Prestige zu Centurionen gewählt wurden. Später wurden die Centurionen direkt von den legati ernannt, was eine andere, ebenso römische Form der sozialen Repräsentation und Bindung im Heer stärkte: das Patronat.

Patronat und Klientel in den Legionen

Natürlich blieb das Patronat als eines der wichtigsten Charakteristika der römischen Gesellschaft im Militärwesen nicht einfach außen vor, sondern fand auch abseits der politischen Instanzen Roms seine Repräsentation.

Wenn man bedenkt, dass sich die Patronage durch sämtliche Gesellschaftsschichten Roms zog, wird es kaum verwundern wenn es das auch durch alle Ränge des republikanischen Heeres tat. Gerade zu einer Zeit in die römische Bevölkerung noch recht überschaubar im Vergleich zu späteren Zeiten war, reichten die durch Patronage traditionalisierten Beziehungen von der Spitze bis hin zu den untersten Rängen. Effektiv greifbar wurde die Patronage zum Beispiel bei der Wahl der tribuni und der centuriones, ähnlich den Wahlvorgängen in den Volksversammlungen im politischen Rom. Besaß ein Soldat den entsprechenden Einfluss durch die nötige Anzahl von Klienten und durch Unterstützung des eigenen Patrons, möglicherweise selber Offizier im Heer, konnte ein Mann in den Wahlvorgängen genügend Stimmen auf sich vereinen und so zu solchen Posten gelangen... und eigene Klientes durch Aktivierung der vielfältigen Beziehungen als Patron auf ebensolche Posten verhelfen.

Die Folge waren oftmals selbst für Römer unüberschaubare Verstrickungen im römischen Heer, die auch auf das zivile Leben rückwirkten. Wurde ein Heer geschlagen, oder versagte ein Offizier in seinem Aufgabenbereich hatte dies unmittelbare Auswirkungen nicht nur auf das eigene soziale Prestige, sondern auch auf jenes derer, die durch Patronat und Klientel an ihn gebunden waren.

Später änderte sich die Praxis bei den centuriones, welche fortan vom legatus persönlich ernannt wurden. Dadurch intensivierte sich der direkte Einfluss des Feldherrn auch in die unteren Ränge. Konnte er zuvor nur indirekt durch Klientelbeziehungen Einfluss bei der Ernennung der Offiziere nehmen, konnte er nun die unteren Ebenen des Heeres direkt eng an sich binden. Die tribuni blieben davon allerdings ausgenommen.

Kaiserreich

Literatur