Wachstafel: Unterschied zwischen den Versionen

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Die römischen Schreibtäfelchen bestanden aus einer Holzplatte, in welche eine hauchdünne, gefärbte Wachsschicht eingelegt wurde. Hauchdünn deshalb, weil man beim Schreiben mit dem spitzen ''[[Stilus]]'' bis auf das Holz durchritzen musste, um eine lesbare Schrift zu erhalten. Auf hellem Holz wurde dunkler Wachs benutzt, welcher entweder mit Russ oder mit Blut gefärbt wurde. Hatte man ein dunkles Holz zur Verfügung, konnte man den Bienenwachs auch in seiner natürlichen gelben Farbe verwenden. Durch das Durchritzen mit dem Griffel kann man in vielen archäologischen Funden heute noch den Text antiker Briefe und anderer Dokumente als dünnes Ritzmuster in den Überresten von Wachstafeln erkennen.
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Die römischen Schreibtäfelchen bestanden aus einer Holzplatte, in welche eine hauchdünne, gefärbte Wachsschicht eingelegt wurde. Hauchdünn deshalb, weil man beim Schreiben mit dem spitzen ''[[Stilus]]'' bis auf das Holz durchritzen musste, um eine lesbare Schrift zu erhalten. Auf hellem Holz wurde dunkles Wachs benutzt, welches entweder mit Russ oder mit Blut gefärbt wurde. Hatte man ein dunkles Holz zur Verfügung, konnte man das Bienenwachs auch in seiner natürlichen gelben Farbe verwenden. Durch das Durchritzen mit dem Griffel kann man in vielen archäologischen Funden heute noch den Text antiker Briefe und anderer Dokumente als dünnes Ritzmuster in den Überresten von Wachstafeln erkennen.
  
 
Ausserdem wird aus diesen Fundtexten klar, dass längst nicht nur Kleinigkeiten auf diesen Täfelchen notiert wurden, sondern mitunter ganze Reden, Protokolle, Abrechnungen und auch Entwürfe für [[längere Texte]] darauf angefertigt wurden. Deswegen gab es die Wachstäfelchen auch nicht nur in einer bestimmten Grösse, sondern in x-verschiedenen. Die grössten mir bekannten Funde lassen auf eine Grösse im Format A3 schliessen.
 
Ausserdem wird aus diesen Fundtexten klar, dass längst nicht nur Kleinigkeiten auf diesen Täfelchen notiert wurden, sondern mitunter ganze Reden, Protokolle, Abrechnungen und auch Entwürfe für [[längere Texte]] darauf angefertigt wurden. Deswegen gab es die Wachstäfelchen auch nicht nur in einer bestimmten Grösse, sondern in x-verschiedenen. Die grössten mir bekannten Funde lassen auf eine Grösse im Format A3 schliessen.
  
Weitere Möglichkeiten eröffneten sich dem Schreiber, wenn er nicht eine normale doppelseitige Schreibtafel, sondern einen ''Caudex'', eine Holzblock kaufte, welcher eigentlich nichts anderes war, als eine aus mehreren Brettchen zusammengebundene und somit mehrseitige Schreibtafel. So konnten auch ziemlich lange Texte prima zuerst auf der Wachstafel entworfen werden und danach von einem Profi-Schreiber fehlerlos auf wertvollen Papyrus abgeschrieben werden.
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Weitere Möglichkeiten eröffneten sich dem Schreiber, wenn er nicht eine normale doppelseitige Schreibtafel, sondern einen ''Caudex'', einen Holzblock kaufte, welcher eigentlich nichts anderes war, als eine aus mehreren Brettchen zusammengebundene und somit mehrseitige Schreibtafel. So konnten auch ziemlich lange Texte prima zuerst auf der Wachstafel entworfen werden und danach von einem Profi-Schreiber fehlerlos auf wertvollen Papyrus abgeschrieben werden.
  
Eine weitere wichtige Verwendung fanden Wachstafeln für [[amtliche Urkunden]], für die sie verschlossen und [[Siegel|versiegelt]] wurden sowie für [[Briefe]]. Auch dort wurden sie in der Regel verschlossen und gesiegelt und dann auf der hölzernen Außenseite mit Name und Anschrift des Empfängers versehen.
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Eine weitere wichtige Verwendung fanden Wachstafeln für [[amtliche Urkunde]]n, für die sie verschlossen und [[Siegel|versiegelt]] wurden sowie für [[Briefe]]. Auch dort wurden sie in der Regel verschlossen und gesiegelt und dann auf der hölzernen Außenseite mit Name und Anschrift des Empfängers versehen.
  
 
'''Literatur:''' Michael Alexander Speidel, ''Die römischen Schreibtafeln von Vindonissa'', Veröffentlichungen der Gesellschaft pro Vindonissa, Band XII, Brugg 1996
 
'''Literatur:''' Michael Alexander Speidel, ''Die römischen Schreibtafeln von Vindonissa'', Veröffentlichungen der Gesellschaft pro Vindonissa, Band XII, Brugg 1996

Aktuelle Version vom 2. April 2010, 12:20 Uhr

Die römischen Schreibtäfelchen bestanden aus einer Holzplatte, in welche eine hauchdünne, gefärbte Wachsschicht eingelegt wurde. Hauchdünn deshalb, weil man beim Schreiben mit dem spitzen Stilus bis auf das Holz durchritzen musste, um eine lesbare Schrift zu erhalten. Auf hellem Holz wurde dunkles Wachs benutzt, welches entweder mit Russ oder mit Blut gefärbt wurde. Hatte man ein dunkles Holz zur Verfügung, konnte man das Bienenwachs auch in seiner natürlichen gelben Farbe verwenden. Durch das Durchritzen mit dem Griffel kann man in vielen archäologischen Funden heute noch den Text antiker Briefe und anderer Dokumente als dünnes Ritzmuster in den Überresten von Wachstafeln erkennen.

Ausserdem wird aus diesen Fundtexten klar, dass längst nicht nur Kleinigkeiten auf diesen Täfelchen notiert wurden, sondern mitunter ganze Reden, Protokolle, Abrechnungen und auch Entwürfe für längere Texte darauf angefertigt wurden. Deswegen gab es die Wachstäfelchen auch nicht nur in einer bestimmten Grösse, sondern in x-verschiedenen. Die grössten mir bekannten Funde lassen auf eine Grösse im Format A3 schliessen.

Weitere Möglichkeiten eröffneten sich dem Schreiber, wenn er nicht eine normale doppelseitige Schreibtafel, sondern einen Caudex, einen Holzblock kaufte, welcher eigentlich nichts anderes war, als eine aus mehreren Brettchen zusammengebundene und somit mehrseitige Schreibtafel. So konnten auch ziemlich lange Texte prima zuerst auf der Wachstafel entworfen werden und danach von einem Profi-Schreiber fehlerlos auf wertvollen Papyrus abgeschrieben werden.

Eine weitere wichtige Verwendung fanden Wachstafeln für amtliche Urkunden, für die sie verschlossen und versiegelt wurden sowie für Briefe. Auch dort wurden sie in der Regel verschlossen und gesiegelt und dann auf der hölzernen Außenseite mit Name und Anschrift des Empfängers versehen.

Literatur: Michael Alexander Speidel, Die römischen Schreibtafeln von Vindonissa, Veröffentlichungen der Gesellschaft pro Vindonissa, Band XII, Brugg 1996