Theoderich

Aus Theoria Romana
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Theoderich, genannt der Große (* um 453 in Pannonien; † 30. August 526 in Ravenna, Italia; auch bekannt als Dietrich von Bern in der Sage) war ein König der Ostgoten aus dem Geschlecht der Amaler. Sein Name im Gotischen lautet: Theude-reiks "Des Volkes König".


Leben

Theoderich war in seiner Jugend Geisel am Hof des oströmischen Kaisers Zenon (wohl von ca. 459 bis 469), wo er vermutlich rudimentäre Kenntnisse der römischen Verwaltungspraxis erhielt. Er kehrte 469 nach Pannonia zurück und folgte 474 seinem Vater als König nach. Er diente später noch in der kaiserlichen Armee als hoher Offizier auf dem Balkan, war 481 Magister militum und bekleidete 484 auch das Konsulat.

488 wurde er von Kaiser Zenon mit einem Feldzug gegen den Skiren Odoaker in Italia beauftragt. Ob Theoderich aus eigenem Entschluss oder auf Initiative des Kaisers nach Italia ging, ist in der Forschung umstritten, doch war dies für beide Seiten von Vorteil: Theoderich konnte ein eigenes Reich gewinnen, während Zenon den unbequemen Germanen los wurde, dessen Goten in gefährlicher Nähe zu Konstantinopel siedelten. Theoderich zog im Jahre 489 mit ca. 20.000 Kriegern und deren Familien nach Italia und kontrollierte 491 den Großteil des Landes. Er belagerte zwei Jahre lang Ravenna, konnte die Stadt aber auch nach der Rabenschlacht 493 nicht erobern und willigte daher einer Verständigung mit Odoaker ein, den er aber wenige Tage später aus machtpolitischen Gründen (und keineswegs aus Rache, wie er behauptete) bei einem Versöhnungsmahl eigenhändig tötete.

Dieser Sieg machte ihn als Stellvertreter (Vizekönig) des Kaisers in Italia praktisch unabhängig. Lange Zeit bemühte er sich um die Anerkennung seiner Herrschaft durch Konstantinopel, die er 497 auch erhielt. Theoderich galt nun als vom Kaiser eingesetzter Verwalter Italias. Einen lange anhaltenden Frieden erreichte er durch gleichwertige, aber getrennte Behandlung römisch-italischer (katholischer) und germanischer (arianischer) Vasallen und Beamten. Der byzantinische Historiker Prokopios von Caesarea lobte den König als einen gerechten und starken Herrscher, der in allem außer dem Titel ein wahrer Kaiser gewesen sei.

Die Ansiedlung der Goten in Italien erreichte Theoderich ohne eine größere Konfrontation mit den Italikern. Der Widerstand war sogar so gering, dass manche Forscher (W. Goffart) davon ausgehen, dass es keine Enteignungen der Römer gegeben habe, sondern dass die Goten nur brachliegendes Land sowie einen Anteil an den Steuern erhalten hätten. Trifft dies zu, so wäre damit eine Erklärung für die weitgehend friedliche Koexistenz zwischen der noch immer reichen italischen Senatsaristokratie und den Ostgoten gefunden. Auch ließ Theoderich zahlreiche Bauten errichten bzw. erneuern (Ausgestaltung Ravennas). In der Verwaltung knüpfte Theoderich weitgehend nahtlos an die römische Praxis an; der Senat wurde von ihm ehrenvoll behandelt, und zahlreiche Römer (zum Beispiel Cassiodor) dienten dem König in hohen Verwaltungsämtern. Auch ernannte er weiterhin Konsuln, die bald auch von Ostrom anerkannt wurden, und ließ zahlreiche Geldspenden anlässlich seiner Jubiläen verteilen sowie Circusspiele veranstalten.

Hartnäckigster Konkurrent war bis zu dessen Tod der Franke Chlodwig I., der Theoderichs Bündnispolitik nach Kräften bekämpfte. Trotzdem hatte Theoderich im Rahmen seiner gegen Ostrom gerichteten Heirats- und Bündnispolitik 493 die fränkische Merowingerprinzessin Audofleda - Tochter Chilperichs I. und Schwester Chlodwigs - geheiratet. Als Chlodwig den Westgotenkönig Alarich II. 507 besiegte und tötete, griff Theoderich ein. Nach einem innergotischen Krieg (bis 511) wurde er als Vormund des noch unmündigen neuen Königs (sein Enkel Amalrich) der Westgoten auch deren Herrscher. In diesen Jahren übte Theoderich de facto eine Hegemonie über die Germanen des Westens aus, wenngleich er selbst die zumindest nominelle Oberhoheit des Kaisers anerkannte. 515 verheiratete er seine Tochter mit dem westgotischen Amaler Eutharich, allerdings starb dieser nur wenig später, so dass eine dynastische Verbindung zwischen dem west- und ostgotischen Reich nur eine Episode blieb.

Die römische Kultur der Spätantike erlebte unter Theoderich eine bemerkenswerte Nachblüte. Der gute Eindruck wurde in den letzten Regierungsjahren des Theoderich allerdings getrübt. So ließ er den bedeutenden Philosophen Boethius 524 aus einem eher geringeren Anlass hinrichten. Hintergrund waren Parteikämpfe am Hof von Ravenna zwischen der pro- und anti-kaiserlichen (gotischen) Fraktion. Das Oströmische Reich zeigte seit 518 wieder vermehrtes Interesse an den Vorgängen im Westen, und Theoderich fühlte sich - wohl mit Grund - bedroht und reagierte empfindlich. Auch sein Plan eines germanischen Bündnissystems (mit den Burgundern und Westgoten) scheiterte unter anderem an innergermanischen Glaubensstreitigkeiten. Auch seine Ehe- und Nachfolgepolitik hatte keinen nachhaltigen Erfolg.

Der Tod Theoderichs leitete das Ende des Ostgotenreiches ein. Kaiser Justinian I. ergriff die Gelegenheit und ließ das Ostgotenreich durch seine Generäle Belisar und Narses erobern (535 bis ca. 552).

Sein monumentales Grabmal in Ravenna ist heute leer.


Quelle: Lexikon.freenet